Kleine politische Nachrichten.

Englisch-französisches Schuldeuprovisoriuur- Wie der diplo­matische Korrespondent des Daily Telegraph berichtet, hat die in der letzten Woche erfolgte Reise des Londoner französischen Botschafters nach Paris eine vorläufige Einigung in der eng­lisch-französischen Schuldenfrage gezeitigt. Die französische Re­gierung wird wahrscheinlich schon in diesem Jahre einen provi­sorischen Betrag von 4L oder 5 Millionen Pfund Sterling an .England zahlen.

DaS belgisch-amerikanische Schuldenabkommen. Der Senat nahm mit gegen 20 Stimmen das belgisch-amerikanische Schuldenabkommen an. Das Wkommen tritt in Kraft, sobald die Ratifikationsurkunde vom Präsident Coolidge unterzeichnet worden ist.

Primo de Rivera gegen Parlament und Parteien. Primo de Rivera hielt in Alcala de Honaros eine Rede, in der er sein politisches Programm entwickelte. Er sagte u- a., wenn er bei feiner Regierungsführung künftighin Widerstand finden sollte, werde er wieder das Heer rufen, das ihm durchaus ergeben sei, ebenso wie «in großer Teil der Arbeiterschaft. Das Parlament fei vollkommen überflüssig, da auch Länder, di« noch eines hätten, es gerne abstoßen möchten. Neue politische Parteien werde er anerkennen, aber niemals alte, da sie vollständig versagt hätten. Er selbst werde unverzagt die Regierungsgeschäfte weiterführen und niemals mutwillig von seinem Posten zurücktreten.

Die Friedensvorschläge der Marokko-Alliierten. Nach einer Havasmeldung legte di« französisch-spanische Frtedensdelegatton in Udja bet Beginn der Verhandlungen folgende Vorschläge vor: 1. Gefangenenaustausch auf paritätischer Basis, 2. Besetzung der wichtigsten strategischen Punkt«, 3. Sofortige Entwaffnung der aufständischen Stämme, 4. Errichtung einer paritätischen Polizei­gruppe. Die Verbannung Md el KrimS, die Frage der Sou­veränität des Sultans von Marokko und die Verwaltung des Rtfgebietes sollen späterer Behandlung Vorbehalten werden-

Krönung des Schahs von Persien. Me aus Teheran ge­meldet wird, wurde der neue Schah von Perfien, Reza Khan Pählävi am Sonntag mit großer Prachtentfaltung gekrönt.

Das Echo des Berliner Vertrages.

Eine spanische Stimme.

TU Madrid, 28. April. DerSol" beurteilt den Abschluß Des deutsch-russischen Vertrages durchaus günstig und nennt das französische Mißtrauen gegen den Vertrag unberechtigt. Frank­reichs Interessen seien durch den Vretrag nicht gefährdet. Die Politik Rapallo-Berlin verstoße auch nicht gegen di« Abmachun­gen von Locarno. _

Am das Gemeindebestimmungsrecht.

TU Berlin» 2S. April. Der HaushaltSausschtz des Reichstages beschäftigte sich mit dem kommenden Reichsgesetz gegen den Al­koholismus und mit der Stellung des Reiches zum Gemeinde» Bestimmungsrecht. ALg. Sollmann (Soz.) bestritt, daß mit dem Gemeindebestimmungsrecht eine Trockenlegung Deutschlands beabsichtigt sek. Er legte einen von ihm stammenden Entwurf über das Gemeindebestimmungsrecht vor, wonach auf Verlangen von einem Fünftel der zur Eemeindswahl berechtigten Mitglie­der einer Gemeinde, in der mehr als eine Schankstätte vorhan­den ist, darüber abstimmen, ob für neu zu errichtende Schank» und Gaststätten die Erlaubnis zum Au^chönken geistiger Ge­tränke erteilt werden darf oder nicht, ob di« Erlaubnis im Falle des Besitzwechsels erneuert werden darf oder nicht, ob das Ausschänken und Verabfolgen von Branntwein nur im Klein­handel oder nur in East- und Schawkstätten oder in beiden ver­boten werden soll und ob schließlich die Polizeistunde weiteren Einschränkungen zu unterwerfen ist. Für die Mehrheit der Deutschnationalen sprach sich Schulz-Bromberg gegen das Ee- meindebestimmungsrecht aus, während v. Mumm (Dntl.) star­ken und energischen Kampf gegen Alkoholismus und Trunksucht wünschte.

Aus aller Welt.

Propaganda-Weltreise des Grafe« Lrickner für das Deutschtum- Die erste Propaganda-Weltreise des Grasen Felix von Luck- ner für das Deutschtum ist jetzt endgültig vorbereitet. In aller­nächster Zeit schon wird dos ExpeditionsschiffVaterland" eines der größten hölzernen Segelschiffe (mit 2 kompressorlosen Dieselmotoren der Mannheimer Motorenfabvik) von Ham­burg aus in See stochen. Die großen Erfolge, die Graf Luckner mit seinen Vorträgen in Europa erzielte, ließen den Gedanken reifen, gleiche Vorträge auch in Uebersee zu halten, wo der Rcrme Luckner ja durch die kühnen Taten seinesSeeadlers" im Weltkrieg als einer der ritterlichsten und tapfersten Kaperfahrsr selbst bei den schärfsten Kriegsgegnern noch in höchstem Ansehen steht. Der besondere Wert dieser Propagandaweltreise besteht aber darin, daß außer den Vorträgen das Expeditionsschiff als schwimmende Masse die Häfen der ganzen Welt anläuft. Das große schmucke Schiff ist mit einem besonderen Ausstellungsraum versehen, in dem die leichteren Gegenstände untergebracht wer­den, während für Maschinen und schwere Sachen die großen un­teren Räume zur Verfügung stehen. In den Südseegegenden wird auch das Sonnendeck für Ausstellungszivecke verwendet. Die Reffe führt nach Nordamerika Ost und West, Brasilien, Argen­tinien, Südafrika, Australien, Neuseeland. Look- und Gesell- schaftstnsekn, Samoa, Fidschiinseln, GilLertiniseln, Java, Suma­tra, Indien, China, Japan, Chile, Südgeorgien, Südwestafrika, Kamerun, Spanien und ist auf eine Zeitdauer von zwei Jahren vorgesehen.

Würlt. Landtag.

Der Kultetat im Finanzausschuß.

Stuttgart, 29. April. Der Finanzausschuß begann die Be­ratung des Kultetats. Berichterstatter ist der Mg- Beißwänger- Präsident von Bälz erklärte es als eine alt« Erfahrung, daß iminer Schwierigkeiten bestanden, tüchtige Praktiker in die Ministerialabteilung für die höheren Schulen hereinzubekommen. Von sozialdemokratischer Seite wurde auf Zeitungsartikel mit schweren Angriffen gegen Beamte des Kultministeriums Bezug genommen. Staatspräsident Bazille wandte sich gegen den Vor­wurf, daß in Württemberg eine Geheimnistuerei in Regie- rungSdingen gepflogen werde und verwies dann auch noch auf zahlreiche Artikel eines demokratischen Blattes über alle mög­lichen Dinge, die auf Indiskretionen fußten. Ein ZentrumS- rebner beklagte die Dezimierung der an sich nicht geringen bes­seren Stellen der Philologen, nicht nur durch die Miteinrech- nung der Mitglieder der Ministerialäbteilung, sondern durch Verschiebung an andere Etaiskapitel. Das Ministerium müsse sein Wohlwollen allen Schulgattungen, vor allem auch den Volksschtcken, in gleicher Weise zuteil werden lassen. Im Kult- mimsterium selbst sollte ein aus dem VolkSschuldienst hervor­gegangener Beamter sitzen. Präsident von Bälz erklärte, daß eine Aenderung der Behandlung der höheren PhilologensMen nicht möglich sei. Beim Kapitel 42 (Evang. Seminare) wies der Berichterstatter auf den geringen Zugang zum evang. Land- examen hin- Ein sozialdemokratischer Redner behandelte die Frag« der Staatsloistungen an die evang. Kirche und erkun­digte sich nach den Verhandlungen zwischen dem Ordinariat und dom Ministerium über die einzurichtenden Verwaltungsorgani- sationen. Ei» Zentrumsredner stellte fest, >daß die Tausch- zuschüffr Rechtsleistungrn des Staates sind und daß die Kirche darüber zu verfügen hat. Eine Neuordnung der Berechnung der Staatsloistungen durch einen Nachtragsetat sei angezeigt. Die Stelle des Direktors des Wilhelmsstfftes sei ungenügend aus­gestattet. Für die notwendigen Pfarrhausbauten habe der Staat zu sorgen und erhöhte Mittel dafür zur Verfügung zu stellen. Der Redner kritisiert auch die Berechnung der Pfründerträg­nisse. Ministerialrat Dr. Meyding äußerte sich über die Ver­anschlagung der Pfründmittel- Von 1924 und 1925 liegen noch keine genauen Rechnungsergebnifse vor- Ms Steigerung der

Holzpreffe sot boriWchtlgt. Fraglich sek, ob der vorgesehen« Ertrag erzielt werde. Es müsse aus den Erübrigungen früherer Jahre ein Ausgleich vorgenommen werden. Das Staatsmini- sterium werde sich weiterhin mit der Frage der rechtlichen Ver­pflichtung des Staats gegenüber den Kirchen beschäftigen. Der Wtlhelmsstiftdirektor gehöre zu den geisüichen Beamten- Der Aufwand für die Seminare und Konvikte hänge mit der Bele­gungszahl, mit dm Verköstigungsgeldern ufw. zusammen. Der Pfarrhausbeitrag für Hundesingen O. A. Riedlingen gehöre in den Etat der Hochbauverwaltung. Weiter besprach der Regie- rungsvertreter die Bemängelung hinsichtlich der staatlichen Lei­stungen in Rottenburg. An der Erstellung von Wohngebäuden könne sich der Staat nur in beschränktem Maße beteiligen- An einem Aufwand von 120 000 Mark nehme der Staat mit 30 000 Mark toll. Eine Verpflichtung zu wettergehenden Lei­stungen anerkenne das Staatsministerium nicht.

Aus Stadt und Land.

Lalw, den 30. April 1926.

Dienstnachrichten.

Forstmeister Renner in Hirsau ist seinem Ansuchen ent­sprechend auf das Forstamt Freudenstadt versetzt worden. Forst­assessor Moser beim Forstamt Ulm wurde die Oberförster­stelle Liobenzell übertragen.

Wiirtt. Volksbühne.

Heute abend 8 Uhr eröffnet die Wiirtt. Volksbühne ihr Gastspiel im Badischen Hof mit einer Aufführung des fünf- aktigen SchauspielsKalte" von Hermann Burtr. Regie: In­tendant Herbert Maisch. Morgen abend 8 Uhr geht das alte Spiel vom Sterben des reichen MannesJedermann", erneuert von Hugo von Hosmannsthal in Szene. Das Werk wurde mit Rücksicht auf die Fasten- und Osterzcit in dm Spielplan ausge­nommen. In den letzten Jahren hat es sich auf nahezu allen deutschen Bühnen mit großem Erfolg durchgesetzt und ist durch seinen volkstümlichen Inhalt aufs Neue Volksgut geworden.

Mangelhafte Wasserversorgung in Neuhengstett.

Me Gemeinde Neuhengstett ist seit 11 Jahren an di« Schwarzivaldwasserversorgung angeschlossen. Der früher« Ober­amtmann, Reg.-Rat Völler, hat den Anschluß beweikstelligt und sich seinerzeit den Dank der Gemeinde verdient. Me Gemeind« glaubte versorgt zu sein. In letzter Zeit mußte sie aber dt« Erfahrung machen, daß dieser Anschluß ein Fehler war. Ost ist sie ohne Wasser. In den letzten 14 Tagen gab es 8 Tage lang nur eine Stunde täglich Wasser und 8 Tage überhaupt keines. Als Begründung wird angegeben, es habe vor einiger Zeit auf der Waldscite gebrannt, weshalb dort die Wasserbehälter wieder angefüllt werden müssen. Sobald diese in Ordnung seien, be­komme auch Neuhengstett wieder Wasser. Wenn auch diese Ver» bandswasserversorgung vielleicht billiger arbeitet als ein eige­nes Gemeindewasserwerk, so können sich Gemeinden mit eigener Wasserversorgung doch glücklich fühlen, sie sind nicht -dem Willen und der Bedienung einer entfernt liegenden Verwaltuirg oder eines in dem umfangreichen Netz etntretenden Ereignisses ausgeliesert- Es ist zu hoffen, daß die Verhältnisse in der Schwarzwaldwasserversorgung sich noch so gestalten, daß di» Verwaltung in der Lage ist, alle ihre Vcrbandsgemeinden gleich­mäßig mit Wasser versorgen zu können, so daß die Gemeinde Neuhengstett nicht mehr das Gefühl haben muß, willkürlich be­handeltes Stiefkind des Verbandes zu sein.

Wetter für Samstag und Sonntag.

lieber Schweden liegt noch ein Hochdruck, während sich im Vesten eine schwache Depression zeigt. Für Samstag und Sonn­tag ist deshalb weiterhin zeitweise bedecktes, aber in der Hauptsache trockenes Wetter zu erwarten.

*

Vom Glück vergessen.

Roman von Fr. Lehne.

81. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Ach. Ewendoline, warum bist du nur immer so gereizt gegen Malte! Du bist sehr ungerecht gegen ihn und das krankt mich in ihm dann kann ich dir gar nicht mehr so recht gut sein Malte ist so lieb und edel du kennst ihn nicht so, wie ich ihn kenne! Welche hohen, großen Gedan­ken ihn beseelen!"

Ewendoline schlug dis Augen nieder: ein heißes Mit­gefühl erfüllte sie.Du Arme, Arme!" dachte sie.

Es läutete zum Kirchgang. Feierlich klangen die Glocken- schlüge in die reine Morgenluft.

Malte und Johanna blieben auf dem Balkon fitzen und beobachteten die Kirchengänger. Die Kinder waren die ersten. Dann kamen die Landleute» die Frauen und Mäd­chen im Sonntagsstaat; die weiten, gereihten Röcke in allen Farben hatten einige von ihnen hoch ausgenommen und nm die Hüften geschlagen, so daß der rote Unterrock und die ^ weißen derben Strümpfe in den derben Schuhen reichlich

D sichtbar wurden. Die weiße oder seidene Schürze, mit gro«

tzen, flatternden Schleifenenden gebunden, war das Prunk« stück ver sonntäglichen Toilette; das kleine seidene, um den Hals geknüpfte Tuch fehlte nicht und jede trug das charak- ^ teristische runde flache Hütchen mit der Eokdschnur und Quaste. De Arbeitshände falteten sich um das Eebetbllch- lein, auf dem ein weißes Taschentuch lag.

Dis Männer in ihren Sonntagsjoppen kamen in lang­samem, bedächtigem Schritt; eiliger hatten es die jungen Burschen in den kurzen Lederhosen, im weißen Hemd, die Jacke kühn auf der linken Schulter, das grüne Hütel mit dem Gamsbart keck auf dem Ohr und die unvermeidliche Tabakspfeife im Mund, die erst kurz vor der Kirchentür ausgeklopft und in die Tasche gesteckt wurde.

Dann kamen die Sommerfrischler, meistens Damen, dar­unter Ewendoline und Blanka.

Nanu, Blanche so fromm?" fragte Malte leicht spottend.

Ist dir's nicht recht, daß wir jetzt ein Stündchen allein Neiden können?, Maiya fleht nie vor zehn Ubr agfs"-

Aber natürlich, mein Herzblatt, mein süßes Lämm­chener küßte ihre Handjetzt beurlaubst du mich wohl einen Augenblick"

Malte, wo willst du hin?" Vorwurfsvoll und weiner­lich klang ihre Stimmebleibe doch"

Mühsam nur bezwang er die ungeduldige Regung, die das glatte Lächeln von seinem Gesicht zu verdrängen drohte.

Du wirst sehen! Eine Ueberraschung für meinen Engel."

Aus der nahen Kirche ertönten leise Orgelklänge. Fromm faltete Hanna die Hände, sie drückte sich tiefer in den großen, bequemen Korbstuhl, und ihre großen, feucht­schimmernden Augen blickten träumerisch verloren in die Weite.

Malte kam jetzt zurück mit einem flachen Paket.

Da wir noch allein sind, kann ich schnell meiner holden, gütigen Fee meine ergebensten Huldigungen darbringen, hoffend, sie dadurch zu versöhnen denn sie grollte mir jetzt ein wenig" mit seinem schelmischen, unwidersteh­lichen Lächeln küßte er ihr die Hand, an der sehr viele und kostbare Ringe blitzten, isder ein kleines Vermögen wert.

Hanna löste erwartungsvoll die zierlich gebundene Schleife. Maltes Bild in Boudoirform fiel ihr entgegen und ein großer Briefumschlag.

Ah" mit einem leisen Ausruf des Entzückens be­trachtete st« das Bild. Malte lehnte in ungezwungener Haltung an einem Tisch» die Arme über die Brust ver­schränkt doch so, daß man seine beiden wohlgebildeten, gepflegten Hände mit den spitz verlaufenden Fingern, auf die er nicht wenig eitel war, deutlich sehen konnte. Aus schwärmerischen Augen blickte er den Beschauer an und ein schwermütiges Lächeln lag um den vollen, frauenhaften Mund.

Der ganze Eesichtsausdruck und die theatralische Pose, sowie eins genial in die Stirn gezogene Locke paßten nicht zu dem kühnen Durchzieher auf der rechten Wange. Der ganzen Aufnahme haftete etwas Unnatürliches, Gezwun­genes an. Hanna sah das aber nicht. Entzückt drückte sie ihre Lippen auf das Bild. Er neigte sich zu ihr und küßte ihr kleines, rosiges Ohr.

Ich bin doch da. Eng?lchen" jagte er vorMrfsvsL

Nachdem er eine stürmische Umarmung über sich hatte er­gehen lassen müssen, fuhr er fort:das ist nur für dich allein! Es ist die einzige Aufnahme. In meinem Beisein hat der Photograph die Platte vernichten müssen! Und du zeigst das Bild auch niemand am allerwenigsten aber Ewendoline, die sonst nur über eine sinnlose Verschwen­dung schelten würde"

Hanna drehte die Photographie um und las die Wid­mung auf der Rückseite: . ^

Wenig, was ich geben kann, doch alles, was ,ch Hab und bin. In treuer, innigster Liebe seinem Schutzengels

Johanna konnte sich an dem Bilde nicht sattsehen, bis er es ihr scherzend aus der Hand nahm ,,das ist nur, wenn ich nicht da bin, jetzt hast du mich! Da ist noch etwas

deines Interesses wert so hoffe ich-"

Hanna griff nach dem großen Briefnmschlag und öffnet» ihn; mehrere enggeschriebene Manuskripts lagen darin.

Meiner süßen Hanna gewidmet!" las sie halblaut ach, Gedichte von dir und auch einige Skizzen"

Die ich in der letzten Woche geschrieben habe! Es fließt

mir jetzt nur so aus der Feder-und das danke ich

meinem gütigen Engel" wieder zog er ihre Hand an seine Lippen.

In holder Freude blickte sie ihn an.

Siehst du jetzt ein, daß ich recht hatte? Ein Dichter kann nur im Vollen schaffen ohne die Sorgen des All­tags -, die mich mehr als jeden anderen quälten-,

außer den pekuniären auch noch die familiären, die noch viel schlimmer sind, wenn man nicht verstanden wird und täglich harte Tadel anhören muß! Wieviel Vorwürfe hat mir zum Beispiel Line gemacht, daß ich damals das Unglück mit dem Examen hatte und daß ich es noch nicht wiederholt habe" Das sollst du überhaupt nicht mehr! Glaubst du, ich wäre damit einverstanden, daß mein süßer Herzensschatz jetzt wieder anfängt zu studieren und sich den Kopf mit allerlei gelehrtem Zeug anfüllt? Da hätte er ja gar keine Zeit mehr für mich! Nein, Malt-, lieb sollst du mich haben, sollst ein Dichter sein stolz bin ich darauf." Sie blätterte in Lrm Manuskript. (Fortsetzung folgt.) -