Kleine politische Nachrichten.

Ein Wechsel im ReichSjustizmiulsterium. In parlamentari­schen Kreisen wird davon gesprochen, daß der Reichsjustizmini­ster Marx demnächst von seinem Amte zurücktreten wolle, um Nachfolger Fehrenbachs als Führer der Zentrumsfraktion zu werden-

Deutsch-französisches Kaliabkommen. Di« Verhandlungen Stoischen den Delegierten des deutschen KaltshndikatS und der tiooistö Ocunmsrcials riss dlinss äs potassss in Lugano haben zu einer Verständigung über die Umwandlung des bis­herigen provisorischen Verhältnisses in einen langjährigen Ver­trag geführt. Dem deutschen Kalishnd-ikat bleibt Deutschland der Soctetä Eommerciale Frankreich mit feinen Kolonien und Pro­tektoratsgebieten wie bisher Vorbehalten. Die Lieferungen sind zwischen beiden Gruppen nach Maßgabe des wachsenden AuS- lanldsabsatzes geregelt. In Bezug auf die Vereinigten Staaten von Nordamerika tritt vorläufig kein« Aenderung ein.

Um die Freigabe deutschen Eigentums ln Amerika. Der Ab­geordnete Mills, der die Freigabe-Bill vertritt, teilt mit, daß er damit rechnet, daß ihre Erledigung im Plenum des Repre- sentantenhause« vor Ende April erfolgen wird. Aus dem Be­richt des Verwalters des ehemals feindlichen Eigentums geht hervor, daß Amerika am 31. Dezember vorigen Jahres 274 Ml- lionen Dollar ehemals feindlichen Eigentums in Verwaltung hatte, wobei Schiffe und Patente nicht mitgerechnet sind.

Abschluß der Seerechtskonferenz in Brüssel. Dt« SeerechtS- konferenz unterzeichnet« in feierlicher Sitzung di« von ihr erle­digten Abkommen. Das Übereinkommen über die Bestimmungen betreffend die Unverletzbarkeit der staatlichen Schiffe wurde un­terzeichnet von Deutschland, Belgien, Brasilien, Dänemark, Spa­nien, Estland, Frankreich, England, Italien, Mexiko, Norwegen, Holland, Polen, Rumänien, Jugoslavten und Schweden. Die japanischen Delegierten erklärten sich infolge unzureichender Ver­bindung mit Tokio außerstande, schon jetzt zu unterzeichnen.

Eine Weltkirchenkonf«enz in Bern. Wie jetzt feststeht, wird vom 24. bis 31. August eine Weltkirchenkonferenz in Bern tagen, die als Fortsetzung der Stockholmer Kirchenkonferenz angesehen worden kann. Der Schweizer Bundespräsident wird die Kon­ferenz im Namen des Bundesrats eröffnen.

Doumergue und Joffre besuchen Metz. Wie das Journal de» DebatS mittetlt, wird Doumergue die Pfingstfoiertage in Beglei­tung Marfchalls Joffre in Metz verbringen. Zu den geplanten Veranstaltungen gehört u. a. eine große Hebung der Organisa­tion für die militärische Vorbildung der Jugend

CheronS Bericht über das französische Budget. Der Bericht des Berichterstatter» der Finanzkommission Cheron über den fran­zösischen Staatshaushalt für 1926 wird morgen veröffentlicht werden. Er enthält eine genau« Uebersicht über die Einnahmen und Ausgaben des Schatzamtes und stellt fest, daß, wenn die Bonds der nationalen Verteidigung regelmäßig erneuert wer­den, die Lag« de» Schatzamtes im laufenden Jahre zu Besorg, nissen keinen Anlaß gebe. Die weitere Entwicklung häng« von dem Vertrauen de» Publikums ab. Der Bericht bezeichnet« es als wichtigste Aufgabe, der drohenden Inflation vorzubeugen. Es wird u. a- mitgetoilt, baß von 100 Franken Abgaben, die ein Steuerzahler entrichtete, 58L0 für die schwebende Schuld, 17,20 für militärische Ausgaben und 24,30 für die Zivilaus­gaben entfallen. _

Ein Notschrei aus dem Elsaß.

Die ungeordnete und unglückselige Politik Frankreichs.

Pari», 18. April. Der elsässische Abgeordnete Pfleger stößt in einem Mülhaufener Blatt einen wahren Aufschrei wegen der Lage im Elsaß aus. Er erklärt unter anderem, daß di« französtsche Verwaltung nicht in der Lage sein werde, die schwe­ren Aufgaben durchzuführrn, die sie im Elsaß zu erledigen habe,

i wenn sie nicht thr System und ihre Methode ändere. Der elsäs­sische Wirklichkeitsstnn laste sich nicht täuschen. Tr (Pfleger) I stelle nur das eine fest, daß jetzt eine ungeordnete und unglück- ' selige Politik geführt werde, die ein Fluch der schlechten Ein­richtungen in Frankreich selbst sei und die auch dieses an den I Rand des Abgrundes führen werde. Es müsse der Grundsatz der Autorität wiederihergüstelltwerden. An die Stelle des Skep­tizismus und des Defaitismus müsse das Vertrauen in die Zu­kunft treten. Eine weitgehende Dezentralisation müsse eintre» ten, eine vollkommene Reform der Verwaltung, der Finanz- und der politischen Gebräuche durchgeführt werden. Der Abgeord­nete kündigst an, daß die «lsäsfischen Abgeordneten eine Inter­pellation über die Ätuation einbringen werden, um der fran­zösischen öffentlichen Meinung, di« eingeschläfert sei, die vor­erwähnten Notwendigkeiten ins Gesicht zu schreien. Es handle sich um die Zukunft de« Elsaß und um da» Leben der Nation.

Mussolinis Tripolisfahrt.

Umfassende Sichrnmgsmaßnichmen für Mussolini.

Me di« Telegramme aus Tripolis besagen, sind aus Anlaß der Reise Mussolinis nach Tripolis umsastende Sicherungsmaß­nahmen ergriffen worden. Das italienische Konsulat in Tri­polis hat entsprechend den von Rom gegebenen Weisungen die Ausstellung von Paßvisen verweigert, und zwar auch Journa­listen. Sämtliche Ausländer find einer verstärkten Kontrolle der Lokalbehörden unterstellt worden. Beauftragte der faschi­stischen Verbände von Rom haben die Leitung über die militä­rischen Behörden und die lokale Polizei übernommen.

«

TU Rom, 12- April. Die italienische Presse legt Mussolinis TrtpoliSrets« größte Bedeutung bei. Sie steht darin einen Be­weis für den neuen, von Mussolini eingeleiteten Volkswillen zur kolonialen Ausdehnung. Für Italien mit seinem Volks­reichtum sei diese Ausdehnung eine Naturnotwendigkeit, anders, wie für Frankreich, das zur Kolonisation der Heimat und der Nordafrikanischen Kolonien schon auf fremde Arbeitskräfte zu- rückgretfen müsse. Dem Mißtrauen der französischen Presse setzt Giornal« d'Jtalia die Aufforderung an die andern Staaten entgegen, über diese italienischen Forderungen nachzudenken, da der europäische Friede nur durch gerechte Würdigung dieser ita­lienischen Forderungen gewährleistet sei. Nach demMessagers" will Mussolini mit der Reis« in feierlicher Weise vor aller Welt das Interesse Italiens am Mittelmeer seststellen, das immer die Basis italienisch« Größe gewesen sei. Wenn Italien das Mit- telmeer auch nicht als Mare Jtalicum betrachten wolle, so könne es doch nicht zugeben, daß irgendeine Macht mn Mittrlmeer die Vorherrschaft beanspruchen oder die Freizügigkeit im Mittcl- meer behindere. Ähnlich spricht sich der Unterstaatssekretär des KoloniÄministeriuins Abgeordneter Cantalupo aus. Er schreibt, Mussolinis Programm umfaßt nicht nur di« Kolonialpolitik im Sinn« ein« notwendigen Expansion, sondern auch die Erziehung des ganzen Volkes zum kolonialen Gedanken Italien ist zur Kolonialpolitik tu Afrika umsomehr befähigt, da es stets volles Verständnis für dt« religiöse und kulturelle. Bedeutung des Is­lam gezeigt habe. _

Neue Lage in China.

TU Berlin, 13. April. Samstag nacht ist wieder ein plötz­licher Umschwung in Peking eingetreten. Wupeifu und Tfchang. tsolin scheinen sich wieder entzweit zu haben und Wupeifu hat eine selbständige Bewegung gegen Peking von Süden her einge- lettet. Die in Peking noch verbleibenden Teile der (bolsche- wrste»freundlichen) Nationalarmee haben daraufhin gestern abend einen Kriegsrat einberufen, die Truppen in der Taiaren- Stwdt konzentriert und den Retchsverweser aufgefordert, die Stadt durch Sperrung der Tore in Verteidigungszustand gegen Wupeifu zu fetzen. Der Reichsverweser, der augenscheinlich wie­der Fühlung mit Wupeifu und den hinter ihm stehenden auslän­dischen Mächten (England, Japan, Amerika) genommen hat, rief statt dessen die Leibwachen heraus und ließ das Regierungs- und

Gesandtschafisviertel durch Wachen absperren. Daraufhin sind nach Mitternacht die Nationaltruppen zum Angriff vovgegangen, haben di« Leibwachen kampflos entwaffnet und den Reichsver-' weser gefangen genommen. Peking ist vorläufig ruhig, doch hrgt Mün Besorgnisse wegen einer Gefährdung der Gesandtschaf­ten durch die bolschewistischen Nationaltruppen, besonders wenn der näher rückende Wupeifu die Stadt zu entsetzen versuchen sollte. Nach amerikanischen Meldungen über den jüngsten und gelungenen Staatsstreich in Peking ist es Tuantschiyui, dem bis­herigen provisorischen Präsidenten, seinem Premierminister und den meisten Ministem gelungen, sich in das Gesandtschaftsvier, tel, vorwiegend in die japanische Gesandtschaft zu retten. Die Kommandeure der Nationalarme«, die Tuantschiyua in einer Proklamation als Verräter an China und als von den Frem­den bestochen bezeichnen, haben mit der massenweise» Enthaup­tung der Beamten des provisorischen Präsidenten und des Ka­binett" begonnen.

Aus aller Welt.

Anschlag auf de« Berlin-Münchener D-Zug.

Am Freitag abend wurde ein Anschlag auf den Berlin- Münchener Schnellzug, der fahrplanmäßig um 10.40 Uhr in München etn-trifft, verübt, indem von verbrecherischen Händen eine Eisenbahnschiene über das Gleis gelegt wurde. Es gelang dom Lokomotivführer, den Zug kurz vor dem Hindernis zum Halten zu bringen, doch wurden die Räder der Lokomotive be­schädigt. Der Zug konnte erst nach zweistündiger Verspätung in München eintreffen.

Absturz auf einem englischen Flugplatz.

In 90 Meter Höhe stieß auf dem Flugplatz Henlow ein mit vier Personen besetztes Flugzeug mit einem Zweisitzer zusam­men. Beide Apparate fingen sofort Feuer und stürzten bren­nend zu Boden. Dem Unglück fielen zwei Offiziere und drei Soldaten zum Opfer.

Amundsens Nordpolschiff gestartet.

Das von Amundsen gekaufte italienische LuftschiffNorge" hat seinen Bauplatz Lampino verlosten und mit Kurs nach Norden Rom überflogen. Bei gutem Wetter nahm das Luft­schiff den Kurs über Korsika, Bordeaux, die Bretagne und den Aermelkanal und landete in Pulham in England. Der italie­nische Unterstaatssekretär für das Luftwescn, Benzant, bezeich» uete den Polarflug als eines der kühnsten Wagnisse aller Zei­ten, das selbst die große Erfahrung der norwegischen Mannschaft Amundsens auf eine harte Probe zu stellen geeignet ist.

Der britische Major Scott, der bekanntlich als Kommandant des R. 34 den Atlantischen Ozean überquert hat und der jetzt di« Expedition auf ihrem Fluge von Rom nach Pulham begleitet«, drückt sein fachmännisches Urteil dahin aus. daß dieNorge" mit ihrer Ausrüstung der Schwierigkeit der Reis« wohl ge­wachsen sei. Der gefahrvollste Teil des Fluges sei nach seiner Meinung die Strecke von Norwegen nach Soalbard, während der Flug über das Polareis selbst mit geringeren Schwierigkei­ten verbunden sein dürfte. Das ganze Unternehmen stelle eine Leistung dar, die die Ueberquerung des Atlantischen Ozeans weit tn den Schatten stelle. Glücklicherweise könne inan ange­sichts der Fähigkeiten Rriser Larsens und Robiles dem Aus­gang des Wagnisses mit größtem Vertrauen entgegensehen.

Raubüberfall auf den Schnellzug Moskau-Taschkent.

Der Schnellzug MoskauTaschkent ist kurz vor Taschkent vonl einer Räuberbande überfallen worden, wobei die Passagiere aus­geraubt wurden. Dem Sekretär der afghanischen Gesandtschaft, der in diesem Zuge fuhr, wurde die diplomatische Post geraubt. Es ist den Behörden gelungen, einen Teil der Räuberbande fest­zunehmen. Die diplomatische Post konnte jedoch nicht wiederge­funden werden. Die Sowjetregierung hat der afghanischen Re­gierung ihr Bedauern ausgesprochen.

Ueberschweimnungskatastrophe in Bagdad.

Nach einer Meldung aus Bagdad ist infolge eines Damm- bvuches LS Meter vom Königspalast entfernt der Tigris über seine Ufer getreten. Der KSnigspalast mußte geräumt werden. Die Schloßt,ffassen wurden auf Booten gerettei. 60 Häuser an«

Vom Glück vergessen.

Roman von Fr. Lehn«.

2. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Als sie die Straße ein Stück hinaufgegangen war, fuhr ihr ein heftiger Windstoß entgegen, so daß sie den Hut mit Leiden Händen festhalten mußte, wobei ihr ihr Täschchen entfiel. Sie wollte sich danach bücken, doch da war ihr ein Offizier schon zuvorgerommen, der ihr die ein wenig abge­nützte Lackledertasche überreichte. Verlegen stammelte sie ihren Dank. Der Offizier legte grüßend die Hand an die Mütze, sah in ihr schönes, errötendes Gesicht und zögerte ein wenig, ehe er weiterging. Nach wenigen Sekunden blieb er stehen, um der hochgewachsenen, schlanken Mädchengestalt nachzusehen, die sich ebenfalls, ehe sie um die Ecke bog, nach ihm umdrehte.

Heiß schlug thr das Blut ins Gesicht, das hatte sie noch nie getan, sich nach einem Manne umgewandt! Sie schämte sich und doch: sie hatte einer sie förmlich zwingenden Macht gehorchen müssen.

Und der dunkeläugige Artillerist war ihr auch nicht mehr fremd. Wie oft war er ihr, da er in der gleichen Straße wohnte, schon begegnet, wenn sie, die Büchermappe unter dem Arm, nach dem Institut ging! Und jedesmal hatte sie seine bewundernden Blicke gefühlt und auch mit einem scheuen, verstohlenen Augenaufschlag erwidert.

Sie wartete bei jedem Ausgang förmlich darauf, ihn zu sehen, und dies« kurze Begegnung machte sie für den ganzen Tag froh.

Zweites Kapitel.

Schweigend saßen sich am Mittag Mutter und Tochter gegenüber. Ewendoline stocherte in dem Milchreis herum, der etwas angebrannt schmeckte. Die Baronin machte ein beleidigtes Gesicht; die Art ihrer Tochter konnte sie manch­mal zur Verzweiflung bringen. Wie ein stiller Kampf war es zwischen ihnen; des einen Gegenwart war dem andern oftmals eine Last, ein Vorwurf, und schwer litten Leide unter den täglichen kleinen Nadelstichen des Lebens. Ewendoline wußte, die Mutter wollte noch mehr sparen;

darum gab es heute kein Fleisch, und sie kam immer mit einem so gesegneten Appetit heim aus der Schule, vom Lernen angestrengt, daß sie wohl Anspruch auf ein reich­liches, sorgfältig zuberettetes Mittagsmahl batte aber aus Kosten des Bruders mußte sie beinahe darben. Dem sollten gewi'; wieder einige Extrawünsche erfüllt werden!

Sie stand auf und trug die Teller in die Küche und füllte heißes Wasser in die Spülschüssel» um das Geschirr zu reinigen.

Warum tust du das, Ewendoline?" Die Mutter war ihr gefolgt.Es ist doch nicht dein« Arbeit."

Du sagtest doch am Morgen, daß die Aufwartefrau heute nicht kommen könnte, und klagtest über die viele auszubessernde Wäsche ich sah im Arbeitskorb auch Mattes seidene Strümpfe und Unterzeug" entgegnete Ewendoline ruhig, indem sie die Blusenärmel hochstreifie und nach einer Küchenschürze griff.

Heftig riß ihr die Mutter die Schürze aus der Hand.

Laß das! Ich werde auch so fertig! Du bringst mich noch in Verzweiflung mit deinen ewigen Sticheleien für solche Hilfe danke ich dann."

Wieso Sticheleien? Wenn ich sage, was du für Matte zu tun hast?"

Weil du dir stets noch etwas besonderes dabei denkst! Glaubst du, ich fühle das nicht heraus? Ach. wie machst du mir doch mein ohnehin schweres Leben noch schwerer!"

Und du mir das meine. Es ist wirklich herrlich, Mut­ter! Da stellst du dich hin und verrichtest Küchenarbeiten und von mir wird beinahe das gleiche verlangt! Du weißt, ich scheue mich keiner Arbeit aber das hier raubt mir meine Zeit" sie nahm ein Geschirrtuch, um die Teller abzutrocknen.

Und ich kann es nicht sehen, wenn du, die Baronin Reinhardt, dich so abarbeitest l Ich bin nicht so blind und dickfellig wie Malte"

Malte, immer Matte"

Ja, immer Matte! Denn er trägt die Schuld daran, daß wir uns so einrichten müssen! Latz es dir ruhig ein­mal von mir sagen, wie er flott daraus loslebt» ohne die geringste Rücksicht auf uns"

Ewendoline"

Ja, Mama, du willst nicht hören, wenn ich ihn tadlet Du bist blind, glaubst ihm alles, was er dir von zukünf«) tigem Dichterrubm vorfabelt, well er da einmal ein paap Gedichte und Skizzen untergebracht hat"

Ich bitte dich, Ewendoline, höre auf! Dein Neid auß ihn läßt dich ungerecht werden und alles schwärzer sehen, als es ist" unterbrach die Baronin sie erregt.

Die Angeredete warf empört das Geschirrtuch hin; nur mühsam bezwang sie den in ihr kochenden Groll.

Neid? Neid ist mir fremd, Mama, obwohl ich Grunh hätte, neidisch auf meinen Bruder zu sein, der so vor mir bevorzugt wird! Er trägt seidene Strümpfe und seiden- Unterwäsche ich Hab' nicht mal 'ne seidene Bluse er geht in die Theater und ich? Mein Gott, wann Hab' ich mal eine Oper gehört! Du steckst ihm alles, alles zu! Er gibt Trinkgelder so nobel, wie ich nicht Taschengeld habe! Ah, glaubst du, ich weiß nicht, daß du um ihn schon längst das Kapital hast angreifen müssen?"

Und gerade den heutigen Tag wählst du dazu, mir das§ alles zu sagen, wo ich mich nicht besonders wohl fühle", Frau von Reinhardts Stimme brach in Tränen,du gehst! nur darauf aus, mich zu kränken"

Weil ich dir die Augen öffne, um dich vor späteren grö-! Heren Sorgen zu bewahren! Doch du willst es ja nicht! besser! Malte geht dir über alles!"

Geh, Ewendoline^laß mich allein! Ich werde hier auch; ohne dich fertig! Mache deine Arbeiten"

Schwelgend gehorchte das junge Mädchen dem Gebot, der Mutter.

Doch die Arbeit schritt nicht vorwärts. Sie konnte sich nicht sammeln. Die Meinungsverschiedenheit mit der Mut-' ter hatte sie doch aufgeregt. Es tat ihr leid, und daß sie dadurch die Mutter gekränkt hatte wer aber nahm Rück»! sicht auf sie? Wer machte ihr nur einmal eine Freude?,! Grau in grau gingen rhre Tage dahin und ihr ganzes Temperament wehrte sich gegen dieses müde Leben.

Fortsetzung folgt.)^