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Frankreich.
Pari«. <3 Sept. Während der ersten Septemberhälste haben die indirekten Steuern einen Mehrertrag von 11 Millionen ergeben.
Italien.
Nach einer Mittheil».ng der N. Fr. Pr. hätte König Humbert den Plan einer Reise nach Oestreich aufgegeben, weil Cairoli in diesem Falle drohte, mit der äußersten Linken vereint da« Kabinet Depretis stürzen zu wollen. Cairoli ist gegen da« Bündniß mit Oestreich, weil e» den Verzicht Italien« auf Triest und Trient bedeutet.
Türkei.
Aus Konstantin op et meldet die Polit. Korr.: Mit dem vom Sultan unmittelbar nach dem jüngsten egyplUchen Militäraufstande em- vsanqenen Halim Pascha sei der Fall einer Entsetzung Tawfik Paschas erörtert und Halim Pascha befragt worden, ob er zur Annahme der egyptischen Herrschaft aus vorläufig 5jährige Dauer geneigt sei. Halim hätte seine völlige Bereitwilligkeit kundgegeben. (Halim, der Oheim de« Khedive, ist nach dem alten Erbrecht der eigentliche Thronberechtigte.)
Afrik a.
Aus Pretoria meldet eine Depesche vom 23. d«.: Der Trans- vaal'schs Volks road trat am Mittwoch Nachmittag zusammen, und am folgenden Tage wurde die Session von der Boercnregierung formell eröffnet. Die Eröffnungsrede konstatirte. daß die mit England geschloffene Konvention den Volksraad ohne Zweifel nicht befriedigen würde. Die Mitglieder der Regierung selber seien mit derselben nicht zufrieden und glaubten, die Reichrregierung würde gezwungen sein, Aenderungen vorzuschlagen. Gleichzeitig kündigte die Rede eine beabsichtigte Bildung von Artillerie- und Kaoalleriekorps an. Heute hat der Volksraad die Erörterung der Konvention begonnen.
Tages Neuigkeiten.
— Schloß Friedrichshafen. -4. Sept. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die K r o n p r l n z e s s i n des deutschen Reichs und von Preußen sind heute Mittag zum Besuche Ihrer Königlichen Majestäten hier eingetroffen und gegen Abend wieder abgeretst.
— S t u t t g a r t, 25. Sept. Heute Nachmittag um 2 Uhr traf Seine Majestät der König nebst Gefolge mittelst Extrazugs von Friedrichshafen hier ein. Ihre Majestät die Königin hat bei den ungünstigen Witterungsoerhältniffen dieses Spätjahrs aus Vorsicht darauf verzichtet, Seine Majestät hieher zu begleiten. Der König erwartet am 27. den Besuch Seiner Majestät des deutschen Kaisers, wird Tags darauf mit Höchstdemselben am landwinhschastlichsn Feste in Cannstatt Theil nehmen und gedenkt am 29. wieder nach Friedrichshafen zurückzukehren.
— Stuttgart, 27 Sept. Die Stadt hat zum Empfang Seiner Majestät des deutschen Kaisers Flaggenschmack angelegt. Gegen 11 Vs Uhr nahmen die verschiedenen Vereine, welche Spalier bildeten, namentlich die schmucke Schützengilde. die Feuerwehr. die Kciegerveceine Aufstellung vom Bahnhof bis zum R-sidenzschloß. Im Bahnhof, südliche Halle, fanden sich nach hüb 12 Uhr Se. K. Hoheit der Prinz Wilhelm von Württemberg, in der Uniform der Gardehusaren, I. K. Hoh. dis Frau Prinzessin Wilhelm, I Kgl. Hoh. die Herzogin Vera. S. Hoh. der Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar mit hoher Gemahlin. Prinzessin Auguste, und seinen Söhnen, den Prinzen Bernhard und Einst, Prinz Eduard von Sachsen, engl General. Prinz Gustav von Sachsen, österr. General; sodann der Präsident des Staatsministeriums Dr. v. Mittnacht, der kommandirende General v. Schachtmoyer mit seinem Stab, der Kriegsminister Gen. v. Wundt der K. preuß Gesandte am K Hose v. Bülow. der K. preuß. Leg - Rath Graf Dönhoff mehrere Generale, wie v. Knörzer, v.Triebig. v. Kott- witz, v. Linck, v. Wirte mit ihren Stäben. Der Königl. Hofstaat war durch Oderststollmeister Gras v. Taubenheim. Qberjägermeister Graf Uexkull, Hofkammerpräsident v Gunzert. Staats-ath v. Gärttner. Stallmeister v. Gronsfeld und Frdr. v Wöllwurth vertreten. Punkt 11»/^ Uhr fuhren Seine Majestät der König mit HöchstJhrem Generaladjudanten
Freiherrn v. Spitzemberg, von begeisterten Hochrufen empfangen, zum Bahnhof. Kopf an Kopf gedrängt. stand die Menge hinter den Spalier bildenden Vereinen. Punkt 12 gaben die Kanonen Kunde von der Einfahrt des kaiserlichen Zug« und stieg die Kaiserflagge über dem Schlöffe empor. Alber kaiserliche Extrazug. empfangen von den Klängen der Nationalhymne in den Bahnhof eingefahren war, verließ Kaiser Wilhelm den Wagen, an welchen König Karl herangetreten war, eine herzliche Begrüßung und Umarmung fand zwischen dem kais Gaste und dem König statt, worauf S. M. der Kaiser Wilhelm auch die im Kreis versammelten höchsten und hohen Persönlichkeiten begrüßte, während Se. Maj. der König sich mit den Herren im Gefolge de» Kaisers unterhielt. Wir bemerkten darunter die General- Adjutanten Graf v Lehndorff, Fürst Radziwlll, v. d. Goltz, Frhr. v. Steinäcker. den Geh. Rath v. Wilmowski. den Flügeladjutanten Oerstlieut. v. Bröstgke, den Geh. Hofrath Bork Des Kaisers frisches, auf Wohlbefinden deutendes Aussehen wurde mit Freuden bemerkt Der Kaiser Wilhelm trug Oberstuniform Seines württ. Regiments mit dem Großkreu; der Württ. Militär-Verdienstordens und dem Stern der Kronordens; Se. Majestät der König trug die Oberstenuniform Seines preuß' Regiments und den Stern des hohen Ordens vom schwarzen Adler. Nach der Begrüßung der anwesenden Herren, bei welcher seiten« Se. Majestät des Kaisers die Herren Ministerpräsident v. Mittnacht. Graf v. Taubenheim. General v. Schachr- mayec ausgezeichnet wurden, verließen der Kaiser und der König den Bahnhof, von der außen stehenden Volksmenge mit begeisterten Hochrufen begrüßt.
Die beiden Monarchen bestiegen den Hafwagsn, und fuhren unter fortdauernden Hochrufen des Publikums und Tücherstwenken der Damen, in das Nesiden,schloß. Die beiden allsrhöckisten Herrschaften dankten freundlich für die Ihnen dargebrachten Huldigungen. Mil fast jugendlicher Raschheit stieg der Kaiser aus dem Wagen und trat, die Hochrufe des Volls durch freundliches Grüßen nochmals erwidernd, von Sr. Majestät dem König geführt, in das Schloß ein.
Das letztsmal war Küfer Wilhelm vom 21. bi« 24. und am 27. und 2S. Sept 1879 hier in Stuttgart; es war sein erster Besuch am Königl. I Württ. Hose seit den glorreichen Kämpfen, dis unter Seinem Oberbefehl zur !
Einigung der deutschen Nation führten. Seit damals hat die Verehrung des greisen Kaisers in den Herzen des deutschen Volkes womöglich noch festere Wurzeln geschlagen: der Heldenmutb, mit welchem er die Prüfung des Jahres 1ci76 erirug, hat Ihm bis in die untersten Schichten des Volkes Bewunderung und Sympathie gewonnen. Daß Kaiser Wühelm, der mäch- ^ tige Herrscher, auch über die Herzen gebietet, das hat wieder der überaus > sympathische und warme Empfang gezeigt, welcher dem Heldenkaiser bei seiner Ankuust in unserer guten Stadt zu Theil geworden ist.
— Stuttgart. 26. Sept. Eine kollegialische Doppelseier beging heute ein großer Theil der Stuttgarter Buchdruckergehrlfen- sch aft aus dem Pragsriedhot, Sie galt nämlich dem bereits vor einem Jahre dahingejchiedenen Vorsitzenden des deutschen Buchdruckerverbands,
Iah. Didolph, dem die Kollegenschaft Deutschlands als Beweis der Dankbarkeit für seine uneigennützige Aufopferung und Hingebung zur Hedung >
und Verbesserung ihrer materiellen Lage, einen Gedenkstein setzen ließ, de- '
stehend in Form einer Obelisk mit einer schönen Widmung der Korporation und dem wohlverdienten Lorbeerkianz versehen Der Sängercho: des Guitenbergvereins leitete die erhebende Feier mit rem schönen Chor „Sanctus" von Schubert ein, worauf der derzeitige Vorsitzende, Hr. Fr. Sulz, mit er- j
greifenden Worten dem Verdienste des Verstorbenen um das Gemeinwesen ^
der deutsch-n Kollegenschafl Ausdruck gab und einen Lorbeerkranz auf das Grab niederlegte. Dann trat Hr. Huober an die Grabstätte und trug ein '
selbstversaß es Gcdicht vor. Nachdem ging es an das Grab eines ebenso i
verdienten Koll gen, Hrn. Langmaier, der schon vor einigen Jahren den !
Ort seiner ruhigen Thäügkeit mit dem Ruheplatz der Tosten vertauschen !
mußte. Auch diesem chrenwerthen Kollegen ließ der Gauverein Wüntem- l
berg eine stnn'ge Gedenktafel setzen für seine ebenso würdigen Verdienste, wobei in dankbaren Worten seiner gedacht wurde. Der Sängerchor beschloß die ernste Feier mit dem Lied „Unter allen Wipfeln ist Ruh'I" worauf die Theilnehmenden tief ergriffen die Ruhestätten verließen.
— Neuenbürg 25. Sept. Wie wir aus dem Merkur ersehen, nimmt
quise. die hinter dem Fliederstrauche hervortrat. „Die Bäuerin paßt für dm ! Edelmann, der seinen Rang vergißt. Werben Sie nur, der alte überspannte Siffer wird den gräflichen Schwiegersohn nicht abweisen. Reichen Sie mir , Ihren Arm, Mylord; ich bin Ihnen zu Danke verpflichtet, daß Sie mir die Augen über einen Unwürdigen geöffnet haben *
Lord Darnley trat heran, und bot der Marquise höhnisch lächelnd den Arm Zugleich sagte er:
„Der Herr Graf von Montlofier ist hier nicht minder an seinem Platze als in dem Schuldgesängmsse. Die niedliche Margarethe ist gut genug, um die Schulden eines Edelmannes zu bezahlen. Ah. der Herr Graf ist ein Spekulant! Vielleicht erinnert er sich des armen Vermont, wenn er die holländische Mitgii't einkassirl hat!"
Die Marquise und der Lord gingen durch den Garten dem Landhause zu Man Hörle noch einige Zeit ihr lautes Lachen. George saß bleich und bestürzt neben Ma-garelhen. Die schamlose Frechheit des Engländers halte ihn völlig niedergeschmettert. Plötzlich fühlte er seine Hand ergriffen; als er oufsah, stand Margarethe vor ihm In ihren Augen erglänzten Thrä- nen, als sie mit bebender Stimme zu ihm sagte:
„Herr Graf, in einer Stunde erwarte ich Sie bei meinem Vater — ich gehe, um mit ihm Rücksprache zu nehmen. Werden Sie diese kurze Zeit das Gefühl bekämpfen können, das die erlittene Kränkung angeregt hat?"
„Sie wollen es, Margarethe?"
„Ich bitte Sie darum I" sagte sie mit einem schmerzlichen Lächeln, und indem sie seine Hand sanft drückte.
„Wohlan, m einer Stunde sehen Sie mich bei Ihrem Vater!"
l Margarethe ging dem Wohnhaus« zu. Einige Minuten später befand sich George in seinem Zimmer. Wir übergehen die peinliche Stunde, die er unter tausend Gedanken und Zweifeln verbrachte. Die große Uhr auf !
der Hausflur kündete summend die neunte Stunde an, als er die Thür der !
Wohnstube öffnete. Vater Termöhlen. sein Äbendpfeifchen schmauchend, ging langsam auf und ab. Durch die blanken Fenster schimmerte das letzte Äbendroth.
„Ich habe Sie erwartet, Herr Graf!" sagte ernst der Greis. „Ihre Hand, und sehen Sie mir offen in das Gesicht. Was Hallen Sie von meiner Tochter?"
„Daß sie ein liebenswürdiges Mädchen, ein Engel ist!" sagte George in einem Tone, der seine volle Ueberzrugung verrielh. z
„Gut. wir sprechen als Männer, und darum glaube ich Ihnen. Wie ! stehen Sie mit der Marquise?"
„Ich habe sie nie geliebt; jetzt verachte ich das kokette Weib!"
„Auch gut!" Ich habe es vorhin herausgebracht, wen meine Tochter auf dem Rohre hat. Und was glauben Sie wohl, wen?"
„Nun?" fragte George in großer Spannung.
„Den Grafen von Montlofier I Ah, mein Tester, reißen Sie nur die Augen nicht so weit auf — mein Mädchen lügt nicht, es sagt stets die Wahrheit."
„Vater Termöhlen!"
„Ruhig, ruhig, Herr Graf! Die Herzensangüegeriheit mögen Sie mit ihr selbst besorgen; für jetzt habe ich. wie Sie mich hier sehen, noch etwa» zu ordnen. Margarethe soll nicht nur einen Grafen heirathen. sie soll auch als Gräfin leben. Wieviel braucht sie wohl jährlich dazu?' (.Schluß flgt.)