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an sch.'uff heißt es bezüglich der finanziellen Seite der Frage: Es sei nicht möglich den wirthschastlichen Effekt des Zollanschlusses von Hamburg zahlen­mäßig zu berechnen. Ein Theil der Kommission war der Ansicht, ans den dargeleaten Verhandlungen resultire, daß für das Reich durch den Zollan­schluß von Hamburg gar keine oder doch höchstens ganz unbedeutende wirth- schastliche Vorthelle erwachsen würden und nur die Machtstellung Hamburgs im vaterländischen Handel vergrößert werden würde. Dafür' werde aber Hamburg genötlngt, enorme Ausgaben zu leisten, welchen es sich anderenfalls entweder gar nicht oder doch nur in langen Zeiträumen unterzogen haben würde. Rechne man die Kosten, welche beim Zollanschlusse von Altona im Jntereffe der Lebensfähigkeit dieser Stadt aufgewendet werden müssen, und die des Zollanichlusses von Bremen hinzu, so werde man voraussichtlich zu einer u-eiam>ntauügabe von mehr als 200 Millionen <(. gelangen.

Die Subkon,Mission für E r richtnng eines Reichst n g s- gebändes letzte gestern den Plan für den neuen Sitzungssaal, der für 4! «» Mitglieder hergestellt wird, fest. Zur dritten Etatsberathnng liegt jetzt ein Antrag der Konservativen und der Reichspartei aus Bewilligung der Errichtung eines Militärknaben-Erziehnngsinstituts mit Unterofsiziers- schule in Reubreisach vor.

Berlin, 18. Jan. (Reichstags Der Präsident verliest ein Tele­gramm des sozialistischen, in S t n t t g a r t wohnenden, Abg. Dietz (Ham­burg >. ivonack derselbe wegen Kolportage eines verbotenen Kalenders , des Omuibuskalenders, dort verhaftet worden ist. Es folgt die zweite Lesung des an die Bndgetkommission zurückgewiesenen Etats über die Einnahme aus Zoll e n. Derselbe wird nach langer Debatte unverändert genehmigt. Kapier und Eien. beantragen, der Reichstag möge sofort die Aushebung dev Fnhastirung Dietz' verlangen; der Antrag wird als dringlich anerkannt. - «Staatssekretär v. Bötticher erklärt, daß er an die württembergische Re­gierung wegen der Verhaftung Dietz' telegraphirt habe und die erbetene Aus­kunft erwarte. Er bitte, die Sacke morgen erst zu behandeln, es sei mög­lich, daß bei der Verhaftung die Anschuldigung des Hochverraths vorliege. Laster beantragt, die Antwort ans Stuttgart abzuwarten und die Sache morgen zu erledigen. M i I, d t h o r sl beantragt Ueberweisung des Antrags an die (Keschäftsordnungs-Kommission, die morgen darüber berichten soll. Lanel und R i ch t e r plaidiren für sofortige Entscheidung und Freilassung D ep'. Sie fragen, warum das württembergische Ministerium und die dort­ige Polizei nickt sofort Anzeige über die Verhaftung au den Reichstag ge­macht habe? Das Haus beschließt, den Antrag aus Freilassung Dietz'der tKRichänsordunugskommission zu überweisen und den Antrag morgen ans die Tagesordnung zu setzen. Dagegen Fortschritt, Volksvartei und Sozialisten. O e st c r r c i ch - U n g a r n.

M)en, 14. Fan. Rack einer offiziösen Pester Korrespondenz bildet «uv Kavische Agitator P e t e r M a t a n o vies in Belgrad eine freiwillige Hiussckaar für die Erivoseianer. Der russische Eiefnndte in Belgrad unter­stützt denselben. Der abgesetzte Metropolit Michael übermittelte an Ma- E.novies von Moskau erhaltenes Eield.

F rank r c i ch.

V a li s, l 4. Fan. Die Deputation der radikale n L inte n Irr' aestern <K a m bett a nickt, sie ivird ilm h e ute s r ü h anssnclien. l'.iner de» D e p n t i r t e n und S e n a t o r e n, welche das R e visi o n s- ^Projekt ganz oder tbeiliveise bekämpfen , ist für den Fall des Rücktritts . des Kabinets bereits eine neue Regiernngs-Kombination mit Brisson ver- ' eindart worden.

u g l a n ö.

r ondon, l.ö. Fan. DerObserver" erfährt, daß der Erzbischof , r.'N Eanterbnrp, der Kardinal Rsanning, der Dechant von Mestminster, Earl v' Sliastesburp, der Kanonikus Liddon und Farrar über das Projekt unter­handeln, eine Konferenz über ein Könnt!- zu inangnriren behufs Einberns- nn. ösienllicher Versammlungen in ganz England, um einen Hilfsfonds für obdachlose israelitische Familien in Rußland u> erhalten und deren Aus- r. .ndernng zu erleichtern. Ein Fsraelit will an die Spitze der Subskription r. : lOgiOO Pid. St. treten. Eine Million Pfund Sterling ivird zu dem erm ähnten Zweck für erforderlich gelullten.

S 'ranstimme, die mich vorhin entzückt, als ich ankam, habe ici^ nicht ge­ll.-.r . . . ich weis; nickt, daß Mne ausgezeichnete Sängerin hier wohnt. Ich n äß nicht, daß außer Fhnen noch menschliche Wesen hier ezisiiren. Wolde- mer Knobel in ein Mann von Büßt, er lebt nickt seit gestern und ist nicht immer zu Fuß ans der Landstraße gewandert . . . Fch schwöre Fhnen bei n e uer Ehre, daß ich weder lebe noch höre, so lange ich unter Ihrem Tacke bin.

Das genügt, Herr Knobel. Und nun stärken Sie sich.

An reas brachte eine Flasche Mein und (Raser, die er füllte. Dann st ß er mit dem (Saite an. So abstoßend er ans den ersten Blick erschie­ne, io gntmükhig und theilnehmcnd zeigte er sich jetzt. Sein Benehmen m a sinne Sprocke waren die des gebildeten Mannes. Als Frau Dorothea ihm sagte, daß Herr Knobel von Allem unterrichtet sei und ein feierliches . mivreche» über die betreffenden Punkte abgegeben habe, reichte er dem ;e die Hand, indem er lächelnd sagte:

Man hat so seine kleinen (Rheimniise, die bewahrt werden müssen. Sie haben übrigens Richts zu fürchten, es ist ja möglich, daß die Rächt raing vergeht. Mer so müde in, wie Sie zu sein scheinen, leidet wohl nicht an Schlaflosigkeit.

mürcliten, murmelte der Schansvieler, ohne das (Ras an die Lippen zu. bringen, das er in der Hand hielt . . . fürchten? Fit es nicht richtig in diesem einsamen Hanse? Zeigen sich (Gespenster?

Rein! riet lachend Andreas und auch Dorothea lackte mit. Ich meine, e.> wird Richts geschehen, das Fhnen die Erfüllung Ihres Versvreckens er-

Tages Neuigkeiten.

Calw, 14. Januar. In der heute hier abgehaltenen Amtsversamm­lung wurde die Stelle des Oberaintsbaumeisters und Oberfeuerschauers dem Werkmeister und Wasserbautechniker C laust von Freudenstadt, und die Stelle eines Oberamtswegmeisters in provisorischer Weise dem Werkmeister und Wasserbautechniker KIeinbub von Calw übertragen. Außer diesen Stellen­besetzungen war Hauptgegenstand der Verhandlung die Frage der Fortdauer der Naturalverpflegung armer Reisender. Diese Art der Fürsorge für die arbeitslosen Reisenden wurde im Frühjahr >881 in 80 (Gemeinden des Be­zirks eingeführt, und wurde bei der heutigen Verhandlung der hohe Werth, den dieselbe für die Ansässigen wie für die Fremden, insbesondere durch Auf- Hören des lästigen Straßen- und Hausbettelü hat, allgemein anerkannt. Es ist zu hoffen, daß die eingehende Besprechung des Gegenstandes die Folge hat, das; die Naturalverpflegung nunmehr in allen (Gemeinden des Bezirks eingeführt wird, was denselben auch dadurch erleichtert ist, daß die Amts- versaniiulnug, vorerst aus die Dauer des nächsten Etatsjahrs, ein Dritttheil des den (Gemeinden hiedurch erwachsenden Aufwandes auf die Oberamtspflege übernommen hat.

Böblingen, 18. Fan. In dem benachbarten Ort Lehenweiler führte vor einigen Tagen ein Mann einen Akt furchtbarer Rohheit ans, der leicht für seine Frau wie für ihn selbst hätte verderblich werden können. Der Betreffende kam nämlich Abends betrunken nach Haus und verfiel aus die schauderhafte Idee, er müsse sein Weib hängen, wozu er denn auch schritt und ihr einen Strik um den Hals knüpfte, an dem er sie würgte. Die Frau wehrte sich aus Leibeskräften; es gelang ihr, von ihrem taumelnden Henker sich los zu machen und sich durch einen Sprung ans dem Fenster zu retten. An ihrem Hals sollen jetzt noch die Spuren der llnthat zu sehen sein.

Stuttgart, l 4. Jan. Vor Kurzem wurde von uns gemeldet, daß für den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten H. Dietz Hierselbst eine Druckerei eingerichtet werden sollte. Hiezu ist die in Leipzig ausgelöste Leipziger Eienossenschaftsdruckerei (Eioldhausenj, welche nach hier übergesiedelt ist und sich jetzt Ludwigstraße 2«> im Hinterhaus zwei Treppen befindet, ansersehen worden. Am Mittwoch nun fand in derselben Haussuchung statt, und zwar handelte es sich dabei um den verbotenen Omnibus-Kalender, von dem eine große Anzahl, sowie sonstiges Material vorgesunden wurden. In Folge dessen erfolgte die Verhaftung des p. Dietz und dürsten namentlich auswärts noch weitere zahlreiche Verhaftungen vorgenommen werden.

Stuttgart, l5. Fan. Der Reichstagsabgeordnete Dietz wurde ans telegraphische Weisung ans Berlin durch Anordnung des Justizmini­steriums gestern Abend um 7M Uhr ans der Untersuchungshaft entlassen.

D i e z n s a m >» e n g e w a ch s e n e n Z w illing s b rüde r Tocei sind gestern liier eingetrossen und sollen von den nächsten Tagen an zur Schau gestellt werden. Die beiden .Knaben sind vier Jahre alt und wurden Anfangs Oktober 1877 in Loeana (Provinz Turin in Piemont) von einer kräftigen l 0jährigen Mutter geboren, welche später noch einem zweijährigen normalen Kinde das Leben gab. Die Kinder sind eine höchst interessante Ratnrerscheinung, durchaus nicht widerwärtig, sie haben zwei Köpfe, vier Arme, dabei aber nur einen Leib und zwei Füße.

L u d w i g s b u r g, 18. Jan. Eine Industrie eigener Art ist in neuester Zeit hier entdeckt worden: Die Christiane Elsässer von Kleinsachsen- heim, eine ledige, wie sie angibt, theilweise gelähmte Frauensperson, ist ans Rechnung des dortigen Armenverbandes bei guten Leuten in Kost und Wohn­ung untergebrackt und so verpflegt, daß sie damit wohl-zufrieden sein kann. Das genügt ihr aber nicht; sie sendetBettelreisende" ans. Einer derselben, ein Hansirer von Unterrieringen, wurde in letzter Zeit hier anfgegrissen. Er war mit einem Päckchen rührend geschriebener Bettelbriefe von der Elsässer ansstanirt, in welchen die (Gemeinde alszu hungrig" dargestellt ist und die hohen Herrschaften gebeten werden, ihrehochwerthen Rainen und den Be­trag d.-r (Kalle beizusetzen" zur Kontrole des Reisenden. Der Reisende er­hält seine Tantißme. In den Bettelbriefen ist bemerkt, daß dieser nicht mit genügendein Mundstück versehen sei und deßhalb die Firma zu anssübrlicher Darstellnng der Verhältnisse im Briese sich genötlngt sehe. Der Ertrag des (Geschäfts bei einer Zahl von Familien, für welche die Adressen besonders

schwert. Das meine ich! Trinken Sie, daß Sie neue Kräfte sammeln znr Fortsetznng der Reise.

Run schlürfte Knobel behaglich den köstlichen Mein, der wie Fener durch seine Adern rollte. Dann erzählte er, daß ein unbarmherziger Eiens- dari» ihn ans dem Mirthshause vertrieben habe und das; er diesem das (Rück verdanke, die Bekanntschaft der liebenswürdigen Mirthslente zu machen.

Andreas sah seine Fra» an. Dorothea fragte:

Ein Eiensdarm hat Sie über die (Kreuze znrückgewiesen?

Weil mir fünf (Rüden Reisegeld fehlten. Der Bärtige machte mit dem armen Komödianten wenig Umstände. Märe ich nicht sofort ansge­brochen, er halte mich ohne (Riade in das Eiemeindegesangniß gebracht. Da haben Sie's: Armnth ist ein Verbrechen, sie führt in's Eiesängniß.

Heute noch nicht! ries Andreas. Trinken Sie!

Die ersten beiden (Räser hatten Knöbe! in eine heitere Meinlanne ver­setzt; nach dem dritten meldete fick der Schlaf mit nnwideritehlicber (R-walt. Der alte Knabe bat, man möge ihm das Lager anweisen. Frau Dorothea nahm das Licht und schritt voran. Andreas, das Felleisen tragend, folgte dem schwankenden Schauspieler. Der kleine Zug ging eine wreppe hinan, die .zunächst in einen Saat führte, von wo ans man in ein mäßig groste-z Zimmer gelangte. Hier setzte Frau Dorothea die Kerze aus einen Msch. Nachdem ne dem (Kaste empfohlen, das Licht sorgfältig ansznlöschen, wünschte sie gute Nackt und ging. Andreas zog einen schweren dunkeln Vorhang zurück, der sich an der dem Fenster entgegengesetzten Wand zeigte. Ein Bett ward sichtbar, das sich weiß und einladend ans dem dunkeln Hintergründe abzeickuiete. Knöbel sah es mit Entzücken. (Fdrts. folgt.)