Kleine politische Nachrichten.
Jlalien und die französische» Zollerhöhungen. Der italienische Wirtschaftsminister hat nach vorausgegangener Verständigung mit dem Präsidenten des italienischen JndustrieverbandeS die prominentesten Vertreter von Industrie und Handel nach Rom zu einer Konferenz eingeladen, um sich mit ihnen über die Wirtschaftslage Italiens und namentlich über die neuen französischen Zollerhöhungen und die eventuellen Gegenmaßnahmen auszusprechen.
Ein englisches Weißbuch über den Irak. Di« englische Regierung hat ein Weißbuch über di« Frage der Verwaltung der Kurdengebiete in Mesopotamien veröffentlicht. Die „Times" weisen an leitender Stelle darauf hin, daß darnach fast überall die kurdische Bevölkerung von Beamten kurdischer Abstammung regiert wevde und die Verwaltungssprache die kurdistanifche sei. Auch im Rcchtsverfahren und im Unterricht sei die kurdistanifche Sprache durchgeführt. Damit wäre, so heben die „Times" hervor, der größte Teil der vom Völkerbund verlangten Bedingungen für die Verwaltung dieses kurdischen Gebietes erfüllt
Unterwerfung weiterer Drusenstämme. Das französische KriegSnrinistrrium teilt mit, daß sich weitere Drusenstämme in dem Gebiet von Hamon unterworfen haben. Die französischen Truppen verloren in den Kämpfen 18 Tote. Die Zahl der Toten auf der Gegenseite betrug 700.
Um die Tangerzone. Der diplomatische Korrespoick-ent des „Daily Telegraph" weist darauf hin, daß das gegenwärtige Regime in der Tangerzone seinem Ende nahe sei. Eine Abtretung Tangers an Spanien sei nicht denkbar, weil die Lage Tangers strategisch so wichtig wäre, daß man es keiner einzelnen Macht zusprechen dürfe. Nach wie vor müsse man für Tanger auf eine internationale Lösung unter Mitwirkung Italiens und der Vereinigten Staaten hinarbeiten, die beide das bestehende Dreimächtoabkommen abgelehnt hätten. Es sei wahrscheinlich, daß die englische Regierung demnächst einen neuen Meinungsaustausch Vorschlägen werde, an dem sowohl Rom wie Washington sich beteiligten.
Keine amerikanischen Anleihen für Rußland. Auf die Mitteilung hin, nach der Harrimann die Finanzierung des deutschen Exports nach Rußland beabsichtigt, wird halbamtlich mitgeteilt, daß die amerikanische Regierung gegen jede amerikanische Absicht, Rußland direkt oder indirekt amerikanische Anleihegelder zukommen zu lassen, Widerspruch erhebe.
Entspannung in der mexikanischen Innenpolitik.
Präsident Calles hat sich mit seiner energischen Politik nach innen wie nach außen durchgesetzt. Sein provisorischer Vorgänger Obregon hat jetzt erklärt, daß er seinen politischen Kampf um die Macht aufgegcben habe. General Huerta hat sich aus Furcht vor der Verhaftung, die ihm wegen eines aufgedeckten Komplottes drohte, auf amerikanisches Gebiet begeben.
Der Reichswirtschastsminifter zur Kolonialfrage.
TU Berlin, 15. April. Neichsinnenminister Dr- Külz veröffentlicht im „Berliner Tageblatt" einen Artikel über das deutsch« Kolonialproblen«, in dem er unter anderem darauf hinweist, daß die koloniale Sehnsucht Deutschlands mit Militarismus nichts zu tu» habe. Sie habe auch früher damit nichts zu tun gehabt. Wenn je ei« Land nicht machtpolitische, sondern wirtstl-aftliche Motive bei seinen kolonialen Erwerbungen gehabt habe, so sei eS Deutschland gewesen. Die Wiedrrcinrei- hung Deutschlands in die kolonialen Mächte der Welt sei eine Sache des deutschen Rechtes, eine Sache der deutschen Ehre und eine Sache der wirtschaftlichen und politischen Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Gegenüber der ungeheuerlichen Begründung der Alliierten für den Raub der Kolonien Deutschlands weift Dr. Külz darauf hin, daß vor dem Kriege
Vom Glück vergessen.
Roman von Fr. Lehne.
5. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Ewendoline begriff. Johanna hätte nur gestört —
und da hatte Blanko nach einem Grund gesucht-sie
hatte die Empfindlichkeit der Schwester nicht beachtet — Leide hatten sich gezankt und Hanna war die Leidtragende geworden!
„Sag, Ewendoline, möchtest du nicht gerne unten dabei sein"? fragte Hanna nach einer Weile.
Ewendoline sah die Kranke wehmütig an und nahm aus ihrem Täschchen eine feine Häkelarbeit. „Nein, ich habe gar kein Verlangen —"
„Dennoch aber ist's unrecht gewesen, dich nicht einzuladen. Blanka hat so viele eingeladen, die ihr weniger nahe stehen als du! Es war rücksichtslos — ich hab's auch gesagt! Dein Bruder Malte ist doch auch dabei!"
„Ah, der ist ja Hans in allen Gassen."
Hanna errötete etwas.
„Malte war so aufmerksam-sieh, diese Rosen schickt
er mir. Er hat ein gutes Herz."
Ewendoline erschrak. Dieses Erröten, dieses Beben in der Stimme Hannas — was verriet es ihr? Sollte es Malte gelungen sein, sich mit seinem Schmeicheln in dieses unschuldige Mädchenherz zu stehlen. O. sie kannte ihn und seine berückende Art gar wohl. Manches Mal war sie früher erlegen, wenn er bat und bettelte. Doch dann war sie hart geworden — und da hatte er sich ihr von einer anderen Seite gezeigt — rücksichtslos, beinahe roh, in seiner wahren Natur. Und wie sollte sie Hanna die Augen öffnen, ohne den Bruder anzuklagen? Es widerstrebte ihr doch, obwohl sie manches durch ihn zu leiden hatte!
Da wurde die Tür aufgerissen und Blanka Likowski trat ein.
„Ich wollte dich nur schnell begrüßen, Line, ehe die Friseuse kommt und die Schneiderin, die mich anziehen soll! Wie fühlst du dich jetzt, Ieannettchen? Siehst ja wieder famos aus! Famos! Ihr habt's euch gemütlich hier ge- maLtj —^lnd du. Line, bist fl eißig wie ikMier. -- —
Amtliche Bekanntmachungen
Ausbruch der Maul- und Klauenseuche.
Die Maul- und Klauenseuche ist ausgebrochen im Gehöfte des 1. Wilhelm Sixt und 2. Wilhelm Fenchel in Ostelsheim.
Sperrbezirk: 1. Die verseuchten Gehöfte der Vorgenannten. 2- Die noch nicht verseuchten, aber besonders gefährdeten Gehöfte des Karl Gehring, Altschulth. Sohn, Georg König und Wilhelm Haug.
L. Beobachtungsgebiet: Die übrigen nicht in den Sperrbezirk fallenden Gehöfte der Gemeinde Ostelsheim und die Markung Ostelsheim.
0. In den 15 Kilometer- Umkreis um den Seuchenort werden sämtliche Gemeinden des Oberamtsbezirks Calw einbezogen mit Ausnahme von Agenbach, Aichhalden, Bergorte, Hornberg, Martinsmoos, Zwerenberg, Neuweiler, Oberkollwangen, Breitenberg, Schmieh und Würzbach.
Im übrigen wird auf die Bekanntmachung des Oberamts vom 6. April im Calwer Tagblatt Nr. 78 von 1926 verwiesen.
Calw, den 14. April 1926.
W. Oberanst: Amtinann Nagel.
England die kolonisatorische Befähigung Deutschlands voll anerkannt habe. Er betont weiter, vom Standpunkt der Gleichberechtigung der Völker unter einander habe Deutschland ein historisches Recht, in der Reihe der Nationen zu verbleiben, die an der kulturellen und wirtschaftlichen Erschließung der überseeischen Länder beteiligt seien.
Der Temps zur Frage der Kolonialmandate.
TU Parks, 11. April. Der „Temps" beschäftigt sich am Dienstag an leitender Stelle mit der Frage der Kolonialmandate. Das Blatt gibt zu, daß die deutschen Ansprüche auf Kolonialbesitz einen Teil der französischen Oeffentlichkeit mit starker Unruhe erfülle. Es weist gleichzeitig darauf hin, daß keinerlei Grund zur Unruhe vorliege und entwickelt in diesem Zusammenhang folgende Gedankcngünge: Frankreich wurden die Mandate von Kamerun und Togo vom Völkerbund übertragen. Die Mandatsdauer ist nicht begrenzt und mutz daher unbegrenzt fort- dauern. Das Mandat kann nur zu Ende gehen, wenn Frankreich seine Verpflichtungen nicht erfüllt oder wenn die Eingeborenen sich soweit entwickelt haben, daß sie die Verwaltung selbständig ausüben können. Auch in diesem Falle ist es an dem Völkerbund, eine formelle Entscheidung zu treffen. Der Mandant braucht nicht sein Amt von selbst niederzulegen.
Das Recht auf Kolonien.
TU Berlin, 14. April. Zu den verschiedenen Meldungen der Ewtentepreffe über die Ansprüche Deutschlands auf neue Kolonialmandate ist die „B. Z. am Mittag" von zuständiger Stelle des Auswärtigen Amtes zu der Erklärung ermächtigt, daß bisher irgendwelche offiziöse oder private Mitteilungen über die künftigen Mandatswünsche der Reichsregierung nicht gemacht worden sind. Nach der Darstellung der „B. Z." betrachtet die deutsche Regierung die Akzentuierung des Kolonialproblcms einstweilen als eine spätere Sorge. Das moralische Recht auf Kolonialmaudate nach Eintritt in den Völkerbund sei Deutschland in Locarno feierlich bestätigt worden. Darauf habe der^ Reichsautzenminister wiederholt öffentlich hingcwiesen. Da Deutschland noch kein Mitglied des Völkerbundes sei, wäre es müßig, schon jetzt bestimmte Kolonialwünsch« zu äußern.
Aus a8er Welt.
Schweres Unglück an einem Eisenbahnübergang.
Aus Achern (Baden) wird gemeldet: Am Montag abend scheute auf abschüssiger Straß« an einem Bahnübergang beim Herannachen eines Schnellzuges das Pferd eines mit 11 Personen besetzten Wagens. Das Geführt schlug um und sämtliche Insassen wurden aus die Straße geschleudert. Sechs Personen erlitten schwere Arm-, Bein- oder Schädelbrüche.
HUvsch von dir, daß du unserem kleinen Eigensinn die Zeit vertreiben willst" — wie ein Wasserfall sprudelten die Worte hervor, ohne daß sie auf eine Antwort wartete. Sie saß auf der Tischkante und balanzierte ihren hochhackigen Schuh auf der Fußspitze.
„Du, Line, dein Bruder ist aber ein richtiger Frechdachs — sag's : ,m nachdrücklich noch extra von mir! Denkt euch, er hatte sich eingebildet, mein Tischherr zu werden! Nein, soweit geht die Freundschaft doch nicht — ich Hab mir zweierlei Tuch ausgesucht! — Aber Leben bringt der Malte in die Bude, das muß man ihm lassen. Er hat für den Kotillon ein paar famose Ueberraschungen ausgedacht. Und ich Hab vorhin ein paar Tanzproben mit ihm gehalten — Onestep, Twostep — tadellos! Weiß Gott, als Tänzer kann er wahrhaftig mehr leisten, wie als Dichter und Jurist — er hat seinen Beruf verfehlt —" und sie lachte ihr Helles Lachen.
„Du hat recht, Blanka!" entgegnet« Ewendoline ernst und zustimmend.
„Nun, nun, sei nicht so griesgrämig, Line! Freue dich lieber, daß er immer gute Laune hat! Laste ihn sein Leben genießen-! Also Servus, ihr beiden."
Ewendoline und Johanna atmeten unwillkürlich erleichtert auf, als Blanka wieder draußen war.
„So ist sie nun!" sagte Hanna, „als ob nichts gewesen wäre! Sie ist von Mama zu sehr verzogen! O, wie ich es hasse, daß beide deinen schönen, aparten Namen Ewendoline so prosaisch abkürzen — Line! — als ob man eine Köchin ruft —! Ich kann es nicht hören!"
„Wahrscheinlich fehlt ihr der entsprechende französische Name, wie für den deinen und den ihren —" bemerkte Ewendoline mit leisem Spott, „seit sie in Paris war, nennt sie dich ja nur Ieannette und sich Blanche — es steht jetzt sogar auf ihren Visitenkarten —'
„Und Mama findet alles schön und schick, was Blanka sagt und tut! Die ist ihr in allem maßgebend!"
Ewendoline saß in einem Korbsessel und häkelte fleißig an einem wunderfeinen Kragen in irischer Spitzenarbeit.
Johanna beobachtete sie und konnte sich gar nicht satt sehen an dem edlen, schönen Gesicht ihres Gastes.
Wem gehört die Burg Hohenzollern?
Bei der Frage der Fürstenabfindung ist auch die Frage nach dem Schicksal der Burg Hohenzollern aufgeworfen worden. Hier zeigt sich eine merkwürdige Komplikation der VesitzverHättnissi oder der Besitzansprüche. Der Grund und Boden, auf dem di« Burg Hohenzollern steht, gehört, wie verlautet, zur Zeit dem Fürsten von Hohenzollern. Das Schloß beansprucht Wilhelm II. für sich, während das Wehrhaus, die Bastei und der Anfahrtsweg unzweifelhaft dem Reich gehören.
Große Unterschleife bei der Aga.
Bei der Aga Automobilaktiengesellschast in Lichtenbcrg ist man großen Veruntreuungen auf die Spur gekommen, deren Höhe noch nicht feststeht, die aber die Summe von 100 000 Marl mindestens erreiche,i. Der Hauptbeteiligte, ein aus Düsseldorf gebürtiger Großkaufmann, Karl August Reuter, wurde von de, Kriminalpolizei verhaftet. Gegen mehrere Angestellte der Aga ist ein Strafverfahren cingeleitct worden.
Eine Familie im Auto verunglückt.
Ein schweres Automobilunglück ereignete sich aus der LHausee Stcttin-Swinemünde bei Gollnow. Der vollbesetzte Kraftwagen des Swinemünder Hotelbesitzers Zorn geriet auf der schlechten Chausee ins Schleudern und stürzte in voller Fahrt die Böschung hinab. Die Ehefrau Zorn jun. trug einen Schädelbruch und schwere innere Verletzungen davon, an deren Folgen sie auf dem Transport ins Stettiner Kranke^aus gestorben ist. Hotelbesitzer Zorn scn. erlitt schwere Verletzungen an den Schultern sowie innere Verletzungen. Er liegt schwer darnieder. Frau Zorn sen. brach beide Handgelenke. Zorn jun. und dessen S I. alter Sohn kamen mit Hautabschürfungen davon.
Vom Landtag.
SCV. Stuttgart» 14. April. Der Finanzausschuß begann gestern mit der Beratung des Etats für 1926 mit Heft 4: Ministerium des Innern. Berichterstatter ist Ilbg. Dr. Schermann. Zuerst wurden die Referate verteilt. Dann wird beschlossen, die Beamtenfragen im Zusammenhang nach der Behandlung des Eesamtetats in Angriff zu nehmen. Sodann einigte sich der Finanzausschuß, die Wohnungsfragen brzw. die an den Ausschuß verwiesenen Anträge vorwcgzunehmcn. Der Berichterstatter bespricht eine große Anzahl von Eingaben aller möglichen Bauorganisationen, darunter der Gemeinschaft der Freunde und ihrer Gegner. Abg. Pflüger begründete sodann den vom Landtag an den Finanzausschuß verwiesenen Antrag der Soz. Der Minister des Innern Bolz erörterte von neuem die Frage der Mittelausbringung. Für das Jahr 1926 wird das Mindestprogramm von 6006 —7060 zu fördernden Wohnungseinheiten mindestens erreicht. Die bis jetzt eingekommenen Gesuche können beschieden werden. Wenn auf den Eingang der Eebäudeentschuldungssleucr sicher gerechnet werden kann, dann ist eine weitere Bescheidung unter Umständen möglich. Der Anteil aus den 200 Millionen des Reiches soll verteilt werden unter Zugrundelegung der Aufbringung aus der Eebäudcentschuldungssieuer. Dagegen wendet sich die rvürtt. Regierung ivegcn der starken Inanspruchnahme von Anleihen in Württemberg. Die Aufrechtcrhaltung der Baustelle hält der Minister nach der Stimmung im Landtag nicht mehr für möglich, obwohl er ihre Nützlichkeit anerkennt. Den privaten Baugenossenschaften stellt der Minister auch künftig Bevorzu? gungen in Aussicht. Ein Zentrumsredner wünscht eine Aufstellung über die Wohnungssuchenden, die schon eine Wohnung entsprechender Art haben, Lieber den Bauplan des Ministeriums soll nicht hinausgegangen werden. Doch ist beizeiten für 1927 das Nötige vorzusehen. Betr. der Gemeinschaft von Wüstenrot hält er das Unternehmen als Ganzes für solid. Ein Komm, bespricht die Anträge feiner Fraktion. Der Gemeinschaft der Freunde steht ferne Partei ablehnend gegenüber. Ein Soz.-Redner empfiehlt die Schaffung einer größeren Wohnungsflüssigkeit und spricht gegen die sofortige Aufhebung der Baustoffstelle. Redner der Deutschen Volkspartei und des Bauernbundes stellen sich auf den Standpunkt des Regierungsprogvamms. Ein Antrag Schees über die Zinshöhe wird abgelehnt. Die kommunistischen Anträge werden ebenfalls abgelehnt, ebenso die Soz.-Anträge in der Mehrzahl der Ziffern.
Ueppiges Haar» von einem leuchtenden, reinen Blond legte sich in tiefen Scheiteln um einen feinen rassigen Kops. Die Eesichtsziige waren sehr regelmäßig, beinahe klassisch; der schön geschnittene Mund verriet viel Temperament, ebenso auch die dunkelblauen, langbewimperten, sehr ausdrucksvollen Augen, die von dichten, dunklen Brauen überwölbt waren und dem Gesichte etwas Herrisches, Trotziges verliehen.
Hanna vertiefte sich in die schöne Gestalt Ewendolines! Als verkörperte Walküre erschien > Hanna in ihrer schlanken, vollen Größe: Wenn sie da au ,:-r kümmerliches Figür- chen mit der hohen Schulter dachte — sollte da nicht ein Gefühl des Neides begreiflich und entschuldbar sein?
Johanna hielt die Augen geschloffen, Ewendoline stand auf. um das Fenster zuzumachen, da es kühl hereinwehte.
„Schlafe, mein Hannerl, wir haben doch wohl zu viel gesprochen — ich mache mir Vorwürfe."
„Nein, im Eegenteil du Liebe! Ich fühle mich so wohl, wenn du bei mir bist! Könnte es doch immer so sein! Bestimmt gehst du im Sommer mit mir ins Gebirge! Versprichst du es mir? Ich Hab' ja nur dich — du weißt, wie das so ist mit Blanka und Mama —"
„Es ist ja noch lange hin, Hannerl! Aber du brauchst nur zu sagen, was ich für dich tun kann."
„— öfter kommen als bisher — das ist das erste, uni was ich dich bitte —" entgegnete Hanna lebhaft. „Du kannst auch hier arbeiten —, niemand stört dich — und du bist wenigstens bei mir und ich bin nicht so verlassen! — Uebrigens, Ewendoline, ich habe noch eine Bitte: Würdest du mal zu unserer Ausbesserin, der Frau Obermeier, gehen? Deren Mann ist seit mehreren Wochen wegen Unterschlagung im Gefängnis; Mama will sie nun nicht mehr im Hause sehen und hat ihr abgeschrieben. Denke, wie schwer für die arme Fraut Sie hat außer den beiden erwachsenen Töchtern noch ein Zwillingspärchen von sechs Jahren. Ich gebe dir Geld; du kaufst etwas für den Haushalt, und vor allem: gönnst ihr ein paar gute Worte. Vielleicht läßt du dir eine Bluse arbeiten oder sonst etwas, damit sie Beschäftigung hat. Die arme Frau ist ganz auseinander — arüße sie herzlich von mir!" (Forts, folgt.)