Garten des Hotel Hermann zu Cannstatt aus seine erste Luftschiffahrt unter­nehmen will. Es ist dies der Zahntechniker und Kautschukstempelfabrikant Vogel, der beim Hiersein der Frau Securius den Entschluß faßte, sich selbst auch in der Luftschiffahrt zu versuchen. Er selbst war außer in dem bekannten Ballon csptik in Paris niemals in einem Luftschiff. Anfangs hatte er im Sinne, sich einen Ballon in Paris oder in Mühlhausen im Elsaß anfertigen zu lassen, es scheint ihm dies aber zu kostspielig gewesen zu sein, daher er den Stoff aus Mühlhausen kommen ließ und nun seit geraumer Zeit mit der Anfertigung des Ballons in Räumlichkeiten der Gewerbehalle sich beschäftigt. Er schnitt die einzelnen Theile zu, nähte sie mittelst einer Näh­maschine zusammen und ist jetzt soweit damit fertig, daß er am nächsten Samstag, Sonntag und Montag den Ballon in der Gewerbehalle ausstellen und den ersten Füllungs - Versuch damit machen wird. Wir wünschen seinem kühnen Unternehmen alles Glück.

VV. 6. Der >V. 6. wurde in den letzten Tagen durch die Bezeichnung desSchwäb. Wochenblatts" als sozialdemokratisch der Vorwurf der Denun- ciation gemacht. Hierüber ist nun dem Protector des gen. Blattes zu erklären, daß es nicht den geringsten Werth hat, ob dieses Blatt als ein sozialde­mokratisches oder als freisinniges bezeichnet wird. Wir haben es als solches ohne irgend welche Nebenabsicht bezeichnet, weil wir damit die Nachricht als den Hauptleiter der württ. Sozialdemokratie angehend, als authentisch von einem Gesinnungsgenoffen herkommend gekennzeichnet haben wollten, da der verantwortl. übrigens uns als sehr anständig bekannte Re­dakteur des Blattes Boßler sich selbst in öffentlicher Gerichtssitzung als Sozialdemokrat bekannt hat, weil das Blatt in der sozialistischen Genossen­schaftsdruckerei Dietz gedruckt wird und das Organ der sozialistischen Arbeiter­partei ist. Vorstehendes wird genügen, daß wir es für die Folge einfach Schwäb. Wochenblatt" zu nennen brauchen.

Stuttgart, 22. Februar. Ein vereiteltes Duell. An einem der letzten Tage sollte auf der Engenshöhe zwischen zwei jungen Leuten ein Pistolenduell ausgefochten werden. Veranlassung zu demselben hatte ein junger Backfisch auf einem Tanzstundenballe gegeben. Doch es kam nicht zu einem ernstlichen Kugelwechsel. Der eine Sekundant hatte aus der Schule geplaudert und eine Anzahl kräftiger Fäuste empfing die beiden Kampfhähne, als sie den Kampfplatz betraten. Die Lust zum Duelliren dürfte den beiden Heißspornen gründlich ausgetrieben worden sein.

Kaltenthal, 19. Febr. Der am 16. d. M. Morgens 2 Uhr hier im Hause des Taglöhners Joh. Jakob Götz von hier entstandene Brand sollte zur Entdeckung eines schweren Verbrechens führen. Nachdem Götz wegen Verdachts der Brandstiftung festgenommen, wurde gleichzeitig die Schadensabschätzung vorgenommen. Bei einer Ausgrabung des Kellers fand sich unmittelbar an der Kellertreppe der Leichnam des seit März 1881 vermißten israelitischen Handelsmannes Wertheimer von Breiten. Die Leiche war noch ganz bekleidet mit dem Hut auf dem Kopfe. Ein früheres .Haus des Götz ist im Jahre 1873 abgebrannt, ebenfalls unter nicht unver­dächtigen Umständen. So groß die Entrüstung über den Verbrecher ist, so »allgemein ist die Befriedigung darüber, daß die ungerechte Verdächtigung, welche seiner Zeit auf andere Personen geworfen worden, jetzt ihre vollstän­dige. Widerlegung gefunden hat! Die Ehefrau des verhafteten Götz hat sich in der verflossenen Nacht in ihrer Nebenkammer erhängt. Nach der Ver­haftung kam das Gespräch von Neuem darauf, daß Götz wegen Verdachts des Raubmords, begangen an Wertheimer, seiner Zeit verhaftet war. Der Landjäger von Vaihingen soll seit dieser Zeit Götz beobachtet und ge­beten haben, bei Abrüumung des abgebrannten Hauses nochmals das Haus genau zu untersuchen. Zuerst wurde von den Grabenden ein Stück Filz ge­funden, dann der noch ziemlich unversehrte Leichnam Wertheimers; die Ta­schen desselben waren geleert, dagegen war ihm seine Taschenuhr belassen. Die 3 Zeugen, welche beschworen, daß sie Wertheimer nach dem Tage, an welchem er bei Götz gewesen war, noch gesehen haben, sind wegen Verdachts des Meineids festgenommen worden. Weiter erfährt man: Der Brand des im I. 1879 neuerbauten Hauses des Götz in Kaltenthal war die Veran­lassung, den an Wertheimer verübten Mord, der von der Kriminalpolizei nie aus dem Auge gelassen wurde, auf's Neue einer Untersuchung zu unterziehen.

darin den deutlichen Willen der jungen Gräfin, von ihm nicht zu lassen, sondern ihre Liebe im steten Anblick des Bildes lebendig und stark erhalten zu können. Mit freudebebenden Händen schloß er sein Bild in ein Couvert, welches er Fräulein Ilona übergab, wobei er der, ihm sonst wenig zusagenden Dame für ihre vermittelnde Freundlichkeit so warm und innig dankte, daß diese die begeisterte Liebe für die Gräfin ganz übersah und in der festen Ueberzeugung sich entfernte, die überfließende Dankbarkeit des jungen, schönen Mannes sei mehr eine Huldigung gegen ihre persönlichen Vorzüge als ein wirklicher Ausdruck seiner Gefühle für die Gräfin gewesen und sie nahm sich vor, wenn die letztere erst nicht mehr auf dem Schlosse sein werde, diese Stimmung des Verwalters auszubeuten und ihn nicht allzulange schmachten zu lassen.

Graf Pokolkö führte übrigens mit der, seinem Wesen eigenen Kürze und Entschiedenheit seinen Plan aus und bestieg bereits acht Tage später mit seiner, die Thränen nur mit gewaltiger Anstrengung zurückhaltenden Tochter den Reisewagen, ohne zur allgemeinen Verwunderung der gesummten Domestiken auch nur einen einzigen Diener mitzunehmen. Es war ihm will­kommen, daß Gras Jrtvany in der ganzen Zeit auf einigen größeren Jagden abwesend war; so war er manchen Auseinandersetzungen enthoben und in die vollzogene Thatsache pflegt sich der Mensch dann eher zu finden. Am Tage der Abreise meldete er ihm dieselbe durch einen kurzen Brief.

Stumm saßen Vater und Tochter in dem Wagen neben einander. Ein starker Gewitterregen hatte die ausgefahrenen, ohnehin schlechten Wege noch unfahrbarer gemacht und so konnte der etwas schwere Reisewagen nur langsam vorwärts kommen. Der Graf sah verdrießlich durch die Scheiben und streckte seine riesige Gestalt, die in dem engen Coup« nur wenig Platz

Polizeiinspektor Kern begab sich nach Kaltenthal, um hier, unterstützt vom Stationskommandant Edel, den Keller, denn nur um diesen konnte es sich handeln, einer Revision zu unterziehen. Die genaue Nachforschung in dem Keller, in welchem nichts aufbewahrt war, als was hinein gehörte, ergab sogleich den Unterschied zwischen dem früheren und nun aufgegrabenem Boden; 1 m tief stieß man auf den Leichnam; er lag regelrecht ausgestreckt in der Grube mitten im Keller in der Verlängerung der Treppe, die Füße nach der letztem gekehrt. Nur über dem Haupte war ein Faßlager aufgestellt. Es ist die höchste Wahrscheinlichkeit, daß Wertheimer eine beträchtliche Summe Geldes bei sich führte; wollte er ja doch einen Kaltenthaler, der Güterzieler an ihn verkauft, ausbezahlen. Gerade dieser, der den Wertheimer erwartete, war es, der denselben bei Götz eintreten, unter der Stallthüre mit Götz sich lebhaft besprechen, aber das Haus nicht mehr verlassen sah. Wertheimer genoß eines sehr guten Rufes und er galt als ein Mann von großer Hu­manität; die Trauer um sein Verschwinden war eine aufrichtige. Aber es waren weitere Schritte unmöglich, nachdem vier Zeugen ausfindig gemacht worden, welche Tags nach seinem Verschwinden den Wertheimer in Vaihingen gesehen haben wollten. Inwieweit Götz sein Opfer nach Kaltenthal gelockt, ist zunächst nicht zu ermitteln. Wertheimer soll nach Aussage seiner Ver­wandten in Breiten einen anonymen Brief erhalten haben, daß mehrere seiner Schuldner, darunter auch Götz, sich nach Amerika flüchtig machen woll­ten. Diesen Brief trug W. unzweifelhaft bei sich; aber er ist und bleibt wie Alles, was er mit sich geführt (die Uhr ausgenommen), verschwunden. Wertheimer soll stets größere Summen bis zu 6- und 8000 ^ bei sich ge­führt haben. Götz hat in den letzen Jahren wenig gearbeitet, um so mehr aber getrunken. Von anderer Seite wird uns mitgetheilt: Die bis jetzt von den Zeitungen gebrachten Nachrichten sind großentheils unrichtig und alle zukünftigen mit großer Vorsicht aufzunehmen, da der Gang der Unter­suchung die Bekanntgabe der ermittelten Thatsachen jetzt noch nicht gestattet. Götz ist nicht nach Kaltenthal zur Konfrontation mit der Leiche gebracht wor­den und wird auch nicht dahin gebracht werden. Dagegen ist es richtig, daß die Vaihinger Bürger, welche eidlich bezeugt hatten, den Wertheimer nach dem Besuch bei Götz noch gesehen zn haben, verhaftet wurden; einer davon wurde aber heute Vormittag wieder entlassen. Ob Götz schon ein Geständ- niß abgelegt hat, ob ihm überhaupt schon Mittheilung über den Fund der Leiche gemacht wurde, kann zur Zeit noch nicht mitgetheilt werden (s. Vorseite.)

Ravensburg, 18. Februar. Der evangelische Kirchengesanverein gab heute unter der Leitung seines neuen Dirigenten, Oberlehrers Sattler sein Jahreskoncert, und zwar erstmals in der Turnhalle, da die Räumlich­keiten im Gasthof zum Lamm in den letzten Jahren für den zahlreichen Be­such sich als unzureichend erwiesen hatten. Das ehrenvollste Zeugniß, welches den vortrefflichen Leistungen des Vereins ausgestellt werden konnte, ist die Thatsache, daß auch die Turnhalle einschließlich der geräumigen Galerien für den großen Andrang des Publikums gerade noch zureichten. Chöre mit gemischten (etwa 60) Stimmen und Männer - Chöre wechselten mit Chören der oberen Mädchenklasse, mit Klavier- und Flöte-Vorträgen ab; das Publi­kum wurde nicht müde, bei jeder Nummer des glücklich gewählten Pro­gramms erneuten Beifall zu spenden. Ein Schüler-Chor (Abendglöcklein) mußte zur großen Erheiterung der jugendlichen Sängerschaar auf stürmisches Verlangen der Zuhörer claospo gesungen werden.

Letzten Samstag mußte der Lehrling des Metzgers Thomann in Jsny Fleisch zum Wirthe nach Eglofs tragen, welch Letzterer ihm dafür 22 einhändigte. Auf dem Heimwege wurde der Junge von einem Hand­werksburschen verfolgt und mit den Worten angefallen:Gib mir das Geld her oder ich schlag dich gleich todt." Allein der vom Lehrling mitgenommene Hund fiel sofort den Stromer an und brachte demselben am Arme bedeu­tende Verletzungen bei. Der Handwerksbursche nahm Reißaus und dürften die von der Verletzung herrührenden Blutspuren dazu beitragen, ihn in Bälde hinter Schloß und Riegel zu bringen.

New - Aork, 18. Jan. In Jeffersonville (Indiana) stürzte in Folge der furchtbaren Ueberschwemmung ein von den Wassern unterwühl- tes, großes Gebäude ein, in welchem sich zur Zeit, da das Unglück eintrat, dreihundert Obdachlose befanden. Zweihundert Personen wurden todt unter den Trümmern gefunden, gegen achtzig waren schwer verletzt.

hatte, während Irma sich fröstelnd in den ihre Kleider deckenden Reisemantel hüllte und von Zeit zu Zeit einen verstohlenen Blick nach dem in schweig­sames Brüten versunkenen Vater warf. Sie wagte nicht, ihn anzureden; seit ihrem Geständniß vor acht Tagen hatte sie ihn nur ein einziges Mal wieder gesehen und zwar für die wenigen Augenblicke, da er ihr mittheilte, daß sie morgen mit ihm eine Reise antreten werde. Welches der Grund dieser Reise sei, das erkannte auch sie sofort klar, aber über das Ziel und den Zweck zerbrach sie sich vergeblich den Kopf. Sollte sie nur kurze Zeit verreisen und in dieser Abwesenheit der Geliebte von dem Gute fortgeschickt werden? Wollte man sie auf längere Zeit trennen und sollte sie vielleicht die Rückkehr in die Heimat mit dem Verzicht auf die heiligsten Wünsche ihres Herzens erkaufen? Zweifel und Fragen der ängstlichen Art zermar­terten ihre Seele; sie kannte den gewaltsamen Sinn ihres Vaters zu gut, als daß sie nicht für den Geliebten das äußerste hätte befürchten müssen. Und was hatte er eigentlich über sie beschlossen? Wenn er schon einmal mit eigener Hand den Tod ihr hatte geben wollen, war es nicht möglich, daß er, fern von der Heimat noch einmal den Versuch dazu machte und dann sicherlich mit besserem Erfolge? Bisher hatte sie mit ihrem Vater trotz der rauhen Weise desselben ziemlich friedlich gelebt, denn Graf Pokolkö hatte eben seinem einzigen Kinde stets freien Willen gelassen nur in dem einen wo das Herz nicht den Geboten eines anderen zu folgen vermag, hatte er selbst zu bestimmen für gut befunden und gerade hier hatte sie seine Pläne durchkreuzt. Was auch seine Entschlüsse sein mochten freundlicher oder, auch nur milder Art waren dieselben keines Falls.

(Fortsetzung folgt.)