Nach neueren Berichten sollten die Excesse in eine umfangreiche Juden­hetze ausarten. An Beamten und Israeliten gesandte Drohbriefe rc. ließen die Behörden darauf schließen und machten es zur Pflicht, Vorsichtsmaßre­geln ;n ergreifen und mit aller Strenge vorzugehen. Deshalb und mit Rücksicht auf das Gerücht, die Unruhestifter erhielten Zuzug vom Lande her, wurde auch das Bataillon 79, zur.Zeit auf dem Waffenplatz Herisau, nach St. Gallen beordert, sowie eine Sektion Kavallerie etnberufen. Der Ge­meinderath hat eine zweite Proklamation an die Bürger erlaffen. Seit letzten Donnerstag ist übrigens nichts mehr von Bedeutung vorgefallen.

Amerika.

Der Massenexport von Irländern nach den Vereinigten Staa­ten mit Unterstützung der englischen Regierung hat den Widerstand der Amerikaner gegen diese Ueberflutung durchBesitzlose" herausgefordert. Die Kommission für das Auswanderungswesen in Newyork hat gestern mehrere Beschlüsse gefaßt, welche dahin gehen, die Landung armer irischer Auswanderer in Amerika zu verhindern. Die Kommission schlägt vor, die­jenigen Auswanderer^ für welche die englische Regierung die Reisekosten be­zahlt hat, wieder zurückzuschicken.

Im Gebiete des unteren Missouri und des Mississippi haben Ueber- schwemmungen stattgefunden, weite Flächen befinden sich unter Wasser, die Ernte ist zum Theil vernichtet.

Tages - Neuigkeiten.

Enzthal-Fünfbronn, OA. Nagold, 27. Juni. Am letzten Sonntag haben wir von unserem Landtagsabgeordneten Regierungsdirektor v. Lu; einen Besuch erhalten. Nachdem derselbe die zahlreich versammelten Wähler degrüßt und über seine Thätigkeit, sowie die Verhandlungen in dem letzten Landtag, Vortrag gehalten, erklärte sich der Herr Abgeordnete bereit, etwaige Wünsche entgegen zu nehmen. Ein Wähler dankte im Namen der anderen mr den Besuch, hob die ersprießliche Thätigkeit des Landtagsabge­ordneten hervor und toastirte auf das Wohl desselben, in welchen Toast die Wählerschaft von ganzem Herzen einstimmte.

u. 6. Stuttgart, 27. Juni. Der seit mehreren Wochen oft­mals wiederholt angekündigte Extrazug nach Berlin, den ein Hr. Tröster unternehmen wollte und von dem bestimmt versichert wurde, er sei gesichert, komm: nicht zu Stande, angeblich weil eine ganze Gesellschaft wieder abgesagt habe. Dagegen geht der von der hiesigen Schützengilde zum Landes­schießen nach Hall geplante Extrazug nach Hall am Sonntag früh be­stimmt ab.

Wie wir hören deutet Alles darauf hin, daß die am 4. Juli im Nillsschen Thiergarten stattfindende Amerikauerfeier großartig wird, indem auch viele auf dem europäischen Continent weilende Amerikaner extra deßhalb hieher kommen sollen.

U . 0. Stuttgart, 28. Juni. Wie wir hören, haben die vielen berechtigten Klagen gegen die hiesige Pferdebahngesellschaft dahin geführt, daß eine neue Gesellschaft sich gebildet hat, welche der seitherigen Gesellst ast die Aktien abkaufte, an deren Stelle treten und auf neuerer Grund­lage sich besser mit dem Publikum stellen will und so gewiß gute Geschäfte machen wird.

Bietigheim, 27. Juni. Die Heuernte ist im Allgemeinen okne große Störung vorübergegangen, da die Gluth der Sonne das Heugras rasch gedörrt hat; der Ertrag der Wiesen war nach Quantität und Qualität ein befriedigender. Die kurzen Regen, die manchmal Abends eintraten, sind den Brachgewächsen, Halmfrüchten und Kartoffeln, welche schön stehen, sehr nützlich gewesen. Die Traubenblüthe wird in wenigen Tagen ganz zu Ende gehen; sie entwickelte sich allerdings theilweise etwas langsam, doch scheint sie einen günstigen Verlauf genommen zu haben. Die Weinberge versprechen einen ziemlich reichen Ertrag, ebenso die Obstbäume. Auf dem heutigen Wochenmarkt wurden viele Kirschen zum Verkauf gebracht, das Psd. Kirschen kostete 1214 D, je nach Qualität.

Dlaubeuren, 27. Juli. Gestern Vormittag ist unsere Feuerwehr nach Wslündiger Abwesenheit von Asch zurückgekommen, ziemlich müde und erschovtt von der Anstrengung und der großen Hitze der Brandstellen. Ohne

Währung eines ferneren unbestimmten Urlaubes. Das Jndividum, dessen Spuren ich folge, ist meiner Ansicht nach des in Rede stehenden Verbrechens nicht minder dringend verdächtig, wie der bereits gefänglich Eingezogene.

Georg Sternberg, auf SchiffAdviser" nach Kopenhagen."

Ervediren Sie diese Depesche sofort und geben Sie Ihrem Vorge­setzten Kenntniß von dem Inhalt," beorderte er dann den Anderen,Sie begreifen wohl, daß ich keine Minute Zeit zu verlieren habe."

Der Polizeibeamte verbeugte sich und verließ das Schiff. Die Glocke läutete zum dritten Male. Unten im Maschinenraum begannen die blanken Stahlheber zu arbeiten. Ein mächtiges Stoßen, Brausen und Pfuffen ver- rieth, vaß der Koloß die aufschäumende Wasserfläche zu durchschneiden begann.

Sternberg trat noch einmal in die zweite Kajüte. Noch immer lag der Matrose auf seinem Platz, in festen Schlaf versunken. Leise näherte sich ihm der junge Beamte, in dessen Zügen die ganze Spannung eines gewagten Entschlusses lag, und rüttelte in derb bei den Schultern.

Heda, guter Freund!" rief er mit lauter Stimme.

Der Schiffer sprang auf die Beine, riß die Augen verwundert auf und fragte unwirsch:Na, was soll's?"

Die Frau Posträthin Elsbert schickt mich zu Euch und läßt Euch fragen, ob Ihr nicht wißt, wo ihre Papiere hingekommen sind?"

Der Bursche starrte den Frager mit offenem Munde an. Seine Züge drückten halb Erstaunen, halb Spott aus?Was wollt Ihr eigentlich? Ich kenne keine Posträthin Elsbert!" erwiderte er.

die musterhafte Organisation der Albfeuerwehren, die auch bei diesem Brande ruhig und sicher arbeiteten, und ohne die Wasserversorgung wäre wohl das ganze Dorf verloren gewesen, da ein heftiger Ostwind die Flamme anfachte und vorwärts trieb. Anfangs waren die Hydranten unzugänglich, die zwi­schen den brennenden Häuserreihen lagen; nun wurde mit Gülle gelöscht, bis die Schläuche an die entfernteren Hydranten reichten. Um einzelne Häuser wurde lange und hart gekämpft. Manche beim Retten eifrig Thätige sahen plötzlich auch ihre eigenen Häuser in Flammen stehen, mit solcher Geschwin­digkeit verbreitete sich das Feuer. Die Mehrzahl der 56 Gebäude bildet einen großen Trümmerhaufen. An der Wegräumung der Schuttes, aus dem noch hie und da Flammen Hervorbrechen, wird emsig gearbeitet. Aus der Umgegend kommen so viel Leute, um die Brandstätte zu sehen, daß in den dortigen Wirthshäusern theilweise weder ein Platz noch ein Trunk zu bekommen ist. Für die unbemittelten Beschädigten werden Gaben ersammelt. So haben gestern die hiesigen Bäcker als ihre Beisteuer Brod geliefert, das sehr willkommen war und sogleich vertheilt wurde. Der verunglück Feuerwehrmann darf völlige Wiederherstellung hoffen.

Ehingen, 27. Juni. Gestern wurde die alte 87jährige Jungfer Genovefa Obermaier zur Erde bestattet, welche ihr Leben in gar ai- sonderlicher Weise zubrachte. Unter dem NamenWurstvef" bekannt, beM sie bis ins höhere Alter einen Fischwursthandel und hausirte im strengsten Winter in Stadt und Land mit ihrer Waare von Haus zu Haus. Neben dem Handel scheute sie sich auch nicht zu betteln und erweichte durch dürftige Kleidung und anscheinende Armuth wohlwollende Herzen. Es war bekannt, daß sie wohl bemittelt war, aber dennoch entbehrte sie selbst aus Geiz fast das Nöthigste für Lebensunterhalt, und wenn ihr Jemand etwas schenkte, nahm sie es mit Dank an. Für die Kirche aber war sie freigebig in hohem Maße, und unsere Stadtpfarrkirche schmücken ihre Stiftungen in werthvollen Altären und Paramenten. Bei der Obsignation fanden sich 15,000 in Lumpen eingehüllt vor, nebst weiteren 80,000 -^4 in Pfandscheinen. 26 lachende Erben folgten ihrem Sarge.

Urach, 26. Juni. Die Anmeldungen zu der am nächsten Samstag den 30. Juni hier stattftndenden Pferdeprämirung sind gestern ge­schlossen worden und an die Landgestütskommission abgegangen. Dieselben sind sehr zahlreich, denn es sind 66 Zuchtstuten mit Saugfohlen und 85 ältere Fohlen angemeldet. Bei der Sorgfalt, welche namentlich auf der be­nachbarten Alb der Pferdezucht gewidmet wird, ist zu erwarten, daß nicht nur die Zahl, sondern auch die Qualität bei der Prämirung vorgeführten Pferde eine hervorragende sein wird. Pserdezüchter wie Pferdeliebhaber werden daher gewiß befriedigt sein, wenn sie der Vorführung und Muster­ung der konkurrirenden Pferde anwohnen. Noch mehr Interesse verleiht dieser Prämirung die am Tage darauf auf dem Gestütshof Marbach veran­staltete Gestütsparade, wobei auf dem (in der Nähe der Straße von Mün- fingen nach Marbach gelegenen) Sommerstall sämmtliche Mutterstuten des Stammgestüts mit ihren Saug- und Absatzfohlen und auf dem GeMchvj Marbach selbst ungefähr 70 Landbeschäler und je ein Dutzend Fohlen der verschiedenen Altersklassen vorgeführt werden. Die Benützung dieser Gelegen­heit, das bei seiner Abgelegenheit und Vertheilung auf verschiedene Höfe weniger bekannte Landgestüt genauer kennen zu lernen, möchten wir nament­lich den landwirthschaftlichen Vereinen solcher Gegenden, wo Pferdezucht be­trieben wird, empfehlen. Die Gelegenheit, die Pferde einzeln und im Gang zu sehen, wie bei dieser Vorführung, hat man in diesem Umfange bei sonst­igem Besuche der Gestütshofe nicht. Der Besuch der Gestütsparade von Urach aus ist sehr erleichtert, indem zu billigen Preisen Wagen zur Hin- und Rückfahrt zur Verfügung stehen. Die Rückkehr nach Urach erfolgt so zeitig, daß der Abendzug von dort nach Metzingen noch benützt werden kann.

London, 26. Juni. Gestern haben heftige Gewitter in verschiedenen Theilen Englands gewüthet und der Blitz hat viele Personen getödtet. Aus Cornwall und Devonshire werden starke Erdstöße gemeldet.

Barr, 25. Juni. Ein gräßliches Unglück hat eine hiesige Bürgers­familie in Trauer versetzt. Der Sohn des Bürgers Kuhn war nach Paris gereist, um eine Stelle als Barbier anzutreten. Unterwegs lehnte sich der junge Mann während der Eisenbahnfahrt aus dem Wagenfenster heraus. Er muß sich dabei wohl sehr weit vorgebeugt haben, denn ein vorbeifahrender

Nicht?" fuhr Sternberg fort und sah dem Andern scharf und drohend in die Augen.Seid Ihr nicht mit jener Dame geregt?"

Pah Laßt mich in Ruh!" polterte jetzt der Schiffer.Wenn Ihr weiter nichts wolltet darum brauchtet Ihr mich nicht aus meinem besten Schlafe aufzustören."

Das Lächeln, welches bei diesen Worten in Sternberg's Züge getreten war, verschwand wieder, als er wahrnahm, wie der Andere sich mit der größten Gemüthlichkeit auf der Bank ausstreckte und nach einigem Brumms wieder einschlief.

Ein kalter Schauder überlief den jungen Beamten. Er zog das Tele­gramm hervor und las es noch einmal aufmerksam durch.Wenn ich mich doch getäuscht hätte? Es wäre entsetzlich."

Seine forschenden Augen verschlangen jede Bewegung des Schläfers. Die gleichmäßigen Athemzüge, die feste Verschlossenheit der Lider, das ruhige Heben und Senken der Brust verriethen nur zu deutlich, daß der Schlaf ein natürlicher und in keiner Weise geheuchelter war.

Wirre Gedanken durchkreuzten Sternbergs Hirn. Wenn er sich irrte, war es mit einer glücklichen Amtscarriöre für längere Zeit vorbei. Die Ermittlung des Mörders war ja sozusagen sein Debüt. Nach dem Ausfall dieser Untersuchung würden die Vorgesetzten ihn beurtheilen. In welchem lächerlichen Lichte mußte er erscheinen, wenn er einem durchaus fremden un- betheiligten Menschen nachreiste und ihn des Mordes beschuldigte?

(Fortsetzung folgt.)