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SCHWABISCHES TAGBLATT

AUS DER WIRTSCHAFT

Massivholz oder Gußholz?

Der Wald hat für unsere Kulturlandschaft vielfältige und ungeheuer wichtige Aufgaben zu erfüllen. Er regelt die Gleichmäßigkeit der Bewässerung und verhindert so die Versteppung unseres Landes, er hat großen Einfluß auf die Bildung des Klimas und dient zugleich als Erholungsbasis für Körper, Seele und Geist un- seres Volkes. Daneben steht seine volkswirtschaft- liche Bedeutung. Holz ist ein Grundrohstoff, der seit den ältesten Zeiten bis heute seine Bedeutung ge- wahrt hat und bisher durch keinen anderen gleichwerti- gen Rohstoff ersetzt werden konnte. Unser Holzbe- darf ist wesentlich größer als die deutsche Holzproduk- tion, und in normalen Zeiten haben wir Holz und Holz- erzeugnisse in großen Mengen aus dem Ausland einfüh- ren müssen. Seit dem Ausfall dieser Einfuhr mußte in zunehmendem Maße auf die einheimische Holzquelle, den deutschen Wald, zurückgegriffen werden, und mit Sorge und Trauer sehen wir, wie immer größere Lücken in die Substanz geschlagen werden.

Rohstoff Holz

Der Wichtigkeit des Rohstoffes Holz entspricht aber keineswegs die Sorgfalt bei seiner Verwendung und Ver- arbeitung. Wohl bei keinem anderen Rohstoff besteht ein so großer Abfallverlust, der auf dem Weg vom Baum bis zum fertigen Holzgegenstand durchschnitt- lich 30 bis 40 Prozent beträgt. Denn auch die teilweise Verwendung der Abfälle als Brennholz bedeutet volks- wirtschaftlich einen Verlust, da nur 20 Prozent in Energie, bzw. Wärme, umgesetzt werden können. Dieses Verhält- nis ist um so weniger tragbar, je größer der Holzman- gel und je geringer die Holzproduktion ist. Seit längerer Zeit bemüht man sich daher um sparsamere Ver- arbeitungsmethoden, nachdem durch Sperrholz und Furniere bereits eine rationellere Verwendungsmög- lichkeit erreicht werden konnte.

Preßholz und Gußholz

Eine erhebliche Minderung des Verarbeitungsabfalles wird durch die Holzfaserplatte erreicht, eine neuere Erfindung, die aus der Rohstoffnot unserer Zeit entstanden ist. Sie wird aus Abfällen der Sägeindustrie hergestellt und aus kleinen Holzfasern gepreßt. Obwohl die in der Holzfaserplatte verarbeiteten Holzteilchen tot sind, das Holz also nicht mehr atmen und arbeiten kann, verfügt die Platte über alle Eigenschaften, die das Massivholz auszeichnen. Darüber hinaus aber hat sie gegenüber Massiv-, Sperr- und Furnierholz den Vorteil, daß sie gleich in die Form des gewünschten Gegenstandes gepreẞt werden kann, so daß also der Rohstoff Holz in gewissem Sinne den Anwendungsmög- lichkeiten der Metalle angenähert wird.

Eine weitere Holzersparnis soll durch Versuche zur Er- zielung von Gußholz erreicht werden, die in Nord- amerika und auch in den nordischen Ländern angestellt wurden, wo man die gesamte Holzmasse unter Ver- wendung von Kunstharzen und anderen Chemikalien verkochte, um so eine färbungs- und gußfähige homogene Masse zu erhalten, die wegen ihrer Härte, leichten Bearbeitungsfähigkeit, Wärmehaltigkeit und Wit- terungsfestigkeit praktisch überall verwendbar ist. Es ist anzunehmen, daß diese Versuche schon bald zu einem greifbaren und industriell auswertbaren Resultat führen werden, so daß das Holz, wenn auch in veränderter Gestalt, in seiner Verwendungsmöglichkeit gleichberechtigt neben die Kunstharze treten kann.

Neues technisches Weltbild

Die Revolution unseres technischen Weltbildes, wie sie sich in der in unserer Zeit sich vollziehenden Ablösung von Eisen und Stahl durch die Leichtmetalle ab- zeichnet, erhält durch diese modernen Holzverwendungs- möglichkeiten einen neuen Akzent. Schon jetzt zeigen sich die Rückwirkungen auf die holzverarbeitende

Landgericht Heilbronn a. N. Ladung. Herr Emil Buck, Stadtbauinspektor, Vaihingen/ Enz, wohnhaft in Lomers- heim, klagt gegen seine Ehefrau Ly- dia Buck, geb. Maurer, zurzeit in Wien, III. Bez., Betrixgasse bei Ba- ron von Wieser, auf Ehescheidung. Termin zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits ist bestimmt auf Frei- tag, den 31. Januar 1947, vorm. 9 Uhr vor dem Landgericht Heilbronn a. N., Lerchenstr. 81, Erdgesch. Hierzu wird die Beklagte geladen.( R 177/46) Geschäftliches

Industrie, die sich den neuen Methoden anpassen muß, falls sie nicht gegenüber anderen Holzbearbeitungs- ländern in Rückstand geraten soll.

Möbel aus Gußholz?

unserer

Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch eine neue Schrift von Karl Nothelfer ,, Massivholz, Sperrholz, Gußholz? Das Gebrauchsmöbel der Zukunft".( O. Maier- Verlag, Ravensburg). Der Verfasser tritt hier für neue materialsparende Verarbeitungsmethoden im Möbel- bau ein und empfiehlt besonders Möbel aus Massiv holz, die in Formgebung und Dauerhaftigkeit den üblen Kistenmöbeln Möbelkonfektionsindustrie zweifellos überlegen wären. Gewiß stellen solide gearbei- tete Möbel einen beträchtlichen Teil unseres Volksvermö- gens dar. Aber ihr Ersatz würde derart hohe Anforde- rungen an unsere Holzvorkommen stellen, daß sie in der bisher altbewährten Form nie befriedigt werden können. Und da unsere Möbelindustrie einen unvorstellbar großen Möbelbedarf der Ausgebombien und Flüchtlinge und neuen Haushaltungen zu decken hat, muß sie ver- suchen mit geringstem Materialeinsatz und Verarbeitungs- abfall ein Höchstmaß an Quantität und Qualität herzu- stellen. Neben das vorgefertigte Wohnhaus im Reihen- bau werden sicher in vielleicht naher Zukunft die aus vorgefertigten Gußteilen zusammengesetzten Ein heitsmöbel treten, die nach Form und Ausstattung massiven Möbeln gleichwertig sein werden und deren Oberflächenbehandlung nur dem Fachmann eine Unterscheidung erlauben wird. Sicher wird es dane- ben auch noch die handwerklich gefertigten und aus Massiv-, Sperr- und Furnierholz hergestellten Möbel ge- ben. Sie werden aber für die Deckung des riesigen Be- darfes nur eine geringe Rolle spielen.

Export

H. K.

Interessantes aus dem Druckereigewerbe Die französisch besetzte Zone Württemberg- Hohen- zollerns( einschließlich Kreis Lindau) umfaßt mehr als 200 Druckereibetriebe. Weitaus die meisten sind kleine und kleinste, doch vielfach moderne und gut ausgestat- tete Handwerksbetriebe, die der Kunst ihres Meisters Gutenberg alle Ehre machen.

Mit 24 Druckereien steht der industrialisierte Kreis Reutlingen der Zahl und wohl auch der Leistungs- fähigkeit nach an der Spitze, dicht gefolgt vom Kreis Rottweil, in dem 22 Druckereibetriebe arbeiten. Die wenigsten Betriebe sind naturgemäß in den vorwie. gend ländlichen Kreisen der Zone vorhanden. Insgesamt beschäftigt das südwürttembergische Druckereigewerbe ge- gen 1000 Arbeiter und Angestellte.

Was wird nun in diesen vielen großen und kleinen Betrieben unserer Zone gesetzt und gedruckt? In Tübin- gen, Oberndorf und Leutkirch rollen die großen Tages- zeitungen über die Rotationsmaschinen. Zahlreiche kleine Druckereien sind damit beschäftigt, Bezirks- bzw. Kreisausgaben der einzelnen Tageszeitungen herzustellen. Gleichzeitig werden fast in jedem Kreis Amtsblätter von dafür geeigneten Druckereien hergestellt. Einige Druk- kereien, z. B. in Tübingen Laupp und Göbel und in Reutlingen Enẞlin& Laiblin, befassen sich mit dem Druck von Lebensmittelkarten. Selbstverständ- lich unterliegen solche Firmen einer besonderen Ueber- prüfung. In gewissem Umfang werden auch wieder cher gedruckt. Im übrigen liegen Aufträge auf Formu- lare aller Art, bestellt von französischen und deutschen Behörden, sowie von wichtigen Industrie- und Handels- betrieben, in endloser Zahl vor.

Der Druckereibesitzer klagt, wie kaum anders zu er- warten, in erster Linie über unzureichende Pa- pierzuteilungen Längst hat er seine Reserven verarbeitet, jetzt kann er nur noch aus seinen geringfü-

die Lebensfrage

Beiratssitzung des Außenhandelsamtes von Württemberg

Die erste Beiratssitzung des Außenhandelsamtes von Württemberg und Hohenzollern in Tübingen fand kürz- lich in Anwesenheit des Direktors Le Portz, Direc- teur de l'Economie et des Finances du Wurtemberg, des Oberst, Monier, Chef du Commerce Extérieur, Ba- den- Baden, und des Direktors Delage, Directeur de l'Office du Commerce Extérieur, Baden- Baden, sowie des für das Außenhandelsamt von Württemberg zuständigen Kontrolloffiziers, Leutnant Kiener, statt.

Direktor Le Portz wies in seinen einleitenden Be- grüßungsworten an den Beirat auf die große Bedeu- tung des Exports aus Württemberg für die Er- nährungssicherung der französischen Zone hin Württemberg sei durch seine alte, hochentwickelte Export- industrie in hervorragendem Maße dazu berufen, für den Export zu arbeiten. Frankreich habe besonders starkes Interesse an den württembergischen Export- waren, ebenso wie Württemberg an regen Geschäftsbe- ziehungen mit Frankreich besonders lebhaft interessiert sein müsse. Direktor Delage betonte, daß auch Frank- reich wie alle übrigen Länder seine Einfuhr aus Deutsch- land in Dollar bezahle. Frankreich habe 23 Millio- nen Dollar für die Lebensmitteleinfuhr in die fran-

zösische Zone bisher vorgestreckt, und zwar ehe es deutsche Exportwaren ausgeführt habe. Um den I m- portplan der für die Zone unentbehrlichen Lebens- mittel weiterhin durchführen zu können, müßten durch Export deutscher Qualitätswaren die entsprechenden De- visenmengen hierfür geschaffen werden. Da die eingeführten Lebensmittel der deutschen Bevölkerung zum deutschen Binnenmarktpreis zur Verfügung gestellt wür- den, hätten sich auch umgekehrt die deutschen Exporteure mit dem deutschen Binnenmarktpreis für ihre Export- ware zu begnügen.

Im Namen des Beirats, der paritätisch aus Ver- tretern der deutschen Wirtschaftsverwaltung und der In-

sten. Karl Schäfer,( 17b) Villingen, Schwarzwald

Arbeitsamtes zulässig!

dustrie zusammengesetzt ist, versicherte anschließend Lan- desdirektor Dr. Kilpper, daß Württemberg als altes Exportland die größten Anstrengungen mache, seine Exportindustrie wieder voll einzusetzen. Von deutscher Seite werde dankbar zur Kenntnis genom- men, daß hierzu die französische Militärregie- rung ihre volle Unterstützung zusage.

In der anschließenden Aussprache kam der ge- meinsame Wunsch der deutschen und französischen Stel- len, den Export hochwertiger Fertigfabrikate zukünftig stärker als bisher zu fördern, zum überzeugenden Aus- druck. Auch eine Beschleunigung in der Abwick- lung der eingeleiteten Exportgeschäfte wurde von den französischen Dienststellen zugesichert. Weigere sich zukünftig eine Firma zu exportieren, weil sie für ihre Exportwaren keine Devisen bekäme, lägen aber im übrigen die Exportvoraussetzungen vor, so werde die deutsche Wirtschaftsverwaltung gegen solche Firmen mit Sperrung der Rohstoff- und Energiezuteilungen vor- gehen. Zu der vom Beirat angeschnittenen Frage der Ge- währung von Exportprämien als Anreiz zum Ex- port wurde von franzözischer Seite die Möglichkeit be- tont, an Exporteure mit zufriedenstellenden Exportergeb- nissen auf Grund besonderer Prüfung zukünftig Export- prämien in bestimmter Höhe zu gewähren. In diesem Zu- sammenhang soll auch so schnell wie möglich im Rahmen der laufenden Deviseneingänge der notwendige Roh- stoffnachschub für die Exportaufträge gesichert

werden.

Zur Frage der Exportmöglichkeiten der württembergi- schen Textilindustrie, die das Beiratsmitglied Fabrikant Werwag( i. Fa. Büsing& Co., Reutlingen) an- schnitt, wurde von französischer Seite ausgeführt, daß sich die Textilindustrie solange mit Lohnaufträgen behelfen müsse, bis Baumwolle und Wolle in genügendem Maße in die französische Zone eingeführt werden könne.

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10. Dezember 1946

Der Leser hat das Wort

Wir Kriegsversehrte

Es häufen sich die Fälle, daß man Kriegsversehrte, die beruflich mit der Bahn fahren, einfach ihrer Plätze, die im Kriegsbeschädigtenabteil vorhanden sind, beraubt, oder daß man sie bei anderen Gelegenheiten stundenlang war- ten läßt. Ein Beispiel, das sich am 25. Oktober 1946 zu- getragen hat: Dort gab es auf dem Landratsamt Reut- lingen Bezugsscheine für Glühbirnen. Dabei mußten die Kriegsversehrten drei Stunden und noch mehr warten, bis sie an die Reihe kamen Vorausgeschickt sei, daß es solche Kriegsversehrten waren, denen man es äußerlich schon anmerken konnte.

Hierzu möchte ich folgende drei Fragen stellen: 1. Ha- ben die Ausweise noch ihre Gültigkeit? 2. Haben Kriegs- versehrte noch Anspruch auf bevorzugte Abfertigung bei den Behörden? 3. Sind Kriegsversehrte ein Hindernis im B. B. demokratischen Deutschland?

gigen, laufenden Kontingenten Druckaufträge erledigen. Da jeder Druckauftrag der Genehmigungspflicht unter- liegt, ist Vorsorge getroffen, daß für unwichtige Dinge kein Papier vergeudet wird. Der Drucker würde jedoch ganz von selbst die Herstellung zweitrangiger Drucksa- chen verweigern, weil ihm zur Auflage gemacht ist, nur vordringlichen Bedarf zu befriedigen.

Jeder in Gang befindlichen Druckerei gehen in regel- mäßigen Abständen sogenannte Papierscheine zu, Mit diesen kann sie gewisse Papiermengen und Papier- arten beziehen. Daß mit der leider sehr geringen Zu- teilung( gering, weil, wie wir wissen, die Papiererzeugung ebenfalls ungenügend ist) haushälterisch und wirtschaft- lich umgegangen wird, liegt im Interesse des Druckerei- betriebes selbst. Um Papiere einzusparen und möglichst viele Aufträge erledigen zu können, ist der Uebergang auf kleinste Formate und auf doppelsei- tigen Druck häufig erforderlich. Der Abnehmer der Druckerzeugnisse zeigt allerdings nicht immer Verständ- nis für diese heute notwendige Sparmaßnahme.

Auch das Druckereigewerbe unserer Zone wurde durch Abzug von Druck- und anderen Maschinen für Wieder- gutmachungszwecke betroffen. Dies hat manchen Betrie- ben empfindliche Lücken gerissen. Man ist daran, durch Umsetzungen einen Ausgleich herbeizuführen, eine un- populäre, aber sozial und wirtschaftlich unbedingt er- forderliche Maßnahme. Viele Druckereibetriebe sind wegen ungenügender Stromzuteilung zu einschneidender Kurzarbeit gezwungen. Dutzende Betriebe müssen vor- läufig ganz geschlossen werden, um Energie einzusparen. Ein weiteres Sorgenkind ist das fehlende Schrift- metall. Rücksichtslos, wie die ganze Nazipolitik nun eben war, wurden während des Krieges erhebliche Men- gen Schriftmaterial dem Druckereigewerbe entzogen. Heute können wir, vor allem infolge des Mangels an Antimon, nur in ganz unzureichendem Umfang die Anforderungen auf solche Schriftmetalle berücksichtigen.

Der Berufszweig des Druckers ist ein typischer Ver- treter bester und solider schwäbischer Quali- tätsarbeit. Es ist deshalb selbstverständlich, daß jeder Druckereibesitzer allen Sorgen und Nöten unserer Zeit zum Trotz bereit ist, seine Werkstätten intakt und auf bester Qualitätsstufe zu halten. Edgar W. Kohler

Die sächsische Energieversorgung Der sächsische Strombedarf wird zu zwei Drittel durch die neun Kraftwerke der AG. Sächsische Werke gedeckt, die zu 95 Prozent auf Braunkohlenbasis arbeiten. An ihr Netz sind 21 von Städten und Versorgungsverbänden be- triebene Kraftwerke sowie 30 kleinere Industriekraftwerke angeschlossen. Da ein Teil der Stromerzeugungsanlagen und des Netzes durch den Krieg zerstört worden ist, betrug die gesamte sächsische Stromleistung Anfang 1946 nur 377 000 kW. Sie soll bis Ende 1946 auf 700.000 kW gesteigert werden. Der Strom ist aber noch so knapp, daß die Industrie teilweise nur nachts arbeiten kann und abwechselnde Stromsperren durchgeführt werden müssen.

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