Mehrere Wochen bettlägerig, und er ist, nachdem er sich anscheinend ganz er­holt hatte, Anfangs Dezember einer Krankheit erlegen. Der Angeklagte hatte, nachdem er den Tobten verlassen hatte, sich sofort zum Landjäger in Schönmünzach begeben und ihm Anzeige über den Vorfall mit den Worten gemacht, daß er soeben im Dummelwald den Sohn des Anwalts Pfeifle aus Schönmünzach niedergeschossen habe. Dieser sei, mit einem Gewehr versehen, ihm durchgegangen, zwei andere seien demselben vorausgeeilt. Mehrmals habe er ihnen Halt nachgerufen und zuletzthalt oder ich schieß'". Auf die­ses hin habe sich der hinterste eben Pfeifle umgewendet, sei stehen ge­blieben und habe das Gewehr gegen ihn angeschlagen. Da sei er gleichfalls mit dem Gewehr heraufgefahren. Während er zielte, habe Pfeifle eine Wen­dung gemacht, wie wenn er wieder fortgehen wollte. In demselben Augen­blicke aber habe er auch schon, um dem drohenden Schüsse zuvorzukommen, sein Gewehr abgedrückt und daher jenen in den Rücken getroffen. Auf die­sem Schutzvorbringen beharrte der Angeklagte von Anfang bis zum Ende der Untersuchung. Die Geschworenen schenkten ihm Glauben und die Ver­handlung schloß mit seiner Freisprechung. Vertheidiger war Rechtsanwalt Villinger von Rottweil.

Wurm der g-Bärenthal, O.A. Maulbronn, 11. Jan. Gestern Abend um 6>/g wurde eine herrliche Lichterscheinung hier beobachtet, eme am nordwestlichen Himmel mit grünblauein Licht urplötzlich aufleuchtende große Kugel, welche in weitem Umkreis auf etliche Sekunden Tageshelle verbreitend, in zwei Stücke sich spaltete, die in langem feurigem Bogen niederfahrend zerstoben.

Langenburg, 10. Jan. Gestrigen Montag verunglückte ein hie­siger Waldarbeiter, Vater von 5 Kindern, auf eine schauerliche Weise. Mit andern Genossen beim Holzfällen beschäftigt, begieng er die Unvorsichtigkeit eine auf dem Stock durchgehauene mit dem Gipfel aber in dem Gezweig anderer Stämme hängen gebliebene Fichte zu besteigen und von dieser einen Ast abznhauen. Der Baum fuhr unversehens herab, nahm den Unglücklichen mit und brachte ihm schauerliche Verletzungen bei. Er ist soeben verstorben.

Gemünden a. Main, 9. Jan. Unsere Stadt stand im Jahre 1876 und im Jahre 1882, in Zeit von vier Wochen zum zweiten Male stockwerkhoch, und wochenlang von allem Verkehre nach Außen abgeschlossen, unter Wasser. Der Verlust an Vieh und Lebensmitteln, besonders Kar­toffeln, ist enorm. Viele Thiere wurden krank und viele mußten auch aus Roth geschlachtet werden. Die vor dem Hochwasser aus den Kellern ge­betteten Kartoffeln erfroren in der Höhe. Manche Häuser sind nur mit ^Lebensgefahr bewohnbar und drohen einzustürzen. Der Stadttherl der am Berge liegt, ist gerade so vom Wasser heimgesucht, aus allen Berg- und Mauerklüften dringt das Wasser, starke Quellen entströmen den Bergkellern, -Ställen und Hausfluren. Die letzte Ernte wurde naß eingebracht, die Fluren stehen schon wochenlang unter Wasser und die mit vieler Mühe und Arbeit chinausgebrachte Saat ist vernichtet und damit auch die Hoffnung auf eine Ernte für 1883. Alle Gewerbe liegen darnieder und eine nie dagewesene Berdienstlosigkeit ist eingezogen. Mit solchen Aussichten treten nur in's neue .Jahr; unter Noth und Erwerbsmangel leidet der größte Theil der hiesigen Einwohner und die Hoffnung auf Besserung ist gering. Baldige Hilfe thut hier sehr noth.

Aus Baden, 12. Jan. Die Mörder der M ül l h e i M e r Israe­liten sind entdeckt worden. Es sind die Holzfäller Liedemer, Vater und Sohn, aus Marzell am Blauen. Der Vater wurde auf dem Heimweg ver­haftet; er trug Spuren des Mords an seiner Kleidung. Der Sohn, ein BOjähriger roher Geselle, ist am Abend des folgenden Tages in einer Wirt­schaft in Basel dingfest gemacht worden. Beide Mörder, unter dem Namen Pack bekannt, hatten es vermutlich auf diese ihre Opfer abgesehen. Sie sollen durch liederliche Wirtschaft herabgekommen sein und namentlich auf die Juden einen grimmigen Haß geworfen haben. Bei dem jungen Liedemer fand man die Uhr des ermordeten Maier Sohn und einen an diesen adres- sirten Briefumschlag mit dem Poststempel Freiburg. Zu der Uhr hatte er schon eine Kette gekauft; von dem geraubten Geld führte er nur etwa 30 ^ bei sich. Bis jetzt leugnen beide Mörder. Die Verhaftung derselben ist das Verdienst der beiden Gendarmen von Kandern.

Frankfurt, 13. Jan. Folgende Kabel-Depesche gelangte heute an Herrn Ferdinand Vogeler, Generalkonsul der Vereinigten Staaten dahier: Pittsburgh, 12. Jan. 1883. Deutsche hier senden per Post drei. Tausend Mark für Ueberschwemmte. (gez.) Meyran, Vorsitzender.

Vermischtes.

Zu Gunsten derUeberschwemmten hat das Offizier­korps des 7. Württ. Infanterie-Regiments Nr. 125 auf den Bezug einer Tagesgage Verzicht geleistet und ist die hiedurch erzielte Summe bereits an das Hilfskomite abgegangen.

Die Straßb. P. enthält folgende Notiz:Von sehr geschätzter Seite schreibt man uns aus Weißenburg: Wie schnell sich über große Männer Legenden bilden, davon habe ich mich im Gespräch mit Arbeitern überzeugen können. Ich fuhr mit denselben in einem Coupe Ul. Kl. natür­lich drehte sich das Gespräch über den Tod Gambetta's.Wissen Sie's schon, daß er todt ist?" diese Frage wurde an jeden Eintretenden ge­stellt. Gespannt war man, Näheres über den Tod des großen Mannes zu hören. Ich hatte die Union und die Straß. Post bei mir und war deßhalb in der Lage, die Neugierde der Mitreisenden zu befriedigen. Kopfschüttelnd hörte ein Arbeiter lange zu, bis er endlich tiefbewegt das Schweigen brach: Die wahre Ursache des Todes Gambettas, dem ich (dies bleibt für mich eine stolze Erinnerung) 1871 meine Stimme für die Nationalversammlung in Bordeaux gegeben, werden die meisten Zeitungen zu verheimlichen suchen. Der große Patriot ist nicht einer Verwunderung erlegen, die er sich beige­bracht, nein, seine Feinde haben ihn vernichtet ein Weib, eine Petroleuse durch royalistisches und fremdes Gold gewonnen, hat ihm den tödtlichen Schuß beigebracht!" Interessant war es, aus Arbeitermund eine solche Aeußerung zu hören; ich bin überzeugt, keine Aufklärung wird mehr den Arbeiter, der diese Worte sprach, von seinem Glauben bringen können."

(Deutscher Cement auf dem Weltmarkt.) Nach Be­richten aus den Ver. Staaten ziehen die mit der Leitung der umfangreichen Hafen- und sonstigen Wasserbauten betrauten amerikanischen Staatsingenieure die Erzeugnisse einiger deutscher Cementfabriken selbst den besten Erzeugnissen Großbritaniens bei Weitem vor. Sie bedauern lebhaft, daß die Produktion derartiger vorzüglicher deutscher Waare und der Handel mit derselben nach den Ver. Staaten noch nicht ausgedehnt genug ist, um den Bedarf für die öffentlichen Wasserbauten auch nur annähernd zu decken und daß sie deßhalb vielfach genöthigt sind, mit englischen Maaren sich zu behelfen. Auf diesem Gebiete liegt noch, unter der Voraussetzung guter Produktion, wie dies be­reits anläßlich der austral. Weltausstellung hervorgehoben wurde, die Mög­lichkeit einer erheblich erweiterten Konkurrenz Deutschlands auf dem Welt­markt vor.

Literarisches)

Von der Jllustrirten Frauen-Zeitung ist das erste Heft des zehnten Jahr­ganges 1833 erschienen. Das bekannte und beliebte Journal hält sich nicht nur konstant auf gleicher Höhe, sondern überrascht mit jedem neuen Hefte durch Reichhaltigkeit und Ge­diegenheit ocs Inhaltes. Dem Titel nach für die Frauen bestimmt, dient das Blatt diesen nicht allem als bewährter Rathgeber bei der Toilette, den Handarbeiten, der Wäsche, der Küche und dem Hauehalt, sondern es gewährt neben diesen praktischen Vorzügen auch noch den ideellen Genuß einer fesselnden und gewählten Lektüre, sowie eines künstlerischen Bilderschmucks, wie ihn kaum ein anderes Journal entfaltet. Das berühmte große Bill» von Brozik,Ein Fest in Rubens' Atelier", ziert als doppelseitiger Holzschnitt das vor­liegende Heft, das auch den Anfang einer lustigen Kölner Faschings-Erzählung von Ernst Pasque enthält. Besonderen Nachdruck legt die Redaktion darauf, daß aus dem für die Familie bestimmten Journal in Bild wie Text alles verbannt bleibe, was sich nicht auch für die jugendlichen Töchter des Hauses eignete. Eine in jedem Hefte wiederkehrende kunst­gewerbliche Abtheilung bringt in buntem Wechsel die geschmackvollsten Erzeugnisse der nenaufblühenden Kunst-Industrie zur Darstellung, keine monumentalen Prachtstücke von unerschwinglichen Preisen, sonoern Gegenstände, die auch dem Mittelstände erreichbar sind; so enthält das erste Heft die Abbildung einer sehr hübschen, einfachen und wohlfeilen Zimmer-Einrichtung aus der Hand eines Wiener Tischlermeisters. Die Jllustrirte Frauen- Zeitung pflegt das Gute und Schöne auf allen Gebieten; sie hält sich von jeder Polemik und Parteinahme fern, und auf dem Gebiete der Mooe huldigt sie einer weisen Zurück­haltung von jerer Uebertrctung. Müssen wir sie aller dieser Eigenschaften wegen unter der Flnth der zahllosen periodischen Erscheinungen rühmend hervorzuheben, so verdient noch besondere Beachtung, daß der Abonnementspreis ein so überaus billiger: die 24 jährlich erscheinenden yestc tosten nur je dll Pf.

^imtlitke Aekunntmalkungen.

Revier Altenstaig.

Reisig-Verkauf.

Januar, Vor-

iMs mittags 10 Uhr,

kommen auf ^ dem Pathhans in Schönbronn -außer dem in Nr. 4 des Blattes aus- , -geschriebene Material 1035 Rm. nicht ausgeprügelt. Nadelreis zum Verkauf.

Calw.

Rotchgerverei-

Berkauf.

Aus der Conkursmasse des Roth- gerbers Carl Leon Hardt von hier, Lammt am

Montag, den 22. Januar 1883, Vormittags 11 Uhr, das vorhandene Rothgerberei-Anwesen zur Versteigerung. Dasselbe besteht aus einem dreistockigten Wohnhaus init Scheuer, 2 Ar Hofraum mit Loh- küsständen, einem einstockigten Werk­stattgebäude. Brand-Versicherungsan­schlag 19,220 cIL Die Rothgerberei ist mit 5 Gruben und 25 Farben ein­gerichtet, in zwei Werkstätten sind zwei laufende Brunnen. Gesammtanschlag 13,000 Die Gebäulichkeiten sind mitten in der Stadt gelegen, die Wohn- räumen sind so umfangreich, daß noch ein erheblicher Miethziens bezogen werden kann. Das Anwesen ist ein sehr empfehlenswerthes.

Conkursverwalter.

Haffner, Notar.

Konkursversakren.

Das Konkursverfahren über das Vermögen der entwichenen Christine

Magdalene geb. Baier, Wittwe des verstorbenen Martin Rentschler., gewesenen Schuhmachers und Wirths in Altburg, wurde nach erfolgter Ab­haltung des Schlußtermins und nach Vollziehung der Schlußvertheilung aufgehoben.

Calw, den 13. Januar 1883.

K. Amtsgericht.

Gerichtsschreiber Widmann.

Kon^ur8ver^a^ren.

In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Rothgerbers Christof Sturm von hier, ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forder­ungen Termin auf Freitag, den 2. Februar d. I., 'Nachmittags 3 Uhr, vor dem K. Amtsgerichte Hierselbst, oberer Rathhaussaal, anberaumt. Calw, den 12. Jan. 1883. Widmann,

Gerichtsschreiber des K. Amtsgerichts.

Drivat-Änzeigea.

Danksagung.

Für die vielen Beweise herzlicher Liebe und Teil­nahme an dem frühen Hin­gang ineiner l. unvergeß­lichen Frau; die überaus zahlreiche» Blumenspenden, für die zahlreiche Be­gleitung zu ihrer Ruhestätte, besonders den Herren Ehrenträgern, meinen Altersgenossen, die ihr die letzte Ehre erwiesen, sowie der Stadtmusik, sage ich den herzlichsten Dank.

Calw, den 15. Jan. 1883.

Carl Maier, Bäcker.

Makulatur

ist wieder zu haben

im Comptoir d. Bl^