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Nachrichten aus aller Welt
Französische Zone
FREIBURG. Wegen der während der Nazizeit in den badischen Irrenanstalten und Kreispflegeanstal- ten erfolgten Massenmorde wird die Staatsanwalt- schaft ein Gerichtsverfahren einleiten.
' Amerikanische Zone
FRANKFURT a. M. Mit dem Wiederaufbau der Paulskirche ist begonnen worden. Sie wird bis zur Jahrhundertfeier im nächsten Jahre fertiggestellt sein. FRANKFURT a. M. Der Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte in Europa, Generalleut- nant Lucius D. Clay, führt jetzt die Bezeichnung „ Oberbefehlshaber des europäischen Befehlsbe- reiches und Militärgouverneur der USA.- Zone in Deutschland".
NÜRNBERG. Der Stellvertreter Flicks in der Ver- waltung der Eisen- und Stahlwerke wurde in Ried- lingen, wo er sich monatelang versteckt hielt, ver- haftet. Er wird sich als weiterer Angeklagter im Prozeß gegen die Industriellen zu verantworten haben.
SCHWÄBISCHES TAG BLATT
Das andere Deutschland
Erste interzonale Ländertagung der Verfolgten des Naziregimes( VVN.)
( Von unserem nach Frankfurt a. M. entsandten Herausgeber und Schriftleiter Will Hanns Hebsacker)
FRANKFURT. Vom 15. bis 17. März 1947 fand die erste interzonale Ländertagung der Verfolgten des Naziregimes( VVN.) statt. An- wesend waren Vertreter der Länderregierun- gen, der Parteien und der Gewerkschaften. Die hessische Regierung und der Frankfurter Oberbürgermeister Kolb hatten das Patro- nat der Tagung übernommen.
Dr. Hans Mayer, der bekannte Kommen- tator des Frankfurter Rundfunks, forderte als Voraussetzung einer internationalen Verstän- digung die enge Zusammenarbeit der Kämp- fer aller Widerstandsbewegungen Europas. Er bezeichnete die Verfolgten von gestern als die Sprecher von heute, vor allem zum Ausland. Dr. Eugen Kogon, Verfasser des Buches ,, Der SS.- Staat" und selbst langjähriger Häft- ling des Konzentrationslagers Buchenwald, stellte fest, daß die Welt keine zutreffende Vorstellung vom Umfang des deutschen Wi- derstandes habe. Der Kampf der deutschen Antifaschisten sei unter dem engmaschigen Polizeinetz der brutalen Nazidiktatur zu un- stürzten infolge des Hochwassers und des Eisgan- gleich schwereren Bedingungen geführt wor-
NÜRNBERG. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem bayerischen Minister für Sonderaufgaben, Loritz, ist der Vorsitzende der Nürnberger Spruch- kammer, Camille Sachs, zurückgetreten.
BREMEN. Sämtliche Weserbrücken bei Bremen
ges zusammen. Weite Flächen in Niedersachsen stehen bis 50 Zentimeter unter Wasser. Der Scha- den ist noch nicht abzuschätzen.
Englische Zone
BAD GODESBERG. Der deutsche Städtetag berei- tet ein„ Friedenshandbuch" vor, das die Stellung der Städte zum Friedensvertrag behandelt.
HAMBURG. 41 000 Arbeiter und Angestellte von 1400 Betrieben sind infolge der Stromsperre arbeitslos.
KREFELD. Mehr als 300 Personen wurden bis jetzt lauteten auf 14 Tage Gefängnis und 50 RM. Geld-
wegen Kohlendiebstählen abgeurteilt. Die Urteile
strafe.
Russische Zone
LEIPZIG. Das Messeamt gibt bekannt, daß die Frühjahrsmesse von 270 000 Personen( darunter 2507 Ausländern) besucht worden ist. Es wurden Ge-
schäfte in Höhe von 460 Mill. Mark abgeschlossen.
Berlin
BERLIN. Der Arbeitsamtsdirektor von Reichenbach ( Vogtland) hatte beantragt, allen arbeitsscheuen Ju- gendlichen die Haare zu scheren und sie in Holz- schuhen zum Gespött der Bevölkerung durch die Straßen zu führen. Die Freie deutsche Jugend" protestierte gegen diese nazistische Methode.
BERLIN. Die amerikanische Militärregierung hat verschiedenen Spruchkammern ihre Mißbilligung ausgesprochen, weil sie Nazi- Amtsträger als Mit- läufer eingereiht hatten.
' Ausland
LONDON. Die konservativen Abgeordneten des britischen Parlaments haben einen Plan ausgearbei- tet, nach dem alle deutschen Kriegsgefangenen in Großbritannien bis Weihnachten 1947 entlassen wer- den sollen. Aehnlich wie in Frankreich können Kriegsgefangene als freie Arbeiter in England bleiben. PARIS. Die französische Nationalversammlung be- endete die Aussprache über die Indochinafrage. Die Nationalversammlung sprach dem französischen Mi- nisterpräsidenten Ramadier das Vertrauen aus. Die kommunistische Fraktion enthielt sich der Stimme. DEN HAAG. Obgleich vor kurzem mit Indonesien ein Waffenstillstandsabkommen abgeschlossen wurde, begannen die holländischen Truppen auf breiter Front einen Angriff.
ROM. In Italien erhalten zukünftig Personen mit sehr hohem Einkommen verkürzte Lebensmittel- rationen, weil sie die Möglichkeit haben, sich auf dem schwarzen Markt zu versorgen, während Klein- verdiener Zusatzrationen bekommen sollen.
ROM. Der französische Arbeitsminister traf in Rom ein, um das Abkommen über die italienischen Ar-
beiter, die nach Frankreich gehen wollen, zu unter-
zeichnen.
WASHINGTON. Das Marinedepartement gab heute bekannt, daß sich der 27 000- Tonnenflugzeugträger ,, Leyte" anfangs April zu Manövern ins Mittelmeer begeben wird.
heute
WASHINGTON. Der Präsident der amerikanischen Bergarbeitergewerkschaften, John Lewis, hat seine Streikandrohung zurückgezogen. WASHINGTON. Das amerikanische Rote Kreuz stimmte einem Hilfsprogramm für Ungarn zu. Da- nach sollen Güter im Wert von 1,8 Millionen Dollar, vor allem Kleidungsstücke und Lebensmittel, gelie- fert werden.
Sie gefallen mir!
An einem der letzten Sonntage, beim Mit- tagessen wars. Meine Frau pausiert etwas, schaut sinnend zum Himmel und sagt dann mit Bedacht:„ Du, ich glaube, ich gehe heute nachmittag wieder ins Buchelesammeln. Der Regen hat aufgehört und das Barometer steigt."
,, Ich habe ganz und gar nichts dagegen", erwiderte ich ,,, im Gegenteil, auch ich schätze einen fetten Salat, und außerdem kann ich dann in aller Ruhe meine vielen Briefschulden erledigen."
Längst sitze ich an meinem Schreibtisch, zügig geht die Arbeit vorwärts, da tritt noch- mals meine Frau ein, die ich bereits über alle Berge wähnte, und stellt mir einen älteren, bè- brillten, etwas maliziös dreinschauenden, pfleglich gekleideten Herrn vor, der sie im Treppenhaus nach mir fragte.
den als die Widerstandsaktionen in den von Hitler besetzten Ländern, die ihre Nationen • hinter sich gehabt hätten. Der europäische Weg führe über den Nationalismus hinaus, und es sei widersinnig, wenn heute in Moskau versucht werde, wiederum aus nationalisti- schen Motiven, aus dem bröckeligen Kuchen Deutschland immer noch möglichst große Stücke herausschneiden zu wollen.
Ruf an die Alliierten, die deutschen Kriegsge- Ministerialrat Dr. Englert richtete den fangenen in ihre Heimat zurückkehren zu las- sen, was zweifellos dazu beitragen werde, dem Gedanken einer demokratischen Verständi- gung viele aktive Kräfte zuzuführen.
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er
Ottomar Geschke wurde beim Betreten des Rednerpultes von der Versammlung stür- misch begrüßt, ist er doch, der alte Berliner Antifaschist, ein Zeuge für den ungebrochenen Widerstandswillen der Besten des deutschen Volkes gegen den Hitlerterror. Ottomar Geschke, verhaftet in der Nacht des Reichstagsbrandes, verhaftet von den gleichen Nazis, die das Reichstagsgebäude angezündet hatten, um da- mit den ersten entscheidenden Schlag gegen das demokratische Deutschland zu führen, wandte sich an seine alten Mitkämpfer war selbst über zwölf Jahre im KZ. erinnerte sie an die Kameradschaft jener Jahre, die sich heute aufs neue bewähren müsse, nachdem sich der unterirdische Nazis- mus in Deutschland von Tag zu Tag frecher gebärde. ,, Bis hierher und nicht weiter!", rief Geschke den Nazis und ihren Helfershelfern zu, die heute wieder versuchen, mit Spreng- bomben gegen demokratische Einrichtungen oder mit der braunen Giftspritze persönlicher Verunglimpfung gegen führende Antifaschisten ihre alten Ziele zu verfolgen.
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und
Ausführlich behandelte der hamburgische Senator Franz Heitgres die politische Be- deutung der Wiedergutmachung durch eine
Neun Todesurteile in Rastatt RASTATT. Im Prozeß gegen die Angeklag- ten aus den Lagern Haslach, Gaggenau, Nie- derbühl und Sulz a. N. wurden wegen Kriegs- verbrechen und Verbrechen gegen die Mensch- lichkeit neun der Angeklagten zum Tode ver- urteilt, und zwar: Karl Buck, Josef Muth, Walter Müller, Bernhard Ullrich, Reinhold Lindau, Gerhard Gaiẞer, van der Veer, Er- win Ostertag und Karl Nußberger. Der Ange- klagte Sigismund Weber erhielt sieben Jahre Gefängnis, Bernhard Kühn sechs Jahre, Mar- tin Wiesenmayer und Adalbert Depka je fünf Jahre, verschärft durch Zwangsarbeit, Lud- wig Reglitz fünf Jahre, Stefan Ribar zwei Jahre, Robert Wunsch ein Jahr und Hans Trippel fünf Jahre und 20 000 Mark Geld- strafe. Die Angeklagten Christian Schmid, Karl Weiler und Kurt Hunger wurden für nicht schuldig befunden.
Dr. Behl, jetzt Landgerichtspräsident in
könne man sparen, man müsse nur wollen. So positiv Herrn Schachts Kritik an seinem Stoffe ist, so negativ, ja betrübend ist die- selbe an meinen Marken. Die eine hat keine markante Zähnung, die andere trägt offen- ten fehlt die unerläßliche Postfrische. Nur we- bar einen Gefälligkeitsstempel, und der drit- nige Stücke finden den Beifall meines In- teressenten.
Der Handel ist auf einem toten Punkt an- gelangt, und ich beschließe, denselben durch Kredenzen eines Glases Wein zu überwinden.
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Wein, aber woher? Mein Flaschenschrank ist seit Jahren leer, und zur immer größeren Seltenheit wird es, daß meine Frau, wie ehe- dem, mich ab und zu mit einer Flasche über- rascht.
Diese Ueberraschungszeremonie ist immer recht nett. Meine Frau trinkt nämlich keinen Wein. Da sie aber auch ein Vergnügen bei
Mein Besucher, den ich Schacht nennen will, der Sache haben will, so versteckt sie stets zumal er eine verfluchte Aehnlichkeit mit Hjalmar hat, ist zwar kein Reichsbankpräsi- dent, wohl aber ein Behördenrat, der laut seiner Aussage gekommen ist, um sich mit mir wegen meiner Zeitungsanzeige:
Geboten: Einige Sätze Briefmarken aus wilhelminischer Zeit. Gesucht: Ein dunk- ler Anzugstoff, Friedensware, ins Benehmen zu setzen.
Nach dieser Klarstellung geht meine Frau endgültig zu ihrem Sammelsport, und allein bin ich nun mit Herrn Schacht in meiner Wohnung. Ich präsentiere meine Briefmarken, und mein Gast sein Stoffmüsterchen. Ein- gehend zergliedert er dasselbe durch Wort und Tat und erklärt mir Kette und Schuß nach Strich und Faden. Zwei Fingerspitzen, eine Lupe und ein brennendes Streichholz tun ihm dabei beachtliche Dienste. Mein Hinweis, 3,20 Meter Stoff haben zu müssen statt der an- gebotenen 3 Meter irritiert ihn nur wenig, denn, so argumentiert er, wären weite Hosen ein Greuel, Aufschläge an denselben sei eine Verschwendung, und auch an der Weste
die so mühsam ergatterte Flasche, und ich habe sie dann zu suchen, wie etwa an Ostern die Kinder ihre Hasen. Kein Ort ist dabei un- möglich. Einmal finde ich das Behältnis im Papierkorb, das andere Mal im Ofen und dann wieder im Bauch der Standuhr.
Heute muß wieder eine Flasche fällig sein, denn meine Frau machte vor ihrem Weggang eine deutliche Anspielung auf einen glück- haften Gang gestern in die Stadt.
Unter irgendeinem Vorwand entschuldige ich mich also bei meinem Besucher, fahre wie ein geölter Blitz durch die Zimmer und durchstöbere Schubladen, Schränke, Herd, Betten nach dieser mysteriösen Bouteille. Ver- gebens! Doch halt! Was lugt hinter dem Schirmständer so versonnen hervor? Hurra! Es ist die angedeutete Flasche, und eingepackt ist sie auch noch. Ja, meine Alte! Ist doch ein Prachtskerl! Weiß, was so einem alten Kno- chen nottut. Mit diesem Gedanken trete ich wieder vor meinen Gast.
Rasch ist das Ding entkorkt, zwei Gläser sind auch zur Hand, und gleich darauf stoße ich frohgelaunt mit Herrn Schacht, dem Zu-
rasche und umfassende Gesetzgebung, die für ganz Deutschland einheitlich gestaltet werden müsse.
Der bayerische Staatskommissar für die Wie- dergutmachung, Dr. Philipp A uerbach, be- richtete über seine Arbeit auf diesem Gebiet und konnte mitteilen, daß die bayerische Re- gierung hier bis jetzt in sehr großzügiger Weise verfahren sei. Lebhaft begrüßt wurde die Forderung Auerbachs, daß von allen Be- lasteten der Gruppen 1, 2 und 3 der Vermö- gensunterschied zwischen dem Stand ihres Vermögens vom 30. Januar 1933 und dem 8. Mai 1945 eingezogen werden müsse. Staatskommissar Dr. Epstein unterstrich die Forderungen Auerbachs und erinnerte daran, daß Millionen Menschen Jahr für Jahr in den Konzentrationslagern saßen, auf einem „ Lebensraum" von 60 cm und mit einer soge- nannten Verpflegung von 600 Kalorien. Mil- lionen Menschen wurden von den Nazis er- mordet. An den Ueberlebenden müsse das na- menlose Unrecht wieder gutgemacht werden, soweit das irgend möglich sei.
Der Generalsekretär der Centrale Sanitaire Suisse für die französisch besetzte Zone, Pe- ter Arno, überbrachte die brüderlichen Grü- ẞe der CSS., dieser großen antifaschistischen Hilfsorganisation in der Schweiz, die als Cen- trale Sanitaire Internationale während des spanischen Krieges in Paris gegründet wurde und die nach der Besetzung Frankreichs nur in der schweizerischen Sektion weitergeführt werden konnte. Die CSS. half den Antifaschi- sten in Spanien, in Frankreich, in Jugoslawien, in Deutschland. Im Namen des Kongresses sprach der Redner besonderen Dank für diese umfassende Hilfe vor allem dem Präsidenten der CSS., Dr. Hans von Fischer, und seiner Frau, Anna von Fischer, aus, was von den Tagungsteilnehmern mit lebhaftem, langanhaltendem Beifall aufgenommen wurde.
Zum Schluß behandelten Karl Raddatz und Hans Schwarz organisatorische Fra- gen der VVN. Einstimmig wurden vier Ent- schließungen angenommen: Die erste galt einem gerechten Friedensschluß mit Deutsch- land. Die zweite wandte sich unmittelbar an den Kontrollrat; in ihr wird gefordert, den deut- schen Antifaschisten die Möglichkeit eines gei- stigen Austausches mit ihren Kameraden im Ausland zu geben. Die dritte Resolution ver- langte eine baldige Wiedergutmachung für die Verfolgten des Naziregimes auf Grund ein- heitlicher gesetzlicher Maßnahmen. In einer vierten Entschließung wurde die Rückgabe unserer Kriegsgefangenen gefordert und zwar unter Bevorzugung derjenigen Kameraden, die im Dritten Reich aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen verfolgt wurden.
Eine große öffentliche Kundgebung und die feierliche Niederlegung eines Kranzes für die Toten der deutschen Widerstandsbewegung an dem Denkmal ,, Den Opfern" durch den Frank- furter Oberbürgermeister Kolb am 17. März beschlossen die bedeutsame Tagung.
Schweinfurt, wurde im Prozeß gegen die Na- zijuristen als Zeuge der Anklagevertretung vernommen. Er wies nach, daß das„ Rechts- leben" im Hitlerreich die Unabhängigkeit der Richter nicht mehr garantierte. In Schulungs- lagern wurden die jungen Juristen im natio- nasozialistischen Sinne ,, ausgerichtet", und das Hakenkreuz an der Richterrobe zeigte schon äußerlich, daß man vom Richter nicht Objek- tivität, sondern Rechtsprechung nach dem Willen Hitlers verlangte.
mandanten des Vernichtungslagers Auschwitz, Im Prozeß gegen den ehemaligen Kom- Rudolf Hoeẞ, sagte einer der Zeugen aus, daß nach Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und der Sowjetunion 120 Kom- munistenführer nach Auschwitz gebracht wur- den. Diesen habe man zunächst mit Nägeln die Augen ausgestochen, dann den Kopf der Ge- marterten zwischen zwei Spaten gelegt, auf die Angehörige der Lagerpolizei gesprungen seien, um den Kopf zu zerquetschen.
geknöpften, an. Er findet den Wein blumig, ich dagegen klassifiziere ihn unter die Hohen- astheimer.
Beim dritten Glas wird mein Gast wohl ein wenig aufgeräumter, seiner Reserviert- heit aber bleibt er treu. Meine launige Be- merkung, in meiner Markenkiste nach den
fehlenden Zähnen suchen zu wollen, quittiert
er mit gequälter Miene und meine, ihm ge- baute Eselsbrücke, daheim seinen Stoff zu strecken, läßt er unbeachtet.
Die Flasche ist leer, Herr Schacht spricht. von einem Sich- überlegen- wollen, von einem noch zu machenden Krankenbesuch und er- hebt sich dann ruckartig. Im Korridor helfe ich ihm in den Mantel, begleitet mit meinem Wunsche auf ein baldiges Wiedersehen.
Aber was ist das? Mein bis jetzt sehr selbstsicherer Gast sieht unstet um sich, und als ich wieder einen fragenden Blick auf- fange, kann ich nicht unterlassen zu fragen: , Vermissen Sie Ihren Schirm oder Stock?" ,, Nein, aber meine Flasche", tönt es rauh
دو
zurück.
,, Eine Flasche?"- ,, Ja, meine Flasche Wein. Bei meinem Kommen stellte ich sie hinter diesen Schirmständer."
Ja, H... H... G... Sakra...! schießt es mir durch den Kopf, war das vielleicht dessen Flasche?
Zu weiteren Ueberlegungen ist keine Zeit, denn jetzt hallt es:„ Unbegreiflich! Und ein- gepackt war sie auch!" ,, Eingepackt auch? Ha no! Dann wars Ihre Flasche! Tausendmal Entschuldigung!"
Aber nun sehe ich ganz bösartige Augen hinter einer Brille und ein breiter Mund spricht mit gesuchter Betonung:„ Sie gefallen mir!"
Ich rede etwas von Mißverständnis, will erklären, darlegen, Frau abwarten, aber schon strebt mein Gast, gleich einem zürnenden Cherub, der Glastüre zu mit der zwei-, ja dreimal sehr pointiert gegebenen Versicherung: „ Sie gefallen mir!"
Unter Zitierung aller mir namentlich be-
21. März 1947
Monroe- Doktrin
Anläßlich der Rede von Präsident Truman in der vergangenen Woche wurde von der Weltpresse wiederholt darauf hingewiesen, daß die Erklärun- gen Trumans die Aufgabe der Monroe- Doktrin be- deuteten.
Die Monroe- Doktrin muß als die wichtigste außenpolitische Willenserklärung der USA. seit der Unabhängigkeitserklärung von 1776 betrachtet wer- den. Sie wurde von dem fünften Präsidenten der USA., James Monroe, am 2. Dezember 1823 als politischer Grundsatz aufgestellt und wandte sich gegen die Einmischung europäischer Länder in die inneren Streitigkeiten unabhängiger amerikani- scher Staaten. Gleichzeitig verbot sie den europäi schen Mächten die Erwerbung weiteren amerikani. schen Kolonialgebietes. Andererseits wurde erklärt, daß die Union in die Streitigkeiten Europas sich nicht einmischen werde.
Zur Zeit ihrer Verkündigung diente die Monroe- Doktrin einzig dem Zweck, einem von Rußland erhobenen Anspruch auf die Nordwestküste Nord- amerikas und der Intervention der Heiligen Allianz von 1815 zur Wiederunterwerfung der aufstän- dischen spanischen Kolonien in Süd- und Mittel- amerika entgegenzutreten. Allgemeiner Leitsatz der amerikanischen Außenpolitik ist sie erst im Laufe der Zeit geworden. Für die inneramerikani- schen Probleme hat sie insofern besondere Bedeu- tung, als mit ihr der Anspruch der USA., die Rechtmäßigkeit der Regierungen des ganzen Kon. tinents Amerika zu prüfen, begründet wird
Mit dem Eintritt Amerikas in den ersten Welt. krieg wurde die Monroe- Doktrin bereits im Prin- zip durchbrochen. Falls der Kongreß der USA. die von Truman geforderte Hilfeleistung für Griechen. land und die Türkei bejaht, kann nunmehr mit Recht von einer endgültigen Aufgabe der Monroe- Doktrin gesprochen werden.
Demokratische Partei Deutschlands STUTTGART. Anläßlich einer interzonalen Tagung der demokratischen Parteien aller Zo- nen in Rothenburg o. d. T. haben sich diese zur Demokratischen Partei Deutschlands zu- sammengeschlossen. Zu gleichberechtigten Vor- sitzenden wurden Dr. Theodor Heuß, Stutt- gart, und Wilhelm Külz, Berlin, gewählt. Landesbischof Wurm in Bebenhausen
Was aus dem Halbdunkel von Bebenhausen ge und Gerüchte hinaus. Wir wissen, daß die zu uns dringt, geht nicht viel über Andeutun- SPD., die KPD., und neuerdings nun auch die DVP. den Verfassungsausschuß verlassen ha- klärung abgegeben, in der sie sich gegen den ben. Die Linksparteien hatten zuerst eine Er- die Verfassung wandten, und in der sie da- Einbau eines autoritären Staatspräsidenten in paratistische" südwürttembergische Verfassung gegen protestierten, daß man durch eine„, se- die Kluft zwischen den beiden durch die Zo- bergs erweitere. Nachdem man zugesichert nengrenze getrennten Landesteile Württem- hatte, man werde mit sich reden lassen, blie- schuß. Am andern Tag kam es dann doch zum ben SPD. und KPD. zunächst noch im Aus- Bruch. Die SPD. und die KPD. sahen im Ar- tikel 12 ein Hindernis zu einer großzügigen Bodenreform und verließen, da eine Einigung nicht zustande kam, den Sitzungssaal.
Vierundzwanzig Stunden später begab sich auch die DVP. in die strikte Opposition und ließ ihre Kollegen von der CDU. allein in Be- außerstande, an einer Verfassung mitzuarbei- benhausen zurück. Sie erklärte, sie sehe sich ten, die keine parlamentarische Regierung kenne, außerdem verlange sie die Gemein-
schaftschule.
Außerhalb der offiziellen Ausschußsitzung sprach Landesbischof Wurm zu den evangeli- dabei die Stellungnahme der Kirche zu der schen Abgeordneten aller Parteien. Er legte Verfassung dar, insbesondere den Wunsch nach der christlichen Gemeinschaftsschule.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Müller, Rosemarie Schitten helm, Alfred Schwenger und Werner Steinberg. Weitere Mitglieder der Redaktion: Albert Ansmann, Dr. Helmut Kiecza und Josef Klingelhöfer. Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1,50 RM., durch die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag.
AN DIE ERDE
Ich will mein Ohr an deine Erde legen, vielleicht vernehme ich den nie belauschten Ton, wenn aus der Samenhülle springt der junge Sohn. und zarte Wurzelhände sich bewegen.
und ihre Wunderkraft in Stiel und Blatt gerinnt, wie mag es läuten, wenn die Knospe dann beginnt, in eins gesammelt sich dem Licht zu zeigen. 0- Erde, welch ein wunderbares Rauschen klingt Tag und Nacht in deinem mütterlichen Saal. Begnade du mein Ohr und laß mich lauschen! Wir gehn dahin auf einem ewigen Choral.
Wie mag es raunen, wenn die Säfte steigen
Ottilie Häusermann
kannten Heiligen durchsuche ich nun erneut alle Ecken und Winkel meiner Wohnung, auch die Speisekammer, und siehe: zwischen eini- gen leeren Bierflaschen, vollkommen depla- ziert, führt meine Flasche ein unwürdiges Aschenbrödeldasein.
Ich erlöse die Gesuchte, kleide sie in das gleiche Kleid, das ihre miẞbrauchte und ver- blichene Schwester trug, lege sie in ein wei- Bes Särgchen, das einst eine Schuhschachtel war, schnüre mit einem blauen Bändelchen eine Aster darauf und strebe dann der Be- hausung meines erbosten Gastes zu.
Herr Schacht empfängt mich in der Diele seiner Wohnung mit betonter Distanz. Er ist noch sichtlich erregt. Höflich überreiche ich ihm mein Angebinde, mache ihn mit der Manier meiner Frau bekannt und bitte noch- mals um Entschuldigung. Meine Hoffnung, nun von ihm zu meiner Flasche Hohenast- heimer eingeladen zu werden, um dem ganzen Vorfall eine humoristische Seite abzugewin- nen, trügt, denn nicht einmal zum Sitzen werde ich aufgefordert.
Unbefriedigt gehe ich von dannen. Noch habe ich meine Marken, er seinen Stoff, und ich glaube, es ist gut so. Erich Rupp
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