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F r a » k r e i ch.

Paris, 3. Dez. Der Temps erfährt, daß Deutschlands Borschlag, die Kanonenboote der europäischen Mächte vor Kanton zum Schutz der Europäer im Falle eines Kriegsausbruchs unter einen gemeinsamen vorher zu bezeichnenden Befehlshaber zu stellen, nicht an England allein, sondern auch au Frankreich und Rußland gerichtet und allseitig angenommen wurde.

Paris, 2. Dez. Bis heute Nachmittag waren der Regierung keine neuen Nachrichten aus Tonkin zugegangen. Wie der Temps meldet, hat der K r i e g s m i n i ster, von dem ersten Versuche niit dem Repetir- gewehr befriedigt, beschlossen, in einigen Regimentern mehrere Züge mit diesem Gewehre zu bewaffnen, um vor einer endgiltigen Beschlußfassung noch zahlreiche Versuche mit demselben anzustellen.

Paris, 4. Dez.Telegraphe" theilt mit: Heute kamen von Nizza drei Schachteln an, wovon eine an Lesseps, die anderen an Eouvreux, dem Unternehmer der Panamakanalarbeiten, adrejsirt waren. Als Eouvreux eine öffnete, explodirte eine auf dem Bod.n der Schachtel befindliche Patrone, verletzte aber Niemanden. Die an Lesseps adressirte Schachtel ist noch nicht geöffnet.France" undNational" glauben, daß Marguis Tseng die Antwort China's auf Ferrr/s letzte Note erhalten habe, doch scheine von einem Ultimatum China's keine Rede zu sein.

Spanien.

Madrid, 1. Dez. Es ist jetzt entschieden, daß dem Kronprinzen kein spanisches Regiment verliehen wird; als Ersatz gab der König ihm das sonst nur im Kriege zur Vercheilung gelangende Großkreuz des Militärordens San Fernando. Der König hat auch selbst kein Regiment; wenn ein spa­nischer Oberst zum General ernannt wird, behält er die Nummer seines Regi­ments auf den Rockkragen gestickt, woraus sich sein Verhältniß zu dem Regi­ment beschränkt. Das Programm des Kronprinzen ist insofern geändert, als auf Montag die Jagd bei der Casa del Campo, auf Dienstag der Ausflug nach dem Schlosse Escorial, auf Mittwoch das Manöver bei Carabanchel, auf Donnerstag die Reise nach Sevilla festgesetzt ist.

Tages - Neuigkeiten.

Calw. Das Resultat der Gemeinderathswahl ist im amtlichen Jn- seratentheil des vorliegenden Blattes zu finden.

Bei der vom 0. bis 22. Nov. d. I. in Tübingen vorgenommenen ersten höheren Finanzdienstprüfung ist u. ano. Kandidaten Ludwig Epple von Teinach für befähigt erkannt und zum Finanzreferendär zweiter Klasse bestellt worden.

Leonberg, 2. Dez. Der 10. Nov., der Tag der 400 jährigen Geburtsseier Or. Martin Luthers, kann als Geburtstag und als Grundstein der zu Weil der Stadt zu errichtenden Lutherkirche angesehen werden, weil seit diesem Tage so viele und namhafte Beiträge von Gemeinden und Privaten eingegangen sind, daß es wohl nicht mehr lange anstehen wird, bis mit dem Bau der Kirche begonnen werden kann, und auch Angehörige der andern Konfession haben sich an dem Feste betheiligt, in Rücksicht darauf, daß die Evangelischen vor einigen Jahren in Wildbad zu dem Aufbau einer katholischen Kirche nach Kräften beigetragen haben. Aus öffentlichen Blät­tern hat man in voriger Woche mit Freuden vernommen, daß ein katholischer Geistlicher seinem evangelischen Amtsbruder bei dessen Amtsjubiläumsfeier die Festrede gehalten hat. Wie wir schon früher berichteten, hat Weil der Stadt den Evangelischen seine Spitalkirche zur Verfügung gestellt und die vortrefflichen Vorträge des Herrn Pfarrer Faber von Merklingen haben selbst bei Katholiken freundliche Theilnahme gefunden; auch die neue evan­gelische Kirche soll eine Friedenskirche werden.

Cannstatt, 3. Dezbr. Vor etwa 14 Tagen fand man am Ufer des Neckars bei der Kiesbrücke die Uniform und Waffen eines Soldaten des Grenadier-Regiments Nr. 119, aber trotz eifrigen Suchens keinen Leichnam; man nimmt heute noch an, daß diese Gegenstände nur eine Desertion ver­decken sollen. Gestern wiederum fand man etwas weiter oben beim Wasser­haus eine Bedientenmütze mit X. bezeichnet, ferner eine silberne Uhr sammt Kette, ein Portemonnaie mit etwas Geld re. uud dürfte hier wohl ein Selbst­mord vorliegen, obwohl auch ein Leichnam noch nicht gefunden wurde. Eine bestialische Rohheit ließ sich gestern Abend ein junger Mensch zu Schul­den kommen. Derselbe hatte hier gekneipt und kam zu spät auf den letzten Zug, d. h. als derselbe bereits im Gange war. Der Mensch wolle trotzdem noch einsteigen, woran er aber von dem Zugmeister verhindert wurde. Er­bost darüber, nahm der Unverschämte seinen Rohrstock und versetzte dem Zugmeister derart Streiche über den Kopf, daß derselbe in ärztliche Behand­lung genommen werden und die Führung des Zuges einem Stellvertreter übertragen werden mußte.

Göppingen, 3. Dez. Gestern Morgen wollte der 24 jährige, le­dige Bauer Joh. Gg. Ziegler von Faurndau vier Maurer, welche seither bei dem Fabrikban der HH. Beck's Söhne beschäftigt gewesen und im Be­griff waren, in ihre Heimat, Böhmen, zurückzukehren, auf den ersten Zug nach Lorch führen. Zwischen dem Krettenhof und Wäschebeuren scheute in der Dunkelheit das eine Pferd und drängte das andere über den Rand des Sträßchens. Das in raschem Laufe begriffene Fuhrwerk überstürzte den Rain hinunter. Der Fuhrmann erlitt so schwere Beschädigungen, daß er todt auf dem Platze blieb; die Maurer kamen mit geringen Verletzungen davon.

Leutkirch, 4. Dez. Wie die Untersuchung ergeben hat, so ist der kürzlich in dem Wohn- und Oekonomiegebäude des Bauern Wild in Iller- bach ausgebrochene Brand durch zwei Nachbarskiuder verursacht worden, welche in einem Holzschopf, der zur Zeit mit Stroh angefüllt war, ein Feuerle

machen wollten. Der Schaden an Immobilien beträgt 0000 -M, an Mo­bilien ca. 9000 In dem benachbarten Aichstetten entdeckte der in der

Krone beschäftigte Knecht, als er ein Pferd in den Stall verbringen wollte, in der Scheune Feuer, das ohne Zweifel in Selbstentzündung des Oehnü des seinen Ursprung hatte. Es gelang der sofort anrückeuden Feuerwehr den Brand zu löschen, ehe er weitere Ausdehnung annehmcn konnte. Heute fällt den ganzen Tag reichlich Schnee, so daß die nach Hunderten zu zählenden Chaischen der den heutigen Markt besuchenden Allgäuer Bauern alle Mühe hatten, wieder nach Haus zu kommen. Das ungünstige Wetter that dem Markte bedeutenden Eintrag. Die Bewohner der massenhaft zerstreuten Höfe in der Gegend haben sich veranlaßt gefunden, mehr als sonst Vorkehrungen zu treffen, um gegen etwa eindringende Strolche ge­schützt zu sein. Die Nachfrage nach starken Hunden ist ziemlich groß. Manches Haus erfreut sich auch einer Schießwaffe. Seit dem Eintritt der rauheren Jahreszeit hat der Zuzug beschäftigungslos Herumziehender sehr zugenommen.

B e r m ischtes.

Auf der Insel Jschia sind am Abend des 29. Nov. wieder mehrere Erdstöße verspürt worden und die Temperatur der wannen Quellen hat um mehrere Grade zugenommen.

Die n e u e st e B l ü t h e des a m e r i k a n i s ch e n N e c l a m e - h umor s. Eine amerikanische Firma in Portland empfiehlt ihre künstlichen feuersicher imprägnirten Nasen durch folgende Erzählung. Ein Herr, dn nach Verlust seiner eigenen eine künstliche Nase aus unserer Fabrik entnom­men halte, verbrannte bald darauf in der Weise, daß von ihm nur höchst geringe Ueberreste blieben. Zu diesen gehörte aber auch die vollständig er­haltene Nase, auf deren Scheidewand er seinen Namen eingetragen hatte. Mittelst der Nase konnte er recognoscirt werden, was, da er ein bedeutendes Vermögen hinterließ, für die Hinterbliebenen von größter Wichtigkeit war. Diese Kunstnase war gefertigt bei M. Schneider und Comp, in Baltimore.

Eine weite Aussicht.Ihr habt eine weite Aussicht von diesen Bergen", sagte ein Engländer zu einem Schäfer in einer abgelegenen Gegend von Aberdeenshire.Das ist wahr", antwortete der Angeredete.

Ihr könnt Amerika von hier aus sehen", fuhr der Reisende fort. Oh, noch viel weiter", entgegnete der Schäfer.Wie ist das möglich?"

Ja, wenn der Nebel sich verzieht, kann man sogar den Mond sehen."

Höflich und aufrichtig.Nun, was halten Sie denn von dem Herrn von Klemm ?"O das ist ein sehr höflicher und aufrichtiger Mann!"Diese beiden Eigenschaften hält' ich nicht zugleich bei ihm gesucht!" Nun ja, zu gleicher Zeit zeigte er sie auch nicht, sondern er ist höflich ins Gesicht und aufrichtig hinter dem Rücken!"

Wir nahmen bereits vor Kurzem Veranlassung auf einen hübsch ausgestatteten, reich illustrirten Katalog hingewiesen, der gewiß Jedem, welcher Weihnachts- und sonstige Gelegenheitsgeschenke zu machen hat willkommen sein wird. Die Leipziger Lehrmittel-Anstalt von 0r. Oskar Schneider in Leipzig, Schulstraße 6, versendet einen solchen gratis an jeden Interessenten und zwar in zwei Ausgaben, a: Verzeichniß von Geschenken für Kinder bis zu 7 Jahren und b. mit Verzeichniß von solchen für Kinder von 8 Jahren an und für Erwachsene. Nützliche und unterhaltende Gegen­stände sind die besten Festgaben und diese findet man in besagtem Katalog in reicher Auswahl und zu soliden Preisen.

HellvL'selrv Hpivlvverlrs.

Die mannigfachen Gebiete der Kunst, Mechanik und Industrie haben in ihrer Tota­lität keinen zweiten Gegenstand aufzuweisen, welcher sich so vortrefflich als sinniges Weih­nachtsgeschenk eignet, wie diese als vollendet anerkannten Hell er'scheu Spiel­werke, welche auf allen Ausstellungen, zuletzt inMelbourne 188t" und in Zürich 1 883" mit den ersten Preisen gekrönt wurden.

Es giebt keine Beziehungen noch so zarter Natur, daß nicht ein Heller'scheS Spielwerk im Sinne des Wortes das passendste Weihnachtsgeschenk Ware. ! Wo Werthzegenstände das Zartgefühl verletzen, Nutzobjekte die Empfindlichkeit reizen, da i «gnct sich das Spiel werk in vorzüglichster Weise. Ja aller Welt wird ein solches willkommen sein; denn wer auf Erden hat keine Stunden der Vereinsamung, in welchen ihn jenes Gefühl von Wehmulh oder Verbitterung übcrkommt, das manWeltschmerz" nennt; und wem ist Musik diese Univcrsalsprache aller Herzen in solchen. Stunden nicht Trösterin nicht Zcitverkürzcrin! ? Ein solches Werk ist auch jenen Personen nicht warm genug zu empfehlen, welche Lebensstellung, Krankheit, Verwaisung u. s. w. zur Einsamkeit verurlheilen. Es bietet Zerstreuung und Genuß, umsomehr als der Fabri­kant mit feinem Geschmacke das Repertoire jedes einzelnen Werkes zusammenstellt. Die populärsten und besten Tonstücke aus Llteru uud neuesten Operetten, die modernsten Kom­positionen aus dem Gebiete der Tanzmusik, die beliebtesten Lieder der hervorragendsten Tondichter werden in correctester Weise von den Heller'schen Werken zu Gehör gebracht

Für Hotels, Restaurants, Konditoreien u. s. w. giebt es keine einfache» und sichere Anziehungskraft als solch ein Spielwerk. Wie uns von den verschiedensten Seiten bestätigt wird, haven sich die Einnahmen solcher Etablissements durch die An- schasjung eines Spielwerkes geradezu verdoppelt; darum jenen Wirthen und Ge­schäftsinhabern, die noch nicht im Besitze eines Spielwerkes sind, nicht dringend ge­nug anempfohlcn werden kann, sich dieser alö so sicher sich erweisende» Zugkraft ohne Zögern zu bedienen; auf Wunsch werden ZahlungSerlcichtcrungen gewährt.

Den Herren Geistlichen, welche ans Rücksichten für ihren Stand, oder der Ent­fernung wegen Concerten u. j. w. nicht beiwohnen können, bereitet solch ein Kunstwerk den schönsten und dauerndsten Genuß.

Diesen Winter kommen 100 der besten Werke, im Betrage von Francs 20,OM, als Prämien zur Verthcilung, und kann selbst der Käufer einer kleinen Spieldose dadurch ur den Besitz eines großen Wenkes gelangen, da aus je Fra»cs 25 ein Prämienschein ent­fällt. Reichhaltige illustrirte Preislisten nebst Plan werden auf Verlangen franco zuge- sandt. Wir rathen, selbst die kleinste Bestellung direkt an die Fabrik in Bern zu richten, da dieselbe außer in Nizza nirgends Niederlagen hält, und vielfach fremde Fabrikate als ächt Hellcr'schc angepriesen werden. Jedes Werk trägt, was wohl zu beachten ist, den Namen des Fabrikanten I. H. Heller, welcher auch Lieferant fast aller Höfe und Hoheiten ist-