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Der. Staaten werde weder gestatten, baß Chili die peruanische Nationalität vernichte, noch daß ei Gebiet in anderer Absicht anneklire, denn als zeitweise Sicherstellung für eine billige Kriegsentschädigung.
Tages-Neuigkeiten.
Stuttgart. 6. Noo. An der Stelle des wegen Krankheit beurlaubten Geheimen - Raths Grafen von Taube ist der Oberstallmeister Graf von Tauben heim mit den Funktionen des Oberhofmeisters Ihrer Majestät der Königin beauftragt worden.
Stuttgart, 7. Nov. Am Sonntag fand von vortrefflichem Wetter begünstigt, wieder ein« Schntzeljagd statt. Dar Rendezvous war bestimmt am nördlichen Ausgang von Zuffenhausen. Anwesend waren Se. K. H. Prinz Wilhelm mit Frau Prinzessin. Se. H. Prinz Weimar, der kommand. General Exz v. Schachtmeyer, Stallmstr. Frhr. v. Wöll- warth, Oberst v. Wagner, Major v. Schott, ferner 6 Hrn. vom M.Reg. Nr. 19. 5 vom Drag.Reg. Nr. 25. 4 vom Ul Reg. Nr 20, 1 vom Zivil. Unter Führung von Rittmstr. v. Duttenbofer ritten diese Herren die mit Schnizel bezeichnet« Bahn ab ; dieselbe führte über einen Bretterzaun, den Mühlbach, über eine natürliche Hecke, 1 Ravin ab und auf nach Zützen- I Haufen. hier dem Wiesenthal entlang gegen Mühlhausen über 5 Hochsprünge, dann durch eine Fuhrt, welche gestaut war. wieder gegen Zatzen- hausen, wobei 1 Hochsprung und 1 Graben zu passiren war. Nun ging es durch Zatzenhausen wieder auf Zuffenhausen zu, wobei der Mühlbach, der voll mit Wasser, noch 2 Mal zu passiren war. Die 6u00 Meter betragende Distanz wurde in 25 Minuten zurückgelegt, was bei dem tiefen Boden als eine ziemliche Leistung bezeichnet werden darf. Die Pferde kamen alle frisch und munter an.
Stuttgart. 7. Nov. Die in letzter Zeit im Schlachthaus angebrachten Hydranten zu Feuerlöschzwecken wurden gestern früh einer Probe unterworfen und mit den im Gebäude untergebrachten Feuerwehrgeräihschaften Uebung gehalten Deren Resultat läßt die wohl- begründete Hoffnung zu, daß ein ausbrechendes Feuer schon im Keim erstickt werden kann.
Cannstatt, 7. Nov. Das sehr frequente Gasthaus zum jungen Hasen von Bosler, dem Bahnhof gegenüber, ist um den Preis von 160 000 vtt. wobei das ganze Inventar und alle Vorräthe mit inbegriffen find, an einen Bierbrauer von Feuerbach übsrgegangen.
Markgröningen. 4. Nov. Gestern Abend um 7 Uhr wurden wir durch die Feuerglocke erschreckt. Auf dem benachbarten Aich- Holzer Hof war ein Heuschober, ca. 500 Ztr. Heu haltend in Brand ge- rathei?, dessen Fever weithin leuchtete. Glücklicherweise konnte der Flamme gewehrt werden, so daß kein Gebäude ergriffen wurde. Der Hospächter ist > versichert. Man vermuthet Brandlegung. — Heute wurde hier eine Frau beerdigt, dis auf ganz »igenthümltche Weise ihren Tod gefunden hat. Dieselbe kam auf dem Weg in den Wald, wo sie Holz holen wollte, an den Hopsenanlagen eines hiesigen Bierbrauers vorüber, auf welchen die Hopfenstangen aufgestellt waren. Bus bis jetzt noch nicht ganz aufgeklärte Weise waren die Hopfenranken, welche die Gabel von Stangen zusammenhielten, durchschnitten worden, und die Stangen fielen so auf die Frau, daß sie zu Boden geschlagen wurde. Sie kam mit dem Gesicht nach abwärts. während die Stangen auf ihren Körper, besonders auch auf den Hals zu liegen kamen, so daß sie durch Ersticken den Tod fand.
Kirchheim u. T., 7. Nov. In der Nacht vom 4. bis 5. l. M. um 1 Uhr traf der Nachtwächter in Owen hiesigen Oberamts in dem von dem Schuhmacher Jakob Klein allein bewohnten Hause die Hausthüce und bei näherem Nachsehen auch die Stubenlhüre offen. Klein selbst lag, das Gesicht und die Arme mit Verletzungen bedeckt tm Bette; der alsbald herbeigerufene Wundarzt konstatirte. daß in Folge einer schweren Wunde am rechten Auge der Verlust des Sehvermögens auf demselben zu besorgen sei. Ais Thäter bezeichnet Klein seinen Schwiegersohn, den Bauern Johann Christian Beller von Owen, mit welchem er dm Abend zuvor einen Wortwechsel gehabt hatte. Dieser habe ihn, während er schon im Bette gelegen sei, überfallen und in solcher Weise zugerichtet. Beller stand schon im Jahre 1877 unter der Anklage, seinen leiblichen Vater eine steinerne Treppe hinabgeworfen und 'dadurch dessen Tod herbeigeführt zu haben,
vor dem Schwurgericht, wurde aber damals freigesprochen, das Jahr daraus jedoch wegen zweier anderer Vergehen der Körperverletzung zu der Gefängnißstrafe von vier Monaten durch die Strafkammer in Ulm vrrur- theilt. Er wurde noch in der Nacht festgenommen und am andern Lag an das hiesige Amtsgericht eingeltrfert. Er leugnet bi» jetzt die That.
Reutlingen. 6. Nov. Gestern wurde die hiesige landwirthschast- liche Winterschule mit 20 Schülern eröffnet. Dieselben gehören den Ober- Lmtern Reutlingen. Balingen. Freudenstadt. Göppingen. Kirchheim. Mün- singen. Neuenbürg. Sulz, Tübingen. Urach und zwei derselben dem Auslände an. In der Schule, welche seit 1870 Heuer zum zwölftenmale fortgeführt wird, sind bi» jetzt 250 Jünglinge unterrichtet worden, und e» hat die Schule schon recht erfreuliche Erfolge zu verzeichnen.
Reutlingen. 7. Nov. Bei der Reunion, welche gestern im Hotel Sprandel in Metzingen stattfand, ereignete sich der komische Zwischenfall, daß die Musiker, welche mit der Bahn von Tübingen kamen, zwar in Mezingen ausstiegen, allein wie sie mit dem Konzert beginnen wollten, zu ihrem nicht geringen Schrecken bemerkten, daß die Noten im Zug-, der einstweilen Stuttgart zu weitergedampst war, liegen geblieben waren. Flugs wurde nach Bempflingen telegraphirt, um die Noten mit dem nächsten Güterzug zu erhalten; aber, der Güterzug war schon fort. Da erinnerte sich endlich Jemand. daß in Mezingen auch eine Stadtmusik existire, oder exi- stirt habe, welche am Ende auch nach Noten spiele. Man schickte darnach und gottlob, nun kamen Roten. Die Musik begann jetzt zu spielen. Allein da das vom Blatt Spielen nicht jedes Musikers Leidenschaft ist, so ließen manche herrenlose Zwischentöne ahnen, daß auch mit den Noten nicht alles stimmte. Das Publikum machte zum bösen Spiel gute Miene, doch athmete es erleichtert auf, als nach 5 Uhr ein zweiter Güterzug die richtigen Noten brachte.
Heidenheim, 7. Nov. Einem armen, alten Ehepaar war es gestern vergönnt. seine goldene Hochzeit zu feiern; die beiden betagten Leute heißen Sturm und haben auch ein stürmisch Leben hinter sich, da ihnen Nahrungssorgen oft nahe getreten sind. Ec und sie sind 73 Jahre alt und genießen von der Stadt eine Unterstützung; eine Kleinigkeit verdient der alte Mann noch durch Steinschlagen. Die bejahrte Braut hat 15 Kinder geboren, wovon noch 8 am Leben sind; 48 Enkel sind von diesen vorhanden, so daß die Familie eine zahlreiche geworden ist, wie gestern auch der Hochzeitszug zur Einsegnung in der Kirche zeigte. Die beiden Leute sind noch ganz rüstig.
Von der Jagst, 6. Nov. Eine von angesehenen Familien in Kirchberg a. d. Jagst und Umgebung veranstaltete Lotterie zu Gunsten der Gründung einer Diakonifsenanstalt im Fränkischen hat einen Ertrag von 600 ergeben.
Künzelsau, 7. Noo. Dieser Tage war auf der Markung Buchenbach . diefseit. Bezirks, Treibjagen. Während der Aufstellung der Schützen vor dem ersten Treiben ging einem derselben, wahrscheinlich aus Unvorsichtigkeit, das Gewehr los. Ein Schrot drang dem ca. 60—70 Gänge entfernten Gutsbesitzer Zoller von Wolfsölden durch die Oberlippe in den Kiefer und ließ ihm 3 Zähne heraus. Das Befinden deS Verunglückten ist bis j'tzt im Allgemeinen befriedigend.
Heilbronn. Am 2. Juni d. I. fand bei dem vermöglichen israelitischen Metzger Jakob Fleischhacker hier eine Visitation der Waagen und Gewichte statt, bei welcher ein zu leichtes Gewicht und unter der zur Aufnahme der Waaren bestimmten Waagschale ein 20 Gramm schwerer, der Höhlung der Schale entsprechend hergerichteter Pappdeckel aufgefunden wurde. Lag dis Schale aus der Waage, so war dieser Pappdeckel nicht sichtbar unv ermöglichte dem Verkäufer den unbemerkten Verkauf einer um 20 Gramm kleineren Quantität Waaren, als von dem Käufer bezahlt wurde. Wie viele Personen, und um welche Beträge dieselben von Fleisch- Hacker auf diese Weise betrogen worden sind, läßt sich nicht feststellen, dagegen ging die Strafkammer des K. Landgerichts, vor welcher diese Sache am 7. d. Mts. in der Berufungsinstanz verhandelt wurde, nachdem das sreisprechende Urtheil des Schöffengerichts Heilbronn von der K. Staatsanwaltschaft angefochten worden war, von der Ansicht aus, daß allerdings dem Angeklagten das Vergehen des Betrugs nachgewiesen sei. wenn auch dis einzelnen Fälle und Beträge sich nicht ermitteln lassen und daß demgemäß der Angeklagte zu verurtheilen sei. In Anbetracht der zu Tage
Beide Männer traten wieder in den Garten. Während der Korporal seinen Spaziergang wieder antrat, ging Lajos nach dem Hause des Apothekers. Die Thür war verschlossen. Der Fischer klopfte.
„Wer ist da?" brummte Niklas im Innern.
„Oeffnen Sie. Herr Niklas!"
„Ich kann nicht,, Herr Czabo ist ausgegangen und hat den Schlüffe! mit sich genommen. Für diesen Abend sind Sie eingesperrt, Herr Korporal!"
„Er hält mich für den Soldaten!" dachte Lajos lächelnd.
Der alte Fischer überlegte, was nun zu thun sei. Da flüsterte Niklas durch das Schlüsselloch:
„Herr Korporal I"
„Was gibt's l" flüsterte Lajos zurück.
„Oeffnen kann ich nicht, aber ich will Ihnen einen guten Rath geben."
„Nun?"
„Nebenan ist Kathi'r Küchenfenster; klopfen Sie an, und die hübsche Köchin wird nicht lange auf sich warten lassen."
„Ich danke, Herr Niklas!"
„Aber verrathen Sie mich nicht."
„Auf mein Ehrenwort!"
„Herr Czabo hat der Kathi diesen Nachmittag vierzig Gulden geschenkt," wisperte er durch das Schlüsselloch.
„Gut, ich werde diese Anweisung benützen."
„Ein Soldat braucht immmer Geld — der reiche Apotheker kan« morgen mehr schenken."
„Sie haben Recht, Herr Niklas."
„Gute Geschäfte!"
Dos Geräusch von Schritten deutete an, daß Niklas sich entfernte. Lajos wußte nicht, daß der Gehülfe eine Rache an seinem Herrn und nun auch an Kathi üben wollte, die ihm in der Dämmerung, wo er einen neuen Angriff versucht, entschieden jede Hoffnung abgeschnitten hatte; er hätte sich sonst die Absicht dieser Mittheilung erklären können. Niklas hatte aber das entgegengesetzte Ziel erreicht — er förderte durch seine Bosheit die Interessen der armen Kathi. Lajos klopste also an das bezeichnete Fenster. Es öffnete sich, und Kathi ward sichtbar.
„Ich bin es!" flüsterte der Fischer.
Kathi erkannte ihn.
„Retten Sie mich, au» diesem Hause," schluchzte sie, „meine Lage ist unerträglich l"
„Still! Sind Sie sicher, daß man sie von der Küche aus nicht belauscht ?"
„Sie haben Recht, hier ist man stets unter Aufsicht."
Die Gräfin verschwand. Nach einigen Augenblicken kam sie zurück.
„Ich habe die Thür der Küche und die meiner Kammer verschlossen l" flüsterte sie. „Was bringen Sie mir, Lajos?"
„Sie wissen also-"
„Daß Janos hier ist? Ach ja, ich habe ihn sogleich erkannt!"
„So sprechen wir nicht weiter davon. Neige» Sie sich au« dem Fenster, daß ich noch leiser flüstern kann."
(Fortsetzung folgt.)