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»litt rrscheint am aitnftag,Donnerstag u. -»««tag. Abon-
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durch die Post bezogen im Bezirk 2 -äi Z0 L, I°nst in ^nz Württemberg " 2 -1 70
Amts- unä Intekkigenzbkatt ^ür äen Oezir^.
FLrr«t« abomeirt man bei der Redaktion, auswärts bei dm Bote« otzer, der nLchstgelegenm Poststelle.
Die EinrückungS- gebühr beträgt 9 ^ ^ für die vierspaltige Zeile oder deren Raum.
Nro. 99.
Donnerstag, den 25. August L88I
56. Jahrgang.
Aus l1«8 ^Eakwee Moc^enökalt"
werten für den Monat September wieder von sämmtlichen K. Postämtern , Postexpediiionen und Postboten Bestellungen angenommen. Für hier kann täglich bei uns selbst abonnirt werden, und laden wir zu zahlreichen BestelUlngen freundlichst ein
Die Redaktion und Expedition des „Catwcr Wochenblatts".
Amtliches.
Seine Königliche Majestät habe» vermöge Höchster Entschließung vom 21. d. M. den Bahnhofverwaller I. Klasse, tit. Betriebsinspektor Huzenlaub in Mühlacker, zum BetriebSinspektor in Calw zu ernennen gnädigst geruht.
Die im Juli und August abgehaltene erste theologische Dienstprüfung haben laut St.-A. u. A. mit Erfolg bestanden: Dorsch, Paul, von Möttlingcn, Roller, Joses, von Oberhaugstetl.
Politische Nachrichten DeutsckeH R « i ch.
— Dag anläßlich der Anwesenheit des Fürsten Bismarck in Berlin auch über den Wahliermin Beschluß gefaßt worden, ist nach einer Korrespondenz der „Allg. Zig." aus Berlin zweifellos. Wenn eine Bekanutgedung desselben noch nicht erfolgt, so hange das druckt zusammen, daß man der Frage über den Ablauf des Mandat« des letzten Reichstags nicht präjudiziren und somit dis Ausschreibung der N-»wählen bis nach dem 9. September, dem Tage des ersten Zusammentritts des Reichstages, verzögern wolle.
Schweiz
Zürich, 17. Aug. Nachdem Notar Koller in Thalwyl enorme Unterschlagungen begangen, für die großenkheils der Karnon einstehen muß, vernehmen wir, daß Notar Rudolf von Dielsdorf mit Hinterlassung eines Defizits von über 100,000 Franken verduftet ist. Derselbe hatte in seinem Schreibpult ein Veczeichniß der von ihm begangenen Fälschungen hinterlassen und am Schluß bemerkt: „Ich verlasse nun tiefes kleine Land der Korruption." Der Mann soll das Opfer von Spekulationen geworden sein. — Für die projckiirle Landesausstellung hat der Züricher Kanlonsralh eine Subvention von 80,000 Franken verwilligt.
England
London, 22. Aug, Dem hiesigen amerikanischen Gesandten Lowell ist eine Depesche des Staatssekretärs Biaine zugegangen, wonach wenig Hoffnung vorhanden sei, das Leben Garfiel d's zu erhalten.
Rußland
Peter.sburg, 20. Aug. Man meldet der „Fr. Ztg.": Zwei hohe Beamte des Medizinaldepartements sind laut einer Mittheilung der „Nowoja Wrewja" verhaftet worden wegen eines im großartigen Umfange betriebenen Stellenschwindels mit Aerzten
Tages Neuigkeiten.
— Calw, Bartholomäi 1881. Wir haben eine — zum Schrecken unserer l. Kleinen und sonstiger furchtsamer Gemüther wohl seit Menschengedenken hier so nicht erlebte Nacht hinter uns, indem gestern Abend schon
bei Einbruch der Dunkelheit das Firmament von anhaltendem Wetterleuchten erglänzte, welches später in heftige, die ganze Nacht über mit kurzen Unterbrechungen fortdauernde und zum Theil von starken Regen begleitete Gewitter überging, deren Heftigkeit etwa um 1 Uhr in der Frühe ihren Höhepunkt erreichte; Blitz, Donner (und theilweise auch der Regen) hielten aber so beharrlich an, daß die Abfahrt der um ^5 Uhr abzulassenden Frühzüge unter Donnersaloen, gleichsam zur Feier des Tages unseres Eingangs genannten Heiligen, vor sich ging. Noch um 5 Uhr und selbst später ließen sich einzelne heftige Donnerschläge vernehmen, doch hört man gottlob, daß diese, wie gesagt eine ganze Nacht, voll bis in den andern Tag hinüber angedauerten Wetter, trotz deren Heftigkeit in dieser Gegend glücklicherweise nicht nur keinen Schaden angerichtet, sondern durch den begleitenden ergiebigen Regen für Flur und Wald eine große Wohlthat gebracht haben, was namentlich den Hopfen noch sehr zu Statten kommen soll. Temperatur früh VrO Uhr -f- 13«k.
— Vom oberen Enzthal. 21. Aug, Heute Abend 5»/^ Uhr ging in nächster Nähe der Station Rothenbach ein Luftballon nieder; derselbe soll heute Mcktag 2 Uhr in Homburg v. d. H. aufgestiegen sein, hätte alw den kolossalen Weg in nur 3>/2 Stunden zurückqelegt, was dem heute Mittag staitgehabten orkanartigen Nordwind zuzuschrerben sein dürfte. Die Insassin war ohne Zwei-el die bekannte Lustschifferin Frau Securius.
— Stuttgart, 22. Aug. Am letzten Samstag fand eine Sitzung de« von den bürgerlichen Kollegien ernannten Komite's für die diesjährige Feier des Sedavfestes statt. Von den Ergebnissen der Berathung erfahren wir, daß die Feier wesentlich der vorjährigen sich anpaffen soll. Morgen Abend findet im Rathhaussaal eine Sitzung des erweiterten Komite's statt, in welcher definitiver Beschluß gefaßt wird. — Samstag Nachts um lll /4 Uhr ist der Vorstand der Stuttgarter Landesproduktenbörse, Hr. Oekonomierath Georg Sting, an einem Herzschlag gestorben.
— Stuttgarl, 23. Aug. Die in den letzten Tagen in Cirkulation gesetzte Eingabe an den Cxekutiv-Ausschuß der Württemb. Landesgewerbe - Ä u s st e l l u n g 1881 gegen die Erhöhung der Platzmiethe ist. mit den Unterschriften von 130 hiesigen und 36 Ausstellern von Reutlingen versehen, heute an ihre Adresse abgegangen. Von Eßlingen, Ludwigsburg und Heilbronn stehen die Zustimmungserklärungen noch aus.
— Tübingen, 21. Aug. Heute früh 6 Uhr marschirte nnter klingendem Spiele das hiesige Bataillon zum Manöver aus Ein zahlreiches Publikum hatte sich trotz der frühen Morgenstunde in den Straßen versammelt, um den strammen Kciegern Lebewohl zu sagen. Ihr heutiges Ziel ist Waldenbuck, wo Quartier genommen und von wo morgen nach Cannstatt weiter marschirt wird. — Morgen treffen zu 10 wöchigen Uebungen etwa 100 Ersatzreservisten hier ein. Die Uebungen werden von drei zurückgebliebenen Offizieren geleitet. — Während des Manövers werden vom 8 — 12 . Sept., in welcher Zeit die 53 (3. Württ.) Infanterie-Brigade ihre Detachements-Uebungen in unserer Gegend abhält, 17 Gemeinden unseres Bezirks Einquartierung erhalten
— Niedernau, 20. Aug. Für die durch Brandunglück so schwer betroffene Gemeinde Gechtngen hat sich auch in unserem stillen schönen Niedernau das Gefühl wohlthätiger Hilfe kund gegeben, indem letzten Freitag Abend im Badhotel zu Gunsten der Abgebrannten ein von mehreren
Fe u i t l e t 0 n.
Der gestohlene Brautschatz.
Eine Criminalgrschichte aus guter alter Zeit.
(Fortsetzung.)
IV.
Der General ließ sich auch durch diesen Einwurf nicht irre machen. ,Auf einmal nur vierzig, Auditeurchen. Sie kaffen ihm also zuerst vierzig geben, und wenn er dann noch nicht bekannt hat, so rapportiren Sie Air, und er bekommt die zweiten vierzig "
„Wenn er nicht bekannt hat, Herr General? Ich denke, er bekommt die Züchtigung für sein Entweichen."
«Da« verstehen Sie nicht, Auditeurchen, das geht meine Instruktion an." „Aber dann die zweiten vierzig? Für da« Entweichen kann er nur einmal gezüchtigt werden."
„Auditeur, Sie werden unausstehlich. Da« wird sich finden. Gehen
Eie."
Der Auditeur ging, die Züchtigung vollstrecken zu lassen. Der Corpora!, der sie zu vollziehen hatte, war von dem Commandanten schon instruirt.
Fritz Jure wurde vorgeführt, um seine Züchtigung zu empfangen. Der Auditeur «öffnete ihm den Zweck der Vorführung.
„Der Herr General hat Dir vierzig Hiebe dictirl, für Deine Entweichung."
Der Gefangene schien darauf gefaßt zu sein. Er verzog keine Miene. Der Corporal flüsterte ihm in'« Ohr:
„Du wirst achtzig bekommen, wenn Du da« gestohlene Geld nicht herausgibst."
Der Dieb sah ihn höhnisch an. Er bekam vierzig Hiebe. Mit einem Stock, stehend, auf den Rücken. Der Nichtsoldat wird liegend mit der Peitsche auf dem Gesäß gezüchtigt. Er verzog auch während der Züchtigung keine Miene.
„Nun?" fragte ihn der Corporal.
Der Dieb antwortete mit einem Blicke der Verachtung. Der Auditeur mußte dem General rapportiren.
„Die Züchtigung ist vollstreckt, Herr General."
„Hat er bekannt. Auditeurchen?"
„Nein, Herr General."
„Lassen Sie ihm die zweiten vierzig geben."
„Herr General, die Instruktion —"
„Die zweiten, sage ich. Vierzig hat er bekommen für da« Entweichen." Andere vierzig bekommt er dafür, daß er bei seiner Entweichung die Slräf- lingSkleidung mit sich fortnahm."
„Er konnte doch nicht nackt davon laufen, Herr General."
„Das verstehen Sie nicht. Meine Instruktion habe ich au«zulegen.".
Der Dieb bekam die zweiten vierzig Stockhiebe. Er zuckte auch diesmal nicht. Aber sein Gesicht war leichenblaß geworden, seine Augen waren von weilen, schwarzen Kreisen umgeben."