8k«ttag, den td. Mai 1939
-4us 8ladt und Kreis Calw
Lag des Wandern«
Wenn zum Himmelfahrtsfest der Mai seine volle Pracht entfaltet hat, ist es Zeit hinauszuwandern in Wald und Feld. Ob nun die Sonne scheint oder nicht, an diesem Tag srägt man nicht viel danach. „Heraus ins Grüne" lautet die Parole. Und wer ihr gestern gefolgt ist, hatte es gewiß nicht zu bereuen. Zwar siel am Morgen reichlich Regen, doch dann hellte es sich auf und aus dem Ganzen wurde ein herrlicher Wandertag. Kein Wunder, daß die Städter in Hellen Scharen hinausströmten in Wald und Wiesen, daß Kraftfahrzeuge und Radfahrer die Straßen belebten. Kurzum unser Nagoldtal hatte wieder einen Riesenverkehr!
. Zn Calw stellten sich morgens die Stuttgarter Hauufahrer zu ihrer traditionellen Floßgassen- fghrt nach Pforzheim ein, während Bad Liebenzell über 2090 Gäste empfangen durfte, Welche Sonderfahrten dorthin unternommen hatten Unsere Wander- und Sportvereine wachten Wanderungen nach auswärts, der Schwarzwaldverein beteiligte sich an einer Sternwanderung mit dem Ziel Pforzheim.
sov DRK.-Schwestern besuchten Bad Liebenzell
Dreihundert Teilnehmerinnen der Reichs- tflgung der DRK.-Schwesternschaften in Stutt- rt besuchten am Mittwoch im Anschluß an re Sonderfahrt nach Maulbronn Bad Liren z e l l, um im dortigen festlich geschmückten »irsaal den Nachmittagskaffee cinzunehmen. nter den Gästen aus dem ganzen Großdeut. Men Reich befanden sich Generaloberin von Oertzen, der Chef des Amtes für Schwesternschaften beim Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes, DRK.-Generalhauptführer Professor Dr. Stahl sowie der Leiter der Personalabteilung und der Leiter der Hauptabtei- hlng IV der Landesführung Württemberg des Deutschen Roten Kreuzes. Zu ihrer Begrüßung hatte sich der Kreisführer des DRK. Landrat Dr. Haegele, Calw in Begleitung des Leiters der Führungsabteilung des Kreises, DRK>- Hauptführer Dr. Graubner, Bad Teinach und Bürgermeister Klepser, Bad Liebenzell Angefunden. Die freundlichen Begrüßungsworte des Kreisführers wurden von den Schwestern, denen der leider nur kurze Aufenthalt in dem reizvollen Badeort Wohl gefiel, Mit freudigem Beifall ausgenommen. Aus An- I^ß des Besuches waren auch zahlreiche, der Rot-Kreuz-Arbeit verbundene Aerzte aus unsrem Kreis nach Bad Liebenzell gekommen. Die Kurkapelle sorgte für gute Unterhaltungsmusik.
Jubiläumsfeier in Gechingen
SV Jahre Dorfbank.
Die Spar- und Darlehenskasse Gechingen beging in festlicher Weise ihr SOjähriges Bestehen. Au der Jubiläumsfeier im Hirsch-Saal hatten sich neben den Mitgliedern Abordnungen der Nachbarvereine Althengstett, Ostelsheim, Dachtel, Deckenpfronn, Stammheim und Gültlingen eingefunden. Im Verlauf der durch Darbietungen des „Liederkranz" verschönten Feier gab Vorsteher Ludwig Breitling an Hand oer
Protokolle einen interessanten Bericht über die Entwicklung des Vereins seit dem Gründungsjahr 1889 und ehrte die anwesende Ehefrau des ersten Vorstehers der Kasse, Hirschwirt FrieNr. Ziegler, eines Sohnes des fortschrittlich gesinnten Begründers Schultheiß Ziegler. Rechner Härtkorn berichtete über die Entwicklung der Kasse in Zahlen und konnte zum Schluß die freudige Feststellung machen, daß infolge des Wirtschaftsaufschwungs im Dritten Reich die Spareinlagen innerhalb der letzten drei Jahre auf über 100000 RM. angewachsen sind.
Anschließend beglückwünschte Herr Stutz - mann namens des Landesverbands, Direktor König im Auftrag der Zentralkasse der Landwirtschaftlichen Genossenschaften, Direktor Nö- bauer für die Waren-Zentrale der Landw. Genossenschaften, Bürgermeister Schmidt für die Gemeinde und Ortsgruppenleiter Geh- ring namens der Ortsgruppe der NSDAP.
den Verein zu seinem Jubiläum. Dann wurden eine Anzahl Mitglieder für über 40jährige Mitgliedschaft geehrt, unter ihnen der Mitbegründer des Vereins Gottlieb Breitling, Baumwart. Der Vorsteher überreichte ihnen Ehrenurkunden und ein Geschenk. Eine Anerkennungsgabe erhielt außerdem für über 28- jährige Arbeit in der Verwaltung Bernhard Gehring. Der letztere gab dem Dank der geehrten Jubilare durch ein sinniges Gedicht Ausdruck.
Der festliche Tag wurde mit einem Dorfabend unter Mitwirkung des Musikvereins beschlossen. Lieder, Gedichte und Filme über die Darlehenskasse als Zelle der Dorfgemeinschaft verschönten den überaus stark besuchten Abend. Für die Schuljugend hatte am Vormittag des Jubiläumstages eine Film-Vorführung stattgefunden.
„Wehrmannschast" und SA.»Wehrabzeichen
Die 8^.-Oruppe 8üäivest tisl die ersten Vorbereitungen beendet
, Der Führer hat am 19. Januar die SA. mit >der vor- und nachmilitärischen Erziehung auf der 'Grundlage des SA.-Wchrabzeichens beaustragt. Die Durchführung dieses Auftrages beginnt im Oktober. Von den einzelnen Ausnahmen abgesehen, werden alle aus dein aktiven Wehrdienst «ehrenvoll Ausscheidenden oder schon Ausgeschiedenen in „Wehrmannschäften" zusammen- gesaßt, als solche den Stürmen der SA. angeglie- dert und durch diese nachmilitärisch erzogen und ausgebildet werden, es sei denn, daß sie als Angehörige anderer Gliederungen der Partei in diesen ihre Wehrertüchtigung aus der Grundlage de? SA.-Wehrabzeichens erhalten. Diese seit jeher von der SA. als dem Erziehungs- und Ausbildungs- instrument der Partei betriebene Aufgabe ist durch den Erlaß des Führers nun entscheidend erweitert worden und hat ihre Krönung erfahren.
Die erste vorbereitende Maßnahme ist im Bereich der SA.-Gruppe Südwest erfolgreich beendet worden. Die mit den Gauen und Kreisen der Partei gliederungsmäßig seit vielen Jahren immer enger und fester verkoppelte SA. hat sich bei gleichzeitig nochmaliger Verbesserung eben dieser Organisationsangleichung nun mit den Be- reichen ihrer Brigaden, Standarten und Sturmbanne den Grenzen der Wehrersatzinspektionen, Wehrbezirkskommandos und Wehrmeldeämter a n- gepaßt. Durch völlige Gebietsgleichheit mit d,lesen ist jetzt auch in sachlich-technischer Hinsicht die allerengste Zusammenarbeit mit der Wehrmacht gewährleistet. Auf »dieser Grundlage fußend, werden alle weiteren Vorbereitungen rechtzeitig bis zum Herbst in denkbar erleichterter und vereinfachter Form zielstrebig beendet werden können. Ab 1. Juni 1939 decken sich mit den Wehrersah, bezirken:
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S»-«r>gade »r: vte TA.-Stanüartenim IStv .. - . -5, (TaubewMofstzeim),
Karlsruhe). 111 (Rastatt), 112 (Tauberbischofsüe 128 (Horb a. N.), 189 (Offenbar«), 172 (Pforzheim TA-Brigade S4; bi« SA.-Stanbarten: 118 (Sitz Sreibura°Br.>, 114 (Konstanz). 126 (Donauefchin- gen), 113 (Sackingen-Löralh), 478 (Rottweil).
T«.-Brigade SS: die SA.-Standarten: 119 (Stutt- gart), 121 (Schw. Gmünd), 122 (Setlbronn), 128 (Ludwiasburg), 247 (Eßlingen). 248 (Sibw. Hall), 413 (Stuttgart-Mergentheim), 414 (Calw). SA.-Brigad« ö«: die SS -Standarten: 128.
12t (Ravensburg)/ 127 iSiamaringen), 189 (Tübingen), 246 (Ochfenhausen-Ebingen a. D.1.
Es liegt im Sinne der vom Führer gewollten Wehrertüchtigung und überdies im eigensten ideellen aber auch persönlichen Interesse aller Volksgenossen, vornehmlich natürlich der für die Wehrmannschaften in Frage kommenden, daß sie sich bereits jetzt, das heißt ab Anfang Juni beginnend, auf noch völlig freiwilliger Grundlage das SA.-Wehrabzeizen erwerben und zu diesem Zwecke einer SA.-Wehrabzeichen-Gemeinschaft beitreten. Sie erwerben dadurch als erste frühzeitig die grundlegende Vorbedingung dafür, als Ausbilder innerhalb der Wehrmannschaften später Verwendung finden zu können, wenn sie sich eignen und allen sonstigen (zum Beispiel den militärischen) Bedingungen entsprechen. Der Weg zum Ausbilder (Führer und Unterführer in einer Wehrmannschaft) führt, wenn gleichzeitig bestimmte militärische Eiguungsfovderungen erfüllt werden, nur über die Zugehörigkeit zur SA. Dies« wiederum ist nur nach Erwerb des SA.-Wehrabzeichens möglich.
Jeder wehrfreudige und wehrwillige Mann melde sich daher unverzüglich bei der Standart« desjenigen Wehrbezirks, in dem er wohnt, oder bei einer SA.-Wehrabzeichen-Melde- stelle, die seinem Wohnort am nächsten liegt, im obengenannten Sinne an!
Als der Weltkrieg seine Schatten voranswarf
„Hotel Sacher" in den Lichtspielen „Badischer Hos"
Die Gewitterschwüle der Jahreswende 1913/14 ballt sich in dem ausgezeichneten Ufa- Film „Hotel Sacher" zu tragischer Spannung. Das Hotel Sacher, Treffpunkt der internationalen Welt und der ausländischen Diplo
maten, ist der Schauplatz eines tragischen Schicksals. Der habsburgische Nationalitätenstaat steht vor dem Zerfall. Ein vaterlandstreuer Bezirkshauptmann in Lemberg gerät in das Netz russischer Agenten. Seine Treue zum Staat siegt über die Lockungen der verführerischen Frau, die ihn zum Verräter machen will. Er überliefert die Frau, obwohl er sie liebt, der Polizei und gibt sich selbst den Tod. Mit ungewöhnlicher Eindringlichkeit und farbenreichen
N8VKP.
Nar esior/zaniralisn
NSDAP. Ortsgruppe Calw. Der Ortsgrupp enleiter. Ich bitte heute abend 20.30 Uhr sämtliche Zellenleiter auf das Dienstzimmer der Ortsgruppe.
NSDAP. Ortsgruppe Calw. DerKassen- leiter. Nach der Anordnung des Reichsschatzmeisters Nr. 27/39 können bis zum 1. August 1939 keine Anträge auf Ausstellung von Mitgliedsbüchern angenommen werden. Von ! diesem Zeitpunkt ab erfolgt die Ausstellung nach vorheriger Bekanntgabe in alphabetischer Reihenfolge.
5X. 58. /VSLL. /V5H
NSKK. Motorsturm 16/M 53. Trupp Calw.
Freitag, 19. Mai, Schardienst in Calw, Teinach, Stammheim. Sonntag, 21. Mai, Sturmdienst in Oberreichenbach. Antreten 7.30 Uhr Brühl in Calw.
Einzelheiten beschwört der Film die Atmosphäre des damaligen Wien. Willy Birgel und Sybille Schmitz beherrschen die Darstellung in den Hauptrollen.
Dieser wirklich sehenswerte und packende Ufa-Film, der das Prädikat „künstlerisch wertvoll" erhalten hat, zeigt das Wien von 1913 in Schönheit, Anmut, Reichtum und internationa- lem Glanz, zeigt die Korruptionszustände, die Hoffnungslosigkeit auf der einen Seite, aber auch die Zuversicht und Hoffnung der Jugend auf bessere Zeiten-
Im Beiprogramm laufen nicht weniger als zwei Lustspiel- und zwei Kulturfilme. Von den
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letzteren zeigt der erste die „Jagd auf Raubfische" im Karibischen Meer und an der Kalifornischen Küste. Der zweite Kulturfilm ist der schöne, im Schwabenland gedrehte Bildstreifen „Bilder aus Württemberg" mit virtuoser Akkordeonbegleitung unter Meister Schittenhelms Leitung. In dem wirklich netten Lustspielfilm „Ein Ei wie dem andern" kann man Rudolf Platte in einer erstaunlichen Doppelrolle bewundern. Zum Schluß sei noch der Film „Blechmusik" als heitere Angelegenheit hervorgehoben, über die man herzlich lacht.
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Voraussichtliche Witterung bis Samstag abend: Wechselnd bewölkt, etwas Wärme» und einzelne, teils gewittrige Regenschauers
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40. Fortsetzung.
Es geschah nichts.
Karl Wagner küßte sie nicht und er erwürgte sie nicht, er schien nur plötzlich völlig klar und Nüchtern zu sein. Der glasige Glanz seiner Augen war fort, er warf ihr nur einen flüch- ftgen Blick zu, den sie nicht deuten konnte, dann öffnete er die Flurtür und ließ ihr mit einer leichten, verächtlichen Gebärde den Vortritt. Mit einer kalten Höflichkeit half er ihr abzulegen. Sie sah irgendwo ihr Gesicht. Es war von Regentropfen besprüht, auch ihr Haar War verwirrt. Sie ordnete es flüchtig und griff die Puderdose.
„Natürlich", sagte Karl Wagner hinter ihr. „der Spiegel bleibt die Hauptsache".
Noch nie hatte sie diesen Ton in seiner Stimme gehört. Es war, als hätte er sie geschlagen. Sie fuhr herum, aber er hatte sich schon abgewandt. Er warf seinen Mantel über einen Sessel und trat ins Arbeitszimmer. Charlotte zögerte, ihm zu folgen. War es nicht das einzig Mögliche, jetzt davonzulaufen? Was wollte sie hier? Er mußte sie für aufdringlich und schamlos halten. — Aber irgendwo auf dieser Welt gab es einen Mann, der Perch Gloster hieß. Um seinetwillen mußte sie diesen Gang zu Ende gehen.
Sie folgte Karl Wagner, der am Schreibtisch lehnte. Er stützte seine schlanke, kräftige Hand, auf die Platte. Wenn eine, so war es diese Hand, die Percy zu retten vermochte.
Auf diesem Schreibtisch hatten einmal Bilder von ihr gestanden, drei, vier, vielleicht ein halbes Dutzend. Sie waren fort. Auch drüben über der Couch war ein leeres, bleiches Quadrat iw Tapetenmuster. Ein Haken ragte noch hervor. Hier hatte das Bild Charlottes gehangen, das Karl Wagner am meisten liebte, das Bild, das sie als heilige Johanna zeigte.
Sie blieb in der Türe stehen und blickte ängstlich in den Raum, der ihr noch vor wenigen Tagen so verrtaut gewesen war. Sie erschrak, als sie eine Fülle geleerter Weinflaschen neben dem Schreibtisch sah und Karl lachte auf.
„Du brauchst dich nicht zu fürchten. Ich glaube, ich sagte schon, daß ich leider nicht einmal betrunken bin. Was willst du? Weshalb bist du gekommen?" Er hatte sich auf den Schreibtisch gesetzt, und seine Hand schob den Fernsprecher. der ihm zu nahe stand, beiseite.
Von hier aus hat er vor zwei Tagen mit mir gesprochen, dachte Charlotte, und sie glaubte wieder das furchtbare Lachen zu hören. Wie wundervoll beruhigend hatte seine. Stimme geklungen . . .
„Ich bin auf dein Telegramm hin gekommen", sagte sie leise, und sie wagte es, einzutreten.
„Du scheinst leicht auf Telegramme zu kommen", war feine Antwort, sie klang sehr bitter.
„Du hast mich mißverstanden, Karl."
„Durchaus nicht. Ich sollte deinen geliebten Peter Storkow retten, doch ich kann es nicht. So wenig, wie die ersten englischen Kapazitäten. Das Röntgenbild, das mir Herr Dr. Fenn — heißt er so? — sandte, habe ich erhalten. Es war von keinem Krankheitsbild begleitet. Das wäre auch überflüssig gewesen. Er schrieb mir, der Fall wäre völlig hoffnungslos, ich könne das ja selbst aus der Aufnahme sehen, und er hatte recht, verteufelt recht, Charlotte."
„Es handelt sich nicht um Peter Storkow, Karl."
„Wie interessant! Wer ist denn dann der Glückliche der dein Mitleid erweckte?"
„Ich werde es dir sagen. Ich werde dir alles sagen. Karl, aber nur, wenn du anders zu mir bist. Das alles ist doch eine Maske, was du da trägst! So bist du nicht, so warst du nie, Karl!"
„Man ändert sich, Charlotte."
„Du nicht! Du kannst nur schlecht Komödie spielen."
„Du kannst es desto besser, scheint mir."
„Ja. Und ich habe es auch in London gemußt, ohne mein Wissen und ohne mein Wollen. Darf ich jetzt reden,"
„Sprich."
— — — — — — — — — „Ob du mir glaubst, weiß ich nicht", schloß Charlotte, ,Fber es ist die Wahrheit. Ich schwöre dir, daß es die Wahrheit ist!"
Karl Wagner war aufgesprungen. Er umkreiste mit großen, unruhigen Schritten den Schreibtisch. Der Sessel davor schien ihm ein Hindernis zu sein, er war fihn mit einem Stoß mitten ins Zimmer, auch ein Paar Flaschen stürzten um, er achtete nicht darauf.
.Mist du zu Ende?"
Charlotte nickte, sie vermochte nicht mehr zu antworten. Karl Wagner lief wieder um den Schreibtisch, schweigend, mit flackernden Augen.
„Du hast nicht gelogen?"
„Nein."
„Aber ich habe es getan. Ich habe es getan, als ich dir telegraphierte, daß der Fall Storkow, der in Wahrheit der Fall Sir Glosters ist, hoffnungslos sei. Er ist es nicht. Ich kann mir einen Arzt denken, dem das gelingt, nur kenne ich ihn nicht."
„Du!"
Sie rief das leidenschaftlich, dies eine Wort barg eine unerschütterliche Gläubigkeit und War voller Bewunderung. Eine Weile blickte er sie schweigend an. ., Nein", sagte er schließ
lich. „Ich nicht. Ich bin nicht mehr der, der ich war. Sieh her, siehst du, wie das zittert?" Kark Wagner streckte die Hand hin. Charlotte sah,, wie sie leise bebte. „Damit", fuhr er fort, „wagt' man sich nicht an derlei. Schon in der Klinik schneide ich kaum noch. Nur harmlose Fälle, die ein Dorfbader geradeso gut kann. Natürlich', könnte ich Morphium nehmen, aber ich will es' nicht. Ich weiß nicht, warum ich es nicht will? Alles wäre dann gut. Alles."
Ich bin schuld, dachte sie wieder, an allem bin ich schuld. Er trinkt und er findet keinen Schlaft wie kann es da anders sein, als daß seine Hand zittert?
„Das ist die Wahrheit, Charlotte. Ich schämte , mich, sie dir zu gestehen, darum habe ich eine Lüge telegraphiert."
„Du darfst dich nicht vor mir schämen, Karl- Bald wird deine Hand nicht mehr zittern. Ich weiß es."
Sie stand dicht vor ihm. Sie war viel kleiner als er, aber da er den Kopf senkte, war es leicht, über sein Haar zu streichen und über die hohe, zerfurchte Stirn.
„Du darfst kein Vergessen suchen", flüsterte sie. „Man findet es doch nicht. Glaube mir, ich weiß es , daß man es nicht findet."
„Was findet man dann?"
Sie wußte keine Antwort. Vielleicht die Arbeit, dachte sie. aber das konnte sie ihm nicht sagen. Worte schienen so gleichgültig zu sein.
Sie konnte nur seine Stirn streicheln und sein kurzes, blondes Bubenhaar. Ganz allmählich wurde er ruhiger. Er ließ es geschehen, daß sie ihn hinüberführte in sein Schlafzimmer, aber als sie das Licht andrehte, erschrak sie. Di« Spiegel waren zertrümmert, das Waschbecken lag in Scherben am Boden, die schweren Gardinen waren zerrissen und hingen herab wie schlaffe Segel. Irgendwo am Boden lagen ihr« Bilder, zerschlagen und zerissen. (Forts, folgt.)
G säubert wie der Vlitz-Gdringt in jeden Nitz, <tzj> läkt im kiandumdrek'n Schmutz verschwinden - 6Ianr erstell'«!