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Sicherheit dort noch immer viel zu wünschen übrig, wie denn eine Anzahl während der letzten Jahre gegen Personen deutscher Abkunft verübter Mord- thaten noch immer ungesühnt geblieben ist.

Frankreich.

Paris, 1. Aug. Von gestern Abend bis heute Vormittag 10 Uhr sind in Toulon 2, in Marseille 16 und in Aix 5 Personen an der Cholera gestorben. Die Geschäftsläden in Toulon sind wieder eröffnet.

Die Cholera. Die Lage in Südfrankreich ist glücklicher Weise in einem Stadium angelangt, welches durch die Frage: Ist die Cholera im Erlöschen? charakterisirt wird. Die Besserung hält an und es kommt nun alles darauf an, daß sich nicht ein neuer Choleraherd bildet. Die Zahl der Choleratotesfälle dürfte bis jetzt im Ganzen 25003000 betragen. Fort­während werden noch Fälle von übergroßer Furcht der Einwohner süd­französischer Orte vor der Cholera berichtet. So haben in Moncadi, einem Dorfe bei Grenoble, die Einwohner, mit dem Maire und Gemeinderat an der Spitze, einen Ortsangehörigen mit Steinwürfen vertrieben, als er sich (aus Marseille) nach seiner Heimat flüchten wollte.

Der Verkehr von Berlin nach Paris und umgekehrt ist, wie die Nat.Ztg." schreibt, gleich Null. Der sogenannte Pariser Zug am Dienstag von Paris führte keinen Schlafwagen, und der am Mittwoch nach Paris ebenfalls keinen. Es ist eben kein Bedarf. Eine solche Erscheinung ist seit dem Bestehen der Pariser Linie noch nicht dagewesen.

China.

Gespannte Beziehungen herrschen, wie aus Hongkong berichtet wird, zwischen den Chinesen und den Ausländern in Foochord. Die französischen Schiffe auf der Höhe des Hafens sind beständig unter Dampf und kampfbereit. Eine hochgestellte Autorität versichert indeß, daß der Frieden gesichert sei. Der Gesundheitszustand der französischen Trup­pen in Tongking wird als ein sehr schlechter geschildert.

Tages - Neuigkeiten.

Stuttgart, 2. Aug. Die gestrige Frequenz der neuen Omnibus - linie war sehr stark. Die Einnahme betrug 185 Zu bemerken ist, daß jeder Fahrgast im Interesse des Unternehmens selbst zugleich Kontroleur sein sollte und nicht dulden darf, daß blinde Passagiere mitfahren.

Gmünd, 30/Juli. Nachdem der Athlet Fritz Gönnenwein von Stuttgart gestern mit dem Mechaniker Erhardt von Wasseralfingen im Ringkampf einen harten Strauß zu bestehen hatte, indem er seinen Rivalen in einer Tour von 10 Min. nicht bewältigen konnte, so fand auf heute abend im Restaurationslokal Hopfenzitz wieder ein Ringkampf zwischen den Obengenannten statt, in welchen: Gönnenwein Sieger blieb, indem er Erhardt im ersten Gang in 2 Min. und im 2. Gang in 4 Min. zu Fall brachte. Das Lokal war mit Zuschauern gedrängt ungefüllt. Beide Ringkämpfer verfügen über sehr große Körperkraft.

Heidenhim, 31. Juli. Der gelinde Winter machte es mancher größeren Brauerei unmöglich, ihren Bedarf an Eis zu decken. Die hiesige Aktienbrauerei, die alle Jahr an Ausdehnung gewinnt, bezieht nun gegen­wärtig Eis aus Schweden-Norwegen. Von Christiania kommt es zu Wasser bis Lübeck und von da direkt per Bahn hieher. Es ist in großen Quadern gesägt und in Sägmehl und ähnlichen Stoffen gut verpackt und gelangt hier -an, ohne durch die hohe Temperatur gelitten zu haben. Der Transport soll -auf 200 die übrigen Kosten wohl eben so hoch für einen Wagen zu -stehen kommen. Die Aktiengesellschaft hat in letzter Zeit auch eine Wirtschaft samt Garten hier aufgekauft und wird dort Ausschank und Speisung durch einen Pächter betreiben lassen.

Reutlingen, 2. August. Der Gemeinderat verzichtete aus das

Apotheker Müller in M. Dort habe ich mir den Todestrank, der dem alten, unglücklichen Manne das Leben raubte, verschafft. Im Besitz des Giftes begab ich mich am siebenten Juli in der Nachmitagsstunde nach L. mit dem festen Entschluß, mein Vorhaben auszuführen. Mit den Localitäten vertraut, schlich ich mich am Hellen Tage durch das Hofthor in das Stallgebände und wartete dort die Zeit ab, in welcher Elise, wie ich es wußte, dem Pflege­vater den Thee bereitete. Während sie die Küche verließ, stieg ich durch ein Fenster vom Hofe aus in ihr Zimmer, begab mich von da in die Küche und mischte unter den Arrac, den sie in einer mir bekannten Korbflasche ausbewahrte, Blausäure. Ich sah, wie das arglose Kind, als sie zurückgekehrt war, von dieser Substanz in den Thee für den alten Herrn goß, und als sie sich darauf wieder entfernte, nahm ich die Korbflasche zu mir und, um den Verdacht von mir abzuwenden, ließ ich die Flasche mit Blausäure, in ihrem Zimmer zurück, worauf ich dasselbe, wie auch ven Pfarrhof, unbemerkt verließ.

Das Uebrige, Bruder, weißt Du. Du weißt nun, daß derjenige, den Du Bruder nennst, ein Mörder ist. Eins noch will ich Dir sagen und höre mich an, denn es wird dies vielleicht außer Dir kein Mensch von mir ver­nehmen. Von ganzem Herzen bereue ich die That. Von erster Stunde an, wo ich die That verübt habe, erwachte in mir die Reue, die qualvolle, bittere Reue. Ich habe keinen frohen Augenblick wieder gefunden. Und Bruder, wenn ich sterben sollte, sei es durch das Beil des Henkers, sei es auf natür­lichem Wege, so verrichte hin unv wieder ein Gebet für meine Seele und bitte, wenn Du es vermagst, auch Elise, meiner nicht in Groll zu gedenken, denn ich habe durch die unselige That, zu welcher mich blinde Leidenschaft trieb, unendlich viel gelitten." . -

Gebrochen hatte ich der Erzählung gelauscht, denn iedes Wort traf mich wie ein giftiger Pfeil. Dann sprang ich aus und hielt den Bruder lange, lange umschlungen. Ich drückte einen heißen, innigen Kuß auf seine Lippen, es war der letzte Bruderkuß!

Die Aufregung ließ mich kein Wort des Abschiedes für meinen Bruder sagen und wortlos entfernte ich :nich. Ich hätte es eigentlich nicht thun dürfen, Franz ohne Bewachung zurückzulafsen, aber ich sagte mir, der Gefangene, der sich selbst dem Strafrichter stellt, will nicht in der Flucht sein Heil suchen,

alljährlich wiederkehrende Jakobi-Essen zu Gunsten der Hagelbeschädigten des Bezirks. Auch aus den Mitteln der Oberamtssparkasse ist beabsichtigt, letzteren einen größeren Betrag zuzuweisen.

Hall, 1. August. Heute nachmittag zersprang in der zu der Groß'- schen Beschläg- und Bügeleisenfabrik gehörigen Schleismühle ein großer Schleif­stein von 2 Meter Durchmesser und 34 Centimeter Dicke in mehr als 10 größere und kleinere Stücke; 3 Arbeiter erhielten sehr schwere Verletzungen und mußten sofort ins städtische Krankenhaus verbracht werden, wo einer derselben, der einen schweren Bruch des Oberschenkels erlitten hatte und durch ein Fenster in den Mühlkanal geschleudert worden war, noch am heutigen Abend seinen Verletzungen erlag. Am Aufkommen des Zweiten, dem mehrere Rippen gebrochen sind und die Brust verletzt ist, wird gezweifelt. Der Dritte hat schwere Verletzungen am Kopf. Alle Drei sind Familienväter. Der Mühlstein war erst am Montag neu eingesetzt worden.

Aus dem Fränkischen, 31. Juli. In der vorigen Woche giengen dem Wirtssohn Uhl von Hausen in Folge vieler auf sein Pferd einfallender Bremsen die Pferde mit dem Wagen durch; das Letztere fiel um und es wurde der Fuhrmann und noch weitere 3 Insassen mehr oder minder schwer verletzt. Die Pferde rannten hierauf mit dem weiteren Teil des Wagens in eine eingepferchte Schafherde, wobei mehrere Schafe getötet und eine größere Anzahl schwer verletzt wurden. Nur mit großer Mühe konnten die rasenden Tiere eingefangen werden.

Tuttlingen, 1. Aug. Gestern nachmittag kam der Fliegende amerikanische Zirkus Frankloff auf seiner ersten Sommerreise bei uns an. In der durch die Plakate zum Voraus angegebenen Zeit von drei Stunden war das Zelt, das ca. 30 m im Durchmesser und eine Höhe von ca. 16 m hat. aufgerichtet, so daß bei eigenem, gut besetztem Orchester und trefflicher, selbstbereiteter Beleuchtung um 8 Uhr die Vorstellung beginnen konnte. Dieselbe war überaus zahlreich besucht. Und wirklich, es wäre ein Verlust zu nennen, hätte man diesen Aufführungen, die zum Besten gehören, was auch in den größten Städten geboten werden kann, nicht angewohnt. Von Anfang bis zu Ende war man durch immer sich steigernde Leistungen gespannt. Kraftkünstler, Akrobaten, Gymnastiker, Clowns, Schnellzeichner überboten einander; die dresfirten Elefanten setzten auch den Verwöhnten in Erstaunen. Die Krone aber gebührt Miß Wanda, die, eine herrliche Er­scheinung, die schwierigsten Stücke am Trapez mit nie gesehener Eleganz und Weichheit ausführte. Au unserer Freude wird der Zirkus Frankloff heute noch 2 Vorstellungen geben, um dann schleunigst ab- und aufzubrechen und morgen in Rottweil zu gastiren.

Blaubeuren, 1. Aug. Diesen Morgen nach 6 Uhr hörte der jüngste Sohn des unmittelbar am Blautopf wohnenden Kupferschmieds jemand ins Wasser springen und erblickte beim Nachsehen seinen eigenen Vater, der eben an der tiefsten Stelle versank. Trotz fortgesetzter eifriger Bemühungen gelang es erst nach 9ständiger Arbeit, die Leiche, in Heren Kleidern sich mehrere Gewichte fanden, mittelst Angelhaken, die an langen Seilen befestigt wurden, zu fassen und aus der Tiefe emporzuziehen.

Biberach, 1. Aug. Die hiesige Fahnen- und Ornatfabrik von Karl Reff (Inhaber Weiß und Spies), deren Leistungen auf dem Gebiete der Kunststickerei sich längst eines guten Rufes bis über die Grenzen Deutschlands hinaus erfreuten, hat in der jüngsten Zeit ein Werk vollendet, das alles bisher in dieser Art Geleistete übertrifft und geradezu als Unikum bezeichnet werden kann. Es ist dies eine prachtvolle Kirchenfahne. Dieselbe trägt auf weißem Atlasgrunde in kunstvollster Nadelmalerei ein Marienbild von solch vollendeter Schönheit, daß der Beschauer versucht ist zu glauben, nicht die Nadel der Stickerin, sondern der Pinsel des Künstlers habe das Bild hervorgezaubert. Dasselbe wird umrahmt von wirklich pracht­vollen, in Gold und Silber hoch und flach auf rotem Sammt gestickten Ver-

sondern sein Verbrechen sühnen. Und der Bruder, wußte ich, wird mir nicht entfliehen.

Mit zitternden Händen fertigte ich einen Haftbefehl aus, ließ den in der Stadt stationirten Gensdarm herbeirufen und übergab ihm denselben. Was ich dabei empfand, vermag keine Feder zu beschreiben. In wenigen Minuten sollte mein eigener Bruder mir als Arrestant, des schwersten Ver­brechens angeklagt, vorgeführt werden. Doch der Himmel war ihm und mir gnädig!

Kaum zehn Minuten waren vergangen, als der abgesandte Gensdarm mit bleicher, verstörter Miene zurückkehrte.

Herr Kreisrichter!" meldete er militärisch salutirend,der Verhafts- befehl kann nicht mehr ausgeführt werden!" -

Warum nicht?" fuhr ich den Gensdarm, meinen Schmerz gewaltsam bekämpfend, fast rauh an.

Weil derjenige, den ich verhaften soll, sich im Gasthof vergiftet hat!"

Ich blickte dankbar zu dem empor, der die Geschicke der Menschen regelt, während eine Thräne meinen Augen entfiel, halb des Dankes, halb des Schmerzes über den verlorenen Bruder.

Meine Arbeit in der Untersuchungssache der Elise Jordan war beendet. Eine Stunde später suchte ich eine Audienz bei dem Gerichtspräsidenten nach, und als dieselbe beendigt war, begab ich mich in dessen Begleitung nach der Zelle der Elise Jordan, um derselben ihre Freiheit zu verkünden.

Das arme, unglückliche Mädchen war tief bewegt, als sie vernahm, daß ihre Unschuld entdeckt war. Lange lag sie, ohne auf unsere Anwesen­heit zu achten, auf den Knieen, unter Thränen heiße Gebete emporsendend.

Und als wir sie endlich aus der Zelle geleiteten, da blickte sie so glück­lich , so verklärt, daß es mir schien, als verzeihe sie auch im Stillen dem Mörder, der aus Liebe zu ihr so schwer gefehlt hatte.

Wenige Wochen später legte ich mein Amt als Untersuchungsrichter nieder, und ließ mich als Rechtsanwalt nieder. Ich war noch Zeuge der Trauung des Architecten Freiwald mit Elise Jordan.