24. N»; 194«

86»^X8I8(7HL8 'r^Ovl.^71'

^r. 41 / 8ei1e ?

I^in VoII< ai lreitet sielr Iior^i

öoriclit »us clor I «clieelioslowsteei

Unser Schweizer Sonderkorrespondent hat an der Studienreise einer schweizerischen Journa-

. listendelegatton nach der Tschechoslowakei teil­genommen und berichtet uns:

Seit Herbst 1945 hat sich in der jungen tschecho­slowakischen Republik manches verändert. Durch einen Geldumtausch ist die Inflation abgestoppt worden, die Aussiedlung der Minderheiten ist in Gang gekommen, die fremden Befreiungsarmeen sind verschwunden, die Nationalisierung der Groß­betriebe ist in geordnete Bahnen gelenkt. Man hat den Eindruck einer spürbaren wirtschaftlichen Er­holung. Im ganzen Lande wird fanatisch gearbeitet.

Wir haben diese Arbeit selbst beobachtet, die Bauern Mährens und der Slowakei auf den Fel­dern, die Bergarbeiter in den Gruben von Kladno und Moravska Ostrava, das Fließband in den Ba- tawerken in Zlin und das Nebeneinander von Wiederaufbau und Neuprodukten in den zerstör­ten Hallen der Pilsener Skodawerke, die heute schon wieder zehn Lokomotiven pro Monat zur Ab­lieferung bringen. Die Tschechen hatten seit jeher den Ruf, ein fleißiges Volk zu sein. Aber der Ei­fer, mit dem sie jetzt an den Wiederaufbau heran­gegangen sind, bleibt trotzdem imposant.

Die Folgen dieser Arbeit machen sich dem Frem­den schon in den ersten Stunden bemerkbar. Die Auslagen der Geschäfte sind voll Ware. Wo im Herbst noch patriotische Dekorationen oder unver­käufliche Ausstellungsobjekte zu sehen waren, häu­fen sich jetzt Gegenstände, die zu kaufen sind. Die Tschechoslowakei exportiert bereits in beträchtlichen Mengen Kohle, Stahl und Stahlwarcn aller Art, Zucker, Glas und Porzellan.

Diese schnelle Erholung des Landes hat verschie­dene Ursachen. Vor allem ist die Reihenfolge der Wiederaufbauarbeiten sehr plan- und sinnvoll ge­faßt worden. Man hat sich zuerst mit ganzer Kraft an die Wiederherstellung der Verkehrswege gemacht. Die Versicherung der Regierung, daß alle Brücken und Verkehrswege wieder benützbar seien, ist keine Uebertreibung. Die zweite Etappe war dann die intensive Aufnahme der Kohlenförderung. Von dort zum Anlaufen der Produktion auf allen Gebieten war es dann nur noch ein Schritt.

Dabei hat die Nationalisierung der Großbetriebe eine bedeutende Rolle gespielt. Sie hat es dem Staat ermöglicht, mit der' Produktion zu beginnen, bevor noch deren Rentabilität ge­sichert erschien, und bildet die Voraussetzung für den Elan, mit dem die Arbeiterschaft trotz jahre­langer schlechter Ernährung, trotz den Zerstörun­gen in vielen Betrieben, die Arbeit wieder ausge­nommen hat. Eine Demoralisierung breiter Volks- masscn, wie in anderen Ländern ist vermieden worden. Ein Zeichen dafür ist die starke Rückbil­dung des Schwarzhandels. Äerbundcn damit ist eine innenpolitische Konsolidierung, die das Zu­sammenarbeiten der vier Regierungsparteien ge­sichert und dem Land innere Krisen erspart hat.

Dabei soll offen gesagt werden, daß natürlich auch in der Tschechoslowakei noch lange nicht alles in Ordnung ist. Ein Schwächepunkt ist z. B. eine gewisse Ueberbürokratisierung. Es gibt eine Beam­teninflation und viel administrativen Leerlauf. Auch in den Betrieben selbst ist das Prozentver­hältnis zwischen produzierenden Arbeitern und verwaltenden Angestellten z. T. ungesund (1:10). Die Kräfte des Einzelnen haben infolge Unter­ernährung nachgelassen, so daß die Belegschaften oft erheblich verntehrt werden mußten. Bei Bata mußte die Fließbandarbeit verlangsamt werden, wenn sich die Republik nicht mit dem Odium be­lasten wollte, das brutale Ausbeutungssystem, auf dem die Billigkeit der Bataschuhe beruhte, zu übernehmen. Wir hatten aber den Eindruck, daß man sich überall um-die Rationalisierung der Pro­duktion bemüht. Daß diese möglich ist, sahen wir in der KohlenminePräsident Benefch" der Kla- dnoer Region, wo heute eine elshundertköpfige Belegschaft mehr Kohle produziert, als im Jahre 1937 eine vierzehnhundertköpfige.

Es ist übrigens in erster Linie die Arbeiter­schaft, die sich für dieses Problem interessiert. Denn das teure Produzieren macht sich in einem hohen Preisniveau, also niedrigen Reallöhnen gel­tend. Die Preise sind auch aus währungspolitischsn Gründen zum Teil künstlich hochgehalten, z. T. er­höht worden. Eine Straßenbahnfahrt kostete im

Herbst 1,5 Kronen, heute kostet sie 2,5. Die Preise für Zeitungen sind von 1 Krone auf 1,5 Kronen hinaufgesetzt worden. Nur Mieten und Lebens­mittelpreise sind einigermaßen stabil geblieben.

Als Gesamteindruck bleibt der einer fortschrei­tenden Gesundung. Das tschechoslowakische Volk hat sie mit seiner intensiven Arbeit erreicht, es hat sich aus den Nöten der Besetzungs- und K'riegs- jahre wieder herausqearbeitet. Infolgedessen findet auch der Wahlkampf zu den am 26. Mai stattfin­denden ersten freien Wahlen in einer ruhigen At­mosphäre statt. Die Weiterführung der Koalition der nationalen Front, die von den christ­lichen Volksdemokraten bis zu den Kommunisten reicht, steht bei den maßgebenden Parteiführern schon heute fest.

Für die innenpolitische Konsolidierung ist es auch kennzeichnend, daß das Problem der nationa­len Minderheiten heute ruhiger behandelt wird. Die Aussiedlung der Sudetendeutschen erfolgt geordnet und so human wie möglich. Jeder Ausgesiedelte darf einen Zentner Gepäck mitneh­men und tausend Reichsmark, eine fechsköpfige Familie also 6 Zentner und 6909 Reichsmark. Wer selbst nicht so viel Geld hat, bekommt es vom tschechischen Staat. Wir besichtigen ein Aussisd- lungslager bei Karlsbad, fanden es sauber, gut organisiert und stellten in unbeeinflußten Gesprä­chen mit eine>n Insassen fest, daß sich deren Mehr­heit heute mit der Aussiedlung abgefunden hat.

Es soll freilich nicht srschiviegcn werden, daß die nüchterne Behänd! ng des Minderheitenpro- blcms auch ihre Schönheitsfehler hat. Viele deutsche Facharbeiter dürfen im Lande bleiben, auch wenn cs sich um Nazis handelt, weil sie für die Wirt­schaft unentbehrlich sind. Daß daneben gleichzeitig Menschen ousgesiedelt werden, die nie etwas mit den Nazis zu tun hatten, verletzt unser Gerechtig­keitsgefühl.

Trotzdem konnten wir ein Abebben des Natio­nalismus feststellen. Auf den Konzertprogrammen des Prager Musikfestes ist der deutschen Musik wieder ein ehrenvoller Platz eingeräumt. In den Hallen der großen Prager Hotels werden deutsch­sprachige schweizer Zeitungen offen verkauft und gelesen. In den Buchhandlungen ist sogar von Zeit zu Zeit ein deutschsprachiges Buch zu sehen.

Nach den heftigen Pendelausschlägen der Revo­lutionsepoche nähert sich die Tschechoslowakei wie­der ihrem Gleichgcwichtszentrum, wobei allerdings nicht vergessen werden darf, daß die Tschschoslo- waken entschlossen sind, ihre nationalen Ansprüche und ihre äußere Freiheit ebenso zu verteidigen, wie ihre junge Demokratie. IValter Oz üling

* '

In der Tschechoslowakei sollen 70 Prozent von In­dustrie. Handel und Finanzwesen verstaatlicht wer­den. Bis setzt sind 30 Prozent verstaatlicht, darunter auch kleinere Industrieunternehmen. Groß- und Ein- zelhandclsunternohinen und Grundbesitz. Nach einer Erklärung des Außenministers Jan Masaryk lag ein Hauptgrund für die rasche und gründliche Verstaat­lichung darin, daß ein großer Teil der Industrie während des Krieges in deutschen Besitz gelangt war und nun einfach übernommen worden mußte.

I>! 9 eil rieften 998 Well

pranvö'srscsts

Lin Ltaut-chvmml^ar kür politimttv 8äul,ci uup

Für das französisch besetzte Gebiet Württembergs ist mit Zustimmung der Regionalen Militärregie­rung der Verwaltungsreserent Otto Künzel, Reut­lingen, zum Staatslommissar für die politische Säu­berung mit der DienstbezeichnungMinisterialrat" ernannt worden. _

Wangen. 440 Berliner Kinder sind zur Erholung ins Allgäu gekommen.

Mainz. Die neue Universität in Mainz kostet das Land Hessen-Pfalz jährlich drei Millionen Mark.

/Imerr/eanidc/re

Frankfurt. Die Nationen der Bergarbeiter in der amerikanischen Zone sind erhöht worden.

Nürnberg. Ein amerikanischer Soldat hat ein­gestanden, für den Tod der beiden amerikanischen Soldaten verantwortlich zu sein, die kürzlich in einem Geländewagen erschossen aufgcsunden worden sind.

Fürstenfeldbruck. Hier sind die ersten Ur­teile gegen Nationalsozialisten gefällt worden. Sie lauten in zwei Fällen auf drei Jahre Arbeitslager, in einem auf zwei Jahre. Daneben auf Einziehung des Vermögens, Verlust des Wahlrechts, Verbot je­der politischen Betätigung und dauernde Amtsun- würdigkeit. In den nächsten zehn Jahren dürfen die Verurteilten nur als gewöhnliche Arbeiter beschäftigt werden.

Köln. Bei der Nachprüfung des Wohnraumcs einer Familie wurde im Badezimmer ein Schwein festgestcllt. Als es die Polizei abholen wolllc, war es nicht mehr da.

Helmstedt. Unbekannte Täter haben die ge­sauste Nindviehherde eines Bauern in einem benach­barten Dorf davongctricben.

Hannover. In der britischen Zone befinden sich noch etwa ISO 000 Verschleppte, darunter allein 360 000 Polen und 90 000 Angehörige der baltischen Staaten.

Hamburg. Die neucingesctzten vier Zivilkom­missare für die britische Zone sind hier eingctrafscn.

Hainbur g. Auf dem Wirtschastsamt in Bremer­vörde sind 6800 Raucherkarlen gestohlen worden.

KttLSlseAs /tone

Jena. Bürgermeister der Universitätsstadt Jena ist Frau Lydia Poser. Sie gehört derSozialistischen Einheitspartei Deutschlands" an.

Laotin

Berlin. Nach Beseitigung von 3300 Schadenstel­len am Röhrennctz ist das Berliner Leitungswasser jetzt wieder trinkbar.

Berliir, Helene Schwärze!, die seinerzeit Dr. Gürdeler rbrraten und dafür von Hitler eine Mil­

lion Mark erhalten hat, ist der deutschen Justiz zur Bestrafung übergeben worden. Sie hat sich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach Gesetz Nr. 10 des Alliierten Kontrollrats zu verantworten.

Berlin. Die amerikanische Militärregierung hat sich damit einverstanden erklärt, daß an Beamte die als frühere Parteimitglieder nicht Hauptschuldige sind, wieder Pensionen ausgczahlt werden.

/lusianck

Wien. Russische Geologen haben in Oesterreich neue Erdölvorkommen entdeckt.

Salzburg. Ein persönlicher Mitarbeiter Martin Vormanns, Dr. Helmut von Hummel, ist hier ver­haftet worden.

Prag. Karl Hermann Frank, derHenker von Böhmen und Mähren", ist zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Das Urteil wird öffentlich vollstrcckt werden.

Paris. Lord Vansittart ist als Nachfolger des verstorbenen Präsidenten Roosevelt' zum Mitglied der französischen Akademie für Politik und Geistcs- wissenschasten gewählt worden.

Brüssel. Die "5 Jahre alte Frau des nach Spa­nien geflüchteten Rexistensührcrs Degrelle ist wegen Beteiligung an den verräterischen Plänen ihres Man­nes zu'10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden.

Den Haag. Don nächster Wochen ab werden in Holland die Brotrationen von wöchentlich 2400 Gramm auf 2200 herabgesetzt, die Fleischrationcn von 150 auf 100 Gramm.

Rom. In Rom, Mailand und Florenz sind etwa hundert Faschisten verhaftet worden, die Terrorgrup- pen organisiert haben.

Mailand. Der Bau am Moniblanctunnel hat begonnen. Er wird zwölf Kilometer lang werden. Der Bau wird zwei Jahre dauern.

Moskau. Stalins sämtliche Werke, 16 Bände, sind in einer Auslage von 500 000 Stück soeben er­schienen.

Oslo. Das norwegische Parlament hat sechs Mil­lionen Mark sür die UNRRA. gestiftet.

La Valetta. Der Abtransport deutscher Kriegs­gefangener von Malta hat begonnen.

Washington. Der amerikanische Atomspczialist Dr. Katzine hält cs für möglich, daß bis in zwei Jahren Fabriken mit Atomenergie statt mit Kohle betrieben werden können.

Reykijavik. Die UNRRA. hat in Island Island-Ponys aufgekaust. Sie sollen der Landwirt­schaft in Polen zur Verfügung gestellt.werden.

Osü tüesteiwnis von ksustsn

Aus einem Rückblick Churchills über den Kriegs­ablauf hat die deutsche Oeffcntlichkeit erfahren, daß es den Engländern gelungen war, im Jahre 1043 die deutsche Rohstoffbasis sür die Atombombenversuche in Norwegen zu zerstören. DieSchwäbische Zeitung" berichtet uns Näheres über dasUnternehmen Swal- low", das vier englische Fallschirmjäger ausfiihrtcn, die im Winter 1942 in Norwegens zerklüftetem Ge- birgsgelände gelandet waren. Sie hatten den Auf­trag, in Rjukan einen Betrieb zu sprengen, der sich mit der Herstellung vonSchwerem Wasser" für die deutsche Atombombe befaßte. Dieser englische Sabo- tagctrupp unrcr Führung des Leutnants Jens bahnte sich in wochenlangen Märschen den Weg nach Rjukan, nachdem auf Anforderung sechs weitere Fallschirm­jäger zu ihnen gestoßen waren. Am 27. November 1043 gelang der Gruppe, nachts unbemerkt ins Werk einzudringen. Durch eine große Explosion wurden 1500 Kilogramm Schwerwasser vernichtet.

Der englische Sprengtrupp brachte sich über die Grenze nach Schweden in Sicherheit und kehrte nach England zurück. Nur ein Mann blieb zurück, weil er noch eine weitere Aufgabe hatte. Das Werk Rjulan lallte wieder aufgcbaüt werden, aber drei Wochen später wurde die Anlage durch schwere amerikanische Bomberverbände völlig zerstört.

Zwei Waggons Schweres Wasser, die übrig ge­blieben waren, sollten nach Deutschland überführt werden. Bei ihrer Ueberfiihrung auf einem Fährschiff schmuggelte der zurückgebliebene englische Agent mit Hilfe von drei Norwegern eine Höllenmaschine in den Bug des Schisses. Ihre Explosion beförderte auch diesen Rest noch in die Tiefe.

Verbesserte krotkese

Dr. Ulrich Henschke und Hans Mansch in Heidelberg habcü in Zusammenarbeit mit amerikani­schen Acrztcn, Physikern und Physiologen ein künst­liches Bein konstruiert, das dem Amputierten die Beugung von Knie und Knöchel ermöglicht. Er kann infolgedessen Treppen und steile Abhänge hinauf- und Hinuntcrgchcn, ohne daß der Beobachter einen Unterschied zwischen natürlichem und künstlichem Bein wahrnimmt.

Ktoinstocster" lütten Oebeimiiisse Aus Lhikago kommt die Meldung, daß es ameri­kanischen Atomwissenschaftlern gelungen ist, chemi­schen Stost inAtomkochern" radioaktiv zu machen. Daraus erwächst die Möglichkeit, dom Verlauf von Gift in menschlichen oder tierischen Körpern durch Tonzeichen oder durch Aufzeichnungen zu folgen. Vitamine in festem, flüssigem oder gasförmigem Zu­stande können in ähnlicher Weise in einem lebenden Körper nachgcwiesen werden. Der millionste Teil von einem millionstel Gramm eines radioaktiven chemi­schen Stoffes reicht sür den Nachweis aus.

klebter Oetrepster in lnlselrenr llemto Ein wertvolles Gemälde von Defregger, dieAnnc- mirl" sdas Bildnis eines sungen Mädchens in Tiroler Tracht), das der Stadt Berlin gehört, hat der stell­vertretende Bürgermeister von Lharlottenbnrg, Er­win Schöncwald, unrechtmäßig in seinen Besitz gebracht. Es ist deshalb Anklage gegen ihn erhoben worden.

Unser Qsielrt ist noeii xu nsostert!"

So sagten einige männliche Oberammcrgauer Pas- stonsspicter zu einem Vertreter derSchwäbischen Landcszciiung", der sich über die Wiederaufnahme der Passionsspiele unterrichten wollte. Wann die näch­sten Aufführungen sein können, ist unbestimmt denn ein Teil der Darsteller befindet sich noch in Kriegs­gefangenschaft und andere Mitglieder werden wohl

.ausscheidcn müssen, weil sie Parteigenossen waren, e-o vor allem Alois Lang, der weltbekannte Lhri- stusdarstcller. Auch Anni Nutz, die Darstellerin der heiligen Maria und Willy Vierling, der Jo­hannes, sind belastet. Manche der Mitspieler sind im Krieg gefallen und nur Judas Jschariot ist mit Hans Zwenkel, als Antifaschist im ganzen Ort bekannt, inerster Besetzung" vorhanden. Er übt sein Gewerbe als Gastwirt aus, während Anni Nutz serviert, der Judasdarsteller vorerst Knödel verkauft und die Dar­stellerin der heiligen Martha Kindcrspielzeug bemalt.

Die Oberammergauer beschäftigen sich mit dem Schnitzen von Kruzifixen, Madonnengestalten und der Herstellung von profanem Holzschmück. Neben der staatlichen Schnitzschule bestehen noch 28 Privatuitter- nehmcn. von den 200 Bildhauern und Bildschnitzern fehlen noch 80.

Kkkeiijsscl in stievv Vorst

Aus. einer New Parker Tierhandlung entwichene Assen machten kürzlich das Wolkenkratzerviertel von New York mehrere Stunden zu ihrem Spielplatz. Sie kletterten in die Fenster der Wolkenkratzer, sprangen über die Dächer und drangen in die Läden ein. Ein Teil belustigte sich im Fcuerwehrschuppcn. anders bombardierten die Passanten mit Aepfeln. Nach lan­ger Jagd, an der sich neben Polizisten, Feuerwehr­leuten und Tierschutzvereinen auch Hunde und Katzen beteiligten, gelang es, die entwichenen Affen ein­zufangen.

Oie religiöse 8eku1cikia^e

Pastor IVieinöllers Vortrsst in Tüdinzen

Selten sind Männer und Frauen aus allen Volksschichten, Studenten und auch Fremde mit angespannterer Aufmerksamkeit einem Redner ge­folgt wie am Montagabend den zweistündigen Ausführungen Pastor Niemöllers, der auf Ein­ladung des Staatssekretariats im Festsaal der Uni­versität über die Lage der evangelischen Kirche, über die Schuld des deutschen Volkes und über eine mögliche Verständigung desdeutschen Chri­sten" mit den Christen der Siegermächte gespro­chen hat.

Niemöller hat zunächst den Zerfall der evan­gelischen Landeskirchen, das heißt ihren Abfall von der einzigen Autorität Jesus Christus geschildert und diesen Prozeß lange vor 1933 wirksam ge­sehen. Wenn sich die Kirche dem Nazitum halb ge­zwungen, halb freiwillig geöffnet hat, dann war daran ihre unentschiedene Haltung, ihr aufgelocker­tes Dogma schuld. Hitler zog die böse Konsequenz: Christus gehört dem Jenseits, die Weltanschauung des Nazismus dem Diesseits.

Gegen diese Zweiteilung protestierte das Häus­lein Evangelischer in Barmen im Jahre 1934. Ent­weder Christus für dieses und jenes Leben oder zugeben, daß das Christentum versagt. Die beken­nende Kirche war geschaffen und eroberte sich bald einen großen Teil der Christenheit in Deutschland. Aber auch diese Kirche hat den Kampf nicht durch­gestanden, sie unterlag Terror und Hinterlist, und nur wenige blieben dem rechten Panier treu. Dann kam der Zusammenbruch des Nazismus. In der Stuttgarter Konferenz der maßgebenden Kirchen­führer im Oktober 1945 wurde beschlossen, die Bar­mer Sätze zur Richtschnur der Erneuerung der Kirche zu machen. Die Kirche rief zur Buße und Umkehrung. Sie will wieder einzig und allein das Evangelium vom Sünderheiland verkünden und jedem dt« Augen öffnen, daß die Sünde die mäch­tigste und gottfeindlichste Wirklichkeit ist.

In der nichtbiblischen Sprache heißt Sünde auch Schuld. Niemöller bekennt, auch er fühle sich »n Tiefsten schuldig an den sechs Millionen Morde, die Nazideutschland aufgehäust habe und die uns

Deutsche heute vor aller Welt anklagen und zu Mördern stempeln. Im Namen Jesu Christi, wenn wir rechte Christen sein wollen, dürfen wir uns nicht zu den 99 Gerechten stellen, wir müssen auf­hören die Schuld nach oben zu verschieben, ein übles Versteckspiel zu treiben, sondern müssen be­kennen, daß wir an den Brüdern des eigenen Vol­kes und an den Juden schuldig geworden sind. Es könnte sein, daß der Herr Christus zu den 14 000 Pastoren in Deutschland sagte:Hättet ihr euer Wächteramt recht begriffen, dann hättet ihr euer Leben einsetzen müssen, jawohl, dann Härte euch Adolf Hitler, um sich noch ein oder zwei Jahre zu halten, auch aufhängen lassen müssen, und er hätte es schon getan, aber dann hätte kein Daladier und kein Chamberlain mehr auf die Töne Hitlers ge­hört und 30 bis 40 Millionen Menschenleben wä­ren erspart worden." In solche Tiefe führt Niev möller, der lutherische Christ, den Schuldbegriff und zeigt damit uns allen, wo wir gefehlt haben und keiner wird mehr sein, der sich zu den Ver­folgten zählen könnte, um sich damit vor dem deut­schen Mitmenschen zu brüsten und großzutun. Nicmöller reißt auch schonungslos den Schleier von unserem verantwortlichen Verhältnis zur deut­schen Jugend, an der die Aelteren gesündigt haben, weil sie die Jugend bewußt den falschen Weg gehen ließen.

In diesem letzten und tiefsten Sinne ist das Schuldbekenntnis der deutschen evangelischen Kirche zu verstehen, indem sie sagt, der Christ ist kein besserer Mensch als der Nichtchrist, indem sie sich trotz allem mit dem deutschen Volk solidarisch er­klärt, des Volkes Leid und Not zu dem ihrigen macht, des Volkes Schuld stellvertretend vor Gott und seine Barmherzigkeit bringt. Man hat in Deutschland dieses Schuldbekenntnis der Kirche nicht verstanden und von einem Verrätertum gesprochen, man hat gesagt, die Kirche mache sich zum Büttel der Sieger und betreibedie Geschäste derer, die Deutschland vernichten wollen". Niemöller sagt, wir haben die Einwände erwartet und die tödliche Ge­fahr erkannt, in die wir uns begeben, aber größer nach ist die Gefahr der mchtgekanntcn Schuld. Gibt es für Deuischiand eine Zukunft, dann nur. wenn es ernsthaft bekennt und Buß« tut. Ohne

Buße kein neues Leben. Und Gott will, daß wir leben. Dieselbe Stuttgarter Konferenz, die das Schuldbekenntnis öffentlich formulierte, hat erfah­ren dürfen, daß die Kirchenfürsten der Sieger­mächte das Bekenntnis in dem echten christlichen Geiste amiahmen und sich selbst vor Jesus Christus beugten und die deutschen Kirchenvertreter vor­behaltlos in die große christliche Brudergemein- schast ausnahmen.

Im Februar 1946 auf der ersten ökumenischen Tagung der Kirchen haben Niemöller und Wurm als die ersten Deutschen, die als gleichberechtigte Mitglieder einer Versammlung von internationalen Ausmaßen beiwohnen durften, das Wunder christ­licher Brüderlichkeit erlebt. Die Genfer Versamm­lung hat die so naheliegende Formulierung, daß Deutschland zu Recht Gottes Gericht und Strafe erfahren habe, weil es schuldig sei, ohne Debatte aus der Botschaft an die Welt, sür deren Text auch Niemöller verantwortlich zeichnete, herausgelassen, weil sie als christliche Aussage vor allem dem deut­schen Volke gegenüber nicht verantwortet werden konnte. Die Schuldfrage muß in erster Linie eine religiöse Angelegenheit des deutschen Volkes selbst bleiben.

Ein echtes Bekenntnis, so schloß Niemöller, ist nur dann möglich, wenn wir auch den Heiland der Schuld kennen.Darum können wir Christen vorangehen, denn wir können unserer Sünde ins' Angesicht schauen, ohne in die Hölle und Verdamm­nis zu versinken, weil die Hand Gottes es ist, die uns hält, und eben da in dieser verzweifelten Si­tuation, da wird die Kirche von Gott für eine ganze Menschheit zuM Segen gesetzt." sw

Zierte nnr/

Reinhold Schneider legt eine kleine Erzählung vor,Der Tod des Mächtigen" (Herderoerlag, Frei- bnrg i. Br.f, die die letzten Jahre des Franzosen­königs Ludwig XI. schildert. Dix Hauptgestalt des Büchleins ist aber ein Mönch, Francesco von Paola, dessen Ruf. als Heiliger von Italien bis zu Ludwig s dringt. Dieser beruft ihn zu sich, als er sein Ende nahen fiibll und immer deutlicher die Last und Ver­antwortung seiner Taten spürt. Dock, auch der Heilige kann ihn nicht gesund machen, nachdem Ludwig es i mit allen Essenzen schon probiert hatte. Er kann nur

um seine Seele bitten. Aber durch den Einsluß des Mönchs auf den König versöhnt er ihn mit seinem Feind, seinen Kindern und sich selbst..

Die mitten im Krieg entstandene, oft fast den Rah­men der Erzählung Mengende Schrift werden die vielen Freunde Reinhold Schneiders gerne neben die gewichtigeren Werke des Dichters stellen.

Der Drei-Fichten-Verlag in München legt aus einer neuen SchriftenreiheGeistiges Mün­chen" als erstes den Vortrag Pros. Karl Votzlers vor, den der berühmte Romanist vor seiner Ernen­nung zum Rektor der Münchener Universität unter dem TitelForschung und Bildung an der Univer­sitär" gehalten hat. Seine Ausführungen werden in dem Satz zusammengefaßt:Jeder soll Lie Möglichkeit haben, sich nach eigener Anlage zu bilden, aber kei­ner der die Kraft und den Willen nicht hat, in die Hohe und Tiefe zu dringen, soll sich breitmachen dür­fen." Vom selben Verlag kommt ein kleines Heft, das sichDas literarische Kabarett" nennt, wohl zur Erinnerung an die Zeit vor rund einem Jahr, wo dos Kabarett in den Münchner Kammer- spielcn als erstes Theater wieder zu neuem Leben erweckt wurde, und an die erst kürzlich eröffneie Schaubude". Es bringt Beiträge, meist in Gedicht­form, von denKlassikern" des Kabaretts. wie Wcdc- kind, Ringelnatz bis zu Kästner, Ambesser. Rudolf Bach und den Münchner Schauspielern Otto Osthoff (der das Ganze hcrausgcgcbcn hat), Schündler, Gon- drcll und Werner Finch

Aus Stuttgart kommen zwei neue Zeitschriften di« Neuen Physikalischen Blätter" uno die politische HalbmonatsschriftDie Tribüne", erichienen im Franz- Miitelbach-Berlag und Verlag Gerd Haijc.

Der Herausgeber derPhysikalischen Blätter" ist Professor Brüche. Sie beschränkt sich auf kürzere Bei­träge und ist wenigstens nicht durchweg rein wissen­schaftlich.

Auch die zweite Nummer derNordwestdeutschen Hefte" liegt vor. Sie bringen Vorträge, die in letzter Zeit im Nordwestdeutschen Rundfunk gehalten wur­den. 6. ZV.

Die erste deutsche Filmgesellschaft, dieDeutsch« Film AE.", erhielt in Babelsberg durch einen Ver­treter der sowjetischen Militärverwaltung die Lizenz. ! Das Praduktionsprograinm siebt neben der Wochen­schauDer Augenzeuge" elf Spielfilme vor. darunter heitere Filme, Kriminalfilme, einen Film vom Rum­melplatz, Filme nach Werken von Georg Voechncr § und Friedrich Wols sowie einen Operettenfilm nach Osfenbach.