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Stimmen verworfen. Nächste Sitzung Donnerstag 12 Uhr. Tagesordnung: Fortsetzung der Etatberathung. Schluß 5'/^ Uhr.
Berlin, 1. Februar. (Privatdep. d. F. Journ.) Die Interpellation Sonnemann im Reichstage vom 1. Febr. in Sachen des Unglücks der Cimbria verlief im Sande. Sonnemann brachte absolut nichts vor, was der Besprechung werth gewesen wäre, sein Auftreten erwies sich als eine Popularitätshascherei, die es nicht scheute, ein so tief erschütterndes nationales Unglück für sich ausnützen zu wollen. Minister Scholz ließ in seiner Antwort deutlich genug durchblicken, daß man den Zweck der Interpellation durchschaue und einstimmig gieng das Haus auf seinen Wunsch ein, keine Discussion der Interpellation eintreten zu lassen.
England.
London, 30. Jan. Die Krisis in Frankreich wird von der hiesigen Presse angelegentlich erörtert und seit dem neuesten Ministerwechsel wird von dem tonangebenden Organe eine Kammerauflösung als das beste Mittel, den verfahrenen Karren der Republik aus dem Moraste der Ideenlosigkeit und Rechthaberei zu ziehen, befürwortet. Times ist ebenfalls für die Kammerauflösung, welche, wie sie erfährt, Präsident Grevy ernstlich im Schilde führt. Allein sie bezweifelt, ob selbst dann die Republik auf die Dauer sich werde halten können.
London, 31. Jan. Einem Telegr. aus Durban zufolge wurde Ketschwayo letzten Montag wieder als König des Zululandes eingesetzt. Shepstone verlas die Bedingungen der Wiedereinsetzung, welche die Unzufriedenheit mehrere Häuptlinge hervorriefen.
I-. 6. Die Vorgänge in Frankreich
auf deren Entwicklung gegenwärtig die ganze Welt mit athemloser Spannung hinblickt, sind für uns, als einem der Länder, in welchem eine allmähliche und vorlaute Demokratie den Anspruch auf leitende Stellung erhebt, in hohem Grade interessant und belehrend.
In Frankreich i st die bürgerliche Demokratie seit 12 Jahren in leitender Stellung. Was aber hat sie, so fragen wir, in dieser langen Zeit, da sie ein Besitzer der Macht und der Hilfsquellen eines großen, reichen Landes war, geleistet?
Sie hat, so lautet die nothgedrungene Antwort, lediglich ihre eigene Unfähigkeit in jeder Hinsicht erwiesen, unter ihren Händen hat das finanzielle Gedeihen Frankreichs einen gefährlichen Rückgang erlitten und sie selbst sieht sich jetzt in die Nothwendigkeit versetzt, mit Proscriptionen, mit Aechtung einzelner Personen bezw. ganzer Familien und deren Verbannung den Versuch zur Fristung ihrer Herrschaft zu machen.
Unsere württembergische Demokratie verfährt kein Haar anders und würde sich, wenn sie zur Macht gelangte, auch nicht in einem einzigen Zuge von ihrem widerwärtigen französischen Vorbilde unterscheiden.
Ihre Impotenz und strafbare Sorglosigkeit hat sie bei Leitung der Stuttgarter Volksbank genugsam an den Tag gelegt.
Ihre Neigung zur Proscription, zur Aechtung einzelner Personen und ganzer Stände (Adel, Beamte, Gemeindevorsteher, Lehrer rc.) hat sie während des Gottlob hinter uns liegenden Wahlkampfes unverhüllt dargethan. Es ist verführerisch, die Parallele weiter fortzusetzen. Doch widerstreben wir der Lockung, wollen vielmehr unfern Lesern im Kriege einen Ueberblick auf die gesetzgeberischen Maßnahmen ermöglichen, welche man in Frankreich für nöthig hält um die Republik vor den Anschlägen des Prätendenten sicher zu stellen.
In dieser Beziehung ist zuerst der mit großer Mehrheit von der Kammer für dringlich erklärte Antrag Floquet zu verzeichnen, der allen Mitgliedern der ehemaligen Herrscherfamilien des Landes den Aufenthalt in Frankreich und in den Kolonien untersagen will.
Die Regierung ihrerseits trat am 20. Jan. mit zwei Gesetzentwürfen ihrer Erfindung auf, deren erster, die vormaligen Herrscherfamilien betreffend, dem Präsidenten der Republik unter Zustimmung des Ministerraths das Recht geben soll, Prinzen, welche die Sicherheit des Staates zu gefährden scheinen, bei Vermeidung von 1—5-jähriger Gefängnißstrafe aus Frankreich auszuweisen; auch sollten solche Personen, wenn sie dem Heere angehören, in Disponibilität versetzt werden dürfen. — Der zweite Gesetz
entwurf schlägt vor, das Preßgesetz von 1881 abzuändern. Beschimpfung der Regierung der Republik soll mit Gefängniß und mit Geld oder mit einer von diesen Strafarten geahndet werden; desgleichen das Wegnehmen oder Beschädigen von Zeichen der republikanischen Regierung und auch das Ausstellen, Verkaufen und Vertheilen von allen Zeichen, welche geeignet sind, den Geist der Empörung zu verbreiten. Die Aburtheilung aller solcher Vergehen soll nicht vor Schwurgerichten, sondern vor den gewöhnlichen Gerichten stattfinden.
Das von der Mehrheit der Minister gebilligte Amendement Fabre zu diesem Regierungsvorschlag will in Art. 1: „Die Angehörigen der Familien, welche in Frankreich regiert haben, können weder ein Wahlmandat noch ein Civil- oder Militäramt ausüben." Im Uebrigen stimmt der Antrag Fabre mit der Regierungsvorlage überein.
Der Antrag Ballue endlich schlägt vor: Die Prinzen von Orleans sollen sofort aus den Heereslisten gestrichen werden. Auch für die Dringlichkeit dieses Antrags sprach sich dje Kammer mit größter Stimmenmehrheit aus.
Man darf nun in der That begierig sein, in welcher Weise die vorliegende hochernste Angelegenheit geordnet, namentlich aber, wie sich der Senat zu derselben stellen wird.
Tages-Neuigkeiten.
^V. 6. Stuttgart, 31. Jan. Ueber das Befinden I. K. H. der Frau Prinzessin Marie von Württemberg werden nun keine Bulletin mehr ausgegeben, da das Fieber gänzlich gewichen und die Hauptkrankheit an und für sich gehoben ist. Das Weitere ist jetzt noch Frage der Zeit, sowohl in Bezug auf die Zunahme der Kräfte als auch der Besserung des Zustandes der Lunge. Die Freude darüber, daß die verehrte Prinzessin und Wohlthäterin der Armen und Bedrängten wieder auf dem Wege entschiedener Genesung sich befindet, ist eine allgemeine.
— Diesen Abend hielt der Wirthsverein seine jährliche Generalversammlung, wobei auch mitgetheilt wurde, daß derselbe von seinem Guthaben bei der Volksbank von 2000 cM, bereits 20»/g von der Conkursinaffe ausbezahlt erhalten habe.
— Für das Hotel Hermann-Achtel st etter in Cannstatt ist außer dem beim ersten Aufstreich vom frühern Besitzer Hermann gemachten Angebot von 200,000 noch ein weiterer Liebhaber oder deren 2 für den nächsten Aufstreich vorhanden. Man bezeichnet als solche den Bruder Achtel- stetters und einem reichen Würzburger, welch letzterer baar bezahlen wolle.
Horb, 30. Jan. Durch einen Landjäger wurde heute der in weiten Kreisen bekannte Hofhändler Max Hirschfelder von Rexingen in das hiesige Amtsgerichts - Gefängniß gebracht, um morgen an das Amtsgericht Nagold abgeliefert zu werden, von welcher Stelle der Verhaftsbefehl wegen Betrugs ausgieng. Als Hofhändler scheint dieser Mann prächtige Geschäfte gemacht zu haben, denn bei seiner Verheirathung betrug sein Vermögen sammt demjenigen seiner Frau 10,000 Gulden, im vorigen Jahre fatirte der ehrliche Mann 80,000 Mark, wurde trotzdem aber noch wegen Kapitalsteuer-Defraudation zu 16,000 Mark Strafe verurtheilt.
Mühlhausen, 30. Jan. Ein Leich enbegräbniß seltenster Art durchzog vor 2 Tagen unsere Stadt. Ein altes Ehepaar wurde zu gleicher Stunde begraben. Die 80jährige Frau starb nach längerer Krankheit und der 84jährige Greis wurde wenige Stunden nachher vom Schlage gerührt.
Mainz, 31. Jan. Unsere Bürgermeisterei sucht sich auf eine recht praktische und nachahmenswerthe Art eine gewisse Sorte von arbeitsscheuen Menschen zu entledigen. Fast täglich werden bei der Stadt Eingaben um Unterstützung eingebracht unter der Angabe, daß es den Petenten nicht möglich sei, Arbeit zu erhalten, trotzdem sie sich die größte Mühe gegeben hätten. Bei den bedeutenden Ufer- und Dammarbeiten, die gegenwärtig die Stadt Mainz vornehmen läßt, bedarf es auch vieler Hände. Sucht nun irgend ein Unterstützungsbedürftiger unter der Angabe er könne keine Arbeit finden, bei der Stadt um eine Unterstützung nach, so erhält dieser statt der erbetenen Unterstützung hinlänglich Arbeit bei den städti-
Bitterkeit darüber in dem Blick zu liegen, mit welchem die junge Dame ihren Vater empfieng. Dieser ließ sich seiner Tochter gegenüber in einem Sessel nieder und richtete sein scharfes Auge jetzt ernst und durchdringend auf dieselbe.
„Deine Pferde waren ja so warm, wie ich sie noch nie gesehen habe; sst Dir unterwegs etwas zugestoßen, Irma? "
„Nein," versetzte die junge Dame leichthin, „ich bin mit dem Grafen ein Stück um die Wette gefahren."
Ein Heller Ausblick des Vaters ließ seine Befriedigung erkennen. Das war ja ein gutes Zeichen von Seiten seiner, gegen den Grafen sonst so zurückhaltenden Tochter. — Und wer hat gesiegt? Ihr kamt ja zusammen."
„Graf Jrtvany holte mich etwa eine Viertelstunde von hier ein."
„Und was galt die Wette?"
Irma gerieth in Verlegenheit. Sie hatte die Worte ohne besondere Ueberlegung gesprochen. Der Vater schien sie ganz anders verstehen zu wollen.
„Wir haben nicht gewettet, Papa; er kam von seinem Schloß und suchte mich einzuholen und ich —" sie stockte und wagte nicht zu sagen, was den Vater reizen mußte, der den Schluß errieth. Er zog die dichten Brauen zusammen. Seine Erwartung hatte ihn getäuscht und das Verhalten der Tochter gefiel ihm nicht.
„Du dürftest etwas zuvorkommender gegen den Grafen sein, Irma; wenn ich auch mit Dir noch nicht darüber gesprochen habe, so könntest Du doch aus meinem Wohlwollen gegen den Grasen schließen, daß ich es nicht
ungern sehe, wenn er mir auch in anderer Beziehung nahe zu stehen wünscht. Und Graf Jrtvany gibt unzweideutige Beweise seiner Zuneigung zu Dir."
Das Mädchen erbleichte. Vor dieser Stunde hatte es ihr schon lange gebangt.
„Ich habe davon noch nichts gemerkt, Vater!" sagte sie schüchtern, wie um sich zu entschuldigen.
„Weil Du nicht gewollt hast und nicht willst," brauste dieser auf; „weil Du, sobald er Dir naht, davon läufst oder, wie heute, davon fährst. Es ist recht gut, wenn ein Mädchen schüchtern ist, aber Du übertreibst die Sache. Es wird nicht lange dauern, so kommt er und hält um Deine Hand an und Du wirst gut thun, wenn Du mit Dir in's Reine kommst."
Das letzte Roth war bei diesen Worten aus den Wangen, ja aus den > Lippen des Mädchens gewichen. Starr hingen ihre Augen an dem Munde des Vaters. i
„Er hat Dir schon — ?" bebte sie, doch der Blick ihres Vaters ließ! sie nicht vollenden. I
„Warum erschreckt Dich das, Irma?" versetzte er, das Auge durch-1 bohrend auf das Antlitz der Tochter gerichtet; „Graf Jrtvany hat noch I kein Wort mit mir gesprochen, allein ich weiß, daß er um Dich werben wird und sicher würde er schon eher gesprochen haben, wenn Du ihn nicht durch Deine kindischen Launen hingehalten hättest. Meine Einwilligung wird er erhalten und ich setze voraus, auch die Deinige."
(Fortsetzung folgt.)
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