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der seit einem Jahrtausend in der Geschichte Deutschlands sich mehr als in der anderer Länder fühlbar gemacht hat, so bin Ich doch gern bereit, die Schmierigkeiten, welche sich aus diesem von den Vorfahren überkommenen Konflikte für beide Theile ergeben, in dem Geiste der Liebe zum Frieden und der Versöhnlichkeit zu behandeln, welcher das Ergebniß Meiner christlichen Ueberzeugung ist. Unter der Voraussetzung, Mich mit E. Heiligkeit in solcher Geneigtheit zu begegnen, werde ich die Hoffnung nicht aufgeben, daß da, wo eine grundsätzliche Verständigung nicht erreichbar ist, doch versöhnliche Gesinnung beider Theile auch für Preußen den Weg zum Frieden eröffnen werde, der andern Staaten niemals verschlossen war.")
Granada, 11. Dezbr. Der Kronprinz ist gestern Abend 8 Uhr 25 Minuten wohlbehalten hier eingetroffen. (Von Sevilla fährt man über Cordoba und Bobadilla nach Granada. Die Strecke beträgt 377 km, die Fahrzeit 12 Stunden.)
O e st e r r e i ch.
— Die deutsche Wochenschrift meldet aus guter Quelle, daß dieungarische Regierung entschlossen sei, den Siebenbürgern Sachsen volle Dispositionsfreiheit zu gewähren. Sie behält sich jedoch das Recht der Kontrolle vor. Als besondere Nation will die Regierung die Sachsen nicht anerkennen, dagegen ihre deutsche Nationalität in Schule und Kirche respektiren.
Frankreich.
— Die Berathung der Creditvorlage für Tonking wird fortgesetzt. Der Präsident der radikalen Linken Reviere griff die Regierung lebhaft an, auch Charmes vom linken Centruin sprach sich mißbilligend über das Verhalten der Regierung aus, erklärte indeß, für die Bewilligung des Credits stimmen zu wollen. Nachdem noch Delafosse vom rechten Centrum das Vorgehen der Negierung einer tadelnden Kritik unterzogen hatte, wurde die Verathung vertagt. — An den Zugängen zum Kammergebäude, sowie auch beim Stadthause sind einige Schutz- und Sicher heits maß regeln getroffen worden, weil verlautet hatte, daß die Anarchisten an vielen Orten sich versammeln wollten; es fanden sich aber nur einige Neugierige ein, die Ruhe wurde nirgends gestört.
— Eine Meldung aus Hangkong vom 3. d. besagt: Eine von Ana- miten und Chinesen auf Haiphong beabsichtigter nächtlicher Angriff wurde durch einen Ausfall der Franzosen vereitelt, wobei die Anamiten und Chinesen zersprengt wurden und etwa 50 Todte und 100 Verwundete verloren. Die Franzosen hatten 2 Verwundete.
England.
— Die engl ischeRegierung hat auf die Mitth eilung derPforte, daß sie K r i eg s s ch if f e im RothenMeer kreuzen lassen wollte, geantwortet, daß sie keine Einwendungen dagegen mache, vorausgesetzt, daß die türkischen Kriegsschiffe gemeinsam mit den englischen operirten.
Rußland.
— Aus Wien wird telegraphirt: „Es geht hier in diplomatischen Kreisen das Gerücht, daß eine „ D r ei k ai s e r - Zusammenkunft" am Horizont erscheinen werde. Dieselbe soll der erste greifbare Ausdruck der aus den Conferenzen zwischen dem Fürsten Bismarck und Herrn v. Giers hervorgegangenen wärmeren Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland sein. Die Theilnahme des Kaisers von Oesterreich wäre eine logische Konsequenz des bestehenden Verhältnisses zwischen Deutschland und Oesterreich." Wir geben diese Meldung wieder, ohne für sie eine Bürgschaft übernehmen zu wollen, sie spricht auch selbst nur von einem Gerücht.
Russische Justiz. Aus Warschau wird von einein schreckenerregenden Fall berichtet. Herr Joseph Natanson in Warschau, Sohn des Herrn Heinrich Natanson, welcher Chef der bekannten Firma S. Natanson und Synowie ist, ist der Leiter der sehr bedeutenden Zuckerfabrik Sanniki. Herr Natanson ist als intelligent und tüchtig bekannt, und seine Familie ist eine sehr geachtete und reiche. Herr Joseph Natanson ist nun dieser Tage ohne jedwedes Verhör auf sogenanntein „administrativem Wege" verurtheilt worden, binnen sieben Tagen nach Wologda an der sibirischen Grenze zu übersiedeln und sich dort drei Jahre hindurch aufzuhalten. In jenem Orte herrscht im Winter eine Kälte von 45 Grad, und jene „Verschickung" ist somit fast einer Verbannung nach Sibirien gleich. Der Anlaß dazu, daß
ein junger, tüchtiger Mann seiner Familie und seinem Berufe entrissen wird, ist darin zu suchen, daß Herr Natanson nach dem Falle Äpuchtin an eine Warschauer Zeitung 25 Rubel für polnische Wohlthätigkeitszwecke geschickt hat. Herr Natanson bestreitet diese Thatsache nicht, behauptet aber, daß jene Sendung außer Zusammenhang mit jenem Vorfall stehe. Dafür ist denn nun eine dreijährige Verbannung nach der sibirischen Grenze über ihn verhängt worden! Es sollen in Petersburg beim Kaiser Schritte zur Begnadigung des jungen Mannes geschehen sein.
Italic».
— Die Ankunft des deutschen Kronprinzen wird am 16. d. M. in Genua erwartet. Derselbe wird diesmal, ebenso wie auf der Hinreise nach Spanien, im dortigen königlichen Schloß Wohnung nehmen und voraussichtlich am 17. oder 18. d. Dt. in Rom eintreffen.
Spanien.
Granada, 11. Dez. Der Kronprinz, welcher gestern Abend nach 8 Uhr hier eintraf, stieg im Hotel „Zu den sieben Himmeln" ab und besuchte sogleich die Alhambra. Der Besuch des alten maurischen Königsschlosses, welches auf einem hohen Hügel liegt, wohin inan burch eiyen Wald riesenhafter Bäume gelangt, fand bei Mondschein statt und machte das Ganze einen überwältigenden Eindruck. Morgen früh erfolgt die Weiterreise direkt nach Barcelona.
Tages - Neuigkeiten.
Nagold, 9. Dezbr. Die bürgerlichen Collegien haben für unsere Jünglinge an den Sonntagabenden ein geheiztes, beleuchtetes, mit Büchern und Schreibmaterialien belegtes Schullokal zur Verfügung gestellt. — Herr Neallehrer Auer von Sulz a. N. hielt infolge an ihn ergangener Einladung dieser Tage einen Vortrag über das elektrische Licht im Gasthaus zum Hirsch allhier. Die K. Centralstelle für Gewerbe und Handel hatte die von Siemens-Berlin erfundene und von Mechaniker Fein in Stuttgart erbaute Dynamo-Maschine bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Die Versammlung war von hier und auswärts zahlreich besucht und erntete H. Auer reichen Dank. Herr Oberlehrer Schwarz maier führte die Maschine mit ihren Wirkungen an den Abenden der beiden letzten Tage den hiesigen Seminaristen vor.
>V. 6. Stuttgart, 10. Dez. S. Exz. der Herr Staatsministerial- Präsident und Staatsminister des Auswärtigen v. Mittnacht ist von Berlin wieder hier angekommen. Wie versichert wird, betraf seine Reise hauptsächlich Eisenbahnangelegenheiten in dem Sinne größtmöglicher Gleichheit in der Behandlung des Betriebs der süd- und norddeutschen Eisenbahnen, welch letztere bekanntlich fast alle in preußischen Händen sind. Auch der württ. Kriegsdepartementschef, Generalmajor v. Steinheil, ist mit seinem Adjutanten, dem Hauptmann Bilfinger, von Berlin wieder angelangt.
— Die heute begonnene Gemeinderathswahl ist schon ziemlich lebhaft gewesen, danach haben bis 4 Uhr Nachmittags nicht über 950 abgestimmt von 13,205 Wahlberechtigten. Indeß dürfte doch eine Nachwahl nöthig werden, da es kaum möglich ist, daß bei einem einzigen Wahllokal innerhalb 3 Tagen etwa 7000 Stimmen abgegeben werden, die bei einem ersten Wahlgang zur Gültigkeit nothwendig sind.
— (Schwurgericht.) Die Schwurgerichtssession des 4. Quartal hat heute unter dem Präsidium des Landgerichtsraths Frank ihren Anfang genommen. Der heutige Fall war jedoch nicht von Belang. Er betraf den 27 Jahre alten Weingärtner Wilh. Glemser von Rohracker OA. Cannstatt, welcher am 7. Oktober d. I. einen Schopf mit Brennmaterialien und andern Vorräthen hinter dem Wohnhaus seines Vaters und diesem gehörig absichtlich in der Trunkenheit angezündet hatte. Der Schaden war zum Glück nicht groß und das Feuer griff nicht weiter um sich. Auch verlangte der Vertheidiger, R.-A. Becher, von den Geschworenen das Zugeständniß mildernder Umstände, daher der etwas bornirte Angeklagte nur zu 1 Jahr 4 Monaten Gefängniß (wovon 1 Monat der Untersuchungshaft abgeht) und 4 Jahren Ehrverlust verurtheilt worden ist.
Stuttgart, 11. Dez. Seit gestern Abend geht das Gerücht, daß Hezel in Hamburg über einen Diebstahl, den er begangen, gefangen worden sei, zugleich mit seinem Kameraden Faller. — Gestern Nachmittag halb
Andere kümmert mich nicht. Ich werde noch einige Tage auf offener See kreuzen und will Euch jede Nacht hier an dieser Stelle erwarten, sei es, daß Ihr mir Nachricht über den Stand des Unternehmens gebt oder mir die Lady selbst bringt."
„Gut," sagte Sir David einverstanden und auf den verabschiedenden Wink des Kapitäns verließ er die Kajüte. Bald befand er sich wieder im Boote, welches unter Home's kräftigen Ruderschlägen dem Lande zuglitt, wo wo das hellrothe Licht aus dem Fenster der Fischerhütte auf das Wasser fiel. _
II.
Am anderen Vormittage vereinigten sich die Glocken Dundee's zu einem festlichen Geläute. Die auf dem Tay liegenden Schiffe waren bunt bewimpelt und beflaggt, Menschenmassen wogten in den Gassen der Stadt und bei den Brunnen des Marktes, wo aus den steinernen Rachen der Lindwürmer und und Schlangen zu Ehren des Tages Rhein- und Burgunderwein floß, balgten sich Matrosen und Gassenbuben um den Vorrang, von dem köstlichen Tranke zuerst zu genießen. Das meiste Gedränge herrschte an dem zur Straße nach Perth führenden Thors, durch welches König Jakob IV. seinen Einzug halten sollte. Eine große Schaar edler Damen hielt dort zu Pferde, von Pagen und bewaffneten Dienstleuten eskortiert. Gold, Juwelen und Perlen funkelten sogar an den Zügeln der Zelter, am verschwenderischsten aber auf den langen Spensern und in dem geflochtenen Haare der drei reizenden Töchter des Lord Drnmmond, die schönste von ihnen war unstreitig die acht
zehnjährige Margarethe mit den sanften braunen Augen und dem glänzend schwarzbraunen Haar. Doch lag in dem madonnenhaften Antlitz ein Anflug von Wehmuth, welcher selbst beim herzgewinnenden Lächeln nicht wich. —
„Es muß ein stolzes Gefühl sein, wenn man eine Königin ist, wie Arabella Drummond, die Tochter unseres Urgroßvaters, es war!" sagte die 15jährige Sybilla, deren kindliches Gemüth sich an den glänzenden Empfangsfeierlichkeiten des Königs berauschte. „Als Gemahlin Robert's III. war sie Königs Jakobs Stammmutter und dieser steht zu uns in dem Verwandtschaftsgrade eines Kousin's, nicht wahr, Schwester Euphemie?"
Die älteste der drei Schwestern, an welche diese stolze Frage gerichtet war, bejahete lächelnd. „Das Loos der Königinnen ist nicht immer be- neidenswerth," fügte sie hinzu. „Auch unsere Ahnin, Arabella Drummond, war nicht glücklich. Sie starb aus Kummer über den Verlust ihrer Söhne. Selten hat die Liebe schottischer Könige die Frauen von nichtköniglichem Geblüt glücklich gemacht, welche sie zu sich emporhoben," fuhr Euphemie fort., ohne zu bemerken, wie sich das Antlitz Margarethens, welche äußerlich dem Gespräch keine Theilnahme schenkte, mit Todtenbläfse bedeckte. „Denke an Margarethe Logie, die Tochter eines einfachen Ritters, welche die Gemahlin David's II. war und von ihm später verstoßen wurde, um arm und dürftig in Frankreich an gebrochenem Herzen zu sterben. Auch Jane v. Somerset, welche mit Jakob I. vermählt war, hatte ein trauriges Schicksal und wurde von demselben Schwert durchbohrt, welches ihren Gatten tödtete.
(Fortsetzung folgt.)