51. !Vlsi 1946

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Nr. 4?/8eitsZ

Nadirieklen aus alter Well

Kür clie Kranken unZ OekanKenen

zungsbehörden werden im Sommer in der britischen Besatzungszone die Fettrationen herabgesetzt, um sür den kommenden Winter zu sparen.

Berlin. Der alliierte Kontrollrat fordert die Be­völkerung Deutschlands auf, den deutschen Behörden die Lage aller Gräber von den in Deutschland ge­storbenen Indern bekanntzugeben.

^rrs/arick

Wien. Der frühere Landesstatthalter von Nieder­österreich, Julius Kampitsch, ist wegen Zusammen­arbeit mit illegalen Nazis zu 20 Jahren schweren Kerkers verurteilt worden.

Rom. In Norditalien ist wieder eine faschistische Organisation aufgedeckt worden.

Paris. Der zum Tode verurteilte Massenmörder Dr. Petiot ist enthauptet worden.

London. Ein Gemälde von Rubens, die heilige Familie mit der heiligen Anna, hat bei einer Ver­steigerung im Kunsthaus Lhristie den Preis von einer Million Reichsmark erzielt.

Oslo. Der frühere Innenminister des Quisling- Kabinetts, Hagelin. ist durch Erschießen hingerich- tct worden.

Bukarest. Antonescus Berufung und die seiner Mitverurteilten gegen das Todesurteil ist verworfen worden,

Moskau, In Rußland ist mit der Verladung von 35 000 Tonnen Getreide für nie Tschechoslowakei be­gonnen worden.

Washington, In den Vereinigten Staaten ist der 30, Mai als Eefallenengedenktag gefeiert worden.

Die Gesellschaft für Gesundheitsfürsorge und Kriegs­gefangenendienst wendet sich mit dem folgenden Auf­ruf zur Werbung von Mitgliedern und Spenden an die Bevölkerung:

clie kevöIIceriniA Sücicviirtteinsierzs!

Die Gesellschaft sür Gesundheitsfürsorge und Kriegs- aefangenendienst ist nunmehr genehmigt und an die Stelle des früheren Roten Kreuzes getreten.

Das Arbeitsgebiet unserer Gesellschaft ist das un­übersehbare Trümmerfeld unserer Volksnot. Die alte Ausgabe im Dienst der Volksgesundheit bleibt die Erste Hilfe bei öffentlichen Notständen und Un­glücksfällen sowie die Durchführung der Krankentrans­porte. Die grauen Kolonnen unserer Schwestern und Helfer erstehen wieder.

Als neue Aufgabe kommt hinzu, die Not zu lin­dern, wo immer sie am härtesten austritt: die Not der Flüchtlinge, die heimatlos und bettelarm hierher kommen, die Not der Kriegsgefange­nen, die heimwehkrank sich nach uns sehnen, die Not der Heimkehrer aus den Gefangenenlagern, die Not der Eingesessenen, die von Ratlosigkeit und Daseinsangst bedrängt sind.

Die ideelle und materielle Fürsorge sür unsere Kriegsgefangenen hat die Gesellschaft schon in An­griff genommen. Die Ergebnisse der Kleidersamm­lungen sind in den Gefangenenlagern in Frankreich verteilt und, wie Dankschreiben zeigen, dankbar emp­fangen worden. Der Suchdienst für vermißte Sol­daten und Evakuierte wird weiter ausgebaut. Zur Bewältigung des Flllchtlingsproblcms hat sich unsere Gesellschaft den amtlichen Stellen sofort zur Ver­fügung gestellt. Sie übernimmt die sanitäre Hilfe­leistung und die Versorgung in den Erenzaufsang-

FVanröHoke Zons

Baden-Baden. Vom Landesernährungsamt Baden werden an Förderer des Tabakanbaues zusätz­liche Raucherkarten abgegeben. Für 200 Kilogramm abgelieferten ^kohtabak aus der Ernte 1945 erhält jeder Tabakbauer eine zusätzliche Raucherkarte.

Lindau. In Lindau, dem einzigen bayerischen Kreis der französischen Zone ist vom Kreispräsiden­ten Groll ein Landgericht eröffnet worden.

Koblenz. In den Kasematten der Feste Franz in Koblenz-LitzeL ist eine Eeheimdruckerei entdeckt worden, die falsche Lebensmittelkarten ansertigte.

^//rerikanr'sc/te Tons

Stuttgart. Der bisherige Geschäftsführer der Stuttgarter Demokratischen Partei, Haselsteiner, ge­gen den ein Verfahren wegen Urkundenfälschung schwebt, ist von seinem Posten zurückgetreten.

München. Bei der Verhaftung Dr. von Hüm­mels. des persönlichen Referenten Martin Bormanns, ist eine Kiste mit gestohlenen Goldmünzen und Me­daillen im Wert von fünf Millionen Dollar entdeckt worden, Eigentum einiger österreichischen Klöster, denen die Münzen jetzt wieder zurückgegeben werden.

München. Obdachlos herumziehende Kinder wer­den in Bayern einer Zentrale zugeftthrt. die sie in besonderen Heimen unterbringt.

München. Der Aufenthalt in München ist nach einer neuen Verordnung auf fünf Uebernachtungen beschränkt. Bei längerem Aufenthalt ist eine beson­dere Bewilligung erforderlich.

Nürnberg. Max Streicher, ein Bruder des in Nürnberg angeklagten Julius Streicher, ist vom Mili­tärgericht in Deggendorf wegen unbefugten Waffen­besitzes zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Passau. Auf 375 zwischen Passau und Deggen­dorf auf der Donau ankernden, vorwiegend ungari­schen Schiffen ist eine Großrazzia vorgenommen wor­den, wobei drei Radiofender, Kisten mit Maschinen­gewehren, automatische Schußwaffen und Munition sichergestellt wurden.

Regensburg. Das Obere Militärgericht hat zwei nach Deutschland wieder zurückgekeyrte Polen wegen bewaffneter Naubüberfälle zu 50 und 45 Jah­ren Zuchthaus verurteilt.

Frankfurt. Vom 1. Juni ab werden die Ra­tionen verschleppter Personen in den Sammellagern der amerikanischen Besatzungszone um 300 Kalorien täglich gekürzt.

Pforzheim. Die Wiederherstellungsarbeiten in der Ruine der 700 Jahre alten Schloßkirche sind dank dem Zusammenarbeiten aller Kreise in gutem ForL- schreiten.

Zone

Herford. Der frühere Stellvertreter Himmlers, Hermann Pohl, ist in einem Dorf bei Bremen, wo er in der Landwirtschaft arbeitete, festgenommen worden.

Düsseldorf. Die britische Militärpolrzei verhaf­tete fünf Personen im Zusammenhang der Ermordung eines Offiziers der britischen Besatzungstruppen.

/kussr'sc/re Zone

Dresden. lieber die Verstaatlichung von Nazi- und Kriegsverbrecherbetrieben in Sachsen soll durch Volksabstimmung entschieden werden.

Berlin

Berlin. Der Kontrollrat hat die Sozialistische Einheitspartei nunmehr in Berlin zugelassen.

Berlin. Fritz Thyssen, einer der Steigbügelhal­ter Hitlers, befindet sich mit anderen deutschen In­dustriellen in amerikanischer Haft.

Berlin. Die alliierte Kommandantur hat eine Betriebsdelegiertenwahl für die Bezirksversammlun­gen der Gewerkschaften genehmigt.

Berlin. Nach Mitteilung der britischen Besat-

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Stuttgart. Die Einwohnerzahlen der großen süddeutschen Städte haben sich, wie die Wahlen ge­zeigt haben, über den Krieg stark verändert. Mün­chen hat jetzt 700 000 Einwohner gegen 840 000 vor dem Kriegs Nürnberg 290 000 (4^0 000). Frankfurt 390 000 (550 000). Stuttgart 340 000 (460 000), Mann­heim 190 000 (280 000). Karlsruhe 140 000 (190 000), Würzburg hat nur noch 55 000 gegen früher 110 000, Pforzheim noch 40 000 gegen 80 000, Heilbronn 50 000 gegen 80 000, Ülm 60 000 gegen 75 000. Dagegen sind viele kleinere Städte gegen früher gewachsen, weil Ausgebombte, Umquartrerte und Flüchtlinge in ihnen untergekommen sind. Regensbura ist mit 108 000 (96 000) Großstadt geworden; Papau Hai jetzt 36 000 gegen 26 000. Koburg 40 000 statt 33 000, Erlangen 47 000 statt 36 000, Landshut 43 000 statt 32 000 Ein­wohner.

WeinKsrtener klutrltt 1946 weInKart 6 II, 31. Alai 1946. Heul«. «171 Taxe nack Rliristi Himmelfahrt, glänzt der groLe, nieder- xekekrte RRxertax, dessen ^blsnk nicht das Oe- pränZe endloser Reiter Zeigte. Rr ist der Ärmer gewordenen Heimst angemessen. Was schadeis! I)s8 Reich dieser betenden Regionen, die durch über­volle 8tra6en wsllen, ist nicht von dieser Welt. Rischok .fosnnes Baptist» wsblte für seine Rredigt die Ritten des Vaterunsers ?u den Test­gedanken sin Vorabend. Seine Worte drangen nicht nur 2 u den unter den lichten Kuppeln des Herr- lieben Alünsters Versammelten, sondern weiter bin- aus in überstrsblte Rande:Reget ab Hartherzig­keit und Ilabsucbt! Betet und arbeitet! ^ber seid eingedenk dessen, daL Oott das Oedeiben geben mu6. Und er wird es geben, wie er im Blut des Trlösers, dem der Restrag gilt, uns Onscle gege­ben bat."

Die Richterproression ordnete sich snschlieKend. 8ie mag die Rbrwürdigste sein unter den vielen, die in diesen Ritt-Tagen überall durch die Tluren sieben.Verschone uns, o 8err, vor Krieg, Hunger und Restilenr." Nie wurden diese Worte eindring­licher gebetet. ck4ber Tausende von Riebtern erliell- ten die Alsiendsmmerung, von den Hausern strablte der Olans hundertfältig Zurück. Rin unabcebbsrer 8troin von Richtträgern, in die Zehntausend«; gebend, bekannte sieb su einer Religion, die Toren rur Rri- vstsaclie batten stempeln wollen.

^rn Treitag seigte der Llutritt die Tülle. Tieke und 8tärks wiedergesicRerten religiösen Reben«, das den Drang rur Gemeinschaft bat. Die Akilitär- regierung batte die 8perrstunde aufgeboben. 8o gaben die Oläubigen ru Tausenden Rater Rrowin Wick, dem bl. Rlntreiter, das Oeleit.-^uk kräftigen Rsuernpferden urnssuint ibn eine Osrde auser­lesener Reiter, gertengesebmückt und im Zylinder, ^.ns 79 Oemeinden folgten die Llntreitergruppen, diesmal ru TulR Musikkapellen waren eingeordnet. Reiterstsndsrten und Kirrhenfalinen webten über dem unerineklichdn 8trom der Rilger. Das seböne Oelänt des Münsters miscbte sich in die frommen Oesänge. liier okkenbarte siRi ein ^lall vitaler Kraft, reicber als blolle Vernunft es gewsbrt. Unbeküm­mert um Obdach und Nahrung in der Kirche näch­tigend, haben sieb die Olsubigen aus den entlegen­sten Oeböften um die ragenden Türme der ^btei versammelt, ein Rauernvolk, das Kult und Kultur verschwistert weiK. Im Tedeum und Vikalsmt endigt die denkwürdige Wallfahrt, suk der alle fühlende Kreatur den gepriesen, der sie geschallen h«t.

in ^alen und RH^vsnSen In ^alen und Rllwangen, wo sieh die Kirchen­feinde in den letzten swölf .fahren besonders breit gemacht batten, fanden erbebende Rischofstsge statt. lieber 6000 Alenschen erwarteten in ^slen

den Diöresanhischof Dr. Joannes Baptist» 8pro1l. Nicht geringer war die Zahl derer, die ibn in Tll- wsngen und aut dem 8cbönenberg begrüßten. Der Liscbof konnte mit Oenugtuung keststellen, daü er, als er vor rebn Jahren mutig warnend ru den kstbolischen Alännera sprach, nicht in den Wind gesprochen bat.

KvanZeUslhe Kirche und KutnuxiüxierunZ Rischok D. w u r m als Vorsitzender des Rats der evangelischen Kirche in Deutschland bat in einem umfangreieben 8eb reibenschwerwie­gende Ledenken" gegen das 8äuberungsgesetz der amerikanischen Alilitärregierung rum Ausdruck ge­bracht. Das 8cbreiben bat sieb in einem ersten Teil gegen die Orundsullassung des ganzen Oesetzes ge­richtet. Ts entspreche dem allgemeinen Rechtsemp­finden, ds6 eine 8trsfe erst dann verbängt werde, wenn ein Oesetz vorbanden sei (nulla poena sine lege), lieben 8traftsten wolle das Oesetz auch Handlungen und Oesinnungen bestrafen, die lange vor dem RrlsL des Oesetzes lägen. Rs entspreche aber dem göttlichen Recht ebensowenig wie dem natürlichen Rechtsempfinden, jemand nu bestrafen, dem man keine 8chuld Nachweisen könne. In einem Zweiten Teil legt das 8cbreiben Vorschläge ?nr ^lilderung des Oesetzes vor. Alan solle die soge­nannten Alitläufer woblwollend behandeln. Lei der Rechtsprechung der Kammern sollte die Alitglied- schalt in der N8D^R. vor dem 1. Alai 1937 nur dann als schwere Relsstung gewertet werden, wenn der Retrollene sich nachweislich auch, nachdem er die wahre Natur der N8.-Rolitik erkennen konnte, aktiv für sie eingesetzt bst. Die kleinen ^mtsträ-

nur dann als Relastete gelten, wenn nschgewiesen ist, da6 sie sich über ihren unmittelbaren Auftrag hinaus, agitatorisch für die Nssupolitik eingesetzt haben. Was die Olliniere snlsng?, so soll man sie

Handlungen nachgewiesen ist.

ck^uk dieses 8chreiben bat Oenersl Rucius D. 0 l a z' ,'der stellvertretende Obek der amerikani­schen Alilitärregierung geantwortet, daL eine Ab­änderung des Oesetzes nur Befreiung vom National­sozialismus unnötig und nicht wün­schenswert sei. Wollte man die Orundsuk- fassung des 8chreibens anerkennen, so würde das bedeuten. dsK man das Hebel selbst rru einem Demmscbub für seine Beseiti­gung macbe. Die Kirche selbst bsbe in voller Rlebereinstimmung mit den Resatzungsmächten Zu­gegeben, «lall der Nationalsozialismus ein Verbre­chen war. Darum müsse dem deutschen Volke ge­stattet sein, das Nsnitum und seine Rinllüsse rest­los r:n beseitigen.

Lauern Iieiru Odisenlisnöel

Von Hans Rsitllel

Gleich wie der Kreuzer um sieben Uhr Herein­trieb und seinen Stand an der Häuserreihe nahm, die den Markt begrenzten, hatte der Meyerbauer die Ochsen scharfen Auges beobachtet nud zum Bergschreiner, den er zürn Schmusen mitgenom­men, gesagt:Du, das ist ein feines Pärchen, die muß ich haben. Aber er wird 300 Gulden dafür wollen, der Sappermenter." Dann, aber erst nach einem Weilchen, kam er langsam an den Kreuzer heran, und auf die Ochsen deutend, sagte er:Die gehören dir?"Ja," sagte der Kreuzer. Ohne wei­ter nach einem Zeugnis zu fragen, schlug er sachte mit dem Stecken daran und ließ sie mit den Hin­terteilen etwas auseinandergehen, Um sie beque­mer, jeden für sich, zu betrachten und mit dem Auge zu messen. Es waren schöne Bayreuther Schecken, rot und weiß wechselte in wünschenswer­ter Weise ab, die Hälse hatten prächtige Wam­men, die Hörner waren musterhaft gedrechselt. Nun begann die Prüfung mittels sorgfältigen Ta- stens. Cr trat zwischen sie und begriff die Schen­kel, den Bauch, den Hals, den Köpf, jedes Fleck­chen. Denn damals gab's nichts von Garantie; hatte einer Ochsen gekauft, so hatte er sie. Wenn sie husteten, wenn sie ein Beulchen hatten, das sich zu einem Schaden auswuchs, kein Verkäufer gab irgendwie Ersatz. Was war er erst nicht eine Stunde dabei gestanden, um aufzupassen, ob sie keinen Kecker taten; was hatte er nicht überall hingegriffen, ob sich nicht ein Knöpperchen spüren lasse! Nachdem der Meyerbauer also eine Viertel­stunde aufgewendet hatte, um sie überall zu be­tasten, fragte er, scheinbar ganz gleichgültig, nach dem Preis.

Dir werd' ich sie allweil nicht überbieten dür­fen, weil du dich auskennst", sagte der Kreuzer. Nehmen wir halt gleich das Genaueste."

Dreihundert Gulden waren damals, vor 1848, so viel wie heute etwa 1600 bis 1800 Mark. Auch fuhr der Meyerbauer zurück, als hält' ihn eins aus den Fuß getreten.Was?" rief er, wie aufs höchst« erstaunt.

Dreihundert Gulden? Die zwei Storren? Bist du denn bei Trost?"

Du wirst auf dem ganzen Markt keine schöne­ren finden," behauptete der Kreuzer ruhig.Hast du ein Untädele dran gefunden?"

So sehr sich der Meyerbauer bei der Prüsung gehütet hatte, auch nur das geringste Zeichen von Befriedigung merken zu lassen, hatte ihm der Kreu­zer doch angesehen, daß sie ihm gefielen. Der Meyerbauer aber pfluderte verächtlich mit der Nase.Keine schöneren?" rief er.Und kein Un­tädele? Denkst du denn, ich hält' im Leben noch keine richtigen Ochsen gesehen?" Und nun begann er das Paar herunterzusetzen, daß es eine Art hatte. Die gingen nicht, die watschten, das hatte er schon gleich beim Hereintreiben gesehen. Sie hatten auch zu dicke Köpfe, und dann kam er auf die Hör­ner und die Farbe und die ganze Gestalt; kurz, er ließ nichts Gutes an ihnen, und zuletzt bot er, aber nur aus Freundschaft, weil er einen Schwa­ger in Lettenreut hatte, 2S0 Gulden. Nun war's am Kreuzer, ihn zu fragen, ob er denn auch bei Trost wäre.

Da könnten sie freilich nichts miteinander ma­chen, erklärte der Meyerbauer und ging mit einer Handbewegung, als hätte er wirklich alle Absicht aufgegeben. Bald aber schickte er den Schreiner, seinen Hausmann und Schmuser, zurück, um dem Kreuzer zuzureden, aber so, als tät er es aus eigenem Drang und das und jenes wie absichtslos zu plaudern und dabei zu horchen, ob die Ochsen nicht am Ende wirklich einen Kecker täten und auf der Lunge nicht fest wären. Zugleich sollte er auf­passen, wenn andere Käufer kämen, sie eine Weile ruhig ein paar Gulden herunterhandeln lassen und scheinbar zu ihrem Nutzen schmusen. Wenn aber Gefahr im Verzug wäre, daß aus dem Handel Ernst würde, sollte er sie beiseite nehmen und war­nen, die Ochsen schienen ihm doch nicht ganz koscher, oder ihn zu holen, damit er zu rechter Zeit eingreife.

Nach einer Weile kam er denn auch wieder mit einem neuen Gebot, und sie rückten sich um ein paar Gulden näher, indem der Kreuzer so viel

herunterging, al» der andr« hinaufging. Dann ab«r

blieb jeder, wie über seine Nachgiebigkeit erschrok- ken, auf seinem Satz stehen, und wie sie fünf Mi­nuten hin und her geredet, lief der Meyerbauer wieder weg, um sich ein anderes, schöneres Paar zu suchen.

So tat der Handel von halber Stunde zu halber Stunde einen kleinen Ruck. Immer kam der Meyer­bauer, ganz zufällig, wieder vorbei, tat ein paar Gulden zu, wie der Kreuzer ein paar weg, aber von 290 zu 260 war doch die Strecke noch zu weit, als daß die beiden leicht hätten Zusammenkommen können.

Inzwischen kamen natürlich auch wirklich andere Käufer, aber keine sür den Meyerbauern gefähr­lichen. Ochsenjuden gab es damals noch wenige, weil noch keine Bahn den Transport in die Ferne erleichterte, und die Bauern, die einhakten, hätten sich Sünden gefürchtet, hätten sie erheblich mehr geboten als der Meyerbauer, der im Ruf eines tüchtigen Viehschätzers stand, und wollte wirklich einer Ernst machen, so kam eben der andere wie­der, bot ein paar Gulden mehr und setzte dafür die Ochsen so herunter, daß der Mitbewerber ver­dutzt, verwirrt und mißtrauisch gegen sein eigenes Urteil sich wieder davonmachte. Es war Viertel vor zwölf, als der Meyerbauer bei 272 stand und der Kreuzer bei 278, und um die sechs Gulden taten sie sich an, als wäre der andere wirklich nicht bei Verstand und er müßte ihm mit Gewalt den Kopf zurechtsetzen. Es schien gar keine Hoffnung, daß sie in zehn Minuten auf 275 zukommen könn­ten, trotzdem der Schreiner und der Schneider mit­handelten, daß sie schwitzten, obwohl es kühle Mor­genluft war. Da, im letzten Augenblick rückte der Meyerbauer gleich um zwei ganze Gulden hinauf und versprach auch dem Knecht zwei Gulden Trink­geld statt dem einen, den er schon versprochen, und wie der Kreuzer noch immer zauderte, gab er noch einen halben.

Da hielt endlich auch der Kreuzer wie zögernd, und als hielte er sich für den Uebervorteilten, die Hand hin. Im Innern aber war er zufrieden, weil er »inen halben Gulden mehr herausgeschlagen

h«rtt«. «l» «r gehofft-

und Kreisdurchgangslagern und wird bei der Unter­bringung der Flüchtlinge maßgeblich beteiligt sein.

Mit dem internationalen Komitee des Roten Kreu­zes in Genf hat unsere Gesellschaft gute Verbindung hergcstellt. materielle Hilfe im Rahmen des mög­lichen und jede ideelle Unterstützung ist ihr zuge­sichert. Was an ausländischer Hilfe und Sachspenden für Südwürttemberg bestimmt ist. wird treuhänderisch unserer Eesellschast zur Verteilung übergeben. Eirnge notleidende Städte konnten schon mit Lebensmitteln bedacht werden, eine Kinderspeisung in den Schulen der Notstandsgebiete ist in Aussicht gestellt.

Diese Aufgaben sind so groß und schwer, so vielsei­tig und vielgestaltig, daß sie nur gemeistert werden können, wenn niemand sich abseits hält, sondern alle, die guten Willens sind, sich zu gemeinsamer Arbeit und freiwilligem Ovfer zusammensinden.

Kommt! Werdet Mitglied! Spendet!

Die Mitgliederanmeldungen werden auf den Kreisstellen der bisherigen Hilfskomitees für deutsche Kriegsgefangene entacgengenommen. Bis zur Bildung von Ortsgemeinschaften in den einzel­nen Gemeinden nehmen die Bürgermeister­ämter Mitgliederanmeldungen wie auch Spenden entgegen. Spenden können sonst auf das Girokonto 4040 der Gesellschaft bei der Kreissparkasic Tübingen oder auf die Konten der Krcisstellen der Gesellschaft überwiesen werden.

künrveilninA der JuAenäderberz« des «okberß» Die Erwanderung der Heimat, das gegenseitig» Rücksichtnehmen, wie es beim gemeinsamen Ueber- nachten in Jugendherbergen notwendig ist. die Ge­legenheit zu freimütigen Aussprachen mit andern jugendlichen Wanderern, die aus andern Gauen kom­men, gar etwa aus dem Ausland, hat etwas so Er­zieherisches. daß das neue Deutschland diese Ding« wieder fördern will. Mit voller Billigung und Mit­wirkung der Militärregierung gelang es dem Staats- sekretariat für Slldwürktemberg. soeben die erste Ju­gendherberge in dem schönen Roßbergturmhaus, das dem Schwäbischen Albverein gehört, zu eröffnen. Die Einweihung fand am Himmelfahrtsiag bei gutem Wetter statt. Bei dem Denkmat August Quenstedts. des großen Forschers der Albgeologie, sammelte sich nachmittags um 4 Uhr in Anwesenheit von Vertre­tern der Militärregierung und des Staatssekretariats, sowie einer Abteilung des BundsJunge Schwaben die Schuljugend von Gomaringen und Umgebung und sang einige Lieder der Heimat. Dr. Roser vom Staatssekretariat betonte in seiner Ansprache den ge­meinschaftserzieherischen Wert des Jugendwanderns und des Jugondherbergswesens und dankte der Mili­tärregierung für ihr großes Verständnis, sowie auch dem Schwäbischen Albverein. der sein Noßberghaus nun fürs erste dem Jugcndherbergswcrk zur Ver­fügung gestellt hat. In diesem Haus stehen 100 Ueber- nächtüngsgelegenheitcn für jugendliche Wanderer bei­der Geschlechter bereit. Prof. Goeßler vom Schwä­bischen Albverein gab u. a. einen Ucberblick über die Geschichte der umliegenden Landschaft und ermahnte die Jugend, auf ihre Herztöne wieder horchen zu lernen. Capitaine Humblot van der Militärregie­rung sprach das schone Wort, daß man wieder Ver­trauen zur deutschen Jugend haben wolle und hoffe, daß sie es verdiene; auch sei zu hoffen, daß in deut­schen Jugendherbergen fruchtbare Begegnungen zwi­schen In- und Ausländern, die zu gegenseitigem Ver­ständnis führen würden, statlfänden. Adolf Rühle dankte im Namen des BundsJunge Schwaben" für die das Wandern fördernde Rastgclegenheit. Wie man noch erfuhr, sollen in einigen Wochen auch die Jugendherbergen Freudenstadt, Sigmaringen, Burg Wildenstein, Balingen, Kleinengstingcn, Urach uns Rottweil wieder eröffnet werden.

Oer Holieu.-ckollelii gerettet

Singen. Das charakteristische Wahrzeichen des Hegaus, der Hohenstoffcln, bleibt zur allgemeinen Freude der Bevölkerung erhalten. Der Antrag auf Wiederaufnahme der Arbeit in dem Bastaltwert Hohenstoffeln wird, wie aus Singen verlautet, nicht weiter verfolgt. Eine bereits gebildete Arbeitsgemein­schaft wird dafür Sorge tragen, daß auch in Zukunft jeder Gefahr einer Beseitigung des Berges durch industrielle Ausbeutung rechtzeitig begegnet wird.

Stuttgart. Bei einem schweren Straßenbahn­unglück durch Versagen einer Bremse wurden 14 Per­sonen zum Teil schwer verletzt.

Plochingen. Bei einer Tagung des Schwäb. Albvereins wurde Prof. Eoeßler (Tübingens ein­stimmig zum Vorsitzenden des Eesamtvereins gewählt. Den Höhepunkt der Tagung bildete eine Ansprache von Ministerialrat Hassingcr vom Kultministeriiim.

Tübingen. Durch schweren Hagelschlag wurden die Felder und Aecker des Orksteils Tübingen-Lust­nau stark beschädigt. Es fielen Hagelkörner, die grö­ßer als Enteneier waren. Die Anpflanzungen sind zum Teil bis zu !>0 Prozent vernichtet.

Backnang. Auf der Reichsbahnlinie Stuttgart BacknangHallHessental wird vom 3. Juni ab auf der Linie BacknangSulzbach a. d. Murr der Be­trieb wieder ausgenommen. Damit ist der Zugverkehr auf dem Streckcnteil SulzbachBacknangSchwaik­heim bzw. Neustadt hergestellt.

Vaihingen a. d. Enz. Eine achiköpfige pol­nische Räuberbande konnte seitgenommen werden. Zwei der Polen, die sich mit Waffen zur Wehr setz­ten, wurden bei einem Schußwechsel getötet. Eins weitere Räuberbande, die aus vier Jugoslawen be­stand, konnte ebenfalls festgenommcn werden. Dis Jugoslawen hatten eine abgelegene Wirtschaft im Kreise Waiblingen überfallen und dabei den Wirt getötet.

Bah Liebenzell. In Bad Liebsnzell im Kreise Calw verletzte am 30. Mai der Hilfsarbeiter Adolf Sütterlin seine Ehefrau durch Beilhielbe töd. lich. Der Mörder ist flüchtig. Nach ihm wird gefahndet.

Radolfzell. Bon der Fischbrutanstalt Radolf­zell sind rund 50 000 Felchen- und Eangfischeier in den Bodensee eingesetzt worden.

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Al n n t a x. 1 uoi: 8.0? Kat 6er Ilausdalt mit

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kunstxociie der 8tadt Konstaur 104b: 21.?0 Das Kleins Ordiester des Züdvesllunks und Ilct-^ickcls.

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0.1? Lliorkonrert: 10.00 Oottesdienst b reikirc^ie: 10.?0 Kammermusik: 11.00 KstkoR Oottesdieost: 11.?0 Rrsxen. die alle snxeken: 12.00 ^.us Kunst und ^Vissensckaktr 12.1? ^.us veuem Oeist: 14.00 ^.us der sdivaliisdien Rei­mst: 14-^0 Kinderxtunde: 1?.00 Alusik rur kasseestunder 17.00 Hörspiel: ,..4rmut , vnn ^aton Wildxsns: 15.?0 Lrucknerdior; 19.00 3timme der Rreiöeit in der Alusik; 20.4? Der Kritiker 1>al das ^Vc>rt; 21.00 L^mpknniekon'

Alont»?, ? Illni: 10.00 bdnilknnk: Oesdiicdtsun- terricdt: 10.4? klärdievstunde: 11.4? Raus und Reim: 12.4? Tildrersextett: 14.00 Lctiulfunk: 6esdlidit«ru7r1crric6t: 1?.00 I^eue tZilcder: 1?.l? Ltreidlmusik; 17.4? Raul Tipper er- raklt: 18.Z0 Akarxa Lurckert. Sopran; 10.00 Sport vom Sovutae; 10.4? Alen5cken. von denen man spricht; 21.00 Reue V^exe in der Tonkunst.

Dienstsx.4 luni: 10.00 Sdiukkunk: Oesdiiditi,- unterrickt: ..Die Nömer in Ni-i-ttcmk'erx": 11 00 As,r«dka- Uscöe Kob-töarkeiten: 1t.,0 I.endsunk und Vollem,,<>k; 14.00 Sckulfunk: (iesdiidit^unterriciit ..Die Lomer in >Vurt- temkerx": 1?.0) >V'as alle interniert: !?.1? Streichmusik; 17.4? Suchdienst kür ^'ürttemderx und Kaden; 18 ?0 >Vie köre» Sie Alurdkr 10.00 Rrltr önrxstaller. Violine; IS LS v»«»» »neikaUscher Lilderdoxen; 21.00 Opsrnklünx«