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Calw.
Bekanntmachung, betr. die Einführung der Dezimaltheilung bei dem Papierhandel.
Zu Folge Ministerial - Erlasses vom 27. v. M. (Amtsblatt S. 55) werden die Gemeindebehörden veranlaßt, künftighin bei Bestellung von Papier das Ries zu 1000 Bogen als Einheit zu Grunde zu legen.
Den 29. März 1883.
K. Oberamt.
__ Fla^land.
Calw.
Bekanntmachung,
betr. die portopflichtige Correspondeuz zwischen Wnrttembergischeu nud Schweizerischen Behörden.
Nachstehender Erlaß wird hiemit den Gemeinde-, Amtskörperschafts-, Stiftungs- rc. Behörden zur genauen Nachachtung bekannt gegeben:
Den 29. März 1883.
K. Oberamt. Flaxland.
Erlaß äer Ministerium« äer Innern an sämmtliche Lestöräen äer D epartement» äer Innern, betressenä äi« portopflichtige Korresponäeaz zwischen Württemberg»- sehen unä schweizerischen Aestöräen.
Nachdem zur Kenntniß des Ministeriums gekommen ist, daß die mit der Schweiz bestehende Konvention über Behandlung der portopflichtigen Korrespondenz zwischen Württembergischen und Schweizerischen Behörden, wonach
1) portopflichtige Sendungen stets von der absendenden Behörde zu franki- ren sind,
2) bei Korrespondenz zwischen Behörden in Parteisachen die absendende Stelle das Porto auch in sülchen Fällen zu entrichten hat, in welchen die Pflicht zur Portozahlung einer im Gebiete der empfangenden Stelle befindlichen Partei obliegt, und
3) die empfangende Stelle zwar befugt ist, den Portobetrag von der Partei einzuziehen, jedoch von einer Erstattung desselben an die absendende Behörde des andern Staats bis auf Weiteres Abstand genommen werden soll, —
von den inländischen Behörden hie und da nicht befolgt wird, sieht man sich veranlaßt, sümmtlichen (Staats-, Gemeinde-, Amtskörperschafts-, Stiftungs- rc.) Behörden des Departements die pünktliche Einhaltung der Konvention einzuschärfen.
Die K. Bezirksämter werden beauftragt, gegenwärtigen Erlaß in den für amtliche Bekanntmachungen dienenden Bezirksblättern zur Veröffentlichung zu bringen.
Stuttgart, den 15. Mär; 1883.
K. Ministerium des Innern.
H ö l d e r.
Calw.
Theilweise Aushebung einer Floßsperre.
Zur Kenntniß der Betheiligten wird gebracht, daß die Flößerei auf der bad. Strecke der Enz vom 31. ds. Nits, an betrieben werden kann, während die Eröffnung der Floßstraße ans der Nagold erst Mitte April wird stattsinden können.
Den 28. März 1883.
K. Oberamt.
F l a x l an d.
Stuttgart, 28. Marz.
Wiedereröffnung des Landtags. 9. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Vorsitz des Präsidenten v. Hohl. Am Ministertisch: Sämmtliche Minister: Minister-Präsident v. Mittnacht, die Bkinister v. Renner, v. Geßler, v. Wundt, v. Hölder, v. Fab er.
Präsident v. Hohl eröffnet die Sitzung mit einer kurzen Ansprache, worin er zuerst die Mitglieder willkommen heißt und Mittheilung inacht über die
Einläufe während der Vertagung, besonders die Vorlagen der K. Staats- regierung, namentlich die zum Hauptgeschäft des gegenwärtigen Landtags, des Hauptfinanzetas pro 1883/85 gehörigen Gesetzesentwürfe über die Notariatssporteln und über Bestrafung der Kapitalsteuer- Defraudationen und daß solche an die einschlägigen Kommissionen gegeben worden seien, ebenso der gleichfalls hieher gehörige Gesetzesentwurf über die Beschaffung der Mittel zum Eisenbahnbau und über außerordentlichen Bedarf der Ei s e n b a h n e n, Poftenund Telegraphen. Er betonte sofort die Thätigkeit der Finanzkommission, die bereits den größten Theil ihrer Aufgabe erledigt habe und soweit vorgerückt sei, daß der Landtag selbst ohne Unterbrechung fortzuarbeiten vermöge. Der Hr. Präsident schätzt vorerst die Dauer des Landtags auf 2 Monate. Nachdem nun einige Urlaubsgesuche vorgebracht und genehmigt worden sind, werden die eingekommenen Wahlreklamationen verlesen; es sind die der Oberamtsbezirke Gaildorf, Rottenburg und Stuttgart. Unter den sonstigen zur Verlesung gekommenen Einläufen sind die bereits früher von uns erwähnten der Bierbrauer wegen der Malzsteuer und der Branntweinbrenner über die Branntweinsteuer. Der Abg. G ö z erstattet sofort den Bericht über die Stichwahl des Oberamtsbezirks Herrenberg, wo Morlok und Schürer in Frage standen und letzterer die Mehrheit erhielt. Seine Wahl wird für legirimirt erklärt und der neue Abgeordnete eingeführt und beeidigt. — Die Tagesordnung führt nun zur Berathung des Berichts der Finanzkommission über die Prüfung der Staatsfinanzverwaltung von 1879 80 und 1880/81 Berichterstatter von Hofacker. Es werden hierbei sämmtliche einzelne Kapitel beider Etatsjahre durchgegangen und außer einigen Anträgen über formelle Geschäftsbehandlung, Modifikationen in der Art der Rechnungsstellung, sowie einiger Anträge über Restvorbehalte im Wesentlichen nichts zu ermnern gefunden; auch die schon seit Jahren nie endgiltig gewesenen über außerordentliche Kriegsbedürfnisse, über das Retablissement der Armee und über das Retablissement des Armeematerials mit Bauten und Beschaffungen von Garnisonseinrichtungen, Aufbesserung der Militärpensionen und Bezügen der Friedensinvaliden, sind dabei zum Abschluß gebracht. Ausgesetzt wurden Beschlußfassungen a) über einen Restvorbehalt von 15,000 für Versetzung des Reithauses von Güterstein nach Offenhausen (Kap. 36, Landgestüt); 1») bezüglich der Nechnungsnachweise der beiden Etatsjahre zu Kap. 64, land- u. forstwirthschaftliches Institut in Hohenheim und o) hinsichtlich eines Restvorbehalts von 533,250 für eine neue Kunstschule. Hier hatte die Kommission die Anfrage an das Kultministerium gestellt, ob diese 533,250 nicht als heimgefallen zu erklären seien, weil durch die Vergrößerungs- und Neubauten anderer Kunstgebäude wohl als entbehrlich geworden. Das Kultministerium erklärte jedoch dies nicht thun zu können, da das Bedürfniß des Neubaues einer Kunstschule fortbestehe und demnächst eine Vorlage hierüber an den Landtag kommen werde. Im Uebrigen beschloß die Kammer den Nachweis der richtigen, der Verabschiedung angemessenen Verwendung der verwilligten Steuern in den Etats- jahren 1879/80 und 1880/81 für erbracht zu erkennen. Damit war per Gegenstand erledigt und die Sitzung geschlossen. Als Tagesordnung für die morgen um 10 Uhr beginnende Sitzung wurde festgesetzt: und zwar Berathung der Finanzkommissionsberichte 1) über die neuen Besoldungserhöhungen; 2) über N a t u r a 1 i en p r eis e und 3) über die Kapt. 98 bis 407 des Etats des Departement der Finanzen. Schließlich stellte noch Frhr. v. Wöllwarth eine Anfrage wegen des gleichzeitigen Tagens des Württemberg. Landtags mit dem deutschen Reichstage. Ministerpräsident v. Mittnacht würde das ebenso gerne eingeführt sehen; es lasse sich aber nicht gut machen, da der Geschäftsgang bei uns nicht wohl eine Aenderung zulassen werde.
10. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Am Ministertisch: Finanzminister v. Renner und Oberfinanzrath v. Mose r. Der Abg. Lenz beginnt die Berathungen über den Hauptfinanzetat mit einer allgemeinen Debatte, worin er sich über Verschiedenes, besonders für 2jährige Etats ausspricht, auch allerlei Bedenken laut werden läßt, die aber vom Berichterstatter v. Hofacker und vom Finanzminister v. Renner widerlegt werden. Schwarz spricht bei dieser Gelegenheit über indirekte Steuern, gegen welche er ist, Lang gegen Diäten und Reisekosten wird aber ebenfalls widerlegt und Egger für möglichste Sparsamkeit und gegen Besoldungserhöhungen
than habe. Ich wußte ja nicht, daß Sie in so sehr liebten. Ich tonnte ja nicht glauben, daß es Ihnen so bitterer Ernst sei. — Aber, — das sehen Sie ja wohl selbst, daß er nie wird der Ihre werden können — darum, gnädigste Gräfin — gönnen Sie mir mein Glück und — bitte — geben Sie mir mein Bild wieder!" und mit fast kindlich unschuldiger Zutraulichkeit näherte ne sich der Angeredeten, um aus deren willenlosen Händen das Bild zu nehmen und nach einem seligen Blick auf dasselbe an die vorige Stelle zurückzubringen.
Irma hatte das Haupt gesenkt, ihr Antlitz war starr und wie geistesabwesend zu Boden gerichtet — das klang alles so überzeugend, das Mädchen sprach mit solcher Zuversicht und mit so ungekünstelt warmem Ausdruck — es war zu viel auf einmal, sie konnte es nicht fassen. Wie ohnmächtig fiel sie auf ihrem Stuhl zurück, aber ihre Hand wehrte der schnell herbeieilenden Dame, naher zu kommen, sie bedurfte, sie wünschte deren Hilfe nicht.
„Lassen Sie mich allein! Bleibett Sie im Vorzimmer, wenn es nicht anders sein kann!" keuchte sie und mit demüthiger Miene, die Äugen in trauerndem Mitleid auf die junge Dame gerichtet, verließ jene das Zimmer. Irma sank zerschmettert in ihren Sessel zurück. —
„Meine schöne Herrin sollte nicht so sehr um einen Mann weinen, der es gar nicht verdient!" schwatzte am Abend beim Auskleiden die kleine, junge Zofe zu Irina, während sie deren prachtvolles Haar ordnete und unter einem weißen Nachthäubchen barg; „der Mann verdient es nicht und ich möchte eigentlich wissen, was er bei Fräulein Ilona zu thun hat. Er ist schon einmal des Abends zu ihr geschlichen, wo er doch weiß, wie streng ihm der
Eintritt in das Schloß untersagt ist, wenn er nicht von dem gnädigen Herrn gerufen wird; ich dächte nicht mehr an den bösen Menschen. Die vielen Thränen verderben Ihre ganze Schönheit und das ist der gar nicht werth."
Auch die selbstständigste und stolzeste Dame kann sich einer gewissen Vertraulichkeit mit dem einen oder anderen ihrer Dienstboten nicht enthalten; es kommen doch Augenblicke, in denen auch der verschlossenste sich als Mensch fühlt oder es treten Ereignisse ein, die, wenn sie in Gegenwart ungeordneter Personen geschehen, diesen ein gewisses Vorrecht ihren Herrschaften gegenüber einräumen und Jrma's Charakter war schon an sich nicht der Art, daß sie gegen ihre Umgebung schroff oder verschlossen hätte sein können. Die kleine treuherzige Zofe hatte halb durch Beobachtung, halb durch Gestündniß ihrer selbst noch jungen Herrin die Liebe derselben zu dem männlich schönen Verwalter herausgemerkt und was sie nicht wußte, derselben zu entlocken verstanden. Sie, die in den vertraulichsten Stunden um ihre Herrin war, hatte manchen einsamen Seufzer derselben mit angehört und manches tröstende Wort gesprochen. Sie durste auch jetzt es wagen, ihrer Herrin einen, wie sie meinte, nur vernünftigen und praktischen Rath zu geben.
Irma sah allerdings bleich und verhärmt aus. In wenigen Stunden hatte sich rin tiefer, schmerzlicher Zug in ihr Gesicht gegraben. Mit verschleiertem Auge blickte sie zu der treuen Dienerin empor; so mußte es wahr sein, was Ilona ihr gesagt, dieses Mädchen hatte sie noch nicht belogen.
(Fortsetzung folgt.)