Sdiriftleitnng nnil Verlag Tübingen, UhlandstraBe 2, Fernruf 2141 und 2142. Für unverlangte Mann* •kripte keine Gewähr.Aua- gaben für die Kreits Tübingen, Horb, Calw; Reutlingen, Münsingen; Balingen, Tuttlingen, Ehingen, Hecbingen, Sigmaringen
SCHWÄBISCHES
TAGBLATT
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2. Jahrgang
Freitag, den 11. Januar 1946
Nummer 3
(xroffnungwerfammlung ber Vereinten Jtdümen
„Diese Konferenz ist eine der widi
Conbon. Der Delegierte Columbiens, 33or« fißenber bes oorbereitenben Slusfchuffes ber Ser* einten Stationen, 3 u 1 e i a Singel, führt in ber ©röffnungsftßung ber ©eneraloerfammlung ber Bereinten Stationen am Donnerstag ben Borfiß. ©r h<*t auf bie Siebe, metcfje Köntg ©eorg VI. am offtjtellen Banfett, bas am SRittroocfjabenb bie Delegierten ber Berfammtung im Sanft Sa* mespalajt oereinigte, gehalten tjat, in franäöfi* frf>er Sprache geantmortet.
Der neufeelänbifche SRinifterpräflbent Käufer, ber fein ßanb an ber ©eneraloerfammlung ber Vereinten Stationen oertritt, hat folgenbe ©r* ftärung abgegeben; „Diefe Konferens ber tBer* einten Stationen ift eine ber roictjtiaften, bie fid) jemals im Saufe ber ©efdjidjte aogefpielt i>at, »enn man bebenft, roetdje (Befahren bie SRenfcf)» heit infolge ber ©ntbeduna ber Stnroenbung ber Sltombombe bebrohen. SBenn biefe fdjrediiche SBaffe nicht ©egenftanb angemeffener SRaßnaf)* men fein mirb, ift su befürchten, baß fie bas SJtenfchengefdjIecht oernichten mirb."
grau St o o f e o e 11 hat tm ftotel ©larige bie
gsten, die sich jemals abgespielt hat“!
SßreffeDertreter empfangen unb ertlärt, bah fie fehr giütflid) barüber ift, fid) mieber in ßonbon su be* finben. 3Beiterf)in gab fie folgenbe ©rfiärung ab; „Die 3 u tunft ber Sioiiifation hängt oom ©rfolg ber Berfammlung ber Bereinten Stationen ab. Die SBiüfer fönnen nicht giücfiich fein, menn fie unter einer beftänbigen Kriegsbrotjung leben. Die Orga« nijaiien ber Bereinten Stationen mirb oon un= frfjäßbarem SBert für bie 3 u ’mift ber SRenfcbßeit fein, unb es ift bie Slufgabe ber Sournaliften, ber SBelt mitfjuteilen baff es unfere Slufgabe ift, eine Organifation aufjubauen, hie basu fähig ift, ben 5rteben für immer su fidjern. Die 523öffer ber ©rbe fallen ftolj auf ihre Bertreter fetrt fünnen. Stuf bie tJrage eines amerifanifdjen 3ournaliften, ob bte ©jiftenj ber Sltombombe einen groben (Einfluß auf bie Strbeit ber Berfammlung haben mirb. antroor* tete grau JRoofeoelt: „Seit bie SBeit miffe, bah bie Sltombombe ejiftiert, gibt fie fid) barüber Sie* chenfdjaft, bah bie Bereinigung ber Vereinten Ra* tionen für fie tebensroichtig ift"
Der Sprecher bes Staatsbepartements hat be* fanntgegeben, bah unter ben letjten fragen, bie auf ber Dagesorbnung ber ©eneraloerfammlung ber
- Frau Roosevelts Presseerklärung
Bereinten Stationen fteben, fich oor allem ber Sin* trag bezüglich ber Sltomfomtniffion befin* bet; eine englifebe Stefoiufion, bie aufäßlirfje Kre* bite für bie URRSl oerlangt, unb brei Borfcßläge Kubas, roeiche bie Schaffung eines Direftionsfomi* tees ber 51 Staaten, fomie ©rflärungen über bie Siechte unb Pflichten ber ©injeiinbioibuen unb ber Stationen oorfieht-
SBie im Staaisbepartement erfiärt mirb, bat Staatsfefretär Btjrnes lebiglid) bie Slbficbt, in ßon* bon über bas «Programm ber Bereinten Stationen 3U bisfutieren; bagegen beabfichtigt er nicht, gra* gen roie biejenige 3rans ober ber Dürfet sur Sprache su bringen. Dies fdjiieht jeboeb feinestoegs aus, fo betont man im Staatsbepartement, bah biefe fragen sur Sprache fommen fönnen.
©etterol &e ®au!le t»ir& Icilnctjmat
Daris, ©s mirb offiziell beftätigt, bah ©eneral be ©autle bie 31bficf)t hat, fich aniähiid) her Ber* fammlung ber 33ereinten Stationen nach ßonbon ju ■ begeben.
©ie £t<jutotemng Regimen franco
Franco soll Spanien verlassen. — Provisorische republikanische Regierung gefordert
Jteutjorf. Der tßräfibent ber repubtifanifchen fpanifdjen Regierung ©iraf hat folgenbe ©r* fiärung abgegeben: „SB i r beabfid)tigen bte Rütffetjr ber gefeßmäßigen repu* blifantfcßen Stegierung nach SRabrtb in brei ©tappen bureßsufübren. Die erfte ©tappe follte bie 31 b f e ß u n g grancos fein, ber bas ßanb oerlaffen mühte — es ift bies ein grobes 3ug«ftänbnis unfererfeits 31m Slufrecbterbaltung bes inneren griebens — unb bie Slusfcßattung ber galange, gleichzeitig mit ber Schaffung einer SJtilitärregierung, bie fich aus ©enerälen afler poiitifchen Richtungen sufammenfeßen follte. Diefe 3unta follte nicht länger als einige SBo* eben an ber SRadjt bieiben. SSfme Hauptaufgabe mirb es fein, bie Orbmtng int ßanbe aufrecht* Suerbalten unb bie Sdjaffung 'einer Uebergdngs* regierung oor3ubereiten. ©s fönnte fid) hierbei um eine fonferoatioe republifanifcße Stegierung hanbein, ber gemäßigte repubtifanifche 5ßoIitifer angei)örcn mürben. Slußerbem fönnte il)r ein ©eneral angehören, ber «JRitglieb ber SJtiiitär* junta gemefen ift. Diefe prooiforifche Sie* a i e r u n g, bie nur für einige DJtonate einge* feßt merben follte, hätte eine roießtige Stolle 3U fptelen. 3h r s Aufgabe mirb es fein, bie SB äh* lerlifte oorsubereiten, um bem fpanifdjen Bolfe 3tt ertauben, fid) über feine politifdje 3 U ‘ funft 31t äuhern, fobalb eine gefeßmäßige repu* biifanifche Stegierung oon ber propiforifeben Ste* gierung eingefeßt fein mirb. SBir merben ben uöiifen bes fpanifdjen S3olfes in bie Dat umfeßen. Sollte es fid) für bie 3Jtonard)ie atisfprecben, bann merben mir uns 3ttrücf3iebcn. Slber ich bin baoon überjeugt, bah bas fpanifdje 58otf nichts oon ber OJtonarchie roiffen roiil. Die 33tonard)ie ift für Spanien für tm» mer tot."
Sluf bie fjrage ber SSerhanbtungen ??rancos mit bem Dhronanmärter 311 fprecfjen fommenb, betonte ©irai, bah äas fpanifche 23o(f niemals annehmen mirb, mas ber fpanifche Diftator
2Jlimfferraf itt Jrottfrei^i
Doris. 3m 33erlaufe bes heutigen Sltinifterrates, hat Stuhenminifter SSibault bie SJtinifter über bas Slrbeitsproaramm ber ©eneraloerfammlung ber Vereinten Stationen unterrichtet, bie am 10. 3a* nuar in ßonbon sufammentreten mirb. Die mich* tigfte Aufgabe ber 33erfammiung ift bie Schaffung ber in ber ©harte oon San gran3isfo oorge[ef)e* nen ©inridjtungen. .Der SJtiniftcrrat hat bie oom Sluhenminifter oorgefdjlagenen Direftioen für bte fran3Öfifd)e Delegation in ßonbon beftätigt.
Staatsminifter ffltaurice Dhore3 h.at einen Ste* formplan oorgeiegt, ber barauf absielt, bie 33er* roaltung 3U oereinfachen, fie su mobernifieren unb fie ihren neuen Slufgaben an3upaffen. Die elften burd) ben Staatsminifter oorgefeijenen mtahnah* men finb: 1. Die Aufhebung aüer Drgantfattonen, bie fich 3toifd)en ber Stegierung unb ben Drafef* iuren einfdjiebcn. Diefe Sltahnahme betrtfft Dor allem bie Kotnmiffare ber Stepubiif unb bce SRehr» gafjt ber regionalen Direftionen. 2. Die Schaffung einer Rentfaifteile für bie Sßiebereinftelluna oon Steamten, bie infolge ber oorgefei)enen SJtahnahmen entiaffen merben foltert.
Der Sütinifterrat hat roeiterhin bie Disfuffion über ben S3erftaatlicf|ungsplan bes ©ieftnsitats* mefens mieber aufgenommen, beffen *pn*fung tn ber nächften Sltinifterratsfihung beenbet merben mirb Der entjpredjenbe ©efeßesoorfchtag mtrb am 15. Sanuar bem ^Parlament oorgeiegt merben.
ßtifllflitö überläßt Srotifreiä öuföcflfapeite« £uf<fo^rtmoterial
Dananatioe. Stad) einem foeben Unterzeichneten SIbfommen l)at (fncjtanb ben fran3ofi|(^en unb Seeftreitfräften oon Sltabagastar techrttfches
unb Druppenausrüftungsmaferial ber .n.2l.;f.*
Iruppen bie in Diago=Suare3 unb Umgegenb ihren Stanbort hatten, übergeben.
Diefes geerbte SRateriai biibet einen umfangret* eben, roertoollen iBeitrag für ©inridjtung einer gro» hen franäöfifchen ßuftflottenbafis.
burchführen möchte, ber tatfächüd) alle 3Rad)t in feinen Hauben behalten möchte. 3m roeiteren fprid)t ©irai. feine 33efriebigung barüber aus, bah bie tommuniftifdje unb bie fo* 3 i a 1 i f t i f cf) e Partei, bie sur Oppofition ge* hören, ihre Unteritütjung 3ugefid)ert haben, obmohl fie nid)t in ber 'Regierung oertreten finb. ©r betonte, baß bie fpaniidje SBiberftanbsbemegung notmenbigerroeife alle bemofratifd)en Stichtungen 3ufammenfd)(ieht; fie feßt fich aus oier Haupt*
3m leisten Deil ber SRontagnachmittagsfißung be* gann Oberft SBijreler für bie amerifanifche Sin* fiageoertretung mit ber 33eroeisführung gegen bie oom Stasiregime betriebene SSerfoigung ber eoan* gelifchen unb tatholifchen Kirche unb ber SJibel* forfcher.
Dofumenie aus bem Bafifan
Sluch 3U biefem D un tt äer Slnttage mürben 30hl* reiche Dofumenie oorgeiegt, oon benen ein großer Deil aus ben amtlichen Sitten bes 33atifan ftam* men. Sin Hanb biefer Dofumente legte Oberft 3Bh eeIcr bar, roie ben Kirchen burd) eine Steiße oon ©riaffen ihre Stedjte befchnitten mürben, bis fie ben Sta3is auf ©nabe ober Ungnabe ausgeiiefert roaren. ©r führte u. a. bas ©efeß über bie 33er* faffung ber beutfehen eoangelifchen Kirche oom 14. 3uii 1933 an, ferner bas „©efeß über bas 33e* fchlußuerfahren in 3ted)tsange(egenheiten ber eoan* gelifchen Kirche" Dom 26. 3uni 1935 unb mehrere ba3u erlaffene Durchführungsoerorbnungett, burd) bie bie eoangelifdje Kirdje nad) ben 3Borten SBb«* (ers „phßfifd) unb oermaltungsmähig", menn auch nicht geiftig, gebunben mürbe. —
©s folgte ein Hinmeis auf bie päpftlidje ©n3ß* Rita „SJtit brennenber Sorge" oom 14. SRärs 1937, in ber ber H a h ge9 en bie Kirche, ber oon ben Sta* 3is gefät mürbe, 'mit fcharfen 3Borten gegeißelt mirb. Sluch mirb barin feffgeftellt, baß, roäbrenb oom 33atifan bie Bebingungen bes im 3ahre 1933 mit Deutfd)(anb gefd)(offenen Konforbates erfüllt mürben, cs bas „ungefd)riebene ©efeß bes 33er* tragspartners mar, SXbfommen faffd) aussulegen, 31t umgehen unb fchließtid) mehr ober roeniger of* fen 31t oerteßen".
Jranf null mieber aus ber fittche ausftefen
©iniges Sluffeßen erregte bie SInfrage Dr. Slifreb Seibels, bes Slerieibigers oon ff ran t, ber miffen roollte, ob ber 33atifan bem Statut bes internatio* naien 3)tilitörgerid)tshofes beigetreten fei, ob er bas «material als SRitanfiäger sur 33erfügung ge* ftetlt unb fid) bie ©runbföße bes 33erfahrens ais Kiageoertreter 3U eigen gemacht habe. Der Slnroait begrünbete feine Srage bamit, baß fein KI i« ent oon ihrer 33eantroortung feinen meiteren 33erb(eib in ber tatholt» fchen Kirdje abhängig machen roolle. Der S3orfißenbe, ßanbridjter ßarorence, ftelltc naiß fur3er «Beratung feft, bie 33emerfungen bes 33er> teibigers feien oöliia unerheblich unb jeber Sin» trag, ber fie unterftüßen follte, mürbe abgelehnt merben.
Hierauf oertagte fid) bas ©eridjt auf Dienstag* oormittag.
Bibelfotfchet tm K3-
Durch bas oorgeiegte «material mürbe ber 33e*
meis erbracht, baß bie SBerfolgung ber Rirehen
gruppen sufammen. 3 u m Sdjfuß fprießt ©irai erneut feine fBemunberung. für ffrantreid) aus, bas feine Freiheit fo teuer bcsaßtt hat, unb er brüdt feine Hoffnung aus, baß eine gemeinfame Slftion es balb erlauben mirb, ben Slbbrud) ber biplomatifchen 33esiehungen mit ffranco burdjsu* führen, ©r gibt feiner Ueberseugung Slusbrud, baß bant ber inneren unb ber äußeren SBiberftanbs* beroegung Spanien batb eine ©rneuerung erfahren mirb.
einen roefentiiehen Deil ber Sta3ioerfchroörung bar* ftellte, 3ur S3orbereitung bes Slngriffstrieges biente, unb ein 33erbred)en gegen bie «menfd)tid)feit mar. SRit biefen SBorten fcßloß Dberft SBheeier in ber Dienstagmorgenfißung bes Stitrnberger «fSro3effcs feine fBemeisführung 3ur Kirchenoe.rfoigung ber Stasis ab. 3unäct)ft hatte Oberft 3Bhee(er bie fdjrift* ließe ^eugenausfage eines ehemaligen Häftlings bes Konsentrationsiagers Dadjau oorgelefen, aus ber heroorgeht, baß fid) in biefem ßager nicht me* niger ais 150 33ibeIforfd)er befanben, bie längere ■3ett hinburd) ähnlich roie bie fogenannten „Straf* fompanien" oöilig gefonbert gehalten mürben. Sin* fdjließenb legte ber Slnüäger eine Reihe oon Do* fumenten Dor, bie fich mit ber Kirchenoerfoigung in Oefterreich, ber Dfdjechojioroafei unb «Polen be* faßten.
Kirchenoerfoigung ln Oeffetteid)
Der erfte Hirtenbrief ber fBifdjöfe Oefterreichs, ber nach Sriegsenbe oon allen Kansetn Oefterreidjs oerlefen mürbe, begrüßt mit bem Kriegsenbe bas gleid)3eitige ©nbe eines geiftigen Krieges, beffen «fiel „bte ^erftörung bes ©hriftentums unb ber Kirdje unter unferem S3ott" mar. „Offene geinb* feßaft gegen bie Kirdje", fo fährt ber Hirtenbrief fort, „ging aus ben 2Raßnahmen gegen Drben unb Kiöfter, !atholifd)e Schulen unb ©inridjtungen, ge* gen religiöfe Stiftungen unb Betätigungen gegen bie ©otteshäufer unb anbere !ird)iid)e ©ebäube heroor. Religionsunterricht unb religiöfe ©r3te* hung oon Kinbern unb 3ugenblid)en mürbe oor* fäßfid) eingefchränft, oft fogar oollfommen unter* fagt. 3n jeber SBeife mürben alte gegen Kirdje unb Religion gerichteten «Begebungen unterftüßt. Oft genug mürben jene, bie ihrem ©tauben treu blieben, benachteiligt, 3U Hu n 9 er r?oiter in Kon3entrationsiagern oerurteilt, ©hriftentum unb Kirdje mürben fortroährenb oerhöhnt unb bem Haß ausgefeßt.
20 Drojcnf fömfticßer ©eifflicßen oerhaffef
3n äijnlidjer SBeife äußert fid) Bifcßof «Paulus 33ufci) ber Diösefe 3nnsbrucf=3eibfird), Dirof unb S3orarlberg. 3n einem oon ihm oerfaßten 33erid)t über bie Kirchenoerfoigung nennt er als H au Pf’ grunb für bte S3erhaftung oon etma 20 «P ro 3 er rt fämttidjer ©eiftlidjer feiner Diöaefe ben „Kan3el= Paragraph" ber 5Ra3is. «Rachbem bie Dätigfeit ber Ra3ipartei mit feinem einigen 3Bort fritifiert merben burfte, roie aus einer feinem Bericht bet* gefügten Sluffteitung heroorgeht, mürben in Di* rot unb Borarlberg nid)t roeniger als 25 Kirchen, 24 Kiöfter, 22 anbere religiöfe ©inrid)tungen unb ©iaubensfehuien befd)lagnahmt ober aufgeiöft.
(Fortietsuog tuf d«r alebstea Seit«)
IIMIIIItlMMIMIIMMIMII
iiiiiiiiimiMiMiHiHiHmtiiiiiimii
'IIHSISIIIMIIIItMttfllMM IMIIIIMMIIMIII'
iiiHinimitmiimiitMH(iiminnitiiiiMiitmmtmtmMnmMiiuriMit<iiiiiiiiH
Begnadigung non ©euifdjen
©eneral Koetttg, her (Si;ef bc^ fran.Voftfshcti Cfcer!otmviaubo4 in 2>c«tfd)lanb, hat auf Bore fchlag non Ferrit fELHbmcr, ©ottbcrncttr ber franjpftfdf hefeßten 3onc in Söitrrtcmherg, au4 Jfttla^ bcö üöcihnachtSfcflcö ttnb bc4 ^ahre^tredtfclö fcch# Drtfonrtß bie burch bie SOcifi« tärgcridjte bon Söiirttemherg bcrurteilt worben waren, begnabigt.
HiriiiiiitiiitiiHitiiiitiiitiiiiiiiiiiiiiiMiimiHmimmiMHMiMiiHMiiiiitiiiimmiHmtmNMmimiiimmimmittmHUHmimiiHiimtitimiiMiHMiiimtiiiiitinmiiminmiiimmitHimiuuitHMiiiii
Vom Nürnberger Prozeß:
©te Verfolgung der ^ir^en int Jlagiflaai
Totalität
und Zusammenarbeit
Von Dr. Dieter Roser
Demofratie roill, baß jeber ©inseine bas (Scßict* fal ber größeren politijdjen ©inßeit, in ber er fteht, bes Bolfes ober Sanbes, unb bamit fein eigene» poiitifches ©efdjicf mitbeftimme. Diefe SRitbeftim* mung oollsieht fich in 3®ei oerfthiebenett formen: einmal, inbem jeber perfönlidj an ber Stelle, an ber er fteht, einen beftimmten, ihm burch H^funft ober Berufsroaf)!, Begabung ober 3ntereffe, lieber» lieferung ober SBahl feiner SRitmenfdjen gemorbe* nen Slufirag erfüttt unb bafür fich fetbft, bem an« beren unb bem ©anjen oerantroortlid) ift, ober in» bem er auf ©runb feiner perfönltdjen ©ntfeheibung anberen oertraut unb fie mit bem BoIl3ug feines SBillens betraut. Die sroeite 5° rtrI führt sur Bil» bung oon Parteien, in benen fich biejenigen sufam« menfdjfießen, bie in beftimmten Slngetegenhciten eine gleichartige ©ntfeheibung getroffen haben unb baher tn ber ßage finb, biefetben 2Renf<hen mit bem Bollsug ihres gemeinfamen SBtllens 3U betrauen. Diefe Betrauung oerminbert jebod), mo bie Demo* fratie echt ift, bie Berantmortlid)feit bes ©inseinen nicht. Sie läßt ihn sroar auf bie unmittelbare SRit« beftimmung oersichten, ftellt ihn aber oor bte nicht minber perantroortltdje Slufgabe, ftets 3U prüfen, einmal, ob feine Sugeijörigfeit 3U einer beftimmten Söittensgruppe ober Bartet nod) ber eigenen ©nt« fdjeibung entfpri^ßob biefe ©ntfeheibung unb biefe 3ugei)örig!eit nicht reoibiert merben müffen; jmei« tens, ob bie oon biefer 3BiUensgruppe beauftragten SRenfdjen bie SBiUensentfcheibung ber ©ruppe rieh* tig unb im gemeinten Sinne oot^ieben. 3n biefem Sinne ift, roie es einmal formuliert mürbe, Demo« fratie „tontrolliertes Bertrauen".
Das fehlen ber Reoifionsmöglichfeit unb ber Kontrolle mar bas Kenn3eid)en ber ©ntroidtung feit 1933. Sluf biefe beiben ©runbfäße ber Demo« fratie hat bas beutfeße Botf 1933 beroußt ober un* beroußt oer3id)tet. ©s gab feine Stimme einer SBil» fensgruppe, bie ben Stnfprud) auf Dotalität ber 3Rad)t erhob. Diefe Dotalität fdjloß bie SRitbeftim» mung burch anbere 3Billensgruppen aus. Die Re« oifioft ber ©ntfeheibung bes @in3elnen bebeutete lebiglid) ben Beliebt auf SRitbeftimmung.
3Benn mir uns heute mieber 5U «Parteien jufam» menfd)ließen, müffen mir uns prüfen, ob mir uns, jeber ©beeilte, bas Recht auf Reoifion unferer ©nt* fdjeibung unb bamit unferen Slnfpruch auf Kon* trolle unferes Bertrauens erhalten roollen. Das fejßt jebod) ooraus, baß mir roiilens finb, für bie SBil» lensgruppe, su ber mir uns heute entfdjeiben, oon oorneherein auf ben Slnfpruch ber Dotalität ju oer» 3id)ten, unabhängig baoon, ob biefe Dotalität eine tatfächlicßc oon 99 «Prozent ober eine fotdje ber SRajorität oon 51 «Prozent ab ift. Unfer perfön« liebes unb felbftoerantmorttiches SRitbeftimmungs» re^t hängt baoon ab, ob mir bie 3BiHensgruppe, ber mir angehören roollen, unb bie «JRänner, benen mir in ihr unfer Bertrauen fdjenfen, basu 3min« gen, auf alle gälte unb unter allen llmftänben ben Stnfprud) auf Dotalität auf3ugeben unb bie 3ufam* menarbeit mit ben anbereft SBillensgruppen bes Bolfes su molten. «Rur fo bin id) als ©in3etner in ber Sage, meine ©ntfeheibung su reoibieren, ohne mtd) bamit oon roeiterer SRitbeftimmung ein für allemal aussufchließen, inbem id) mir bie SRöglid)« feit offen halte, mit jener Söittensgruppe sufam« mensuarbeiten, audj ohne ihr an3uget)ören. Rur ber bleibt roirf(icf) fetbft oerantroortlid), ber fid) in» nerbatb feiner 3Bittcnsgruppe bas Recht oorbetjält, eines Dages aufsuftehen unb 3U fagen: „So madje ich nicht mehr mit!" 3Ber auf biefes Recht oer3id)* tet, liefert feine eigene freie Berantroortung ein für allemal benjenigen aus, benen er einmal fein Ber« trauen gefdjenfi hat, auch menn fie fich biefes Ber« trauens ais unroürbig ermeifen, ober ihren Sluftrag, ben ich ihnen erteilt habe, nicht in bem Sinne aus» führen, ben ich mit meinem Bertrauen meinte.
Diefer teßtere gatt tritt tnsbefonbere bann ein, — unb bamit fommen mir auf ben 3U Beginn aus« gefprodjenen ©ebanfen 3urücf — menn bie SBil* fensgruppe, ber ich mich angefdjtoffen habe, su bem perfönlichen Stuftrag, ben ich in meinem Beruf ober Slmt aus perjönlidjer Berantroortung su erfüllen habe, in ©egenfaß gerät, menn mir im ©egenfaß su ber perföntidjen SRitbeftimmung, bie id) bort betätige, bie fogenannfe „Barteibif3iplin" auferlegt merben folt. 3n ber gorm ber «Parteibif3ip(in er« hebt bie 3Bittensgruppe, für bie td) mid) entfeßieben habe, ben Slnfprud) auf Dotalität nicht gegen an« bere 3Bittensgruppen, fonbern gegen mich felbft. B3itt id) alfo auf bie perfönlidje 33erantroorttid)feit in meinem Beruf ober Slmt, an ber Stelle alfo, an ber ich im ©ansen bes Bolfes geftettt bin, nicht oersichten, mas allein meine perfön!id)e Slufgabe finnoott unb lebensroert macht, fo muß id) oon ber SBiltensgruppe, ber id) angehöre, forbern, auch auf biefe gorm ber Dotalität 31t oersidjten unb bie gorm ber «jufammenarbeit ansuerfennen. Rieht nur bie ßufammenarbeit m it anberen 3Bittensgrup« pen, für bie su entfdjeiben id) mir als oerantroort« tießer SRenfd) oorbeijalten muß, fonbern auch bie 3ufammenarheit mit mir felbft, als ©tnselnem, muß id) forbern. Rur burch biefe gorberung unb ihre ftete SBicberholung unb ihr ftetes 2tufrecßt- erßalten oerhinbere id), baß fich bie SRadjt, bie 3U erhalten id) sunächft mittens bin, eines Dages ge« gen mid) felbft unb meine freie Berantroortticbfeit richtet, baß fie mich oon roeiterer SRitbeftimtnung ausfdjtießt, mid) „faltftetlt".
SBirb burd) biefe gorberung aber nicht jeöe Bit« bung oon SBillensgruppen oon oorneherein unmög« ließ gemacht? SBirb burd) fie nicht jebe Kontinuität ber poiitifchen ©ntroidtung aufgehoben, menn jeber ©inseine fich bas Red)t auf perfönlidje ©ntfdjeibung unb Reuentfdjeibung oorbehält? Die ©efaljr liegt freilich nahe. Sie mirb jebod) nur bann su einer ©efährbung bes poiitifchen ©efamttebens, menn ber