Nro. 17.
58. Jalc ng.
Amts- unä Intekklgenzbkatt für äen Aezirk.
Erscheint Dirnüag, Donnerstag und Samstag.
Die Einrückungsgebühr betrügt 9 L für die vier-
fpeütige Zeile »der deren Raum.
Abonnemcntspreis halbjährlich 1 ^ 80 L, durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 L, sonst in ganz
Württemberg 2 ^ 70 L.
Amtticke Aekanatmllckmngen.
Calw.
An die Ortsvorsteher.
Das nunmehr erschienene alphabetische Gesammtregister zum Ministerial- Amtsblatt (Amtsblatt S. 1) wird denjenigen Gemeinden, welche dasselbe bestellt haben, in den nächsten Tagen gebunden zugesandt werden.
Ebenso ist den Gemeinden, aus welchen Bestellungen eingekommen find, das Hauptregister zu den Jahrgängen 1871—1882 des Regierungsblatts zugesandt worden.
Die Kostenbeträge für beiderlei Anschaffungen wurden von der Amtspflege vorschußweise bezahlt und werden bei der Abrechnung mit den Gemeindepflegern den Gemeinden aufgerechnet werden, weßhalb für beiderlei Anschaffungen Geldbeträge weder hierher noch an die versendende Buchhandlund (E. Georg« in Calw) einzusenden sind.
Den 8. Febr. 1883.
K. Oberamt.
Flaxland.
Calw.
Marktverbot.
Die K. Regierung für den Schwarzwaldkreis hat durch Erlaß vom Heutigen wegen Umsichgreifens der Maul- und Klauenseuche die Abhaltung
des Rindvieh- und Schweinemarktes in Calw am 14. ds. Mts. verboten, was hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
Den 9. Febr. 1883.
K. Oberamt.
Trück, Amtm., A.-V.
Politische Nachrichten.
Deutsches Reich.
Reichstag. Sitzung Mittwoch 7. Febr. Der Präsident theilt mit, daß aus Amerika weitere Spenden für die Ueberschwemmten avisirt seien, darunter 50,000 Mark vom deutschen Hilfskomitö in New-Aork. Hierauf wird die Etatsberathung fortgesetzt. Der Antrag Grillen berger, die Position für die Beschwerdekommission für Ausführung des Sozialistengesetzes zu streichen, wird abgelehnt. Beim Etat der Reichsjustizverwaltung und des Reichsgerichts beantragt Braun, die erste Baurate für das Reichstagsgebäude von 500,000 Mark erst später zu bewilligen, wenn nach der Emanation des bürgerlichen Gesetzbuches sich übersehen lasse, wie der Geschäftskreis des Reichsgerichts sich gestalte. Bundeskommissar Meyer plaidirt für die sofortige Inangriffnahme des Neubaues, ebenso Stephani, Abgeordneter für Leipzig. Die erste Baurate wird genehmigt. — Beim Etat der Zölle und Verbrauchssteuern kommt Barth auf die Rede v. Min- nigerode'S bei der ersten Berathung des Etats zurück, v. Minnigerode entgegnet. Um 4'/, Uhr vertagt sich das Haus auf Donnerstag 12 Uhr.
Türkei.
— Aus Konstantinopel meldet ein Korr, des Standard: Etwa 2000 Weiber, meist Soldatenwittwen, stürmten am vorigen Mittwoch das Finanzmini st erium in Stambul und verlangten ungestüm die Auszahlung ihrer seit längerer Zeit rückständigen Pensionen. Da Zahlung nicht geleistet wurde, drangen die Frauen in das Amtszimmer des Ministers und überhäuften den unglücklichen Pascha mit Schmähungen aller Art.
Rußland.
Petersburg, 4. Febr. Für die K r ö nu n g s f e i e r ist folgendes Programm ausgegeben worden: Am 26. Februar alten Stils, als am Geburtstage des Kaisers, solennes Diner und Hofball; 2. März: Kirchliche Feier des Tages der Thronbesteigung, Hofdiner; 8. März: der Hofstaat wird nach Gatschina verlegt; 22. April: Das Kaiserpaar reist nach Moskau zur Einweihung der Erlöser-Kathedrale, während am 24. April der Hofstaat nach Peterhof übersiedelt; am 26. April erfolgt die Rückkehr nach Petersburg; am 8. Mai: Abreise des ganzen Hofstaates nach Moskau; 12. Mai: Herolde verkündigen die Krönung; 15. Mai: Salbung und Krönung; 16.-25. Mai: Drei Hofbälle. Nach einem weiteren Telegramm aus Petersburg berührte Giers in Wien die Krönung des Zars und suchte sich zu in- formiren, wer als Vertreter des Kaiserhauses zur Feierlichkeit kommen werde. Die offizielle Einladung sei bald bevorstehend.
8ckutz äer nationalen Arbeit.
Don George Kold.
(Fortsetzung.)
Nun sagt man aber, zu Gunsten Einzelner werden die Consumen- ten benachtheiligt.
Es ist in der That nicht abzusehen, wer diese Einzelnen sind, wenn man nicht die Fabrikdirektoren darunter verstehen will, denn die Gutsbesitzer, Gewerbsmeister sind doch nicht Einzelne, und Fabrikdirektoren erscheinen nur deßhalb als Einzelne, weil Deutschland leider wenig Fabriken hat.
Aber wie steht es denn mit der Bereicherung dieser Einzelnen? — Das kann man mit Sicherheit annehmen, daß jede Aktiengesellschaft ihren Direktor so billig als möglich zu bekommen sucht, und hat ein solcher einen relativ hohen Gehalt, so kann man mit derselben Sicherheit annehmen, daß man einen billigeren eben nicht hat haben können.
Es ist am Ende eine leicht verzeihliche weil alltägliche Schwäche der Menschen, wenn sie über diesen kleinen vermeintlichen Fehler den großen Werth eines Schutzzollsystems übersehen.
Das ist doch ganz und gar unwesentlich, was der Besitzer oder- der Direktor einer Fabrik verdient oder verliert, ob er reich wird oder arm, denn wenn er reich wird, so kann er doch immerhin nicht mehr verbrauchen, als ein Mensch oder eine Familie; aber die meisten werden nicht reich, sie werden höchstens wohlhabend, wenn sie sparsam sind, und im andern Falle werden sie nicht einmal das, und wie viele Fabrikbesitzer sind schon arm geworden!
Wesentlich aber ist die Anzahl Arbeiter, die unter diesem Direktor Beschäftigung findet, wesentlich ist der Arbeitslohn, den diese Arbeiter einnehmen und im Lande verzehren, während er ohne Schutzzölle in's Ausland geht.
Das ist das Wesen und der große Segen eines Schutzzoll-Sy st ems!
Deutschland könnte jährlich 2000 Mill. Centner Steinkohlen fördern und damit 350,000 Arbeiter mit 1 Mill. Familiengliedern ernähren; es könnte 100 Mill. Centner Roheisen produziren und damit 70,000 Arbeiter mit 200,000 Familiengliedern beschäftigen; denn Deutschland ist reich an Erzen und an Kohlen.
Ob dabei so und soviele Direktoren wohlhabend oder nicht wohlhabend werden, das ist gleichgültig, ob aber die 1 Million und 600,000 Menschen nur allein mit Kohlen und Eisen ernährt werden, ob diese jährlich 250 Mill. verdienen und im Lande verzehren, oder ob dieser Arbeitslohn für fremdes Eisen in's Ausland geht, ob die Erze und Kohlen in der Tiefe ruhen bleiben oder zu Nationalvermögen werden, das ist nicht gleichgültig.
Ein Zoll von 1 — für 100 Kilo Roheisen ist kein Schutzzoll, sondern ein Finanzzoll, er ermöglichet lediglich den bestehenden Kohlen- und Eisenwerken die Existenz, ruft aber neue nicht hervor. Trum muß er höher sein, damit die reichen Schätze, die in Deutschlands Erde ruhen, gehoben werden.
Wer ist denn der Consument, der unter einem höheren Zoll auf Eisen leiden würde ?
Da hört man Landwirthe sich beschweren, als ob sie überhaupt Eisenconsumenten wären. Wenn ein bedeutender Landwirth seinen jährlichen Bedarf an Hufeisen, Pflugschaaren, Wagenreifen rc. zusammenrechnet, so bringt er noch keine 20 Centner heraus, und wenn der Ctr. anstatt 50 P, 2. — Zoll zahlen würde, so würde das erst 30 ausmachen.'
Viel wichtiger ist es für den Landwirth, daß 1 Million und 600,000 Menschen Käufer für seine Products werden.
Der Arbeiter, der zu hohen Löhnen vollauf beschäftigt ist, ist ein ganz anderer Consument, als derjenige, der fechtend die Dörfer durchwandert.
Eisenconsument ist der Maschinenfabrikant, aber selbst ihn drückt ein Zoll von — 2. auf den Centner Roheisen gar nicht, denn eine Lokomotive z. B. wiegt ungefähr 600 Ctr. und kostet dann p. p. 30,000 —
Mit diesem Zoll würde sie eben dann 31,000 — kosten.
Aber wie lange denn? Mit einem Zoll von 2. — per Ctr. hätten wir in wenig Jahren eine so große Eisenindustrie, eine so große Concur- renz in Deutschland, daß wir die billigsten Eisenpreise hätten, die wir je gehabt haben.
Aber das Aufblühen von Kohlen- und Eisenindustrie würde gerade den Maschinenfabriken vollauf zu thun geben.
Deutschland hat heute 4 Mill. und 800,000 Spindeln und ernährt damit 56,000 Arbeiter mit 24 Drill. Arbeitslohn.
Wieviel dabei Besitzer oder Direktoren betheiligt sind, ist gleichgültig,