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Stuttgart, 1. Sept. (Kartoffel-, Obst- und Kraul­

markt) Leonhardsplatz: 300 Säcke Kartoffeln » 3 ^ bis 3 -4L 30 L pr. Ztr. Wilhelmsplatz: 500 Säcke Mostobst » 3 30 L

bis 4 pr. Ztr. Marktplatz: 2500 Stück Filderkcaut ä 20 bi« 25 «/L pr. 100 Stück

Heilbronn. 31. Aug. (Vieh markt.) Der Austrieb zum heutigen Markt bestand aus ca 2550 Stück Rindvieh und ca. 900 Stück Milch- und Läuferschweinen. Das Geschäft ging äußerst lebhaft und waren besonders gute Zugochsen gesucht, da rheinische und inländische Zucker­fabriken ihren Bedarf deckten und annehmbare Preise bewilligten. Per Bahn wurden über 700 Stück Rindvieh nach verschiedenen Richtungen verladen. Der Schweinemarkt wurde rasch geräumt und Milch­schweine mit 2230 das Paar bezahlt.

j A u e n st e i n und H e lfe n b e r g. 3t. Aug. Der Stand unserer Weinbergeist ein wunderschöner Die in reichlicher Anzahl vorhan­denen Trauben gehen rasch der A uszeitigun, entgegen.

Zur Wetterprognose.

P Im abgelaufenen Monat A u g u st hat die Controls der Wetterprog­nosen lolgendes Resultat ergeben: Ganz eingetroffen sind die Vermuth- ungen an 2tt Tagen, zum größeren Thejte an 6, und zum kleineren Theile an 5 Tagen. In Prozenten ausgsdrückl sind es 64 5o/g volle Treffer; zum größeren Theile emgetrofsin sind 19.4o/g und zum kleineren Theile 16.1o/g Die Zahl der vollen Treffer steht zwar im August um 3 gegen den Monat Juli zurück; dagegen ist die Zahl der annähernd vollen Treffer um 2 größer, als im Juli und ein voller Fehler ist im August gar nicht zu verzeichnen

Die Zahl der Sommertage, deren es am 7. August 40 waren, hat sich bis zum 31 August nur um 11 vermehrt, so daß es jetzt 51 seit dem Beginn der Tcaubenblüthe (16. Juni). 59 aber im Verlauf des ganzen Sommers sind. Sollen die Erwartungen die man von dem Weinstock hegt, erfüllt werden, so bleibt dem September noch eine schöne Aufgabe Vorbe­halten, die zu lösen er bis jetzt freilich noch keine Miene macht. Hoffentlich wird sich aber die Septembersonne ihr Recht nicht nehmen lassen, den Wein zukochen".

Calw, 3. Sept. Obwohl kein olauer Himmel am gestrigen Sedane- tag lachte und der graue Himmel nichl recht zum Farbenschmuck Ser festlich beflaggten Stadt und der geschmückten Kinderschaac stimmen wollte, so ist doch gewiß der Verlauf des Festtages als ein erfreulicher und befriedigen­der zu bezeichnen für jeden, der Zeuge davon war

Früh morgens weckten Tagwache. Löllerooiiner und sanfte Choral­klänge vom Thurm, die Schlatenden und es überschlich wohl Manchen ein freudiges Gefühl, wie er all' diese Töne an sein Ohr klingen hörte; es geht im Alltagsieben so still und geräujch- oft freudlos zu, Musik, Sang und rechter, ehrlicher Jubel wird so wenig gehört, es darf daher woh? auch wieder ein Tag erscheinen, welchem man anspürt, es gibt auch noch etwas das Prosaische des Werktags Ueberrugendes, Höheres. Ideales, Nationales.

Der fröhliche Festzug der jubelnden sahnenschwingenden Jugend, zur Kirche, der erhebende liebliche Gottesdienst, oje freudigen Gesichter der be­schenkten Kinder haben genug dafür gesprochen. daß frisches Leben und freier Drang, kein erkünstelter Zwang in dieser Sache liegt.

Und es ist der 2 Sept. germß ein Tag. an dem nicht bioS die Jugend, sondern auch das gereifte! e und gereisieste Alter seine Freude haben kann: Wir dürfen wohl einen Gedenktag feiern, an welchem uns immer wieder ins Gedächtniß zurückgerufen wird, was unser Volk anno 1870 Großes geleistet. Wenn die Deutschen ihren Feind herausgefordert hätten. dann müßten sie schweigen, aber es ist nickt so! Und was unsere So baten mit ihrem Herzblut für unser Deutsches Vaterland errungen haben, das müssen wir als heiliger Vermächtniß festhalten und auch von Z it zu Zeit laut sagen dürfen!

wird an Sonntagen nicht mehr statthaben, dagegen haben wir da» Entröe für den 3ten, 7ten, lOten. 14!en und 17ten Sept. ausnahmsweise auf 50 L per Person herabgesetzt, wozu wir ausdrücklich bemerken, daß an den genannten Tagen eine wettere Ermäßigung für Arbeitgeber mit ihren Arbeitern, Arbeitervereine, Schulen, Militärpersonen nicht stattfindet.

^ Ulm. 31. Aug. Das württ. Pionnirbataillon Nr. 13 ist heute früh zur Theilnahme an den Detachements- und Divisionsübungen der 26 Division bei Kirchhausen-Neustadt resp. Brackenheim-Heilbronn per Fußmarsch von hier abgegangen. Die Rückkehr erfolgt am 23. Septbr. per Bahn.

Colmar. Die in Colmar gegründete P f e n n i g s p a r k ä s s e hat schon einen so glänzenden Erfolg zu verzeichnen, daß die Errichtung eines zweiten Bureaus nothwendig geworden ist. Der neuen Institution wurde vom Bürgermeister das Wahllokal des Stadthauses zur Verfügung gestellt.

Leipzig. 30' Aug. Ende September begeht Leipzig das 400jährige Jubiläum der Einführung der Buchdruckeikunst durch Andreas Friesner aus Wunsiedel. der anfänglich in der Druckerei von Johann Sensenschmidt in Nürnberg als Korrektor, 1474 als Theilhaber des Geschäfts arbeitete, später aber nach Leipzig ging um dort eine Professur der Theologie zu überneh­men. Michaelis 1481 erschien in der von ihm nachweislich gegründeten ersten Druckerei ein noch vorhandenes lateinisches Werk über den Sieg des Christenthums über Tmkrn und Muhamedaner aus Grund der Offenbarung Johannis. Friesner verwaltete 1482 das Rektoramt der Universität und wurde 1491 nach Rom berusen. wo ec auch gestorben ist. In seinem Te­stamente vermachte er seine Druckerpresse dem Leipziger Dominikaneikloster mit der Bedingung, ihm dasür Seelenmessen zu lesen. Der Werth der Presse war auf 20 rh. Gulden angegeben.

DasBerliner Tagbl" berichtet über eine Audienz, welche der Photo­graph Erwin Hanfstängl aus Stuttgart dieser Tage bei Sr. Maj. dem Kaiser hatte, um die Bilder der kaiserlichen Familie, die er am r t. Juli auf der Mainau ausgenommen hatte. Sr. Majestät vorzulegen. Der Bericht sagt: Hansstängl hatte die originelle Idee, den Kaiser mit der Familie seiner Tochter, der Großherzogin von Bader, im Augenblicke der Adresse schon im Wagen zu phoiographiren; außerdem durste er auch verschiedene Einzel­bilder aufnehwen, sowie ihm auch gestattet wurde, einige Interieurs der Mainauer Sommer-Residenz zu vervielfältigen. Trotz eines leichten Un­wohlseins und zahlreicher dringender Geschäfte war der Kaiser m der Au­dienz, die eins halbe Stunde dauerte, außerordentlich liebenswürdig und beiter und drückte dem freudig überraschten Kilnstchr seine vollkommenste Befriedigung über die Bilder aus. Er habe, sagte der Kaiser u. a, ein so tnffend ähnliches Bild noch nicht von Sich gesehen.

New-Jork. 2 Sept In den Unionsstaaten und Kanada dauert die außerordentliche Dürre an; in Folge dessen häufig vorkommende Wald­brände vielfach Meiereien zerstörten

Brandfälie.

London, 2. Sept. Gestern sind in der City von London vier große Waarenmaguzine durch eine Feuersbrunst eingeäschert worden

Handel und Berkehr

Nachtrag, bezw. Berichtigung der jüngsten Notiz über die S t e m- pölsteuer nach dem 1. Juli t88l. Befreit sink,: Inländische Werth- papiere, wenn vor dem 1. Oktober 1881 auSgegebiN. Ausländische Loose nur dann, wenn vor dem 1. Oktober in das Bundesgebiet gebracht; in­ländische Loose nach 1. Oktober 1881 zum Ausspielen gebracht, sind nicht befreit. Stempelung ist vom 1. Sept.mber nur dis 29. Dezember, also nicht voll bis Ende Dezember zu bewirken; vom 30. Dezember 1361 nicht erst 2. Januar 1882 an ist die Abgabe bedeutend höher. Anmeldungen zur Abstempelung von solchen Werthpapieinn tu Acssen, welche vor 1. Okr. 1881 ausgegeben sind, nimmt u a. das Zollamt Calw schon seit 1. Ls MtS. täglich entgegen; ebendaselbst werden auch Stempelmarkm vom 26. dieses ab verkauft.

fel dersseiben Mann wieder erkannt, dessen besonderer Aufmerksamkeit sie aus dem Marktplatze arisgesitzr gewesen war. Noch eine Minute btieb sie in ihrer Stellung, dann erhob sie sich und schwebte wie eine Lichtgestali die Bogenhalle entlang. Mechanisch folgte der Graf, als ob er durch eine wunderbare Mach: dazu gezwungen würde. Die Schöne wählte einen Sertenausgang, und hier stand eine Magd, die ihr einen leichten Mantel und einen runden Stivhhut reichte. Wahrend sie sich damit bekleidete, ent­stand ein Gedränge von LandliUien und Arbeitern an der Thür, denn die Messe war zu Ende. Auch der Graf ward mit sortgenfferi, und in der Vorhalle, wo sich Aller Hände nach dem Weihbecken ausstreckten, entstand ein so arges Getümmel, daß mehrere Frarunstimwen laut um Vorsicht ba­ten. George sah, wie das arme Blumenmädchen sich zwischen einem Du­tzend jener rohen Fabrikarbeiter befand, die selbst die Heiligkeit des Ortes nicht abhielt, dem zarten Wesen verletzende Ausmerksamkeiien zu erweisen; es entstand ein lautes Gemurmel, und jeder wollte der Ritter des schönen Mädchens sein Mit k, ästigen Armen bahnte sich der Graf einen Weg, und schon im nächsten Augenblicke hatte er die Bedrängte erreicht. Wie eine Schutzrehr stellte er sich vor das zitternde Mädchen.

Zurück;- rief er befehlend.

Murrend und höhnisch lachend gingen die bärtigen. rauhen Gesichter an ihm vorüber. Keiner wagte es ferner, die Hand ourzustrecken. Der Strom verlief sich, und bald war George mit seiner Beschützten allein in der Vorhalle. Mit dem Anstande eines Cavaliers ergriff er dar Weihbecken und präsentirte es dem jungen Mädchen. Zitternd benetzte sie die kleine Hand mit dem geweihten Wasser und besprengte Gesicht und Brust, indem sie sich fromm bekreuzte. Aber wie sie zitterte auch der junge Mann, denn er hatte ihr in das große himmelblaue Auge gesehen, dessen wunderbarer Blick ihm tief in die Seele drang. Snöihend verneigte sie sich, um ihre«

Dank abzustatten. In diesem Augenblicks erschien die Magd, der sie leise Auftrag gab, einen Fiaker zu boOn

Ich bedauere das Mißgeschick das Ihnen die Feier des Fester trübte." sagte George höflich.Der Pöbel umwogt noch die Kirche ich bitte um die Erlaubmß, Sie bis zum Wagen begleiten zu dürfen."

Die Verlegenheit zwingt mich, Ihre Gefälligkeit zu mißbrauchen!" flüsterte sie verwirrt.

Wie glücklich preise ich mich, daß es mir vergönnt war, Ihnen einen kleinen Dienst zu leisten "

Sie legte ihren Aim in den dargebotenen des Grafen. Beide traten aus der Kirche auf den Platz. In einiger Entfernung stand die Magd und unterhandelte mit einem Fiaker. Der Graf war gewandt in der Unterhal­tung mit Flauen; hier aber hatte sich eine seltsame Befangenheit seiner bemächtigt. Trotzdem ihre einfache Toilette und der Dienst» den sie bei der Prozession geleistet, eine gewöhnliche bürgerliche Herkunft verriethen. so lag dennoch in ihrem ganzen Wesen ein wunderbares Etwas, das mit ihrer äußern Erscheinung im Widerspruche stand. Dis wenigen Worte, die sie gesprochen, bekundeten einen Takt, der nur Damen von hoher Bildung ei­gen zu sein pflegt. Schweigend hatte man den Fiak-r erreicht. Das Blu­menmädchen zog leise den Arm zurück und dankie noch einmal durch eine graziöse Verneigung. George faßte Muth, bemächtigte sich zart ihrer nied­lichen Hand, die von keinem Handschuh bedeckt ward, und drückte einen Kuß daraus, ohne doß sie versuchte, es zu verhindern. Dann sprang sie leicht in den Wagen, und die Magd setzte sich zu ihr. In dem Augen­blicke, als George den Schlog schloß, bemerkte er, daß Adam sich neben den Kutscher aus den Bock schwang. Zufrieden mit der List de» schlauen Diener» sah er dem davoneilenden Wagen einige Augenblicke nach, dann trat er den Weg zu seiner Wohnung an. (Forts, folgt.)