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Friedensverträge veröffentlicht

beziehen sich auf die schon bekannten Ab- ristungsverpflichtungen der Marine und des Heeres, ferner müssen alle Kriegsgefangenen so- bald als möglich in die Heimat befördert werden. Im Vertrag ist schließlich noch festgelegt, daẞ Italien der Sowjetunion im Zeitraum von sieben Jahren Reparationen in Höhe von hun- dert Millionen Dollar zu zahlen hat. Sie wer- den jedoch nicht auf die Lieferungen ange- rechnet, die Italien in den ersten beiden Jah- ren aus der laufenden Produktion zu machen hat. Sowjetrußland wird Italien Rohstoffe lie- fern. Die übrigen Reparationen sind mit 260 Millionen Dollar angegeben, davon erhält Ju- goslawien 125 Millionen, Griechenland 105, Aethiopien 25 und Albanien 5. Die weiteren Bestimmungen beziehen sich auf die allgemei- nen wirtschaftlichen Beziehungen und auf die Regelung von Meinungsverschiedenheiten und auf Fragen, die auf die Anwendu und Aus- legung des Vertrages Bezug haben.

Der Friedensvertrag mit Rumänien Auch dieser Vertrag beginnt mit einer Prä- ambel. Anschließend werden die Grenzen Ru- mäniens festgelegt. Sie sind identisch mit de- nen vom 1. Januar 1941. Der Kriegszustand zwischen Rumänien und Ungarn wird mit der Unterzeichnung des Vertrages als beendet an- gesehen. Die weiteren Bestimmungen betref- fen die Stärke von Heer und Marine( 120 000 Mann Heer, 5000 Mann Flakartillerie, 5000 Mann Marine für 15 000 Tonnen Gesamtton- nage, 150 Flugzeuge, darunter 100 Kampfflug- zeuge mit einer Stärke der Luftwaffe von 8000 Mann). Rumänien hat 300 Millionen Dollar Re- parationen innerhalb von acht Jahren an die Sowjetunion zu zahlen. Diese Zahlungen wer- den in Sachwerten( Erdöl, Getreide, Holz, See- und Flußschiffe, verschiedene Maschinen) geleistet werden. Die auf dem Territorium der Vereinten Nationen eingezogenen Vermö- genswerte sind zurückzuerstatten. Die Rechte und gesetzlich begründeten Interessen der Vereinten Nationen und ihrer in Rumänien lebenden Staatsangehörigen sind genau wieder herzustellen, wie sie am 22. Juni 1941 bestanden haben. Alle diesen Angehörigen gehörenden Vermögenswerte, frei von je- der Hypothek und allen Schulden, mit denen sie während des Krieges belastet wurden, sind zurückzuerstatten. Wenn der Vermögens- wert nicht zurückerstattet werden kann, muß der Eigentümer mit 66,6 Prozent entschädigt werden.

SO

Auch jede der alliierten Mächte hat das Recht, alle auf ihrem Gebiet vorhandenen und Rumänien oder rumänischen Staatsbür- gern gehörenden Vermögenswerte zu beschlag- nahmen, zurückzuhalten oder zu liquidieren. Damit sollen die Verluste der Staatsbürger der verschiedenen Mächte entschädigt werden. Ru- mänien verzichtet darauf, gegen die alliierten Mächte Forderungen irgendwelcher Art, die unmittelbar auf den Krieg zurückzuführen sind, geltend zu machen.

Die Schiffahrt auf der Donau Die Schiffahrt auf der Donau wird den Staatsangehörigen, den Handelsschiffen und den Waren aller Staaten unter gleichen Bedingungen frei- und offenstehen.

In einem Anhang ist besonders von den Erdölvorkommen die Rede. Sollten die Meinungsverschiedenheiten über auf Repara- tionskonto gelieferte oder von Gesellschaften einzelner Mächte gekaufte Waren nicht inner- halb einer Frist von zwei Monaten zu einer Regelung führen, so wird der Streitfall den in Bukarest akkredierten Chefs der diploma- tischen Missionen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und Sowjetrußlands zur Ent- scheidung unterbreitet. Führen die Verhand- lungen innerhalb einer zweimonatigen Frist zu keinem Ergebnis, so kann die eine oder andere Partei den Generalsekretär der UN. bitten, einen Schiedsrichter zu bestellen, des- sen Entscheidung für beide Parteien bindend sein wird.

Ueber die weiteren Friedensverträge werden wir noch berichten.

IM ALTEN TURM

Roman von Wilhelm Schussen

2] Er arbeitete nun bisweilen geradezu mit Erbitterung an der Wiedererweckung ihres Namens. Er zog alle erdenkbaren Methoden dabei zu Rate. Es war alles vergeblich. Das Seil blieb straff. Die Psychologie half nicht, und alles andere ebensowenig. Nun hätte er ganz einfach an ihren einstigen Wohnort fah- ren dürfen, die Straße, wo sie gewohnt hatte, aufsuchen oder das Einwohnerbuch zu Hilfe nehmen dürfen, allein ein solches Mittel hätte dermaßen dem Wesen der Sache widerspro- chen, daß es von vornherein unanwendbar war. Das wäre nur ein neuer Gewaltakt ge- wesen, der das Herz in der Tiefe befleckt und doch nicht bezwungen hätte. Es war un- denkbar und zwecklos, auf die Weise eine Tote zu überlisten. Es gab kein Mittel, deren Gewalt abzuschütteln.

Der Schnellzug donnerte über die Fluß- brücke. Unweit von hier mußte die kleine Trinkhalle stehen, mußten die Sauerwasser- strahlen springen

Megerlin stand wie einer, der am glocken- hellen Tage Geisterhaftes erlebt, am Fenster und starrte hinaus. Sein breites Antlitz unter dem luftigen, weichen Braunhaar war fahl. Der Mund unter der leichtgeschwungenen, jählings und unerwartet verlaufenden Nase und dem widerwillig aufstrebenden Schnurrbart war verzerrt.

Da fuhr aber der Zug in den bekannten kur- zen Tunnel ein; gleich darauf erschienen die vertrauten Parkanlagen, die alten Marmorgöt- tinnen, der Bahnhof im Muschelkalkgewande. Am Bahnsteig erwartete ihn sein Vetter Doktor Paul Leuze. Dieser Vetter gefiel sich ihm gegenüber von jeher in der Rolle einer gewissen vatergütigen Vorsehung, meinte es indessen seelengut. Der Doktor, der eine sehr reiche Frau hatte, hatte seinen früheren Be-

SCHWABISCHES TAGBLATT

Weg und Ziel der Demokratischen Volkspartei

Dr. Theodor Heuß vor dem Landesparteitag

TÜBINGEN. Mit einer Sitzung des Landes- ausschusses begann die Demokratische Volkspartei am Samstag, dem 18. Ja- nuar, ihren ersten Landesparteitag. Der Lan- desvorsitzende, Postamtmann Wirthle, be- richtete über den Aufbau der Partei, über die beachtlichen Wahlerfolge, über die Tätigkeit der Abgeordneten in der Beratenden Landes- versammlung und über die Verfassungsfrage in einem längeren Referat. Die Zonengrenzen- sorgen, das Kriegsgefangenenproblem, die Flüchtlingsfrage, die Not der deutschen Wirt- schaft, die Frage der baldigen Bereinigung des Säuberungsverfahrens fanden in ihm den ihrer Bedeutung zukommenden Raum. Er ap- pellierte an die Freunde im ganzen Lande, ihre Kraft den kommenden Entscheidungen zu widmen, und so der DVP. die ihr im po- litischen Leben zukommende Stellung zu ver- schaffen.

Landesgeschäftsführer Kinkelin gab ei- nen ausführlichen Bericht über den Stand der Parteiorganisation, der ein erfreuliches Bild des Erreichten und günstige Aussichten für die Zukunft zeigte. Zum Landesvorsitzenden wurde Postamtmann Wirthle( der dieses Amt auch bisher bekleidete) gewählt, als seine Stellvertreter Dr. med. Kohler- Schwenningen und Rechtsanwalt Dr. Leuze- Reutlingen, als Schriftführer Landesgeschäftsführer Kinkelin- Tuttlingen, als Landesschatzmeister Fabrikant Erwin Seiz- Reutlingen und als Beisitzer Staats- sekretär Wildermuth, Dr. Höhn, Dr. Marga- rete Bosch, alle aus Tübingen. Auch die Ab- geordneten der Beratenden Versammlung ge- hören dem Landesvorstand an. Gleichzeitig wurde auch der Landesausschuẞ neu gewählt. Ihm gehören an: der Landesvorstand, die Kreisvorsitzenden und eine größere Anzahl von Beisitzern aus allen Berufen. Alle Wah- len erfolgten einstimmig.

In der Fortsetzung der Tagung sprach zu- erst Dr. Theodor Heuß, von der Versamm- lung mit einer Herzlichkeit begrüßt, die sein Erscheinen, wo immer er auch spricht, stets hervorruft, über Weg und Ziel der DVP., über die Last unserer Sorgen und die Möglichkei-

ten zu ihrer Behebung in einem geeinten Deutschland, und schließlich über die Bildung und Entwicklung der Parteien in un- serer Zeit.

Der Fraktionsführer Kübler- Ravensburg sprach über die Arbeit in der Beratenden Lan- desversammlung. In seinen kritischen Be- trachtungen der Verfassungsfrage zeigte er die Verwirrung auf, die durch den zwiespäl- tigen Standpunkt der CDU. hervorgerufen wird: in Nordwürttemberg Annahme der Ver- fassung, in Südwürttemberg Ablehnung der Verfassung, sogar als Verhandlunggrundlage. In einem längeren Vortrag behandelte Ge- neralsekretär Mayer-Stuttgart überzeugend und mit Sachkenntnis die Probleme der euro- päischen Zusammenarbeit, deren Grundlagen ein geeintes Deutschland und gute Beziehun- gen zum nachbarlichen Frankreich sind. Die programmatische Rede betonte die Notwendig- keit, jedes Opfer zur Erreichung dieses Zieles zu tragen. Als Fernziel zeichnete er die Vision der Vereinigten Staaten von Europa". Anschließend hielt Staatssekretär Wilder- muth seine mit Spannung erwartete Rede über das Wirtschaftsprogramm der DVP. Der Kern seiner Darlegungen bestand in einer Er- kenntnis Walther Rathenaus: ,, Die Wirtschaft ist unser Schicksal". Schicksalhaft sei auch das Ringen um die Wirtschaftsprobleme in aller

Welt. Neues entstehe in mühsamem Suchen,

und es sei ein Irrtum zu glauben, das Ende des Kapitalismus bedeute notwendig den So- zialismus als einzigen Ausweg. Wenn er auch im Prinzip die hier schon immer heimische Wirtschaftsdemokratie bejaht und als Endziel erstrebt, hält er doch für den Aufbau plan- volle Lenkung unentbehrlich. Sozialisierungs- probleme sieht er in unserem Lande nicht, da die hierfür geeigneten Betriebe schon in öffent- licher Hand sind. Neue Wege müßten indessen zu einer gerechten Beteiligung der Arbeiten- den am Ertrag führen. Wirtschaftsdemokratie, planvoll eingeleitet und durchgeführt, sei auf weite Sicht die Lösung für alle Probleme.

Eine Aussprache schloß sich an. Abends er- folgte noch eine öffentliche Kundgebung.

Angeklagter Dold auf freien Fuß gesetzt

Hohen Gericht in Rastatt der Prozeß gegen die früheren verantwortlichen Leiter und Di- rektoren der Metallwerke Spaichingen begin- nen, denen Kriegsverbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen werden.

Im Februar Prozeß gegen die Verantwortlichen der Metallwerke Spaichingen RASTATT. In den letzten Verhandlungsta- RASTATT. Am 24. Februar wird vor dem gen wurden die Verhöre der Angeklagten der Lager Schörzingen, Erzingen, Spaichingen und Dautmergen fortgesetzt. Alle Angeklagten leugnen die ihnen zur Last gelegten schwe- ren Beschuldigungen und bestreiten besonders, Häftlinge geschlagen zu haben. Dem stehen jedoch die ungezählten Zeugenaussagen, die übereinstimmend die furchtbaren Verhältnisse der einzelnen Lager erhellen, gegenüber. Le- diglich der Angeklagte Olesch wurde von mehreren Zeugen entlastet. Er habe sich des öfteren menschlich gezeigt.

Als der Angeklagte Lorenz, ein Wacht- posten aus Spaichingen, zu seiner Verteidigung erklärt, er sei Soldat gewesen und habe auf Befehl gehandelt, entgegnet ihm der General- staatsanwalt, daß er mit dieser Behauptung das Andenken vieler deutscher Soldaten, die den Tod an der Front gefunden haben, belei- dige.

Auf Antrag seines Verteidigers wurde der letzte Lagerführer von Dautmergen, Dold, angesichts der bisher vorliegenden Entlastun- gen auf freien Fuß gesetzt. Er hat sich je- doch zu den weiteren Untersuchungen dem Gericht auf Anordnung zur Verfügung zu stellen. Zu der Erschießung der zweiundzwan- zig Häftlinge im März 1945, durch die der An- geklagte Schwartz schwer belastet ist, er- klärte Dold, daß Schwartz dabei nicht an- wesend gewesen wäre.

Die Angeklagten Markus, Dobinski und Sczypaniak behaupten, daß sie nur getan hätten, was notwendig gewesen sei, um die Disziplin im Lager aufrechtzuerhalten. Sie hätten die Häftlinge höchstens leicht ge- schlagen oder nur angestoßen.

ruf aufgegeben und zehrte als eine Art kunst- beflissener Privatgelehrter aus den Zinsen der Mitgift. Er litt ohnehin an kleineren Herz- störungen und hatte einmal ein allerdings nur sehr leises Schlaganfällchen erfahren. Er war nicht eigentlich krank, aber er war doch gewarnt worden. Ja, manchmal erfühlte er den Tod geradezu als einen wartenden Gläu- biger, der unsicher neben ihm herging. In- folgedessen lebte er trotz seines Reichtums ziemlich streng und karg. Er trank den Wein stets mit Sauerwasser gemischt, hielt pünkt- liche Tagesordnung, turnte morgens ein we- nig unmittelbar nach dem Aufstehen, wusch sich bei geöffnetem Fenster, ging viel spa- zieren, studierte mäßig und schrieb hin und wieder eine Zeile in ein Fachblatt. Der Dok- tor hatte weißblondes, zartlockiges Haar, eben- solchen Zwirbelbart, rote, hervorquellende, runde, weiche Wangen auf milchigem Grunde. Seine Gattin war um einige Jahre älter als er, indessen noch gut erhalten. Sie hatte ein rosa- rotes Gesicht, darin kein anderes Farben- fleckchen zu entdecken war und gelbrotes Haar. Zwischen den beiden stand mit verle- genem Lächeln ein kleines Fräulein mit dun- kelumrahmtem Ovalgesicht, über dem ein vio- lettes Hütchen mit Margeritenblust thronte.

,, Schön, daß du gekommen bist", grüßte Doktor Leuze, indem er dem Ankommenden herzlich die Hand schüttelte.

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Megerlin lüftete den Hut, den er länger als sonst in der Linken behielt, um die Frau Base zu begrüßen, von der er wußte, daß sie Gewicht auf solche Aeußerlichkeiten legte. Die Base war auch sichtlich darüber erfreut und hieß ihn lebhaft willkommen. Sie stammte nicht aus der Gegend und sprach ein hier fremd- klingendes Deutsch. Ihre Eltern besaßen ein großes Schuhwarengeschäft, sie waren durch Glücksumstände heraufgekommene Arbeits- leute. Um so mehr hielt sie auf erhöhte Um- gangsformen. Die Dienstboten mußten sie gnädige Frau" anreden, was hierzulande durchzuführen nicht immer einfach war. Sie

Kabus eine Hochstaplernatur STUTTGART. In der Verhandlung gegen die Stuttgarter Spruchkammerattentäter wurde der Hauptangeklagte Kabus als Zeuge in eigener Sache aufgerufen.

21. Januar 1947

Aus dem Gewerkschaftsleben

BADEN- BADEN. Auf ihrer Informations- reise durch Deutschland traf die Abordnung des Weltgewerkschaftsbundes am Freitag hier ein. Die Führung der Abordnung hat Leon Jouhaux. Weiter gehören der Delegation an Louis Saillant, Carthay von den britischen Trade- Unions, Falin( Rußland) und Erban ( Tschechoslowakei). Unter Vorsitz des Direk- teur General des Affaires Administratives, Sabatier, fand eine Konferenz mit der Mi- litärregierung statt, an der u. a. teilnahmen der Direkteur General für Wirtschafts- und Finanzwesen, Filippi, der Direkteur für Un- terrichtswesen, Schmittling, der Direkteur für Informationswesen, Arnaud und der Di- rekteur für Arbeitswesen, Grosse. Dann wurde die Delegation von General Koenig ein Essen gab. Die Kommission begibt sich zu- empfangen, der den Gewerkschaftsvertretern nächst nach Koblenz, um dort mit den Ver- tretern der deutschen Gewerkschaften Fühlung zu nehmen. Louis Saillant reiste in Begleitung Falins direkt nach Berlin. Die Vertreter des Gewerkschaftsbundes wollen in allen vier Zo- nen die Fortschritte feststellen, die seit ihrem ersten Besuch vor einem Jahre von den deut- schen Gewerkschaften erzielt worden sind. richt zusammenfassen, der vom Exekutivbüro Ihre Beobachtungen werden sie in einem Be- dem Generalrat bei seiner Konferenz im Spät- frühjahr in Prag vorgelegt werden soll.

In Koblenz wurden die Gewerkschaftler im Sitzungssaal der Militärregierung empfan- gen.

Der Generalsekretär des Weltgewerkschafts- bundes, Louis Saillant, ist in Berlin ein- getroffen, wo er sich als Gast der sowjetischen Militärverwaltung beim Generalstab in Karls- horst bei Berlin aufhält. Von dort aus wird Saillant nach Moskau weiterfahren.

Kleine Weltchronik

Vor dem Koordinierungs- Ausschuß des Alliierten Kontrollrats in Berlin in der kommenden Woche wird von sowjetischer Seite eine Erklärung zur Frage der Beendigung der Demontage deutscher In- dustriewerke und des Abtransports deutscher Indu- strieausrüstungen nach der Sowjetunion abgegeben

werden.

Der Parteitag der SPD. soll im Juni 1947 in Nürn- berg stattfinden.

Das französische Kabinett hat ein Kommuniquee veröffentlicht, wonach Frankreich mit den Leitern der vietnamesischen Nationalisten wieder freie"

Verhandlungen aufzunehmen wünscht.

In Ottawa ist ein neues französisch- kanadisches Wirtschaftsabkommen unterzeichnet worden.

Die amerikanische Delegation des Weltsicherheits- rats zur Ueberprüfung der Lage in Nordgriechen- land schiffte sich in New York ein.

Der britische König hat Premierminister Attlee in einer ersten privaten Audienz in diesem Jahre emp- fangen.

Die Vereinigten Staaten haben sich bereit erklärt, auf Zahlungen Italiens für Lebensmittel und andere Unterstützungen zu verzichten.

Der italienische Außenminister Pietro Nenni ist von seinem Posten zurückgetreten.

Dem Plan, die amerikanische Marine und das Heer durch ein zu errichtendes Verteidigungsmini- sterium gemeinsam verwalten zu lassen, hat die amerikanische Regierung zugestimmt.

Sein Ehrgeiz, möglichst schnell in höhere Führerstellungen zu gelangen, führte ihn frei- willig zur Waffen- SS. Seine Verwundung in Rußland und die darauf folgende Entlassung Pläne. Von nun an nahm Kabus auf dem durchkreuzten jedoch seine hochfliegenden Papier" an allen späteren Kampfhandlungen teil und schrieb sich selbst Beförderungen und Verleihungen von Orden bis zum Ritterkreuz rückgestellt worden. aus, von denen er jeweils seinen Eltern und den Heimatbehörden Mitteilung machte.

Nach Kriegsende sah Kabus seine Zeit für gekommen. Er plante nichts Geringeres, als die Besatzungsmacht aus Deutschland zu ver- jagen und einen neuen, möglichst noch größe- ren Staat zu gründen, an dessen Spitze er sich selbst stellen wollte. Die Bombenatten- tate verfolgten nur den Zweck, Staub aufzu- wirbeln und seiner Organisation ,, Odessa" Zu- lauf zu verschaffen.

Der Sachverständige Dr. Gundert, der auf Antrag der Verteidigung Kabus auf seine Zurechnungsfähigkeit untersuchte, bezeichnete den Angeklagten als einen moralisch schwa- chen Menschen und eine Hochstaplernatur.

Die Regelung der Sudanfrage ist mit Zustimmung der britischen Regierung auf unbestimmte Zeit zu-

Die chinesische Nationalregierung hat die Wieder- aufnahme der Verhandlungen mit den chinesischen Kommunisten bekanntgegeben.

SCHWÄBISCHES

TAG BLATT

Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Müller, Rosemarie Schittenhelm, Alfred Schwenger und Werner Steinberg( zurzeit erkrankt) Verantwortlicher Schriftleiter: Albert Ansmann Weitere Mitglieder der Redaktion: Joseph Klingelhöfer und Dr. Helmut Kiecza Monatlicher Bezugspreis einschließlich Trägerlohn 1,50 RM, durch die Post 1,74 RM Einzelverkaufspreis 20 Pfennig Erscheinungstage Dienstag und Freitag

konnte alles in allem für eine vornehme Dame sich hätte, eine ganz abenteuerliche Geschichte gelten.

Der Doktor stellte Fräulein Minchen vor. Dabei hielt er, einer üblen Gewohnheit ent- sprechend, mit der Hand sein linkes Auge zu und sah mit dem freien rechten Megerlin sonderbar bedeutungsvoll und erwärmend ins Gesicht.

Minchen errötete.

Frau Base beobachtete das alles mit lächelnd prüfender Spannung.

Megerlin erriet also unschwer, daß diesem Zusammentreffen gewisse Pläne zugrunde la- gen, und daß man ihn nun wohl endlich um jeden Preis unter die Haube zu bringen ver- suchte.

Man fuhr dann in der Elektrischen zu ei- nem neuen Vetter, den Megerlin noch nicht kannte und der nach Aussage des Doktors ein kleineres Kaffeehaus umtrieb.

Als man das Kaffeehaus des Vetters be- trat, sprang dieser sofort von einer Tafel ta- rockspielender Herren auf und trat den An- kommenden mit weltgeübten Schritten ent- gegen. Er trug einen schwungvollen Frack und eine große, tiefrote Busennadel. Am Schank- tisch ging ein Klappbrett hoch; die beleibte Frau des Hauses erschien. Der Herr Vetter hieẞ Zeitler und zum Vornamen Hans, seine Frau hieß Gustel.

Man nahm an einem Rundtisch Platz. Me- gerlin saẞ neben Minchen, und der Herr Vetter Zeitler wagte bereits einige, nicht eben über- mäßig gelungene Anspielungen.

Nun erschien unter der großen Doppeltür zum Saal ein unbekanntes Fräulein, eine stäm- mige Person mit dunklem, gescheiteltem, krau- sem Haar und breitem, blassem Antlitz, aber vollen, roten Lippen.

Der Vetter Zeitler hielt, obwohl ihn seine Frau ein paarmal in die Seite stieß und das Fräulein unwillig herüberschaute, die offene Hand schräg an den Mund und teilte der Ta- felrunde flüsternd mit, daß sie die Tochter eineś seiner Kollegen wäre, der schwer Geld habe, daß sie ferner eine unglückliche Liebe hinter

mit einem Baron Habenichts und Hättegern, der übrigens kein Baron, sondern ein Wein- reisender und dazu noch ein verheirateter war und sein Liebesglück mit den dicksten Lügen ergatterte, bis der Vater ihm auf die Spur kam und ihn zur Tür hinauswarf.

Der Herr Vetter sprang vergnügt auf und holte mit galantem Arm das Fräulein heran. ,, Fräulein Huberta Diez", sagte er mit einer stilvollen Handbewegung. Dann fuhr er fort: Herr Megerlin und.", er hielt sich scher- zend den Mund zu ,,, und Fräulein Minchen Hummel." Hierauf winkte er die Kellnerin heran. Einmal Kaffee!", befahl er ihr.

half nichts. Der Herr Vetter faßte sie um die ,, Ich danke", wehrte sich Huberta. Doch es Schulter und nötigte sie, Platz zu nehmen.

Nach beendigtem Kaffee führte der Herr keiten, so namentlich durch einen hohen, Vetter die Gesellschaft durch seine Räumlich- Bühne, vorzüglich aber zu Versammlungen freundlichen Saal, der hin und wieder als

benützt wurde.

,, Hier ist schon manche Rede geschwungen worden, die noch am gleichen Tag durch den Draht in alle Welt hinausgeflogen ist", er- zählte er. Auch die Tatsache, daß er mit dem Abgeordneten B. auf dem Duzfuß stand, ver- gaß er nicht zu erwähnen.

Nach beendigter Besichtigung schlug er vor, noch ein Fläschchen goldweißen Riesling zu- sammen zu trinken.

Man trennte sich also für heute. Dagegen kam man überein, gleich morgen bei günsti- gem Wetter insgesamt einen Tagesbummel zu unternehmen. Minchen willigte verschämt er- rötend ein. Auch Fräulein Huberta wurde so lange überredet, bis sie endlich zusagte. Der Herr Vetter Zeitler half Minchen mit einem strafenden Witz gegen ihren Zukünftigen ins Jäckchen. Man schüttelte sich die Hände. Me- gerlin machte gegen Huberta eine steife, feier- liche Verbeugung, um die Huld der Frau Base nicht zu verscherzen.( Wird fortgesetzt)