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— Den ersten Gewinnst der Ausstellungslotterie, den Brillantschmuck, erhielt Schreiner Fink a./Br. als Besitzer der Loornummer 203.454.
— Blaubeuren, 20. Okt. Dem äußeren Anschein nach ist es in Betreff der Reichstagswahl in unserem Bezirk noch recht still. So viel bis jetzt bestimmt ist. wird Stadtschultheiß Müller von Ehingen am nächsten Samstag mehrere Aiborte besuchen und am Sonntag eine Wahlversammlung dahier halten. Bon dem gegnerischen Kandidaten. Pfarrer Utz von Tomecdingen, verlautet bis jetzt ganz wenig. Von den kompetentesten Seiten wird eine schwache Betheiligung der Wähler an der Wahl in Ausficht gestellt, wenn nicht in der letzten Stunde noch ein völliger Umschlag erfolgt.
— Aus dem Oberamt Münsingen. 20. Okt. Während wir in voriger Woche mehreremal größeren Schneefall hatten, hat sich in dieser Woche heitere Witterung eingestellt, so daß die Feldgesckäste und die Ein- heimsung der Kartoffeln vollendet werden können. Letztere sind sowohl nach Quantität als nach Qualität Heuer bester geralhen. als seit vielen Jahren, und werden per Ztr. zu 2 -4L verkauft.
— Biderach, 19. Okt. Heute Nachmittag b Uhr fand eine Wählerversammlung im Kronensaale hier statt. Anwesend waren kaum etwa 140 Personen und eröffnet wurde dieselbe durch Franz Xaver Angele. Kaufmann von hier. Nach kurzen einleitenden Worten erhielt der Kandidat der Zentrumspartei, Erbgraf v. N e i p p e r g - Schwaigern das Wort. Dieser erklärte, daß als Katholik er sich verpflichtet sühle, die Interessen seines Glaubens im Reichstage zu vertheidigen, und daß er als Würltemberger den Süden Deutschlands gegen norddeutsche Vergewaltigung zu schützen habe. In wenigen Worten erklärte er für sich das seit 10 Jahren bekannte Zentrumsprogramm. Brennende Fragen wie Tabaksmonopol, Alterver- sorgungsgesetz. Unlerstützungswohnsitz rc wurden damit erledigt, daß der Redner erklärte. daß hiefür noch keine Vorlagen vorhanden seien. das Zentrum aber erfahrene Männer genug besitze, denen er sich anschließen wolle. Nach halbstündiger Dauer halte die Versammlung ein Ende. Ein Gegner erwächst dem Kandidaten nicht. da die nationale Partei des 16. Wahlkreises diescsmal dem Wahlkampfe fern bleibt.
— Ravensburg. 20. Okt. Schafmarkt. Heutige Zufuhr 4000 Stück. Handel lebhaft, besonders durch die anwesenden Händler aus der Schwei,. Preis: Schafe das Paar 24 bis 46 Hammellämmer 36 Hämmel 56 bis 60 -4L.
— In Mergentheim brach am 18. Okt, Nachts 8^/4 Uhr. Feuer aus, das aber, bevor größerer Schaden entstand, entdeckt und bewältigt wurde. Der Brand entstand durch Fahrlässigkeit eines Brauburschen beim Schlafengehen.
-Baden-Baden, 20 Okt. Der Kaiser unternahm auch gestern Nachmittag jm besten Wohlbefinden eine Spazierfahrt, speiste sodann mit der Kaiserin'-allein und „ahm Abends den Thee bei derselben ein. Die Abreise Sr. Majestät ist der anhaltend günstigen Herbstwitterung wegen abermals verschoben morden und dürfte erst in der nächsten Woche, vielleicht am 25. oder 26. ds. erfolgen. Die Kaiserin besuchte im Laufe des gestrigen Tages den Bazar, der zum Besten der englischen Kirche veranstaltet ist.
— Die „Provinzial-Correspondenz" schreibt: „Der Kaiser ist zwar von dem leichten Unwohlsein, welches ihn befallen hatte, nahezu wieder hergestellt, jedoch ist noch eine Heiserkeit zurückgeblieben, so daß bei der Ungunst der Witterung noch einige Vorsicht geboten ist. Ueber die Abreise von Baden-Baden haben daher feste Entschließungen noch nicht getroffen werden können. Nach der immerhin bald zu erwartenden Rückkehr gedenkt der Kaiser, an den bevorstehenden Jagden, wenn auch nicht in dem zuerst beabsichtigten Umfange, theilzunehmen."
— Baden-Baden, 21 . Okt. Der Kaiser unternahm gestern Nachmittag wieder eine Spazierfahrt. Der General-Feldmarschall Herwarth von Bittenfeld, welcher gestern hier eingttroffen war. wurde von dem Kaiser, der Kaiserin und dem Großherzog in Audienz empfangen. Heute hatte der Gouverneur von Straßburg. General v. Gottberg. Audienz bei Sr. Majestät.
— Baden-Baden, 23. Okt Die Frau Großherzogin und Prinz
Ludwig von Baden wohnten gestern Abend dem Concerte im Konversations- Hause bei. Der Kaiser und die Kaiserin brachten den Abend in ihren Gemächern zu. Heute findet große Soiröe mit Concert im großherzoglichen Schlöffe statt. Wie verlautet, wäre die Rückreise des Kaisers nach Berlin für morgen Nachmittag in Aussicht genommen.
— Von derRhön wird berichtet, daß das auf dem Gipfel des Kreuzberges stehende 80 Fuß hohe Kreuz, welches nach allen Richtungen des Frankenlandes hin sichtbar war, ein Opfer der Stürme vom 11.—16. ds. geworden, indem es unmittelbar über den Stützen geknickt ist. Der ungefähr 50 Fuß lange abgerissene Theil ze fiel in nicht weniger als 16 Stücke. Der von den Stützen gehaltene Theil des Kreuzstamme« hat noch eine Höhe von 25—27 Fuß Dies Kreuz wurde auf Veranlassung des Königs Ludwig l. von Bayern hergestellt und in Gegenwart einer zahllosen Menschenmenge am Kreuzerhöhungsfeste 1847 errichtet.
— Leipzig. 21. Okt., 1 Uhr 20 Min. Nachm. Von den des Hoch- verraths Angeklagten sind die L e g e l, Mahr, Bäum, Christ und Waterstraat freigesprochen. Metzk 0 w wurde zu zwei Jahren Ge- fängniß, die übrigen zu ein bis dritthaib Jahren Zuchthaus verurtheilt.
— Chemnitz, 21. Okt. Am Dienstag Mittag wurde hier, wie das Tageblatt mittheilt, der sozialistische Reichstagsabgeordnete Max Kayser aus Dresden festgenommen und zur Verbüßung einer mehrmonatlichen Gefäng- nißstrase nach Dresden transportirt. Dadurch ist ihm eine fernere Wahlagitation gründlich unmöglich gemacht.
— Berlin. 21. Okt. Durch einen von hier aus verübten Depeschenschwindel ist dieser Tage versucht worden, das F.'sche Handlungshaus in Hamburg, welches Handelsniederlassungen in Magdeburg, Köln, Amsterdam und einer Anzahl anderer Großstädte hat, um bedeutende Summen zu bringen. Am 1l. d. erhielt der Leiter der Filiale in Magdeburg ein Telegramm aus Berlin folgenden Inhalts: „Schicket sämmlliche flüssige Kaffe telegraphisch an Josef Treseo, Unter den Linden Nr. 44." Unterzeichnet war das Tel. mit dem Namen des Handlungschess: A. F. . . Der Leiter der Filiale, welchem dieses Tel. verdächtig erschien, fragte fürsorglich telegr. bei dem Hauptgeschäft in Hamburg an. ob er das Geld schicken sollte. Die telegr. Rückantwort lautete: Nein, nicht schicken. Am folgenden Tage langte bei der Magdeburger Filiale ein Brief vom Hauptgeschäft in Hamburg ein, wonach der Chef des Hauses sich in Amsterdam befände und demnach das Telegramm von einem Betrüger abgeschickl sein müßte. Auf die sodann von Magdeburg an die hiesige Kriminalpolizei gemachte Mittheilung stellte dieselbe fest, daß im Holet „Imperial," Unter den Linden 44. am fraglichen Tage ein Kaufmann Josef Treseo mit einem türkischen Paß logirt und in seiner Begleitung ein Kaufmann Leopold Braus sich befunden habe. Beide sind jedoch bereits am 11. d., Abends 10 Uhr, nachdem sie gemerkt hatten, daß ihre telegr. Anweisung nicht honorirt wurde, mit der Ostbahn angeblich nach Petersburg abgereist. Der Begleiter Leopold Braus war bei der Magdeburger Filiale des F.'schen Geschäfts vom März bis Mai 0 . als Buchhalter beschäftigt, sodann nach der Kölner Filiale versetzt und schließlich entlasst» worden. Dieser, mit dem Geschäftsverkehr im F.'schen Geschäft vertraut, hat zweifelsohne mit dem Treseo sich zur Ausführung des Schwindels vereinigt.
— Der „Elb. Ztg." wird geschrieben, daß in jüngster Zeit Erhebungen und genaue Berechnungen über evsnt zu leistende Entschädigung bei Einführung des Tabaksmonopols durch einen Geh. Oberregierunzs - Rath aus dem Reichs-Schatzamt in Berlin, den Leiter der kaiserlichen Tabaksmanu- fakiur zu Straßburg, Regierungsrath Dr. Roller, sowie den technischen Direktor Schmitlec in Srraßburg stattgesunden haben.
— Amsterdam, 21. Oktbr., 6 Uhr 26 Min. Nm. Der Steamer „Koning Nedertanden," heimkehrend von Batavia und am 4. d. unter 50
's. B. und 640 h. L. ist in Folge eines Bruchs der Schraubenwells am 5. d. gesunken. Alle Personen sind in Schifftbooien gerettet und für 3 Wochen mit Proviant versehen nach den Chagos - Inseln gesegelt. Eines der Boots ist mit dem ersten Osfizier und 40 Personen am 11. von dem Steamer „Wyberton" ausgenommen worden und am 20. d. in Aden angekommen. Die übrigen 6 Boole haben wahrscheinlich die Chagos-Jnseln
„Das dachte ich mir!" rief Herr Czabo.
„Was?" fragte sie verwundert.
„Er diente im Heere der Rebellen, wo die Waghälse leicht Obristen, selbst Generale wurden I Ah. mit dem hohen Range ist es aus, mein Kind. Tis Herren Obristen und Generale laufen ohne Regimenter durch das Land, wenn ne nicht erhängt oder erschossen sind. Also daher kommt Deine Traurigkeit?" Mein Kind, mit einem Rebellen mußt Du es nicht halten, olle diese Leute haben keinen guten Charakter. Ein anderes Städtchen, ein anderes Mädchen ! Man kennt das. Wer weiß, mit welcher Person Dein Angebeteter jetzt liebäugelt, wenn er mit heiler Haut davon gekommen ist."
„Sie irren, Herr Czabo, er ist kein Rebell, er ist im Gegentheil —"
„Nun, so sage es endltch, wer er istl" rief der ungeduldige Apotheker,
Kathi zögerte einen Augenblick, dann flüsterte sie ganz leise:
„Der junge General von S . . . .!"
Der Commandant glaubte seinen Ohren nicht trauen zu dürfen. Starr sah er die Köchin an.
„Wer? Wer?" fragte er endlich gedehnt.
Die schöne Kathi verhüllte ihr Gesicht mit der Schürze, als ob sie sich schämte, die Verwegenheit ihrer Neigung bekannt zu haben.
„Der General?" fragte Herr Czabo noch einmal.
Sie nickte mit dem Kopfe.
„Mädchen, bist Du toll?"
„Ach ja, das habe ich mir schon oft gesagt!" flüsterte sie.
„Kathi, Du lieferst den Beweis, daß Du ein loyales Mädchen bist — das ist mir lieb. Du sollst in meinem Hause bleiben ,so lange es Dir gefällt."
„Ich danke. Herr Czabo."
„Hier, nimm," fügte er hinzu, indem er eine Börse aus seiner Tasche zog — er ist Dein halbjähriger Lohn in Voraus — kaufe Dir Kinder oder was Du sonst gebrauchst, ich habe es gern, wenn meine Domestiken nett gck-eidet gehen."
Ohne zu zögern, nahm Kathi die Börse an; sie machte einen Knix, und verbarg sie in der Tasche ihrer Schürze. Diese Bereitwilligkeit machte den verliebten Apotheker so kühn, daß er die Wange der Köchin streichelte. Fast wäre er in lauter Bewunderung ausgebrochen über die Zartheit der weichen Haut.
„Kathi," murmelte er zärtlich, „wenn ich meine Sorge für Dich etwas mehr ausdehne, als ich es sonst für meine Mägde gsthan, so bedenke, daß ich Wittwer bin und Niemandem Rechenschaft von meinen Handlungen schulde. Hörst Du, Kathi? Vergiß nicht, daß ich Wittwer bin!"
„Herr Czabo!" rief in diesem Augenblicks eine tiefe Baßstimme.
Die Köchin sprang erschreckt zu dem Herde. Der Gerufene wandte sich nach der Küchenthür. Da stand der lange Niklas mit ausgerissenem Munde auf der Schwelle.
„Was gibt's?" fragte der Hausherr in einem strengen Tone. „Warum ziehst Lu nicht die Glocke, wenn ich in der Apotheke nöthig bin?"
„Herr Czabo. hören Sie denn Nichts?" fragte der Gehülfe, dessen Blicke unablässig auf Kathi ruhten.
Alle lauschten. Ein Marsch von Trommeln ließ sich in der Entfernung vernehmen.
(Fortsetzung folgt)