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Nachrichten aus aller Welt

Französische Zone

KONSTANZ. Da der zu 15 Jahren Zuchthaus ver- urteilte Erzbergermörder Tillessen darauf verzichtet hat, Revision einzulegen, ist das Urteil rechtskräftig geworden.

KOBLENZ. Im Siegkreis ist ein umfangreicher Butterschwindel aufgedeckt worden. Ein Großhänd- ler hatte Empfangsbescheinigungen für abgelieferte Kleinbezugsscheine gefälscht und damit etwa 100 Zentner Butter erschwindelt.

Amerikanische Zone

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SCHWÄBISCHES TAG BLATT

Die Rastatter Angeklagten im Verhör

Der Industrielle Trippel will kein Nutznießer gewesen sein/ Anklagerede des Staatsanwalts

RASTATT. Nach dreitägiger Pause nahm das Hohe Gericht die Verhandlungen wieder auf. Die Beweisaufnahme wurde mit dem Verhör der Angeklagten fortgesetzt.

Der Industrielle Hans Trippel legte bei sei- ner Verteidigung größten Wert auf die Be- hauptung, daß ihm seine materiellen Gewinne ausschließlich aus seinen Erfindungen erwach- sen seien. Trippel, der bereits 1930 zur NSDAP. gekommen ist, hat den Schwimmwagen ent- wickelt, für den er dann von der SS. einen größeren Auftrag erhielt. Außerdem sei er für seine Erfindung zum Obersturmbannführer ehrenhalber" ernannt worden, was aber mit seiner Einstellung zu den Nazis nichts zu tun

sen. Im Jahre 1932 belief sich dagegen der gesamte gehabt habe. Auch andere große Erfinder hät-

STUTTGART. Ministerpräsident Dr. Maier klärte, daß infolge der Lahmlegung von Gewerbe und Handel durch den Kohlen- und Strommangel täglich eine Million RM. für Kurzarbeiter- und Arbeitslosenunterstützung ausgezahlt werden müs- württembergische Haushalt auf nur 320 Millionen RM. FRANKFURT. Der Haushaltsplan der UNRRA. in der amerikanischen Zone soll dem der internatio- nalen Flüchtlingsorganisation angeglichen werden. Die vier UNRRA.- Hauptquartiere in Stuttgart, Bad löst worden.

ten für ihre wissenschaftlichen Leistungen SS.- Dienstgrade erhalten. Als ihn der Anklä- ger auf Grund der Aussagen der Belastungs- zeugen als herrschsüchtig, stolz, hart, teilweise brutal und egoistisch bezeichnete, wehrte sich Wildungen, Regensburg und München sind aufge- Trippel mit dem Hinweis, daß er mit so niedri- gen Charaktereigenschaften niemals die von ihm erreichten Leistungen hätte erzielen kön-

FRANKFURT. 1069 Deutsche aus Japan werden am 1. April in Bremenhaven erwartet.

Englische Zone

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Die übrigen Angeklagten waren ebenfalls bemüht, in ihren Aussagen die schweren An- KÖLN. In der gesamten britischen Zone ist der schuldigungen, die von den Belastungszeugen erhoben worden waren, zu entkräften.

Rhein eisfrei, und die Schiffahrt konnte wieder auf- genommen werden.

AACHEN. Die Rheinische Volkspartei in Aachen, die in ihrer Mehrheit die Bildung eines Rhein- staates anstrebte, ist wegen Uneinigkeit und Un- klarheit ihres Parteiprogramms auf Befehl der bri- tischen Militärregierung aufgelöst worden.

HANNOVER. Ein ,, Pestalozzifonds für Kinder", der bedürftige und notleidende Kinder aller Bevöl- kerungsschichten unterstützen soll, ist in Hannover eingerichtet worden.

LÜBECK. Die elf angeklagten Mitglieder der ille- galen deutschen Freiheitspartei sind von einem Ge- richt der britischen Kontrollkommission pronazi- stischer Tätigkeit für schuldig befunden und zu Gefängnisstrafen verurteilt worden.

KIEL. Das Hauptquartier der britischen Kontroll- kommission in Kiel hat die südschleswigische Ver- einigung ermächtigt, für die kommenden Landrats- wahlen als politische Partei aufzutreten.

Berlin

BERLIN. Der Personenwagen von General Lucius D. Clay ist vor dem Gebäude des Hauptquartiers der amerikanischen Militärregierung in Berlin ge- stohlen worden.

BERLIN. Die Berliner Zeitung Tagesspiegel" konnte einen Tag nicht erscheinen, da die Drucker sich weigerten, weiterzuarbeiten, nachdem zwei von ihnen zu Beginn der Nachtschicht wegen Körper- schwäche zusammengebrochen waren.

BERLIN. Infolge Kohlenmangels haben weitere 600 Betriebe Großberlins schließen müssen. Dadurch sind nunmehr fast 51 000 Arbeiter beschäftigungslos.

' Ausland

KOPENHAGEN. 874 deutsche Kinder, die in Däne- mark interniert waren und seit Ende der Kampf- handlungen von ihren Eltern getrennt lebten, wer- den jetzt in die französische Besatzungszone zurück- geschickt.

AMSTERDAM. Die Jüdin Ann van Dijk, die 68 holländische Juden an den deutschen Sicherheits- dienst verriet, ist von einem Sondergericht zum Tode verurteilt worden.

PARIS. Die Gewerkschaft der Zeitungsverkäufer fordert von der Regierung einen allwöchentlichen Ruhetag. Sonst weigert sich die Gewerkschaft, für den Verkauf der Zeitungen Sorge zu tragen. ROM. In Italien wird am 16. März die doppelte Sommerzeit eingeführt, so daß die italienische Zeit der Greenwich- Normalzeit um zwei Stunden voraus sein wird.

DAKAR. Ein französischer Jagdbomber ist in der Nähe von Dakar bei der Durchführung von Ab- wurfübungen am Boden zerschellt.

WARSCHAU. Vor dem Warschauer Obertribunal hat der Prozeß gegen den ehemaligen Kommandan- ten des KZ.- Lagers Auschwitz, Rudolf Höß, begon- nen. Höß ist der Ermordung von vier Millionen Menschen angeklagt.

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Der Angeklagte Ostertag wollte von einer Exekution im Lager Gaggenau, bei der neun Häftlinge erschossen wurden, nichts wissen. Regierungskommissar Buhout wies in seiner Anklagerede noch einmal auf die menschen- unwürdigen Verhältnisse der Lager hin. Es seien Tausende von Verbrechen begangen wor- den, und es sei heute kaum noch möglich, jene Zeugen zu finden, die das Schlimmste erlebt

hätten. Er fordere das Hohe Gericht auf, im Namen des menschlichen Gewissens und der menschlichen Kulturgrundsätze Recht zu spre- chen. Die Staatsanwaltschaft klärte darauf ei- nige juristische Fragen. Der Anklagevertreter, Major Plowski, charakterisierte die Angeklag- ten des Lagers Niederbühl und forderte für die Angeklagten Schmidt und Weiler die To- desstrafe oder eine lange Freiheitsstrafe. Der Angeklagte Hunger sei nicht im selben Maße schuldig und eine leichte Strafe dürfte ange- messen sein.

Der Prozeß gegen Guido Schmidt

österreichischen Außenminister Guido Schmidt WIEN. Im Prozeß gegen den ehemaligen sind bisher zwanzig Zeugen, darunter der der- zeitige österreichische Bundeskanzler Figl, ver- nommen worden. Trotzdem ist es noch nicht möglich gewesen, festzustellen, in welchem Abkommen vom 11. Juli 1936, für die Berch- Maße Schmidt die treibende Kraft für das tesgadener Zusammenkunft und schließlich für den Anschluß selbst war.

Im jetzigen Stadium des Prozesses scheint der Staatsanwalt der Anklage plötzlich eine die Vorladung weiterer Zeugen, nämlich des neue Richtung geben zu wollen. Er kündigt kommunistischen Stadtverordneten Matejaka und einer Anzahl von Gewerkschaftsführern an. Dadurch soll klargestellt werden, in wel- die damaligen Regierungsmitglieder das Wi- chem Maße im Augenblick des Anschlusses derstandsverlangen der österreichischen Ar- beiter gebrochen haben. In zwei Resolutionen terschaft ihren Widerstandswillen eindeutig und Petitionen an Schuschnigg hat die Arbei- zum Ausdruck gebracht.

DVP. für nordwürttembergische Verfassung

Ablehnung des Zweikammersystems

Im Zusammenhang mit der von unserm Mit- arbeiter an die Parteien gerichteten Umfrage über ihre Auffassung zum Verfassungsproblem ist nunmehr die Stellungnahme der DVP. als der letzten Partei, die am 10. März bei der Sitzung des Verfassungsausschusses gegen den CDU. Entwurf Bock- Niethammer gestimmt haben, eingegangen.

1. Frage: Wie stehen Sie zu der von der CDU. in der Beratenden Landesversammlung vertretenen Meinung von der Notwendigkeit a) eines Zweikammersystems,

b) einer Bindung von Kirche und Staat, c) eines Staatspräsidenten und d) der Konfessionsschule? Antwort:

a) Die DVP. lehnt ein Zweikammersystem ab, weil es für die kleinen Verhältnisse unse- res Gebietes eine unnötige Komplizierung des Gesetzgebungsapparates bedeutet.

b) Bindungen zwischen Kirche und Staat können mancherlei sein. Eine einseitige Bin- dung des Staates an die Kirche wird von uns abgelehnt.

c) Für unsere kleinen Verhältnisse lehnen wir die Schaffung eines Staatspräsidenten mit besonderen Funktionen ab als nicht nötig und seine Aufgabe kann von anderen notwendigen Staatsorganen erfüllt werden.

d) Die Konfessionsschule lehnen wir ab. Die Gemeinschaftsschule, wie sie in Baden seit 1876 besteht und von keiner Bevölkerungs- gruppe mehr angegriffen wird, scheint uns die richtige Lösung zu sein, um neben der För- derung aller geistigen und sittlichen Werte bei den Kindern von-Jugend auf Kenntnis und Verständnis für die Angehörigen anderer Kon- fessionen zu entwickeln. Der Religionsunter- richt, der ein wesentliches Stück des Gesamt- unterrichts ist, soll unter Aufsicht der Kirchen

erteilt werden.

2. Frage: Wie stehen Sie zur nordwürt- tembergischen Verfassung?

NEW YORK. Im Verlauf des längsten Eisenbahner- streiks in der Geschichte der USA., der seit 67 Mo- naten andauert, ist der Präsident der streikenden Gesellschaft durch Revolverschüsse ermordet wor- beit, die die Bildung eines staatlichen Willens

den.

Nächtlicher Abschied

Es war irgendwo im Osten Frankreichs. Eine alte Kaserne, umgeben von dichtem Drahtver- hau, gespickt mit Wachtürmen und überstrahlt vom hellen Licht geisternder Scheinwerfer: die Unterkunft der Gefangenen! So wie sie das Ende des Krieges zusammengetrieben hatte, so lagen sie hier dichtgedrängt in den kalten Zimmern: 2000 deutsche Männer, Kna- ben und Greise, aus allen Ländern und Pro- vinzen. Die Reste einer Armee, die mensch- licher Wahn und verbrecherische Willkür zu den Waffen gerufen, um eine Welt zu unter- jochen und die Grundrechte des menschlichen Daseins zu zerstören. Jahre hatten sie gedarbt und gelitten, gekämpft und geblutet, geflucht und gebetet, und nun mußten sie in wenigen Wochen und Monaten erkennen, daß ihr Ideal ein Verbrechen war. Versunken war die nichts- sagende Welt des Scheins, erstanden war die

Sehnsucht nach der Heimat, nach Mutter, Weib und Kind. Sie verfluchten den heraufkommen- den Tag beim Erwachen und beteten in der abendlichen Dämmerung zu Gott. Hoffen und Sehnen auf Freiheit und Heimkehr bestimm- ten den Rhythmus ihrer Tage, bis für 95 die alles beglückende Botschaft kam: Entlassen und frei!

Heute abend hatten sie es erfahren. 95 von 2000! Schwerversehrte und Kranke! Und doch war es ein Anfang, ein Licht in das graue Dunkel ihres Loses.

Antwort: Die nordwürttembergische Ver- fassung ist eine wohldurchdachte und im gan- zen wohlabgewogene und ausgeglichene Ar- ermöglicht, die demokratische Kontrolle der

glitten über die Reihe der schlafenden Kame- raden, als wollte er das Dunkel durchdringen und die Gesichter der Schläfer erforschen. Er war dabei! Es war seine letzte Nacht in die- sem Raume, die letzte Nacht als Prisonnier de guerre! Viele Gedanken entsprangen sei- nem Gehirn, aber seltsam, sie erhielten keine feste Gestalt, sie waren sprunghaft, zerfahren und oft unergründlich. Da war das Alte- langen Jahre draußen, die Monate hinter Sta- die cheldraht; dann wieder das Neue, Kommende: die Heimat, die Mutter, der Beruf und die Zukunft. Schlafen, dachte Werner, schlafen und morgen geht's in die Freiheit!

Aber der Schlaf wollte nicht kommen und so erhob er sich von seinem Lager. Leise, um die Kameraden nicht zu wecken, trat er hin-

aus auf den Flur. Dort stand an einem der

Fenster Hans Ohlsen. Er hörte Werner kom- men, und als er ihn erkannte, nickte er mit

dem Kopf.

,, Du kannst nicht schlafen, Werner?"

Er griff in die Tasche und holte eine Ziga- rette hervor. Umständlich brach er sie in der Mitte entzwei und reichte Werner die eine Hälfte. ,, Nimm", sagte er ,,, es beruhigt."

Werner nickte. ,, Du sollst wieder welche ha- ben, ich schicke dir, sobald ich in der Heimat bin."

Heimat! Da war es wieder, das gefürchtete Wort, das für sie allen Sinn des Lebens um- schloß. Heimat! Das war die Frau, die Kinder,

Staatsgewalt sichert und dem Volk breiten Anteil an der Verantwortung gibt. Sie ist die gegebene Grundlage für eine Verfassung un- seres Gebiets, besonders im Hinblick auf die einigung mit unserem nördlichen Landesteil. von jedem Schwaben gewünschte Wiederver- 3. Frage: Wie stehen Sie zu der in Süd- reform? württemberg in Aussicht genommenen Boden-

serem Gebiet nur beschränkte Auswirkungen Antwort: Die Bodenreform wird in un- haben können. Der Anteil von Großgrundbe- sitz ist verhältnismäßig klein und er besteht weiterhin zu einem großen Teil aus Wald oder ist in Muster-, Saatgut- und anderen hoch- qualifizierten Betrieben zusammengefaßt.

Um den Höchstertrag unseres Bodens für die Ernährung unseres Volkes sicherzustellen, darf die Betriebsform solcher Betriebe nicht angetastet werden. Wo dies möglich ist, soll der bäuerliche Grundbesitz gestärkt werden. Die Förderung des bäuerlichen Genossenschafts- wesens, insbesondere der Flurbereinigung und der Landumlegung, wird den Ertrag unserer bäuerlichen Wirtschaft wesentlich steigern bel- fen.

SPD. zur Bodenreform

14. März 1947

AFL. und CIO.

Die Bestätigung des Urteils gegen den ameri kanischen Gewerkschaftsführer John Lewis und die Bergarbeiter gewerkschaft durch das Oberste Bundesgericht lenkt wieder einmal das Interesse der Weltöffentlichkeit auf das amerikanische Ge- werkschaftsleben.

Die Anfänge der amerikanischen Arbeiterorgani- sationen reichen bis zum Anfang des 19. Jahrhun- derts zurück. Zwischen 1800 und 1830 sind die ersten Zusammenschlüsse in Berufsverbände zu verzeichnen. 1828 wurde in den USA, die erste

Arbeiterpartei der Welt gebildet. Ende der 60er Jahre entstanden ausgesprochen revolutionäre Be- wegungen, die auf den Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung hinzielten. Zur gleichen Zeit glückte der Versuch, eine zentrale Arbeiterorgani- beiter. Im ersten Weltkrieg machte die Gewerk- sation zu schaffen. Sie umfaßte rund 600 000 Ar schaftsbewegung besonders große Fortschritte und steigerte ihre Mitgliederzahl auf fünf Millionen. Die Wirtschaftskrise der 20er Jahre brachte einen spürbaren Rückgang auf drei Millionen. Ab 1930 ben die USA. elf Millionen organisierte Arbeiter, ist ein neuer Aufschwung zu beobachten. 1941 ha- 1944 vierzehn Millionen und gegenwärtig dürften mit fünfzehn Millionen gewerkschaftlich Organi- sierten ein Drittel der nicht in der Landwirtschaft beschäftigten Arbeiter von den Gewerkschaften er. faßt sein.

1881 schlossen sich eine Reihe von Gewerkschaf- aus der sich die gegenwärtig mächtigste Spitzen- ten in Pittsburg zu einer Föderation zusammen, organisation der Gewerkschaften in den USA., die AFL.( American Federation of Labour), entwik- gewerkschaften auf und vertritt den Standpunkt, kelte. Die AFL. baut auf dem Prinzip der Berufs- daß die Interessen der Arbeiter nicht in jedem Fall die gleichen sind.

In den 30er Jahren kam es innerhalb der AFL. zu scharfen Auseinandersetzungen um die alte Streitfrage: Industrie- oder Berufsgewerkschaften, vertikale oder horizontale Organisationen. Auf einem Kongreß im Jahre 1935 fiel die Entschei- dung gegen die Vertreter der Industriegewerk- Kurze Zeit später sah sich die AFL. gezwungen, schaften, deren stärkster Mann John Lewis war. John Lewis wegen allzu selbständiger Handlungs-

eine eigene Spitenorganisation für die neu ent weise aus der AFL. auszuscheiden. Lewis bildete stehenden oder von der AFL. zu ihm übergehen- den Gewerkschaften. 1938 hielt die CIO.( Congress of Industrial Organisations), wie sie sich forthin nannte, ihren ersten Kongreb ab. Die CIO. holte, soweit man die Mitgliederzahl als Maßstab nimmt, die AFL. sehr rasch ein, ja überflügelte sie zeit- weise.

Die Spaltung der Gewerkschaften in zwei miteinander konkurrierende Spitenorganisationen hat die Entwicklung des amerikanischen Gewerk- schaftswesens entscheidend vorangetrieben. Neuer- dings wird allerdings berichtet, daß die Führer der beiden Spitzenorganisationen in Verhandlun gen über ein Zusammengehen, möglicherweise einen Zusammenschluß, getreten sind.

Die sogenannten Gelben Gewerkschaften". in Amerika unter dem Namen ,, Company Unions" be- kannt, spielen heute keine Rolle mehr.

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1942 bildeten 39 unabhängige Gewerkschaften die Vereinigten Gewerkschaften Amerikas". Da- mit haben die USA. eine dritte Gewerkschafts- spitenorganisation.

Die Gewerkschaften sind schon auf Grund ihrer Mitgliederzahlen, nicht zuletzt aber durch ihre tat-

Aus technischen Gründen war es uns nicht mög- kräftigen Führer zu einem Machtfaktor ersten

lich, in der letzten Ausgabe die Antwort der SPD. zur Frage nach der Bodenreform zu ver- öffentlichen. Wir holen die Antwort heute nach. Großgrundbesitz ist unter den Bedingungen, berechtigt. Der Großgrundbesitz muß daher unter denen das deutsche Volk heute lebt, un- zugunsten des gesunden bäuerlichen Klein- siedlern auf das Maß eines größeren Mittel- und Mittelbesitzes und zugunsten von Neu- betriebes beschnitten werden. Jede Boden- reform muß also von einer so festgesetzten Höchstbetriebsgrenze ausgehen und den Mehr- den Neubesitzer tragbare Entschädigung Sied- besitz gegen eine für die Allgemeinheit und lungszwecken zuführen. Eine Bodenreform, die den Großgrundbesitz zwar einschränkt, aber nicht aufhebt, ist keine Bodenreform. Wo aus technischen Gründen, wie Saatzucht, Groß- güter erforderlich sind, müssen sie in den Ge- meinbesitz überführt werden.

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Ranges in Amerika geworden. Zeitweilig beschäf tigte man sich schon mit dem Gedanken, ob man nicht parallel der englischen Entwicklung eine dritte Partei eine Labour- Party · bilden solle. gescheut. Dieser Gedanke hat bei den großen Die CIO. hatte den Weg in die Politik ja nie Gewerkschaftsorganisationen jedoch bisher keinen Widerhall gefunden.

CIO. 5,93, die Für 1944 liegen folgende Zahlen vor: AFL. 6,81, 0.6 Millionen Mitglieder. 1946: AFL. 7, CIO. 6,5 ,, Vereinigten Gewerkschaften" Millionen. Hinzu kommen noch die Brüderschaften der Eisenbahnen" mit 450 000 Mitgliedern.

Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Müller, Rosemarie Schittenhelm, Alfred Schwenger und Werner Steinberg. Weitere Mitglieder der Redaktion: Albert Ansmann, Dr. Helmut Kiecza und Josef Klingelhöfer.

Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1,50 RM., durch die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag.

morgen bist du zu Hause. Mir graut vor die- mit sich herumgetragen. Dann drückte er dem sem Tag, so sehr ich ihn herbeisehne!" Freund die Hand: ,, Werner, grüß mir die Hei- mat!"

Werner spürte die Erregung in den Worten des Freundes. Er kannte dessen Schicksal und es fiel ihm schwer, die richtigen Worte zu fin- den: Sicher ist es hart, die angestammte Scholle zu verlieren. Ich kenne die Masuren, wir lagen dort, bevor wir gegen Rußland zo- wiederfinden, irgendwo im Reich! Du mußt gen. Und doch- du wirst die Deinen sicher nur glauben, Hans."

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Ohlsen lehnte sich aus dem Fenster und sprach wie zu sich selbst: ,, Hanne muß ein Kind haben- ob es ein Junge oder ein- del ist? Wie alt mag es sein?" Er rechnete nach: ,, Es muß zu der Zeit geboren sein, als der große Aufbruch begann."

Seine Finger krallten sich in den Rahmen des Fensters. Hörst du Werner, ein Säugling, kaum geboren und dann die Flucht! Es quält mich, nagt, reißt am Herzen! Das überlebte Hanne nicht, sie war ein Kind der Masuren, ein Ostpreuße wie ich. Und letztlich ist dies alles unsere Schuld."

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Diese Worte klangen noch in Werner nach. als Ohlsen schon lange wieder schwieg. Er ver- suchte, den Freund auf andere Gedanken zu bringen:

,, Kann ich irgend etwas für dich tun, wenn ich zu Hause bin?"

,, Hans Ohlsen; komm bald nach!"

nem Zimmer. Werner blickte ihm noch lange Langsam ging Ohlsen über den Flur zu sei- nach.

Sie fuhren durch deutsches Land. Vertraute kehrer wurden immer stiller. An Stelle der Ortsnamen huschten vorbei doch die Heim- lärmenden Fröhlichkeit trat eine besinnliche Ruhe. Einige schliefen.

Als der Zug in eine größere Station einlief, stand auf einem Nebengeleis ein mit Menschen beladener Güterzug.

,, Flüchtlinge", sagte einer und andere nick- ten mit den Köpfen. Flüchtlinge? durchzuckte es Werner Krüger. Er dachte unwillkürlich an seine nächtliche Unterhaltung mit Hans Ohlsen. Richtig! Der hatte ihm ja ein Gedicht mitgege- ben. Werner suchte und fand es schließlich in einer seiner Taschen. Dann hielt er es in Hän- den und las:

Vertrieben und schutzlos- bei Regen und Wind! Ich sah dich im Traum über Straßen ziehn, Du schlepptest dich fort mit wankenden Knien Und in den Armen trugst du ein Kind!

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Es wurde Abend und dann kam die Nacht, Die schweigend das Elend in Dunkel verhüllt. Du hast dir am Wegrand ein Lager gemacht in Deutschland aussieht, wie das Leben wei- Und mütterlich sorgend den Säugling gestillt.

,, Kaum!- Schreiben kannst du mal, wie es

Morgen ging der Zug, morgen drückten die die trauten Dörfer, die Berge mit ihren be- tergeht. Und einen Rat will ich dir geben, Dann irrte dein Blick übers weite Land

Glücklichen so manchem lieb gewordenen Ka- meraden für lange zum letzten Male die Hand, morgen fuhren sie gen Osten, sie, die glücklichen 95!

In Stube 12 waren längst die Lampen er- loschen. Es ging auf Mitternacht. 40 Mann suchten im Schlaf Vergessen, in ihren Träu- men die Erfüllung brennender Wünsche. Man-

waldeten Höhen, schroffen Felsen und ver- fallenen Ruinen. Heimat! Das war der Aus- druck ihrer Seele, die ewig klingende Melo- die ihres Lebens.

,, Seltsam", brach Werner das Schweigen, seit Monaten hat man diesen Tag herbeige- sehnt, in allen Einzelheiten hat man sich die Heimkehr ausgemalt und nun ist alles ganz cher wälzte sich hin und her und ab und zu anders! Kannst du das verstehen, Hans?" hörte man gestammelte Worte. ,, Vielleicht und doch du hast ein Ziel, Werner Krüger aber lag wach. Seine Augen hast deine Mutter. Morgen, spätestens über-

Werner: Verschließ dich nicht dem Neuen, auch wenn es dir fremd und ungewohnt er- scheint. W

Er schwieg, fuhr aber nach kurzer Pause etwas zögernd fort:

für meine Frau. Nimm sie mit, und wenn ein- ,, Ich habe hier ein paar Verse geschrieben- mal fremde, vertriebene Menschen an deine Tür pochen, dann laß die Worte aufklingen

und gewähre ihnen eine neue Heimat."

Fast andächtig reichte er Werner ein Stück zerknittertes Papier, das er wohl schon lange

Und plötzlich verstummte der heulende Wind, Als hielte der Herrgott die schützende Hand Ueber der Mutter und über dem Kind!

,, Unglücklicher Ohlsen!" dachte Werner und rollte eben der Flüchtlingszug an. Werner sah blickte hinüber auf das andere Gleis. Dort all die Menschen, die Frauen, Greise, Kinder! Abgemagert, entwurzelt, heimatlos! Und unter ihnen irgendwo war vielleicht Hanne Ohlsen mit ihrem Kind, das den Vater noch nie gesehen. E. W. Barthold

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