58. Jahrgang.

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Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag.

Die Einrückungsgebühr betrügt 9 H für die vier- fpaltige Zeile oder deren Raum.

Donnerstag, den 10. Mai L88L

Abonnementspreis halbjährlich 1 »4L 80 <), durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 L, sonst in ganz

Württemberg 2 70 L.

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Calw.

Bekanntmachung.

Nachdem unter dem Rindvieh des

Friedrich Pfrommer, Schuhmachers und Martin Hebel, Webers in Röthenbach die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen ist, wird dieß hiemit zur öffent­lichen Kenntniß gebracht.

Den 8. Mai 1883. K. Oberamt.

Flaxland.

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich.

Reichstag. Sitzung Montag 7. Mai. Präsident v. Levetzow eröffnet die Sitzung um 12>/2 Uhr. Die Etatberathung wird fortgesetzt, nachoem der Konsularvertrag mit Serbien und der Schiffahrtsvertrag mit Mexiko in erster und zweiter Berathung unverändert genehmigt worden waren. Abg. Frhr. Langwerth von Simmern (Centr.) erkennt in dem Etat deutlich ein Durchblicken zweijähriger Etatsperioden und damit eine Einschränkung der Volksrechte. Ein Hort der Freiheit des Volkes wird allein das förderative Prinzip sein und bleiben. Abg. Richter-Hagen: Die Regierung sucht mit Hartnäckigkeit immer wieder die Vorlagen einzubrin- gen, die schon einmal zurückgewiesen sind. Dabei wird die Person des Mo­narchen in nie geahnter Weise in die Debatte gezogen. Es fehlen alle Vor­bedingungen, um einen Etat aufzustellen, so muß unter allen Umständen das Ernte-Resultat abgewartet werden. Wir werden dafür stimmen, den ganzen Etat an die Kommission zu verweisen, damit diese das erforderliche Material zur Prüfung desselben sammele. Minister Scholz: Verfassungsmäßige Bedenken stehen dem Etat nicht entgegen. Die Stellung der Krone ist bei uns eben die, daß in den Händen des Monarchen die oberste Leitung der Geschäfte ruht. Eine sogenannte parlamentarische Negierung führt zur Re­publik. Abgeordneter v. Kardorff: Es ist nach den Motiven unserer Geschäftsordnung zulässig, die erste Etatberathung vor einem beschlußunfähi­gen Hause zu führen, was ich, gegenüber den Versuchen des Abg. Richter von neulich, ausdrücklich hervorheben will. Ich bin Anhänger zweijähriger Etatsperioden, durch welche allein unsere Gesetzgebung entlastet werden kann. Abg. Rickert (Sez.): Eine Etatsaufstellung so lange Zeit voraus ist finanztechnisch unmöglich. Das Prinzip der parlamentarischen Regierung hat der Fürst v. Bismarck wiederholt anerkannt. Der Kaiser kann nicht Unrecht thun, und das ist ein Grundsatz, der zur Folge hat, daß die Person des Monarchen nicht in die Debatte gezogen werden sollte. Kriegsmin. Bron - sart v. Schellendorf: Wo es sich um die oberste Kommando-Gewalt

handelt, muß ich den Befehl Se. Majestät hier zur Kenntniß bringen. Gegen den Verdacht, mich hinter Sr. Majestät zu verstecken, schützt mich meine Eigenschaft als preußischer Offizier; wir schützen die Krone, aber wir ver- stecken uns nicht hinter ihr. Abg. Windhorst: Im Prinzip bin ich gegen zweijährige Etats, allein hier liegt eine Nothlage vor, es soll Zeit gewonnen werden, für die Herbstsession. Den Namen des Kaisers sollte man allerdings nicht so oft in die Debatte ziehen. Zwischen parlamentarischer Regierung und Konstitutionälismus ist doch ein großer Unterschied. Ich werde keiüe Volksrechte aufgeben, wenn ich mich bereit erkläre, an der Berathung des vorliegenden Etats Theil zu nehmen. Der ganze Etat wird hierauf mit 105 gegen 97 Stimmen an die Budgetkommifsion verwiesen. Nächste Sitzung Dienstag 11 Uhr. Holzzölle. Schluß 6 Uhr.

Berlin, 8. Mai. Die Reichstagsdebatten über die Holzzölle ver- anlaßten heute ein sehr volles Haus, da die Parteien Alles aufgeboten, um möglichst stark auf dem Platz zu erscheinen. Viele Abgeordnete hatten ihren Urlaub sogar zu diesem Behufs unterbrochen. Bis jetzt scheinen die Gegner der Holzzölle einige Stimmen Majorität zu haben.

Berlin, 8. Mast Der Reichstaglehnte die Holz­zollvorlage in zweiter Lesung mit 177 gegen 150 Stimmen ab. Telegr. d. F. I.

Die Herzogin Paul von Mecklenburg ist von einer Prinzessin glücklich entbunden worden.

Im Befinden des Reichskanzlers ist wieder eine ungünstige Wen­dung eingetreten, denn in den letzten Tagen haben sich wieder starke Schmer­zen eingestellt, so daß der Patient sich vor dem Sprechen hüten und auf die möglichst geringe Bewegung beschränken muß.

Der Generalseldmarschall Gras Moltke hat am Himmelfahrts- tage einen längeren Urlaub angetreten und sich in Begleitung seines Adju­tanten, des Hauptmann von Moltke vom Großen Generalstabe, zunächst nach der Schweiz begeben. Nach der Rückkehr von dort beabsichtigt der Feldmarschall einen längeren Aufenthalt auf seiner Besitzung Kreisau in Schlesien zu nehmen.

Tages - Neuigkeiten.

In Folge der vom 27. März bis 18. April d. I. vorgenommenen Werkmeisterprüfung ist zu Bekleidung der in H 1 der Ministerialverfügung vom 3. Dezember 1874 bezeichneten Stellen für befähigt erklärt worden und hat u. A. das PrädikatWerkmeister" erlangt: K ü m m e r l e, Mo- riz, von Calw.

>v. 0. Stuttgart, 7. Mai. Von unseren Landtagsabgeordneten sind einige sehr bedenklich erkrankt, darunter Frhr. v. Varnbüler, der in Gemmingen schwer krank darniederliegt, so daß seiner Tochter bereits nach Berlin telegraphirt worden ist, damit sich dieselbe, die Freifrau v. Spitzem- berg Wtwe., sofort an das Krankenlager des Vaters begebe. Frhr. von

Auctionstage von

>oll-Abtheilung.

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1883 .

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«e (Nachdruck verbolen.)

Der Sohn des Kberrvirlhs.

Kiminal-Nowelle von Karl Zastrow.

(Fortsetzung.)

Julius kam in Pension zuhonetten Leuten" in der Stadt. Er lernte und studirte mit dem ganzen Eifer eines wissensdurstigen Knaben und setzte durch seine reißenden Fortschritte sämmtliche Lehrer in Erstaunen. Wieder rückten die Professoren dem Eberwirthe zu Leibe, ihn dringend beschwörend, einen so eminenten Geist der Wissenschaft zu erhalten.

Einmal, an einem Hundsferientage, war die gesammte Schuldeputation gekommen, hatte sich vor dem Hause unter den drei gewaltigen Eichen auf Stühlen und Bänken niedergelassen und war nun bei einigen Gläsern Bier auf den Eberwirth mit Bitten und Vorstellungen losgegangen. Dieser hatte die Herren eine geraume Zeit lang schwatzen lassen, und erst als sie ihn zu dem Versprechen, den Julius studiren zu lassen, förmlich zwingen wollten, hatte er in sarkastischem Tone die Frage aufgeworfen:

Was soll der Junge denn eigentlich studiren?"

Was er will", hatte man ihm hoffnungsfroh geantwortet,Theologie, Jurisprudenz, Medicin oder Philologie, eines ist so gut wie's andere.- Er wird in jeder Wissenschaft eine Größe werden."

Ich will's Ihnen besser sagen, meine Herren!" war es rauh und

sarkastisch von den Lippen des Alten in den Schwarm hineingedonnert' Die Brauerei soll er studiren! ein gutes Glas Bier soll er brauen lernen, damit die Leute richtige Lebensweisheit und richtigen Verstand in die Köpfe kriegen. Aber den Leuten von der Kanzel oder vom Katheder herab Him­melreich oder Hölle in Aussicht stellen, sie auf eine feine Weise um ihr gutes Recht betrügen oder sie auf gute Manier in das Jenseits befördern nein! das soll er nicht!"

Die kernige Rede war mit allgemeinem Achselzucken und bedenklichem Schweigen ausgenommen worden. Joachims Renome in Betreff seiner Grob­heit hatte sich um einige Oktaven gehoben."

Man gab es aus, den Starrsinn des Alten zu bekämpfen, der im Ausschank von Bier und Wein und im Beherbergen von Reisenden den ersten Beruf der Welt sah.

Nach zurückgelegtem vierzehnten Lebensjahre sollte Julius im Geschäft des Vaters Mitwirken und nun begannen die Konflikte in der Familie. Ju­lius erklärte dem Vater unumwunden, daß,er gar nicht daran denke, den braunen Eber dereinst zu .übernehmen. Er halte es mit der Wissenschaft und dieser werde er treu bleiben bis zum letzten Hauch seines Lebens.

Was wollte der Vater machen? Die Mutter, die gesammten übrigen Verwandten der Berklitze und sämmtliche Rektoren und Professoren standen auf der Seite des Sohnes. Dieser hatte die Ober-Sekunda absolvirt. Er erklärte dem Vater mit unerschütterlicher Ruhe, daß er sich die Mittel zu seiner ferneren Fortbildung durch Ertheilung von Unterricht zu verschaffen wissen werde, daß es sein Lieblingsplan sei, den ärztlichen Beruf zu verfolgen.

Die Sache endete damit, daß Julius den Besuch des Gymnasiums