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Türkei.

Ali Nizami Pascha hat nach Konstantinopel berichtet, daß es ge­lungen sei, eine Anzahl tüchtiger preußischer Offiziere, insbe- besondere der Artillerie, des Pionierkorps und der Intendanz (ihre Zahl soll über 30 ausmachen) für den türkischen Dienst zu gewinnen. Dieselben sollen die Aufgabe erhalten, die türkische Armee in allen Zweigen zu reor- ganisiren.

Tages Neuigkeiten.

Cal w. Bei säst überfülltem Loeale hielt am Montag Abend Herr Häring, Helfer an der Hospitalkirche zu Stuttgart im Georg enäum dahier seinen angekündigten Bortrag überd ie ülte st e n Hand s ch r i f- ten des N euen De st a in e n t s". Zn bekannter schwungvoller Rede schil­derte derselbe n. A. insbesondere die Bemühungen des Professors Constautin Di scher, dors in Leipzig zur Auffindung von ältere» Handschriften, betr. Reformiruug des Reuen Testaments; seit 1840 bereiste dieser England, Hol­land, Frankreich und Italien, von 184440 Aegypten, Syrien, Kleinasien und Griechenland, dis ihm >840 im Katharinenkloster auf dem Berg Sinai durch einen Mönch dieses 84öfters ein wesentlicher Fund gelang. Die so der Vergessenheit mW einstigem Untergang entrissene Pergamentrolle ist bis heute die älteste bekannte Bibelhandschrift. 1802 gab Dischendorf eine täe- simila-Ausgabe hievon heraus, während durch den Prior genannten Klosters das Original S. M. de», .Kaiser von Rußland für dessen Bibliothek ver­ehrt wurde. Mit herzlichen, Grus; von Hans zu Hans an die hiesigen Einwohner schloß Herr Helfer Häring seine» sehr interessanten Bortrag, für welchen er des gebührenden Dantes der zahlreichen Zuhörerschaft ver­sichert sei» darf.

In R a gold hatte vor einigen Tagen die Fra» eines Bäckers ihre und ihrer Söhnerin Wäsche in der Faßremise des Kronenivirths ans- gehüngt und fand den größeren Thcil derselben an, andern Morgen so zer­schnitten vor, daß solche nur noch für den Lun,penkorb tauglich war.

Stuttgart, 0. Jan. Im Württenibergischen Obstbanverein wird an, Dienstag Abend 8 Uhr in, Schichenhossnale Herr Professor Dr. Fraas überObstbau und die Bodenverhältnisse i» Württemberg" eine» Bortrag halten, zu welche», auch Richtniitglieder unentgeltlichen Zutritt haben. Vorgestern Rnchiniltag 1' 4 Uhr verunglückte der nenn Jahre alte Salm des Karl Vögele, Akkordant, Fangelsbachstraße Rr. 10 dadurch, daß er in eine Revolverpatrone, mit der er spielte, eine Radel hineinsteckke, worauf dieselbe sich entzündete »nd dein Knaben den Dannien und zwei mittlere Finger der einen Hand wegriß.

C a » n st alt, 8. Jan. Am lebten Donnerstag wurde a» der Insel bei Berg ein männlicher Leichnam an's Ufer gezogen. Stuttgarter Einwvh- uer, welche zufällig zugegen waren, behaupteten, der Ertrunkene sei ein Bier- wirth von Stuttgart, und man war auch hier dieser Meinung bis gestern zuverlässige Rachrichte» eintrafen, nach welchen der Entseelte der Proviant- Amtskontroleur S v e r b e r von Ulm gewesen ist. Derselbe war schon seit einiger Zeit wegen nervöser Aufregung im Hospital in Stuttgart ausgenom­men, durfte in den letzten Tagen sich als Rekonvaleszent außerhalb des<:pi- tals bewegen, kehrte aber am Donnerstag nicht mehr dahin znrück, weil er im Reckar seinen Tod gesunden hatte.

Schorndorf, 7. Jan. Die Ratnralverpslegnng armer reisender Personen ist am 7. Jan. v. I. im hiesigen Bezirk begonnen worden nnd hat nun ihr Probejahr hinter sich. Der von der Amtskorporation den einzelnen Gemeinden zu vergütende Aufwand beträgt für das Kalenderjabr >88l 5,>>45, Mk. Der höchste Aufwand entfällt auf de» letzten Monat mit 5,70 Mt. der niedrigste ans den Monat September v. I. mit 300 Mk. Die Art und

Weise, ime für den Unterhalt armer Reisender gesorgt wird, befriedigt all­gemein. Zwar kommt die Naturalverpstegung theuer,'allein der Häuserbettel hat, wie ohne Uebertreibung gesagt werden kann, vollständig aufgehört.

Bietigheim, 8. Jan. Ein Beispiel seltener Dienstboten- t reue, das zugleich der Dienstherrschaft zur Ehre gereicht, ist von hier zur Nachahmung zu berichten. In den letzten Tagen starb, von ihrer Dienstfrau mit aufopfernder Liebe verpflegt, Marie Gunzenhauser, aus Sölmstetten ge­bürtig, 80 Jahre alt, nachdem sie 5)8 Jahre lang im Hause des im Sep­tember v. I. verstorbenen Pfarrers Hl. Keller treu gedient und sich in dieser Zeit 0000 Mk. erspart hatte. Hievon hat sie noch bei Lebzeiten ihre Ver­wandten reichlich bedacht und zugleich der Basler Missionsanstatt und der vaterländischen Bibelanstalt Beitrüge zukommen lassen.

Heilbronn, 0. Jan. Aus dem Rechenschaftsberichte, welchen Herr Landwirthschafts-Jnspektor L e e in a n n in der gestern im alten Schteßhause abgehaltenen Versammlung des landwirthschaftli'chen Bezirksvereins vortrug, ergibt sich, daß dieser Verein nunmehr 384 Mitglieder zählt. Iir l 5) Ge­meinden bestehen noch Fortbildungsschulen. Die landwirthschaftliche Wiuter- schnle hat Heuer 22 Schüler. In den nun ein Jahr lang schon bestehenden Fohlengarten in Bietigheim wurden 5» Pferde ausgenommen. Da im Juni dieses Jahres hier eine Landes-Viehausftellung stättfinden soll, so wurden die Mitglieder des landwirthschaftlichen Bezirksvcreins von, Vorstand z» lebhafter Betheilignng mit vreisivürdigen Thiercn anfgefordert, wobei In­spektor M a y e r, einer der Preisrichter bei der Ausstellung in Hall, den Abschätzungs-Modus des jeweiligen Preisgerichtes näher definirte. Es wer­den nämlich über einzelne Theile des Thieres Zahle,inoten gemacht und diese addirt z die Thiere mit den meisten Rote» werden dann prämiirt.

E h i n g e n, 7.. Jan. Ein Dieb st a h l eigenthümlicher Art macht gegenwärtig viel von sich reden. Dein Schwertbrüner dahier wurde von einem Bierknnden eine Abschlagszahlung von 500 Mk. gemacht, welche Summe der Bräner auf einen NebeiMch legte, während derselbe den Kunden gnittirte.. Der Bräner will das Geld zu sich zu nehmen vergessen haben und beschuldigt nun den Kunden des Diebstahls von dieser Summe. Der Beschuldigte ist nun zur Haft gebracht.

Petersburg, 0. Jan. Ans Irkutsk meldet der Reisende S n l l e n 0 w s k i, das amerikanische Schiff Rodgers, welches die verlorene Jeanette anfsnche» soll, sei am 0. August 1880 von der Provideuce- Ban nach Herald - Land aufgebrocheu. Zuvor war ein ans dem Norden kommender Schooner in der Provide»ee-Ban eingetroffen, welcher den Kapi­tän eines gestrandeten Walfischfangers an Bord halte. Der Kapitän, er­zählte, er habe bei der Herald-Infel ein Boot mit todten Insassen gesehen, die außer anderen Gegenständen auch silberne Löffel mit dem Rnmenszug der Jeanette bei sich hatten.. Der Rodgers wird auf Herald-Land über­wintern. Von dort will er in Kamtschatka Hunde ankanfen nnd mit Schlit­ten Streifzüge zur Erforschung der Jeanette unternehmen. Der bremische Klipper Streloote war schon vor dem Abgang des Rodger ans der Provi- denee-Ban nach den Häfen von China znrnckgekehrt.

Wie ans K 0 u stantinvpel gemeldet wird, hat der Sultan et­liche arabische Pserde nach Berlin abgehen lassen als Geschenk für den Kaiser, den Kronprinzen und den Fürsten Bismarck.

B ermischtc s.

Es kommt vor, daß Gefangene in der Strafanstalt bei P l otz e n- s e e sich jährlich durch Ueberproduktion über ihr Pensum gegen 300 Ist verdienen nnd nach fünfjähriger Hast ein Kapital von >500 Ist mit hinans- nehmen. Ein gelernter Schnhmncher war, so meldet dasFremdenblatt," Tag für Tag so fleißig, daß er außer den 00 ^>, die der ihn beschäftigende Fabrikant zahlen muß. nnd wovon dem Sträfling stets 20 L pro Tag ans­

gespart werde 80 pro T Jahren mit e Hiermit hätte sein Brod ve war ihm in sauren Verdi« das Gefüngni Im empfohlen, f genießen ihn alten Füchse sich herum, a Die geruht habe, interessantes l kann so frage Soldaten ebe, Wer es nute, Ordnung und den Kopf. L

Es mar von Venetien mals angehöri in der nahe kann ich bezer den größeren war's keine , zenden Signo, alsAnstriae Offizier von , scharfgeschliffei er vor grobe' Straßenbiegn, eines in Sick Feldwebel ab, 5 bis 0 Man vilisten verkeh ort Vareggio einer Kaserne des kleinen O größeren Ltä« der Cavaliero wie seine Fra schon von Am schuldigst weil! so liebenswnr! nicht gesuchten Faretti ab. ^ der Andere," meinen Hänsle unmöglich; nw Punkt geboten der schon dam

euillc 1 0 11. Der alte Komödiant.

vawcklc von c'liigun LchrodtN.

iForlstpiinz.)

Sie können auch hier nicht übernachten, sagte rauh der Gendarm.

Der (Kreis sah erschreckt aus.

Warum denn nicht?

Das Gesetz verlangt, daß jeder Reisende, der die Grenze unsers Fürsten- tlmms betritt, fünf Gulden Reisegeld auszeigt. Besitzt er dies nicht, so muß er zurück. Wir haben Bettler im eigenen Lande genug. Die Grenze ist nicht weit; in einer Viertelstunde können Sie dort sein, wen» Sie den Weg zurückgehen, den Sie gekommen sind.

Aber, lieber Herr, bedenken Sie meine Ermüdung . . . auch ist es Nacht!

Ich muß meine Pflicht erfüllen!

Halten Sie mich nicht für einen Bettler; ick, werde Niemanden zur Last falle». Meine Bedürfnisse bezahle ich baar.

Besitzen Sie fünf Gulden?

Nein! antwortete schmerzlich der Alte. Hätte ick, sie, ick, würde sie Ihnen zeigen.

Gehen Sie. Dickt an der Grenze liegt ein Wirthshans, das Sie «ufnehmen wird. Es ist noch nicht spät. Hier darf ich Sie nicht dulden, ohne meine Pflicht zu verletzen.

Lieber Herr, ich würde die Sache für einen Scherz halten, wenn Sie nicht ein gar zu ernstes Gesicht machten. Welcher Nachtheil kann denn Ihrem Ländchen erwachse», wenn ick mein müdes Haupt hier ans das Stroh­lager lege? Wem überhaupt wird dadurch geschadet? . . . Ich bin wahrlich kein gefährlicher Mensch. 11m Politik habe ich mich in meinem Leben nicht bekümmert, außer in früheren Zeiten, als ick noch die Rolle des Fiesko

spielte. Und da war ich nur ein Politiker auf der Bühne. Macken Sie dem Scherze ein Ende . . .

Ich scherze nickt!

So haben Sie Mitleiden mit meinem Alter, lieber Herr. Morgen früh, wenn mich der Schlaf gestärkt bat, werde ich nach der Grenze zurück- wandern. Diesen Abend, ich fühle es, werde ich ans der Landstraße liegen bleiben.

Genug! rief der Man» der Sicherheit. Getraue« Sie tick nicht, die Grenze zn erreiche», so weise ich Ihnen für die Nackt das Gemeindegefäng- niß an »nd bringe Sie morgen früh ans den Schub.

Er trat an die Schenke nnd forderte ein Getränk, das ihm rasch ge­reicht ward. Die Bauern und Fuhrleute waren still gemordeu. matzen auch Alle mitleidig ans den (Kreis, der still nnd mühsam sein Gepäck unter der Bank hervorholte, so wagte doch Keiner von ihnen ein gutes Wort ei uz» legen.

Wolde»,ar Knöbel trat ans die Landstraße hinaus. Hier setzte er sein Felleisen nieder. ,

Thenres Vaterland, murmelte er, nach dem Wirthshanfe blickend, Du flößest Deine armen Söhne unbarmherzig in die Nacht hinaus, statt sich ihrer mitleidig anznnehmen. Und ich bi» doch ein guter deutscher Mann. Dieses Ländcken sperrt sich ab von den Nachbarstaaten und läßt nur Leute über die Grenze, die Geld haben. Die Armen weist es unbarmherzig ab. Und doch ist es ein christlicher Staat. Freilich, ich bin ja auch Komödiant, ein alter ausgedienter Minie, der nichts mehr erwerben kann. Der Fuhr- kneckt hat nichts Anstößiges, er kann das deutsche Land nach allen Richt­ungen hin durchziehen. Vorwärts, Knöbel. vorwärts! Eile der Grenze zn, ehe die christliche Obrigkeit Dich ans den Schub bringt.

Er schleppte sich fort. Das Felleisen rasselte hinter ihm her.

Ein dichter'Nebel hatte sich herabgesenkt. Der Mond, ans dessen Lrcht der Gensdarm hingewiesen, mochte wohl schon aufgegangen sein, aber man gewahrte ihn rock nickt. Auck war die Kälte empfindlicher geworden. Kno­bel knüpfte seinen Rock fester zu, w«nd das Schnupftuch um den Hals,Md

bemühte sich ri der alte Wank seine Schritte Der ZAebet Hai ren Sinne des stöhnte er sch aus! Nicniant Waldgegend r mehr fort, da der. Sa moc Strahlen des 'Wipfel der Bi Masse des lieb der Landschaft trachtete die G

Ick ln,, an der Grenz« Und doch erim gekommen bin. die an beiden wäre vollstünd scheint es. Ni,

Er keucht

Wieder»» zum Tode ersch zu finden. De tief auf der b daß überall dick oder eines Gel­des war das ei 'Der mnt>.