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Unser Schweizer Sonderkorrespondent hat an der Studienreise einer schweizerischen Journa-
. listendelegatton nach der Tschechoslowakei teilgenommen und berichtet uns:
Seit Herbst 1945 hat sich in der jungen tschechoslowakischen Republik manches verändert. Durch einen Geldumtausch ist die Inflation abgestoppt worden, die Aussiedlung der Minderheiten ist in Gang gekommen, die fremden Befreiungsarmeen sind verschwunden, die Nationalisierung der Großbetriebe ist in geordnete Bahnen gelenkt. Man hat den Eindruck einer spürbaren wirtschaftlichen Erholung. Im ganzen Lande wird fanatisch gearbeitet.
Wir haben diese Arbeit selbst beobachtet, die Bauern Mährens und der Slowakei auf den Feldern, die Bergarbeiter in den Gruben von Kladno und Moravska Ostrava, das Fließband in den Ba- tawerken in Zlin und das Nebeneinander von Wiederaufbau und Neuprodukten in den zerstörten Hallen der Pilsener Skodawerke, die heute schon wieder zehn Lokomotiven pro Monat zur Ablieferung bringen. Die Tschechen hatten seit jeher den Ruf, ein fleißiges Volk zu sein. Aber der Eifer, mit dem sie jetzt an den Wiederaufbau herangegangen sind, bleibt trotzdem imposant.
Die Folgen dieser Arbeit machen sich dem Fremden schon in den ersten Stunden bemerkbar. Die Auslagen der Geschäfte sind voll Ware. Wo im Herbst noch patriotische Dekorationen oder unverkäufliche Ausstellungsobjekte zu sehen waren, häufen sich jetzt Gegenstände, die zu kaufen sind. Die Tschechoslowakei exportiert bereits in beträchtlichen Mengen Kohle, Stahl und Stahlwarcn aller Art, Zucker, Glas und Porzellan.
Diese schnelle Erholung des Landes hat verschiedene Ursachen. Vor allem ist die Reihenfolge der Wiederaufbauarbeiten sehr plan- und sinnvoll gefaßt worden. Man hat sich zuerst mit ganzer Kraft an die Wiederherstellung der Verkehrswege gemacht. Die Versicherung der Regierung, daß alle Brücken und Verkehrswege wieder benützbar seien, ist keine Uebertreibung. Die zweite Etappe war dann die intensive Aufnahme der Kohlenförderung. Von dort zum Anlaufen der Produktion auf allen Gebieten war es dann nur noch ein Schritt.
Dabei hat die Nationalisierung der Großbetriebe eine bedeutende Rolle gespielt. Sie hat es dem Staat ermöglicht, mit der' Produktion zu beginnen, bevor noch deren Rentabilität gesichert erschien, und bildet die Voraussetzung für den Elan, mit dem die Arbeiterschaft trotz jahrelanger schlechter Ernährung, trotz den Zerstörungen in vielen Betrieben, die Arbeit wieder ausgenommen hat. Eine Demoralisierung breiter Volks- masscn, wie in anderen Ländern ist vermieden worden. Ein Zeichen dafür ist die starke Rückbildung des Schwarzhandels. Äerbundcn damit ist eine innenpolitische Konsolidierung, die das Zusammenarbeiten der vier Regierungsparteien gesichert und dem Land innere Krisen erspart hat.
Dabei soll offen gesagt werden, daß natürlich auch in der Tschechoslowakei noch lange nicht alles in Ordnung ist. Ein Schwächepunkt ist z. B. eine gewisse Ueberbürokratisierung. Es gibt eine Beamteninflation und viel administrativen Leerlauf. Auch in den Betrieben selbst ist das Prozentverhältnis zwischen produzierenden Arbeitern und verwaltenden Angestellten z. T. ungesund (1:10). Die Kräfte des Einzelnen haben infolge Unterernährung nachgelassen, so daß die Belegschaften oft erheblich verntehrt werden mußten. Bei Bata mußte die Fließbandarbeit verlangsamt werden, wenn sich die Republik nicht mit dem Odium belasten wollte, das brutale Ausbeutungssystem, auf dem die Billigkeit der Bataschuhe beruhte, zu übernehmen. Wir hatten aber den Eindruck, daß man sich überall um-die Rationalisierung der Produktion bemüht. Daß diese möglich ist, sahen wir in der Kohlenmine „Präsident Benefch" der Kla- dnoer Region, wo heute eine elshundertköpfige Belegschaft mehr Kohle produziert, als im Jahre 1937 eine vierzehnhundertköpfige.
Es ist übrigens in erster Linie die Arbeiterschaft, die sich für dieses Problem interessiert. Denn das teure Produzieren macht sich in einem hohen Preisniveau, also niedrigen Reallöhnen geltend. Die Preise sind auch aus währungspolitischsn Gründen zum Teil künstlich hochgehalten, z. T. erhöht worden. Eine Straßenbahnfahrt kostete im
Herbst 1,5 Kronen, heute kostet sie 2,5. Die Preise für Zeitungen sind von 1 Krone auf 1,5 Kronen hinaufgesetzt worden. Nur Mieten und Lebensmittelpreise sind einigermaßen stabil geblieben.
Als Gesamteindruck bleibt der einer fortschreitenden Gesundung. Das tschechoslowakische Volk hat sie mit seiner intensiven Arbeit erreicht, es hat sich aus den Nöten der Besetzungs- und K'riegs- jahre wieder herausqearbeitet. Infolgedessen findet auch der Wahlkampf zu den am 26. Mai stattfindenden ersten freien Wahlen in einer ruhigen Atmosphäre statt. Die Weiterführung der Koalition der nationalen Front, die von den christlichen Volksdemokraten bis zu den Kommunisten reicht, steht bei den maßgebenden Parteiführern schon heute fest.
Für die innenpolitische Konsolidierung ist es auch kennzeichnend, daß das Problem der nationalen Minderheiten heute ruhiger behandelt wird. Die Aussiedlung der Sudetendeutschen erfolgt geordnet und so human wie möglich. Jeder Ausgesiedelte darf einen Zentner Gepäck mitnehmen und tausend Reichsmark, eine fechsköpfige Familie also 6 Zentner und 6909 Reichsmark. Wer selbst nicht so viel Geld hat, bekommt es vom tschechischen Staat. Wir besichtigen ein Aussisd- lungslager bei Karlsbad, fanden es sauber, gut organisiert und stellten in unbeeinflußten Gesprächen mit eine>n Insassen fest, daß sich deren Mehrheit heute mit der Aussiedlung abgefunden hat.
Es soll freilich nicht srschiviegcn werden, daß die nüchterne Behänd! ng des Minderheitenpro- blcms auch ihre Schönheitsfehler hat. Viele deutsche Facharbeiter dürfen im Lande bleiben, auch wenn cs sich um Nazis handelt, weil sie für die Wirtschaft unentbehrlich sind. Daß daneben gleichzeitig Menschen ousgesiedelt werden, die nie etwas mit den Nazis zu tun hatten, verletzt unser Gerechtigkeitsgefühl.
Trotzdem konnten wir ein Abebben des Nationalismus feststellen. Auf den Konzertprogrammen des Prager Musikfestes ist der deutschen Musik wieder ein ehrenvoller Platz eingeräumt. In den Hallen der großen Prager Hotels werden deutschsprachige schweizer Zeitungen offen verkauft und gelesen. In den Buchhandlungen ist sogar von Zeit zu Zeit ein deutschsprachiges Buch zu sehen.
Nach den heftigen Pendelausschlägen der Revolutionsepoche nähert sich die Tschechoslowakei wieder ihrem Gleichgcwichtszentrum, wobei allerdings nicht vergessen werden darf, daß die Tschschoslo- waken entschlossen sind, ihre nationalen Ansprüche und ihre äußere Freiheit ebenso zu verteidigen, wie ihre junge Demokratie. IValter Oz üling
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In der Tschechoslowakei sollen 70 Prozent von Industrie. Handel und Finanzwesen verstaatlicht werden. Bis setzt sind 30 Prozent verstaatlicht, darunter auch kleinere Industrieunternehmen. Groß- und Ein- zelhandclsunternohinen und Grundbesitz. Nach einer Erklärung des Außenministers Jan Masaryk lag ein Hauptgrund für die rasche und gründliche Verstaatlichung darin, daß ein großer Teil der Industrie während des Krieges in deutschen Besitz gelangt war und nun einfach übernommen worden mußte.
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Für das französisch besetzte Gebiet Württembergs ist mit Zustimmung der Regionalen Militärregierung der Verwaltungsreserent Otto Künzel, Reutlingen, zum Staatslommissar für die politische Säuberung mit der Dienstbezeichnung „Ministerialrat" ernannt worden. _
Wangen. 440 Berliner Kinder sind zur Erholung ins Allgäu gekommen.
Mainz. Die neue Universität in Mainz kostet das Land Hessen-Pfalz jährlich drei Millionen Mark.
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Frankfurt. Die Nationen der Bergarbeiter in der amerikanischen Zone sind erhöht worden.
Nürnberg. Ein amerikanischer Soldat hat eingestanden, für den Tod der beiden amerikanischen Soldaten verantwortlich zu sein, die kürzlich in einem Geländewagen erschossen aufgcsunden worden sind.
Fürstenfeldbruck. Hier sind die ersten Urteile gegen Nationalsozialisten gefällt worden. Sie lauten in zwei Fällen auf drei Jahre Arbeitslager, in einem auf zwei Jahre. Daneben auf Einziehung des Vermögens, Verlust des Wahlrechts, Verbot jeder politischen Betätigung und dauernde Amtsun- würdigkeit. In den nächsten zehn Jahren dürfen die Verurteilten nur als gewöhnliche Arbeiter beschäftigt werden.
Köln. Bei der Nachprüfung des Wohnraumcs einer Familie wurde im Badezimmer ein Schwein festgestcllt. Als es die Polizei abholen wolllc, war es nicht mehr da.
Helmstedt. Unbekannte Täter haben die gesauste Nindviehherde eines Bauern in einem benachbarten Dorf davongctricben.
Hannover. In der britischen Zone befinden sich noch etwa ISO 000 Verschleppte, darunter allein 360 000 Polen und 90 000 Angehörige der baltischen Staaten.
Hamburg. Die neucingesctzten vier Zivilkommissare für die britische Zone sind hier eingctrafscn.
Hainbur g. Auf dem Wirtschastsamt in Bremervörde sind 6800 Raucherkarlen gestohlen worden.
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Jena. Bürgermeister der Universitätsstadt Jena ist Frau Lydia Poser. Sie gehört der „Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands" an.
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Berlin. Nach Beseitigung von 3300 Schadenstellen am Röhrennctz ist das Berliner Leitungswasser jetzt wieder trinkbar.
Berliir, Helene Schwärze!, die seinerzeit Dr. Gürdeler rbrraten und dafür von Hitler eine Mil
lion Mark erhalten hat, ist der deutschen Justiz zur Bestrafung übergeben worden. Sie hat sich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach Gesetz Nr. 10 des Alliierten Kontrollrats zu verantworten.
Berlin. Die amerikanische Militärregierung hat sich damit einverstanden erklärt, daß an Beamte die als frühere Parteimitglieder nicht Hauptschuldige sind, wieder Pensionen ausgczahlt werden.
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Wien. Russische Geologen haben in Oesterreich neue Erdölvorkommen entdeckt.
Salzburg. Ein persönlicher Mitarbeiter Martin Vormanns, Dr. Helmut von Hummel, ist hier verhaftet worden.
Prag. Karl Hermann Frank, der „Henker von Böhmen und Mähren", ist zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Das Urteil wird öffentlich vollstrcckt werden.
Paris. Lord Vansittart ist als Nachfolger des verstorbenen Präsidenten Roosevelt' zum Mitglied der französischen Akademie für Politik und Geistcs- wissenschasten gewählt worden.
Brüssel. Die "5 Jahre alte Frau des nach Spanien geflüchteten Rexistensührcrs Degrelle ist wegen Beteiligung an den verräterischen Plänen ihres Mannes zu'10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden.
Den Haag. Don nächster Wochen ab werden in Holland die Brotrationen von wöchentlich 2400 Gramm auf 2200 herabgesetzt, die Fleischrationcn von 150 auf 100 Gramm.
Rom. In Rom, Mailand und Florenz sind etwa hundert Faschisten verhaftet worden, die Terrorgrup- pen organisiert haben.
Mailand. Der Bau am Moniblanctunnel hat begonnen. Er wird zwölf Kilometer lang werden. Der Bau wird zwei Jahre dauern.
Moskau. Stalins sämtliche Werke, 16 Bände, sind in einer Auslage von 500 000 Stück soeben erschienen.
Oslo. Das norwegische Parlament hat sechs Millionen Mark sür die UNRRA. gestiftet.
La Valetta. Der Abtransport deutscher Kriegsgefangener von Malta hat begonnen.
Washington. Der amerikanische Atomspczialist Dr. Katzine hält cs für möglich, daß bis in zwei Jahren Fabriken mit Atomenergie statt mit Kohle betrieben werden können.
Reykijavik. Die UNRRA. hat in Island Island-Ponys aufgekaust. Sie sollen der Landwirtschaft in Polen zur Verfügung gestellt.werden.
Osü tüesteiwnis von ksustsn
Aus einem Rückblick Churchills über den Kriegsablauf hat die deutsche Oeffcntlichkeit erfahren, daß es den Engländern gelungen war, im Jahre 1043 die deutsche Rohstoffbasis sür die Atombombenversuche in Norwegen zu zerstören. Die „Schwäbische Zeitung" berichtet uns Näheres über das „Unternehmen Swal- low", das vier englische Fallschirmjäger ausfiihrtcn, die im Winter 1942 in Norwegens zerklüftetem Ge- birgsgelände gelandet waren. Sie hatten den Auftrag, in Rjukan einen Betrieb zu sprengen, der sich mit der Herstellung von „Schwerem Wasser" für die deutsche Atombombe befaßte. Dieser englische Sabo- tagctrupp unrcr Führung des Leutnants Jens bahnte sich in wochenlangen Märschen den Weg nach Rjukan, nachdem auf Anforderung sechs weitere Fallschirmjäger zu ihnen gestoßen waren. Am 27. November 1043 gelang der Gruppe, nachts unbemerkt ins Werk einzudringen. Durch eine große Explosion wurden 1500 Kilogramm Schwerwasser vernichtet.
Der englische Sprengtrupp brachte sich über die Grenze nach Schweden in Sicherheit und kehrte nach England zurück. Nur ein Mann blieb zurück, weil er noch eine weitere Aufgabe hatte. Das Werk Rjulan lallte wieder aufgcbaüt werden, aber drei Wochen später wurde die Anlage durch schwere amerikanische Bomberverbände völlig zerstört.
Zwei Waggons Schweres Wasser, die übrig geblieben waren, sollten nach Deutschland überführt werden. Bei ihrer Ueberfiihrung auf einem Fährschiff schmuggelte der zurückgebliebene englische Agent mit Hilfe von drei Norwegern eine Höllenmaschine in den Bug des Schisses. Ihre Explosion beförderte auch diesen Rest noch in die Tiefe.
Verbesserte krotkese
Dr. Ulrich Henschke und Hans Mansch in Heidelberg habcü in Zusammenarbeit mit amerikanischen Acrztcn, Physikern und Physiologen ein künstliches Bein konstruiert, das dem Amputierten die Beugung von Knie und Knöchel ermöglicht. Er kann infolgedessen Treppen und steile Abhänge hinauf- und Hinuntcrgchcn, ohne daß der Beobachter einen Unterschied zwischen natürlichem und künstlichem Bein wahrnimmt.
„Ktoinstocster" lütten Oebeimiiisse Aus Lhikago kommt die Meldung, daß es amerikanischen Atomwissenschaftlern gelungen ist, chemischen Stost in „Atomkochern" radioaktiv zu machen. Daraus erwächst die Möglichkeit, dom Verlauf von Gift in menschlichen oder tierischen Körpern durch Tonzeichen oder durch Aufzeichnungen zu folgen. Vitamine in festem, flüssigem oder gasförmigem Zustande können in ähnlicher Weise in einem lebenden Körper nachgcwiesen werden. Der millionste Teil von einem millionstel Gramm eines radioaktiven chemischen Stoffes reicht sür den Nachweis aus.
klebter Oetrepster in lnlselrenr llemto Ein wertvolles Gemälde von Defregger, die „Annc- mirl" sdas Bildnis eines sungen Mädchens in Tiroler Tracht), das der Stadt Berlin gehört, hat der stellvertretende Bürgermeister von Lharlottenbnrg, Erwin Schöncwald, unrechtmäßig in seinen Besitz gebracht. Es ist deshalb Anklage gegen ihn erhoben worden.
„Unser Qsielrt ist noeii xu nsostert!"
So sagten einige männliche Oberammcrgauer Pas- stonsspicter zu einem Vertreter der „Schwäbischen Landcszciiung", der sich über die Wiederaufnahme der Passionsspiele unterrichten wollte. Wann die nächsten Aufführungen sein können, ist unbestimmt denn ein Teil der Darsteller befindet sich noch in Kriegsgefangenschaft und andere Mitglieder werden wohl
.ausscheidcn müssen, weil sie Parteigenossen waren, e-o vor allem Alois Lang, der weltbekannte Lhri- stusdarstcller. Auch Anni Nutz, die Darstellerin der heiligen Maria und Willy Vierling, der Johannes, sind belastet. Manche der Mitspieler sind im Krieg gefallen und nur Judas Jschariot ist mit Hans Zwenkel, als Antifaschist im ganzen Ort bekannt, in „erster Besetzung" vorhanden. Er übt sein Gewerbe als Gastwirt aus, während Anni Nutz serviert, der Judasdarsteller vorerst Knödel verkauft und die Darstellerin der heiligen Martha Kindcrspielzeug bemalt.
Die Oberammergauer beschäftigen sich mit dem Schnitzen von Kruzifixen, Madonnengestalten und der Herstellung von profanem Holzschmück. Neben der staatlichen Schnitzschule bestehen noch 28 Privatuitter- nehmcn. von den 200 Bildhauern und Bildschnitzern fehlen noch 80.
Kkkeiijsscl in stievv Vorst
Aus. einer New Parker Tierhandlung entwichene Assen machten kürzlich das Wolkenkratzerviertel von New York mehrere Stunden zu ihrem Spielplatz. Sie kletterten in die Fenster der Wolkenkratzer, sprangen über die Dächer und drangen in die Läden ein. Ein Teil belustigte sich im Fcuerwehrschuppcn. anders bombardierten die Passanten mit Aepfeln. Nach langer Jagd, an der sich neben Polizisten, Feuerwehrleuten und Tierschutzvereinen auch Hunde und Katzen beteiligten, gelang es, die entwichenen Affen einzufangen.
Oie religiöse 8eku1cikia^e
Pastor IVieinöllers Vortrsst in Tüdinzen
Selten sind Männer und Frauen aus allen Volksschichten, Studenten und auch Fremde mit angespannterer Aufmerksamkeit einem Redner gefolgt wie am Montagabend den zweistündigen Ausführungen Pastor Niemöllers, der auf Einladung des Staatssekretariats im Festsaal der Universität über die Lage der evangelischen Kirche, über die Schuld des deutschen Volkes und über eine mögliche Verständigung des „deutschen Christen" mit den Christen der Siegermächte gesprochen hat.
Niemöller hat zunächst den Zerfall der evangelischen Landeskirchen, das heißt ihren Abfall von der einzigen Autorität Jesus Christus geschildert und diesen Prozeß lange vor 1933 wirksam gesehen. Wenn sich die Kirche dem Nazitum halb gezwungen, halb freiwillig geöffnet hat, dann war daran ihre unentschiedene Haltung, ihr aufgelockertes Dogma schuld. Hitler zog die böse Konsequenz: Christus gehört dem Jenseits, die Weltanschauung des Nazismus dem Diesseits.
Gegen diese Zweiteilung protestierte das Häuslein Evangelischer in Barmen im Jahre 1934. Entweder Christus für dieses und jenes Leben oder zugeben, daß das Christentum versagt. Die bekennende Kirche war geschaffen und eroberte sich bald einen großen Teil der Christenheit in Deutschland. Aber auch diese Kirche hat den Kampf nicht durchgestanden, sie unterlag Terror und Hinterlist, und nur wenige blieben dem rechten Panier treu. Dann kam der Zusammenbruch des Nazismus. In der Stuttgarter Konferenz der maßgebenden Kirchenführer im Oktober 1945 wurde beschlossen, die Barmer Sätze zur Richtschnur der Erneuerung der Kirche zu machen. Die Kirche rief zur Buße und Umkehrung. Sie will wieder einzig und allein das Evangelium vom Sünderheiland verkünden und jedem dt« Augen öffnen, daß die Sünde die mächtigste und gottfeindlichste Wirklichkeit ist.
In der nichtbiblischen Sprache heißt Sünde auch Schuld. Niemöller bekennt, auch er fühle sich »n Tiefsten schuldig an den sechs Millionen Morde, die Nazideutschland aufgehäust habe und die uns
Deutsche heute vor aller Welt anklagen und zu Mördern stempeln. Im Namen Jesu Christi, wenn wir rechte Christen sein wollen, dürfen wir uns nicht zu den 99 Gerechten stellen, wir müssen aufhören die Schuld nach oben zu verschieben, ein übles Versteckspiel zu treiben, sondern müssen bekennen, daß wir an den Brüdern des eigenen Volkes und an den Juden schuldig geworden sind. Es könnte sein, daß der Herr Christus zu den 14 000 Pastoren in Deutschland sagte: „Hättet ihr euer Wächteramt recht begriffen, dann hättet ihr euer Leben einsetzen müssen, jawohl, dann Härte euch Adolf Hitler, um sich noch ein oder zwei Jahre zu halten, auch aufhängen lassen müssen, und er hätte es schon getan, aber dann hätte kein Daladier und kein Chamberlain mehr auf die Töne Hitlers gehört und 30 bis 40 Millionen Menschenleben wären erspart worden." In solche Tiefe führt Niev möller, der lutherische Christ, den Schuldbegriff und zeigt damit uns allen, wo wir gefehlt haben und keiner wird mehr sein, der sich zu den Verfolgten zählen könnte, um sich damit vor dem deutschen Mitmenschen zu brüsten und großzutun. Nicmöller reißt auch schonungslos den Schleier von unserem verantwortlichen Verhältnis zur deutschen Jugend, an der die Aelteren gesündigt haben, weil sie die Jugend bewußt den falschen Weg gehen ließen.
In diesem letzten und tiefsten Sinne ist das Schuldbekenntnis der deutschen evangelischen Kirche zu verstehen, indem sie sagt, der Christ ist kein besserer Mensch als der Nichtchrist, indem sie sich trotz allem mit dem deutschen Volk solidarisch erklärt, des Volkes Leid und Not zu dem ihrigen macht, des Volkes Schuld stellvertretend vor Gott und seine Barmherzigkeit bringt. Man hat in Deutschland dieses Schuldbekenntnis der Kirche nicht verstanden und von einem Verrätertum gesprochen, man hat gesagt, die Kirche mache sich zum Büttel der Sieger und betreibe „die Geschäste derer, die Deutschland vernichten wollen". Niemöller sagt, wir haben die Einwände erwartet und die tödliche Gefahr erkannt, in die wir uns begeben, aber größer nach ist die Gefahr der mchtgekanntcn Schuld. Gibt es für Deuischiand eine Zukunft, dann nur. wenn es ernsthaft bekennt und Buß« tut. Ohne
Buße kein neues Leben. Und Gott will, daß wir leben. Dieselbe Stuttgarter Konferenz, die das Schuldbekenntnis öffentlich formulierte, hat erfahren dürfen, daß die Kirchenfürsten der Siegermächte das Bekenntnis in dem echten christlichen Geiste amiahmen und sich selbst vor Jesus Christus beugten und die deutschen Kirchenvertreter vorbehaltlos in die große christliche Brudergemein- schast ausnahmen.
Im Februar 1946 auf der ersten ökumenischen Tagung der Kirchen haben Niemöller und Wurm als die ersten Deutschen, die als gleichberechtigte Mitglieder einer Versammlung von internationalen Ausmaßen beiwohnen durften, das Wunder christlicher Brüderlichkeit erlebt. Die Genfer Versammlung hat die so naheliegende Formulierung, daß Deutschland zu Recht Gottes Gericht und Strafe erfahren habe, weil es schuldig sei, ohne Debatte aus der Botschaft an die Welt, sür deren Text auch Niemöller verantwortlich zeichnete, herausgelassen, weil sie als christliche Aussage vor allem dem deutschen Volke gegenüber nicht verantwortet werden konnte. Die Schuldfrage muß in erster Linie eine religiöse Angelegenheit des deutschen Volkes selbst bleiben.
Ein echtes Bekenntnis, so schloß Niemöller, ist nur dann möglich, wenn wir auch den Heiland der Schuld kennen. „Darum können wir Christen vorangehen, denn wir können unserer Sünde ins' Angesicht schauen, ohne in die Hölle und Verdammnis zu versinken, weil die Hand Gottes es ist, die uns hält, und eben da in dieser verzweifelten Situation, da wird die Kirche von Gott für eine ganze Menschheit zuM Segen gesetzt." sw
Zierte nnr/
Reinhold Schneider legt eine kleine Erzählung vor, „Der Tod des Mächtigen" (Herderoerlag, Frei- bnrg i. Br.f, die die letzten Jahre des Franzosenkönigs Ludwig XI. schildert. Dix Hauptgestalt des Büchleins ist aber ein Mönch, Francesco von Paola, dessen Ruf. als Heiliger von Italien bis zu Ludwig s dringt. Dieser beruft ihn zu sich, als er sein Ende nahen fiibll und immer deutlicher die Last und Verantwortung seiner Taten spürt. Dock, auch der Heilige kann ihn nicht gesund machen, nachdem Ludwig es i mit allen Essenzen schon probiert hatte. Er kann nur
um seine Seele bitten. Aber durch den Einsluß des Mönchs auf den König versöhnt er ihn mit seinem Feind, seinen Kindern und sich selbst..
Die mitten im Krieg entstandene, oft fast den Rahmen der Erzählung Mengende Schrift werden die vielen Freunde Reinhold Schneiders gerne neben die gewichtigeren Werke des Dichters stellen.
Der Drei-Fichten-Verlag in München legt aus einer neuen Schriftenreihe „Geistiges München" als erstes den Vortrag Pros. Karl Votzlers vor, den der berühmte Romanist vor seiner Ernennung zum Rektor der Münchener Universität unter dem Titel „Forschung und Bildung an der Universitär" gehalten hat. Seine Ausführungen werden in dem Satz zusammengefaßt: „Jeder soll Lie Möglichkeit haben, sich nach eigener Anlage zu bilden, aber keiner der die Kraft und den Willen nicht hat, in die Hohe und Tiefe zu dringen, soll sich breitmachen dürfen."— Vom selben Verlag kommt ein kleines Heft, das sich „Das literarische Kabarett" nennt, wohl zur Erinnerung an die Zeit vor rund einem Jahr, wo dos Kabarett in den Münchner Kammer- spielcn als erstes Theater wieder zu neuem Leben erweckt wurde, und an die erst kürzlich eröffneie „Schaubude". Es bringt Beiträge, meist in Gedichtform, von den „Klassikern" des Kabaretts. wie Wcdc- kind, Ringelnatz bis zu Kästner, Ambesser. Rudolf Bach und den Münchner Schauspielern Otto Osthoff (der das Ganze hcrausgcgcbcn hat), Schündler, Gon- drcll und Werner Finch
Aus Stuttgart kommen zwei neue Zeitschriften di« „Neuen Physikalischen Blätter" uno die politische Halbmonatsschrift „Die Tribüne", erichienen im Franz- Miitelbach-Berlag und Verlag Gerd Haijc.
Der Herausgeber der „Physikalischen Blätter" ist Professor Brüche. Sie beschränkt sich auf kürzere Beiträge und ist wenigstens nicht durchweg rein wissenschaftlich.
Auch die zweite Nummer der „Nordwestdeutschen Hefte" liegt vor. Sie bringen Vorträge, die in letzter Zeit im Nordwestdeutschen Rundfunk gehalten wurden. 6. ZV.
Die erste deutsche Filmgesellschaft, die „Deutsch« Film AE.", erhielt in Babelsberg durch einen Vertreter der sowjetischen Militärverwaltung die Lizenz. ! Das Praduktionsprograinm siebt neben der Wochenschau „Der Augenzeuge" elf Spielfilme vor. darunter heitere Filme, Kriminalfilme, einen Film vom Rummelplatz, Filme nach Werken von Georg Voechncr § und Friedrich Wols sowie einen Operettenfilm nach Osfenbach.