58. Jahrgang.

Nro. M.

Amts- mul Intelkigenzökatt ^ür äen Aezirlr.

Erjcheint Dienstag, Donnerstag und Samstag.

Die EinrückungSgebühr beträgt 9 ^ für die vier- spaUige Zeile oder derm Raum.

Dienstag, den 18. Dezember L88S

Abonnementspreis halbjährlich 1 80 L, durch

die Post bezogen im Bezirk 2 30 L, sonst in ganz

Württemberg 2 70

Amtticke Kekanatmackungen.

Calw.

BeLanntmachttttg.

In den Gemeinden Holzbronn und Stammheim (Hof Dicke) ist die Maul- und Klauenseuche erloschen, was hiemit veröffentlicht wird.

Den 15. Dez. 1883.

K. Oberamt.

Fl axland.

Das Jubiläum des Zollvereins.

Das zu Ende gehende Jahr hat eine Reihe der verschiedensten Jubiläen gebracht. Diesen schließt sich der Gedenktag eines Ereignisses an, das für die wirthschastliche und politische Entwicklung Deutschlands von weittragendster Bedeutung ist. Es ist nämlich ein halbes Jahrhundert verflossen, seit der deutsche Zollverein zu Stande kam. Es ist dies das erste bedeutende Ereigniß seit den Befreiungskriegen, eine Friedensthat von der größten Tragweite.

Es war kein leichtes Werk, die mittelstaatlichen Regierungen zum Zoll­anschluß an Preußen zu bewegen. Eine gewisse argwöhnische Scheu vor dem absolutistischen Großstaat war in den ineisten kleinstaatlichen Kreisen, besonders den liberalen, weit verbreitet, und man fürchtete allgemein bedenk­liche Folgen vor den zu errichtenden Zollschranken. Aber die Verhältnisse waren stärker als die Kräfte des Wiederstandes. In der Nacht des 31. Dez. 1833 fielen die Schlagbäume zwischen der großen Mehrzahl der deut­schen Länder, ward ein Gebiet von 7719 Quadratmeilcn mit 23 Millionen Einwohnern dem freien Verkehr im Innern erschlossen und zugleich nach außen als einheitlich verbundener und starker Körper den fremden Handels­mächten gegenübergestellt. Damit war auch zugleich der erste Schritt gethan Zur politischen Einigung' Deutschlands, denn zum ersten Male sah man in den Segnungen des Zollvereins die wohlthätige Kraft der Einigung deutscher Staaten untereinander sich praktisch bewähren, sowohl im Innern, als in der Macht und Größe nach Außen.

Die Verkehrsfreiheit ist uns Allen etwas so vollkommen Natürliches, daß es uns schwer wird, uns ein Bild von dem früheren Zustande zu machen und noch schwerer, uns die Hindernisse vorzustellen-, deren Ueber- winden vorhergehen mußte. Wären die Regierungen nicht fest entschlossen gewesen, das vorgesteckte Ziel zu erreichen, so würde bei der schon erwähnten Abneigung innerhalb der Nation dasselbe niemals erreicht worden sein. Fast eine sechsjährige Arbeit war erforderlich um die Anforderungen der Zollsicher­heit mit den Bedürfnissen des Meßhandels zu vereinigen, um die Formen zu finden, unter denen die inneren Steuern und das Salzmonopol gesichert werden konnten ohne die Verkehrssreiheck zu gefährden, um Rechtsfragen in >

(Nachdruck verboten.)

Eines Königs HerMsrvahl.

Historische Erzählung von Gustav Höcker.

(Fortsetzung.)

Sieh' nur," bemerkte Sybilla flüsternd, welche keinen Geschmack mehr «n dem Thema fand,wie bleich Margarethe heute aussieht!" Euphemie fand^dies ebenfalls, doch war es nichts Ungewöhnliches an Margarethen und dazu zog jetzt ein herankommender Reitertrupp die allgemeine Aufmerk­samkeit auf sich, welcher das Thor passierte, während sich die Häupter ent­blößten und laute Freudenrufe ertönten.

In dem glänzenden Zuge befand sich König Jakob IV., ein hochge- wachstner, schöner Mann, der erst 19 Jahre zählte und dessen Antlitz fast weiblich seine Gesichtszüge zeigte. Er trug ein goldgesticktes himmelblaues Wams und einen purpursannntenen, reichbetreßten Reitrock darüber, ein schwarzes Sammetbaret mit dem St. Andreaskreuze und weißer Feder und Reitstiefel mit goldenen Sporen. In seiner nächsten Umgebung ritt sein Günstling, Lord Lindesay, der alte stattliche Lord Drummond, der Vater der drei Schwestern, und eine Menge anderer schottischer Edclleute.

Als Euphemie Drummond einen zufälligen Blick auf ihre Schwester Margarethe warf, fiel ihr die glühende Röthe aus, welche deren kurz vorher noch so bleiche Wangen bedeckte, und ein leiser Verdacht stieg in ihr auf, daß irgend ein junger Edelmann in dem königlichen Gefolge diesen Zauber bewirkt haben müsse. Aber sie widerstand der Versuchung, eine scherzhafte

Bezug auf das Verhältniß der Staaten zum Verein, um Souveränitätsfragen und manche andere Materien zu ordnen. Nachdem schon nn Jahre 1829 die ersten Schritte geschehen waren, konnte im März und April 1833 zur Unterzeichnung der Zollvereins - Verträge geschritten werden und der Beginn der Zollvereinigung auf den 1. Jan. 1834 festgesetzt worden. Es schien einen Augenblick, als sollte noch in letzter Stunde das ganze Werk scheitern, da Bayern gewisse Schwierigkeiten erhob. Aber Preußen verzichtete auf eine beanstandete Uebereinkunft und nach Erledigung dieser Differenzen konnte die endgültige Ratification der Verträge erfolgen.

Am 9. Dezember 1833 schloß König Wilhelm von Württemberg die Ständeversammlung mit den Worten, daßder Zollverein ein nationales Band mehr für den deutschen Bund" sei, und drei Wochen später trat der Zollverein in Kraft.

Vor dreizehn Jahren hat der vor einem halben Jahrhundert geschaffene Zollverein aufgehört zu bestehen. Seine Zeit war erfüllt, er ist in dein deutschen Reiche aufgegangen. Aber nichts hat dem Reiche so mächtig vor­gearbeitet als dieser Verein. Die Gemeinschaft wirthschaftlicher und finan­zieller Interessen, welche seine Mitglieder aneinanderkettete und die Formen, in denen sich diese Gemeinschaft kund gab, waren ein Band, fest genug um schweren politischen und wirthschaftlichen Kämpfen, sogar einem Kriege gegen­über auszuhalten; ein Band, welches auch elastisch genug war, um die bundesstaatlichen Institutionen zu ertragen, welche durch den Frieden im Juli 1867 gebildet wurden. Es lag allerdings in diesen Institutionen schon der Keim, aus dem unter dem Impulse einer genialen Staatskunst die wirthschastliche Einheit sich zur politischen entwickelte,' indem die bundes­staatlichen Institutionen, welche aus der Verfassung des norddeutschen Bundes hervorgingen, die Grundlage der Neichsverfassung bildeten.

In doppeltem Sinne kann sich daher Deutschland des Tages freuen, an dem vor fünfzig Jahren nach schwerer Arbeit und harten Kämpfen der Zollverein entstand; an diesem Tage begann die deutsche Verkehrsfreiheit und wurde der Grundstein zur politischen Einigung des Deutschen Reiches gelegt. Württ. Landesztg.

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich.

Die spannungsvolle Situation in Betreff der Reise des deutschen Kronprinzen nach Nom hat sich geklärt, und zwar aus die denkbar einfachste Weise von der Welt. Der Kaiser Wil­helm selbst hat alle Conjekturen und Vermuthungen, die sich an das po­litische Faktum knüpften, mit einem einzigen seiner kraftvollen Worte über den Haufen geworfen. Der Kaiser hat sich selbst mit einer herzlichen De- pesche direkt an den König Humbert gewandt und erklärt, daß der Besuch des Kronprinzen in Rom ausdrücklich auf seinen (desKaisers)

Anspielung zu machen, da Margarethe sich gegen die zarten Regungen der Liebe bisher nicht empfindsam erwiesen hatte und in ihrem ernsten Charakter für Neckereien nicht zugänglich war.

Der König war nach Dundee gekommen, um den Gesandten Ludwig XI. von Frankreich zu empfangen und etwaige Beschwerden des Landes entgegenzunehmen, welches damals noch keine Gerichtshöfe besaß. Er nahm sein Absteigequartier in dem alten düsteren Margarethenpalaste, in dessen Nähe sich am Abende des Einzugs unser Bekannter, Sir David Zuill, Herumtrieb, in der Hoffnung, hier Jemanden aus dem königlichen Gefolge zu begegnen, den er über die vermuthliche Rückkehr des Admirals Wood ausholen und nebenbei zu einem kleinen Trink- und Spielgelage verleiten könnte. Es mochte bereits gegen 10 Uhr sein, als er durch ein Nebenpfört- chen des alten Palastes eine Gestalt in einem rothen Scharlachmantel und mit einer Maske vor'm Gesichte auf die Straße schlüpfen sah.

Bei St. Andreas!" dachte Sir David.Ich glaube diesen zierlichen rothen Mantel zu kennen und möchte schwören, daß dieser Galan Lindesay ist."

Leisen Schritts folgte er dem Vermummten, der sich sorgfältig in den dunkelsten Häuserschatten hielt, bis er das schloßartige Haus Lord Drum­monds erreicht hatte. Hier wandte der geheimnißvolle Nachtwanderer den Kopf nach einem matt erleuchteten Fenster des ersten Stockwerks und sang mit halblauter Stimme den Refrain des alten schottischen Volksliedes:

Schläfst Du, Maggie? Komm an's Thor, öffne, süßes Kind;

Heulend über's öde Moor fegt der kalte Wind!"

Kaum war der Gesang verstummt, als das Fenster sich auf, einen