5. Nai 1946

Nr. 7? / 8ei1e Z

Wie ein freies VoIIc sicli selbst regiert

^us äein lext 6er neuen krsnrösiscken Verkagsunx

Am 5. Mai entscheidet das französische Volk in einer Volksabstimmung über das Schicksal der neuen französischen Verfassung. Sie ist von der verfassunggebenden Nationalversammlung mit 369 gegen 249 Stimmen angenommen wor­den. Die MNP. <die etwa unserer CDU. ent­spricht) bat dagegen gestimmt, weil ^e ein

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Zweikammersystem oorzichen würde.

Me Menschen werden frei und gleich vor dein Gesetz geboren und bleiben es. Das Gesetz sichert der Frau auf allen Gebieten die gleichen Rechte zu wie dem Manne. <1)

Alle Staatsgewalt ruht wesensgemäß beim Volke. Keine Körperschaft, kein Einzelner kann eine Gewalt ausüben, die sich nicht ausdrücklich von ihm ab­leitet. Das Gesetz ist der Ausdruck des Volkswil- lens. Es ist gleich für alle, sei cs schützend, sei es strafend, sei es verpflichtend. Der Volkswille offen­bart sich durch die vom Volke gewählten Vertre­ter. (2)

Die Freiheit ist die Fähigkeit, alles zu tun, was die Rechte der anderen nicht antastet. Niemand kann zu einer Handlung gezwungen werden, die das Gesetz nicht verlangt. (3)

Jeder Mensch hat das Recht, sich an jedem Ort niederzulassen und ans freien Stücken seinen Aus­enthalt zu wechseln. (8)

Jeder, der unter Verletzung der Freiheit und Rechte, die in dieser Erklärung sestgclegt sind, ver­folgt wird, hat Zufluchtsrccht auf dem Boden der Republik. (6)

Die Wohnung ist unverletzlich. Keine Durchsu­chung darf stattfinden, es sei denn kraft Gesetzes, auf Grund eines geschriebenen Befehls der Justiz­behörde. (7)

Niemand darf in Haft gehalten werden, ohne innerhalb von 48 Stunden einem Richter vorgs- führt zu werden, der die Rechtmäßigkeit seiner Festnahme zu prüfen hat, und ohne daß dieser Richter die Hast jeden Monat durch begründete Entscheidung erneut bestätigt. (9)

Niemand kann verurteilt oder bestraft werden, es sei denn kraft eines vor der Tat erlassenen und veröffentlichten Gesetzes. Jeder Beschuldigte gilt als unschuldig, bis er für schuldig erklärt wird. Niemand darf zweimal für dieselbe Tat bestraft werden. (10)

Niemand darf seiner Abstammung, seiner An­schauungen oder seines Klaubens in religiösen, philosophischen oder politischen Dingen wegen be­lästigt werden. Die Gewissens- und Glaubensfrei­heit wird durch dis Neutralität des Staates allen Glaubensbekenntnissen und Kulten gegenüber ge­währleistet. Insbesondere ist sie durch die Tren­nung der Kirche vom Staat gewährleistet, wie auch durch den weltlichen Charakter der Staatsgewalt und des öffentlichen Unterrichts. (13)

Jedermann hat die Freiheit zu reden, Zu schrei­ben, zu drucken und zu veröffentlichen: er kann, sei es dürch die Presse, sei es auf jede andere Weise, jede Meinung ausdrücken, verbreiten und vertei­digen, solange er dieses Recht nicht mißbraucht, be­sonders nicht, um die in dieser Erklärung nicdergs- legten Freiheiten zu verletzen oder in unzulässiger Weise den Ruf eines anderen anzutasten. Keinerlei Meinungsäußerung darf aufgczwungen werden. (14)

Allen steht das Recht freier Demonstration auf öffentlichen Wegen sowie Versammlungsfreiheit zu. (16)

Alle Menschen haben das Recht, sich frei zusain- menzuschließen, sofern nicht ihr Zusammenschluß die durch diese Erklärung zugesicherten Freiheiten verletzt oder zu verletzen sucht. Niemand kann ge­zwungen werden, sich einer Vereinigung anzuschlic- hen. (17)

Der Zugang zu den öffentlichen Aemtern steht jedem Bürger der französischen Union offen: ent­scheidend allein sind Fähigkeit, Eignung und Be­gabung. (18)

Wenn dis Regierung die durch die Verfassung zugesicherten Rechte und Freiheiten verletzt, ist der Widerstand in jeder Form das heiligste Recht und die höchste Pflicht. (21)

Jedes menschliche Wesen besitzt im Hinblick auf die Gesellschaft die Rechte, die in der Würde und Unantastbarkeitseiner Person seine volle körperliche, geistige und sittlich Entwicklung garantieren. (22)

Die Nation garantiert der Familie Lebensbedin­gungen, wie sie für ihre freie Entfaltung notwen­dig sind. Sie garantiert der Frau die Ausübung ihrer Funktionen als Bürgerin und Schassende un­ter Bedingungen, die ihr die Ausübung ihrer Rolle als Mutter und ihrer sozialen Mission gestatten. (24) Die Organisation des öffentlichen Erziehungs­wesens ist Aufgabe des Staates. Diese Erziehung muß frei sein und durch materielle Hilfe an die­jenigen, die ohne diese nicht in der Lage wären, ihre Studien fortzusetzen, allen zugänglich gemacht werden. (25)

Jedermann hat die Pflicht, zu arbeiten, und das Recht, eine Beschäftigung zu erhalten. (26) Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen dürfen we­der die Gesundheit, noch die Würde, noch das Fa­milienleben des Arbeitenden beeinträchtigen. (27) ^Jedermann hat das Recht auf Ruhe und Muße.

Jedermann hat das Recht, seine Interessen durch gewerkschaftlichen Zusammenschluß zu schützen. (36) Jedermann wird das Streikrecht im Rahmen der bestehenden Gesetze zuerkannt. (32)

Jedes menschliche Wesen, das auf Grund seines Alters, seiner physischen oder geistigen Verfassung oder seiner wirtschaftlichen Lage nicht in der Lage

ist, zu arbeiten, hat das Recht auf angemessenen Unterhalt durch den Staat. (83)

Eigentum ist das unantastbare Recht, über die Güter, die jedem durch das Gesetz gesichert wer­den, zu verfügen, sie zu benützen und zu genie­ßen. (35)

Frankreich ist eine unteilbare, demokratische und soziale Republik. (40)

Die französische Republik richtet sich getreu ihrer Tradition nach den Regeln des internationalen öffentlichen Rechts. Sie wird keinen Eroberungs­krieg unternehmen und wird ihre Streitkräfte niemals gegen die Freiheit irgendeines Volkes einsetzen. Unter Vorbehalt der Gegenseitigkeit stimmt Frankreich den Einschränkungen des Ha- heitsrechts zu, die zur Erreichung unß zur Vertei­digung des Friedens notwendig sind. (46)

Eine Kriegserklärung kann ohne vorhergehende Billigung durch die Nationalversammlung und vor­hergehende Meinungsäußerung des Rates der französischen Union nicht erfolgen. (52)

Nur die Nationalversammlung hat das Recht der Gesetzgebung. Sie kann dieses Recht an niemand weder ganz noch teilweise übertragen. (66)

Diese Verfassung, die durch das französische Volk angenommen ist, kann nur durch das Volk geän­dert werden. (119) '

Die republikanische Form der Regierung kann niemals zum Gegenstand eines Revisionsvorschla­ges gemacht werden. (120)

IXaekrielilen aus Oeutsetilancl

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Stuttgart. Im Bahnhof Fellbach sind die ersten Züge mit Auswanderern nach Amerika abgegangen.

Stuttgart. Auf einer Ernährungskonferenz ist ein einjähriger Landdienst für Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren vorgcschiagen worden, um dem Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitskräften abzu­helfen.

Münche n. Die kommunistischen und sozialdemo­kratischen Arbeiter der oberbayrischen Kohlenberg­werke Pensberg gedachten am Sonntag zusammen mit der Bevölkerung der Stadt in einer Feierstunde der 15 Männer und Frauen, die als antifaschistische Kämpfer bei derFreiheitsaktion Bayern" vor einem Jahr durch die SS. gehängt oder erschossen worden sind.

Münche n. Bei einer Kundgebung der Bayerischen Königspartei ist cs zu Raufereien gekommen.

M ü n ch e n. Der Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes, Dr. Josef Stürmann, ist kassiert worden.

Bamberg. Der stellvertretende Oberbürgermei­ster von Bamberg, Fritz Hertel, ist als Hochstapler verhaftet worden.

Landsbcrg am Lech. Bei Zusammenstößen zwischen Verschleppten und Einheimischen sind 18 Per­sonen verletzt worden.

Dachau. Bei einer Gedenkfeier für die Befreiung des KZ. Dachau, die von ehemaligen Häftlingen und Angehörigen der USA.-Armcc gemeinsam gefeiert wurde, ist ein Denkstein für die Gefallenen des 28. April 1945 enthüllt worden.

Lngstrreüo Tone

Hannover. J,n Gebäude des britischen Haupt­quartiers hat ein Brand zwei Tote und sieben Schwer­verletzte gefordert.

Hannover. In der britischen Zone sind Pferde- und Radrennen mit sofortiger Wirkung verboten worden.

Braunschweig. Der ehemalige Kreisleiter von Hameln, Dr. Josef Krämer, hat sieben Jahre Gefäng­nis bekommen, weil er beim Einriickcn der alliierten Truppen den Befehl zurLiquidierung" der Insassen des Zuchthauses Hameln gegeben hat.

Braunschweig. In der Ortschaft Wieda find Dokumente der Krcisdirektion Blankenburg gefunden worden, aus denen die Methode hervorgeht, mit der Hitlers Ehrenbürgerschajten zustande gekommen sind: den Gemeinden wurde einfach aufgegeben, bis zu einem bestimmten Tage die Ernennung Hitlers zum Ehrenbürger zu vollziehen.

Köln. Der Kölner Dom hat während der Kriegs­zeit insgesamt 14 Bombcnvolltresfer erhalten, die am Dach, an den Portalen und vor allem auch im Innern großen Schaden angerichtet haben. Das Dach des Domes ist jetzt mit Zinkblech gedeckt worden. Gottes­dienste können aber noch nicht abgehalten werden.

Essen. In der Grube Monopol sind durch einen Bruch des Förderseils sieben Personen ums Leben gekommen.

Hamburg. Die militärischen Anlagen von Helgo­land sind Anfang April durch Bomben der britischen Luftwaffe vernichtet worden.

Biebrich. In der hiesigen Leichenhalle wurden einige Männer dabei überrascht, wie sii gerade einen Ochsen schwarzschlachten wollten.

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Chemnitz. Dar Chemnitzer Arbeitsamt sucht 2162.3 Arbeitskräfte, um den Wirtschaftsplan 1946 durchführen zu können. Die Metallindustrie steht mit 11 504 freien Arbeitsstellen an der Spitze: dann kommt die Textilindustrie mit 4464 Stellen.

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Berlin. Dr. Ernst Welzheimer ist zum Vizeprä­sidenten der Justizverwaltung der sowjetischen Zone ernannt worden. Er ist ehemaliger Sozialdemokrat.

Berlin. Hier ist man einer großen Schiebung mit Penicillin, dem neuen Heilmittel, auf die Spur gekommen.

Berlin. Die Achsenmächte haben im Krieg nach neuesten Feststellungen 162 Schiffe und 1110 Unter­seeboote verloren.

Berlin. Der 15jährige Oberschüler Klaus Heit­mann hat sieben Jahre Gefängnis bekommen, weil er eine 86jährige Frau ermordet und beraubt hat.

^uslsnäsnktcjiricllien

Wien. Der 8. Mai ist als Tag des Sieges zum Nationalfeiertag erklärt worden.

Zermatt. Zwei Bergführer aus Zermatt haben die Vorwand des Gabelhörus (östlich vom Großglock­ner, 3766 Meter) zum erstenmal bestiegen.

Zürich. Von 96 600 in der Schweiz wohnenden Deutschen werden etwa 3006 als Nazis ausgewicsen. Auch die italienischen Faschisten werden ausgewiesen.

Paris. General Eiraud kandidiert im Bezirk Metz für die MRP. zu den bevorstehenden Parla­mentswahlen.

Paris. Der frühere deutsche Botschafter in Frankreich, Otto A b e tz, war vor einigen Tagen in den Schwarzwald gebracht worden, weil er dort Goldbestände und Dokumente vergraben haben wollte. Er ist jetzt wieder nach Paris zurücktranspor­tiert worden.

R o m. Dis italienische Königsfamilie begibt sich nach der Schweiz.

London. Ende Mai wird der 19jährige König Faisal von Irak hier erwartet.

T l e v e l a n d. Zwei Eiscnbahnergewertschaftcn haben beschlossen, am 18. Mai in den Streik zu tre­ten, nachdem die Untcrsuchungskommisfion eine Lohn­erhöhung um 16 Cents pro Stunde abaelehnt hat. Ungefähr 215 660 Eisenbahner werden sich an diesem Streik beteiligen.

Xriexsv erlireriier

London. Dis Kommission für Krieasverbrechen hat Einzelheiten über die Leiden aufgeoeckt, denen im Konzentrationslager Naßweiler im Elsaß Tau­sende alliierter Staatsbürger, darunter ein äroßer Teil Franzosen, unterworfen wurden. Der Prozeß wegen Naßweiler beginnt am 6. Mai in Wuppertal.

Am 3. Juni 1944 wurden z. B. vier Frauen ein- gcliesert, zwei Engländerinnen und zwei Französin­nen. Eie wurden gefangenaenommcn, nachdem sie über Frankreich mit dein Fallschirm abgesprungen waren. Gleich am Tage ihrer Ankunft wurden die unglücklichen Frauen in Gegenwart des Lagerkom­mandanten Kramer (der im Dezember von den Engländern hingerichtet worden ist) eingeschläfert und dann in den Verbrennungsofen geworfen. Die letzte von ihnen, eine Französin, kam noch einmal zu sich, kurz bevor sie dem Verbrennungsofen des Kre­matoriums übergeben wurde.

München. Dr. Otto P e l tz e r, der in der. von 1921 bis 1935 Deutschlands bester Mittelstreck läufer und Inhaber von fünf Weltrekorden war, be­findet sich zurzeit in Dachau, um als Zeuge im Maut- hausener Prozeß auszusagen. Dr. Otto Pcltzcr hatte sich vor dem Kriege auf Einladung seines Freundes Paovlo Nurmi in Finnland aufgehalten und lebte nach Kriegsausbruch eineinhalb Jahre in Stockholm. Nach seiner Ankunft in Deutschland wurde er von den Nazis als Kriegsverbrecher verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht.

Prag. Im Prozeß gegen den früheren Staats­sekretär Frank machte Professor Busak von der Uni­versität Prag die Aussaqe, Häftlinge des Lagers Mautharyen feien durch Einspritzungen mit vergifte­tem Kaffee getötet worden.

?r»ke suks Lxempel

In normalen Zeiten verzehrten die Menschen im Durchschnitt täglich Nahrungsmittel, die über 3600 Kalorien enthielten. Heute spricht man davon, daß bis zur neuen Ernte in Europa nur noch 1606 Kalo­rien täglich verbraucht werden dürfen, wenn die Krise ohne ernsthafte Gefährdung überstanden wer­den soll.

Ob man aus längere Zeit damit auskommen kann, ohne gesundheitlich Schaden zu erleiden, ist eine Frage, die den Abgeordneten der englischen Arbeiter­partei Major Wilfried Bcrnon sehr beschäftigt. Der 64 Jahre alte Parlamentarier hat deshalb die Probe aufs Exempel beschlossen und will jetzt frei­willig eine längere Zeit nur 1666 Kalorien täglich verbrauchen, um am eigenen Leibe einmal auszupro- biercn. wie demjenigen zumute ist, der Kohldampf hat. (In Deutschland weiß mancher auch ohne beson­dere Experimente darüber genügend Bescheid.)

Kleine Kreurle in Hamburg Hamburg und Bremen find die Zentralen des Kas- feegroßhandels und deshalb wird auf dem dortigen Schwarzen Markt vor allem mit Kaffee schwer ge­schoben. Die Polizei hat in der letzten Zeit sehr viel Kaffee beschlagnahmen können und die Hamburger Frauen, die im Besitz einer Raucherkartc und über 25 Jahre alt sind, erleben jetzt die Freude, daß ihnen dieser Bohnenkaffee als Sonderzuteilung zugute kommt.

Ve-rkossertetKnntnßlKläser"

Schon seit einigen Jahren gibt cs sogenannteun­sichtbare Brillen", d. h. die Hornhaut von Kurz- oder Weitsichtigen ist mit einem unsichtbaren Stoff prä­pariert, der die Korrektur von Fehlern der Sehkraft

ermöglicht. Der französische optische Ingenieur R. A. Dudragne hat dieseKontaktgläser" weiterentwickelt. Seine Gläser lasten die Tränenbenetzung frei so daß die Durchsichtigkeit der Oberschicht der Hornhaut er­höht wird.

Kiesen teleülcop virck sertixxestellt Durch den Krieg ist die Fertigstellung des größten Spicgeltelcskopcs auf dem Mount Palomar sAmerika) unterbrochen worden. Nach Mitteilung des Carnegie­institutes geht der fünf Meter Durchmesser besitzende Hohlspiegel nun seiner. Vollendung entgegen. Vor elf Jahren rst mit der Arbeit begonnen worden. Das neue Riesentcleskop wird bei der Erforschung der Sternnebelgruppen besondere Dienste leisten.

Leckiinerxioses plombieren Eine angenehme Nachricht kommt aus Amerika: der Zahnspezialist Dr. Black habe einen Zahnbohrer kon­struiert, der unter Verwendung von Preßluft und eines sehr feinen aus Aluminium gewonnenen Pu­ders ein schmerzloses Ausbohren des Zahnes ermög­liche. Man werde künftig beim Zahnarzt nicht mehr zu leiden haben als beim Friseur. (Abwarten!)

Lin keeckiennnk-ekeuer

18 606 Elektronenröhren verrichten dieDenkarbeit" einer gigantischen Rechenmaschine von 36 Tonnen Gewicht, die geräuschlos automatisch arbeitet. In fünf Minuten können zehn Millionen zehnzifferige Zahlen­kolonnen addiert und subtrahiert werden.

Das ist die neueste amerikanische Erfindung. Sie war ursprünglich für die Errechnung der Wurfbahn von Geschossen bestimmt und wird jetzt in der Astro­nomie, Physik und Medizin Verwendung finden, vor allem bei der Erforschung der Atomenergie.

Oie kreilieit äer kxiveler Ootlss

Die Kinder Gottes werden durch den Geist Got­tes gelenkt, nicht als Sklaven, sondern als freie Menschen. In der Tat nennt man frei nur den Menschen, derUrsache seiner selbst" ist; denn das ist doch aus freien Stücken getan, was wir aus uns selbst wirken (ex nobis ipsis); und das ist es auch, was wir mit unserem Willen tun. Aber alles, was wir gegen unseren Willen tun, tun wir als Skla­ven, nicht als freie Menschen; sei es nun, daß uns ein unwiderstehlicher Zwang auferlegt ist, sei es, daß der Zwang sich mit dem Eigenwillen ver­mengt.

Von da an, wo er uns die Liebe Gottes eingibt, lenkt uns der Hl. Geist, denn er läßt uns nur tun, wozu unser eigener Wille uns antreibt (weil das Eigentümliche der Freundschaft ist, daß ein Gleichklang bestehen soll zwischen dem Liebenden und dem Geliebten in allem, was jener will). Denn die Kinder Gottes werden doch vom Geist Gottes zwanglos durch die Liebe gelenkt, nicht sklavisch durch die Furcht: Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft erhalten, um weiter in der Furcht zu leben, sondern einen Geist der Kindschaft, in dem wir rufen: Abba! Vater!

Der Wille strebt seiner Natur nach dem wahr­haft Guten zu, so daß ein Mann, wenn er unter dem Einfluß einer Leidenschaft, eines Lasters oder einer üblen Neigung sich vom wahrhaft Guten ab­wendet, in Hinsicht auf den dringenden Befehl des Willens, als Sklave handelt, da er sich ja, entgegen diesem Befehl, durch irgendein fremdes Prinzip leiten läßt. Wenn man aber die Neigung des Wil­lens betrachtet, so wie sie sich auf ein gegenwär­tiges, augenscheinliches Gut richtet, handelt er frei, wenn er seiner Leidenschaft oder seiner verdorbe­nen Anlage folgt, und er handelt als Sklave, wenn er, solange sein Wille diese Richtung behält, von dem Ziele seiner Wünsche abläßt aus Rücksicht auf dos Gesetz, das den umgekehrten Standpunkt cin- nimmh

Mer lehen wir, daß Gottes Geist den Willen durch die Liebe zum wahren Guten lenkt) durch

die Liebe bewirkt er, daß sich der Wille jetzt mit allem Nachdruck auf die Erfüllung seiner tiesinner- sten Wünsche richtet. Mit einem Male wirst er nun diese doppelte Knechtschaft ab (diese doppelte He- teronomie, wie man heute sagen würde!): jene Knechtschaft, wo er, Sklave der Leidenschaft und Sünde, gegen die natürliche Bestimmung seines Willens handelt; und jene andere Knechtschaft, wo er Sklave der Gesetze und nicht ihr Freund, nach dem Gesetz und gegen seine Willensregung handelt. Wo der Geist Gottes ist", sagt der Apostel Pau­lus, da ist die Freiheit; und:Wenn ihr vom Geiste geführt seid, steht ihr nicht mehr unter dem Gesetz."

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Luvst ck e r L ll e -in äse Linrichtllnzk non 5eLm-h-eL tu- nmet Li-ni--- IN, ^n/kübrune tkncket -tstt »m Lonntnx, ckem t2. -Vsi. 12 LLr. im Ls spielen Prof. 1'. 1, e v v ii e e 6 t

viittves tt k/Lr Leiten.

DieKunst der Fuge" ist ein einheitliches prak­tisches Musikwerk im Stile der strengen Poiyphonie, dessen 19 und 22 einzelne Teile kunstvolle Fugen aller Gattungen über ein und dasselbe Thema und dessen Veränderungen in derselben Tonart el-Moll darstel- lcn. Man könnte von einem kontrapunktischen Varia­tionenwerk im großen sprechen, wenn nicht seine Form eine wesentlich straffere wäre, als es bei sol­chem üblich ist.

Wir haben Grund zu glauben, daß Bach selber fei­nem letzten Werke eine außergewöhnliche Bedeutung beimaß, denn er ließ cs in vollständiger Partitur im Druck erscheinen, eine Auszeichnung, die kaum einem Dutzend seiner Kompositionen zuteil wurde, ja er ver­web, und dies Int er zum ersten und einzigen Male in seinem Leben, seinen Namen IZVt'Il in schlichten Noten in die gewaltige Quadrupel- und Schlußiuge unseres Werkes, drückte ihm für alle Zeiten den Stem­pel seines Ich a»i. Der ergreifende Choral, den er während seiner Blindheit dem Srbwiegeriobne Alt­nikol weniae Tage vor feinem Ende ,n die Feder diktierte und der an Stelle der unvollendeten letzten

Fuge die Kunst der Fuge beschließt, berührt uns wie die Beichte eines Sterbenden.

Bach ist einer der großen Konservativen. Er faßte den ganzen Komplex degen, was vor ihm und um ihn gewesen war, was unrettbar dem Untergangs ge­weiht war, nochmals zusammen. Man denkt an Kon­fuzius, der in dem Streben, das wankende Reich zu retten, das Alte zusammenfaßte und so aus starrstem Konservativismus ein Neues schuf, das zwei Jahr­tausende eine der größten Kulturen der Erde beherr­schen sollte.

Line HoejiscAnle kür lAnsile in LreidnrK

In Freiburg ist eine Hochschule für Musik gegrün­det worden. Direktor: Professor Gustav Scheck, stcll- vertr. Direktor: Harald Genzmer, Direktor der musikpädagogischen und kirchenmusikalischen Abtei­lung: llnivcrsttätsprofessoi Dr. Willibald G u r l i t t. Die Hochschule für Musik in Freiburg will der Be­rufs- und Allgemeinbildung des Mustkernachwuchses als eine Ausbildungsstätte hohen Ranges dienen. In Verbindung mit dem musikwissenschaftlichen Institut der Universität steht ein Seminar für Musikerziehung, das auf die Ausbildung von Schul- und Privatmnsir- erziehung ausgerichtet ist. Zur Einführung in das kirchenmusikalische Amt sind Kurse für Kirchen- mtksikcr angegliedert. Es wird angestrebt, die Verbin­dung zu Frankreich, zur Schweiz und zu anderen Län­dern zu pflegen und auch Schüler anderer Nationen aufzunchmen. Als Schulgebäude ist das schöne barocke Wcnzingcrhaus am Münsterplatz bestimmt. Der Un­terricht der Hochschule beginnt am 6. Mai. Auskunft und Anmeldung im Sekretariat (Wcnzingcrhaus).

kanlinnsstckinu 1946

Am 1. September 1946 eröffnet das Bauhaus eine internationale Ausstellung in Dessau. DieBauhaus­schau 1946" soll einen lleberblick über die Auswir­kungen des Bauhauses und di« Leistungen einzelner Baühausangehöriger in den letzten 12 Jahren geben. Dreimal hat die Reaktion versucht, diese revolu­tionäre Kunstschule durch Schließung z» liquidieren." Die Idee des Bauhauses war stärker. Ihre Träger fanden sich immer zu neuer gemeinsamer Arbeit, auch in den letzten 12 Jahren, zusammen. Unter dem Druck der Nazis emigrierte ein großer Teil der Bauhaus- künstler in fremde Länder Die Architcktengruppcn Hannes M cycr und Mar Stam hatten einen be­sonderen Anteil an ber Planung und dem Ausbau neuer Städte in der kl b.S .S.R Walter E r o p i u ?. der Gründer des Baubauses. wurde ol? Leiter der Architekturabterlung der Haward-Univerfität berufen.

Mit einer Kruppe von Bauhausmeistern nahm er wesentlichen Einfluß aus die Entwicklung oer Archi­tektur in den USA. der letzten Jahre. Mies van der Rohe, Hilbcrseimer und andere ver­wandelten die technische Hochschule zu einer der be­rühmtesten Schulen Amerikas. Außer diesen bekann­ten Instituten wirken in allen Ländern der Welt ehe­malige Studierende des Bauhauses als namhatte Baugestalter, als Bühnengestalter, Werbegestalter oder als freie Künstler.

Die Ausstellung wird eine lebendige Demonstra­tion dafür sein, was die Kunst zu keiften vermag, wenn sie frei ist. Die Gemeinschaft der Bauhäusler ruft die früheren Angehörigen aller Länder auf, Arbeiten. Fotos, Modelle oder Vervielfältigungen an die Äusstellungsleitung: Dessau, Bauhausplatz 6, cinzusenden. K.

Di« erste Frau, die an der Universität in Berlin eine Prozess»« mit vollem Lehrauftrag erhal­ten hat. ist Frau Professor Dr. Ho ff mann von der medizinischen Fakultät. Sie ist seit 1937 am Ana­tomischen Institut der Berliner Universität tätig und ihr besonderes Interesse gilt der Erforschung der Aus­wirkungen sportlicher Betätigung aus den menschlichen Organismus.

In M ainz ist mit Genehmigung der französischen Militärregierung zum Rektor an der Johannes-Gu- tcnberg-Univcrsität in Mainz der ordentliche Profes­sor für Geographie Dr. I. Schmid ernannt worden. Der ncuernannlc Rektor ist in Freiburg im Breisgau geboren und steht im 48. Lebensjahr.

Der Iugendschriften-Verlaa D. Kundert in Stuttgart bringt eine Schriftenreihe herausWir fangen an" mit Betrachtungen von Albrecht Goes und einer Schrift von Paul SchemppFrei und verantwortlich". Für neue Märchen- und Kinder­bücher sind gewannen worden Hans Volkart. August Ebert und Martha Maria Bosch.' Von Josef Eberle erscheint die abenteuerliche ErzählungDas goldene Tor". Neuaujlagen von Werken der Agnes Sapper und andere Autoren des Verlags sind geplant.

Der evangelisch-theologische Calwe r-Verlag bringt Neuauflagen der neutestamentlichen Werke von Adolf S ck l a t t e r. serncr aus dem Gebiet des Alten Testa­ments Reuauilagen von Hellmuth Freu und Paul Bolz. Von Pfarrer Otto Schuster erscheint eine Krrchengejchicht, von Stadt und Bezirk Eßlingen.