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sammenhielt. Hier wickelte sich denn auch in leichtester Weise der geschäft­liche Theil der Versammlung ab. Der Vorstand E. Horlacher begrüßte die Versammlung als die schönste seit dem Bestehen des Vereins, sofern in ihr das schöne Geschlecht so zahlreich vertreten sei, und zog daraus einen für das Bestehen und Gedeihen des Vereins höchst günstigen Schluß auf das Interesse der Frauenwelt an den Bestrebungen des Vereins, der nicht blos Annehmlichkeiten schaffen, sondern auch sittlich erziehend wirken wolle und drßhalb die Mitwirkung des weiblichen Geschlechts, die durch seine an- zieherische Thätigkeit. durch seinen bildenden Einfluß auf die Jugend von so hohem Werthe sei, nicht entbehren könne. Das auf das schöne Geschlecht ousgebrachte Hoch fand den lautesten Wiederhall. Und als der Vorstand dann daran erinnerte, daß die 3jährige Wahlperiode des Ausschusses abge- lausen und der Ausschuß darum heute neu zu wählen sei, machte Hr. Com- merzienrath I. Staelin unter rühmender Anerkennung der bisherigen allgemein befriedigenden Thätigkeit des Ausschusses den Vorschlag, demselben diese Anerkennung durch Wiederwahl mit,Acclamation zu erkennen zu geben und denselben zu bitten, seine Thätigkeit in gleicher Weise fortzusetzen. Für diese Ehrenbezeugung sprach sodann der Vorstand Namens des Ausschusses den gebührenden Dank aus, mit der Versicherung, daß es dem Ausschüsse eine hohe Befriedigung sei, in solcher Weise die Billigung seiner Thätigkeit zu erfahren, daß er gerne bereit sei, dieselbe fortzusetzen, daß er aber auch dringend um die Fortdauer des Wohlwollens und der Opferwilligkeit der Vereinsmitglieder bitten müsse, die den Verein allein in den Stand setze, -erfolgreich zu wirken. Eine Ucbersicht über das, was der Verein in den ?.2 Jahren seines Bestandes geschaffen, soll später in diesem Blatte gegeben und soll hier nur noch erwähnt werden, daß die Ausgaben der Vereins, zu denen er durch das ununterbrochene lebendige Interesse dershiesigen Ein­wohnerschaft und durch mehrfache namhafte Zuwendungen, seit 4 Jahren auch durch einen regelmäßigen städtischen Beitrag in den Stand gesetzt wird, sich bis heule auf die namhafte Summe von 9,400 belaufen, wo­von freilich der größte Theil auf die Herstellung und Unterhaltung des sehr ausgedehnten Wegnetzes fällt. Zum Schluffe darf sich der Ref. wohl den Wunsch erlauben, daß auch künftighin die Vereinsoersammlungen ebenso be­lebt ruid ermunternd für die Organe des Vereins sein mögen, daß dann aber auch die eigentliche Bürgerschaft, für deren unermüdete opferwillige Theilnahme am Vereine sich der Ausschuß zu so großem Drucke verpflichtet fühlt, auch durch persönliches Erscheinen dem Ausschüße die Befriedigung gewähren möge, daß er sich als ein auch'von ihr gewähltes Organ be­trachten darf.

Calw, 21. Juli. Am gestrigen Jahrmarkt wurde eine, wie es scheint, gewerbsmäßige Marktdiebin aus dem Nagolder Oberamt von einem im Gasth z. Engel feilhaltenden Schuhwaarenhändler bemerkt, wie sie ein Paar Schuhe in den Falten ihres Gewandes verschwinden ließ, ohne dabei an Bezahlung zu denken. Sie suchte, verfolgt von jenem, sofort das Weite, kam jedoch nur bis in die Gegend der Gasth. z. Hirsch, allwo sie durch Polizeioffiziant L. festgehalten wurde, sich aber zuvor der gestohlenen Schuhe durch Wegwerfen zu entledigen wußte, indessen wurde das eorpus äolioti alsbald in nächster Nähe aufgefunden. Bei näherer Untersuchung der Per­son kamen noch allerlei derartige Gegenstände, wie Hosen, Schürzen u. s. w. zum Vorschein, über deren Erwerb sich auszuweisen sie nun im Gewahrsam des kgl. Amtsgerichts, welchem sie alsbald übergeben wurde, nachzudenken Gelegenheit hat.

Calw. Der Ausstellungsbericht des N. T. erwähnt bei der Abth. «Lever-Industrie" u. A. auch der hiesigen Gerbereien Phil. Jak. B-ozenhardtu. Sohn, mit ihrem gewalzten Zahmsollederfabrikat und Carl Käppi er mit theils Zahm-, theils Wildsohlleder, anerkennend.

Ueber die gegenwärtige, außergewöhnliche Hitze und trockene Witterung kommen aus den verschiedensten Himmelsgegenden bedenkliche MiUheilungen bezüglich der Gefährdung menschlichen Lebens und manch- facher Calamitäten, so schreibt man aus Cincinnati, daß in Folge der tropischen Hitze 414 Personen gestorben seien, an gewöhnlichen Krankheiten in der gleichen Zeit nur 153, ferner von Paris. 18. Juli: Die fürch­terliche Hitze dauert fort, wir hatten heute 35 Cmtigrad. Mehr als 20 Personen erlagen heute auf den Straßen den Wirkungen des Sonnenstichs

Vorhaben bemerkte, stieß mit dem Ellbogen den Alten an. sich an den Wirth.

Ist für uns nicht nöthig," sagte er mit einer schnapsheißeren Stimme.

Aber für michantwortete der Wirth.In die dunkelen Keller kommen die Gäste nicht."

Die beiden Gäste sahen sich einander an. Zwei einverstandene Blicke begegneten sich.

Wie viel?" fragte die heißere Stimme der Alten den Wirth.

Fünf," war die kurze Antwort.

Der Alte zog ein kleines ledernes BeutelLen hervor, nahm ein Fünf­silbergroschenstück heraus und legte es aus den Tisch. Der Wirth besah es genau, als ob er an der Aechtheit zweifelte, und steckte es dann zu sich. Er mochte nach dem Aeußern der beiden Gäste Grund zu seinem Zweifeln haben. Der Alte sah der Prüfung .des Geldstücks mit einem höhnischen Blicke, zu. während er das Kümmelglas völlig, leerte. Der Jüngere hatte unterließ angelegentlicher durch die Fensterscheiben in die Straße gesehen.

In diesem Augenblicke fuhr vor dem gegenübeliegenden Hause die Droschke mit den beü>en Offizieren vor.

Die beiden Gäste verließen den Keller. Um aus diesem auf die Straße zu gelangen. mußte man eine schmale, dunkele Treppe von etwa acht Stufen hinaufsteigen. Oben, unmittelbar an der'Straße, war die Tyür. die zwei Flügel hattch nur halb geöffnet. Hinter dem nicht geöffneten Flügel bvieb der jüntzere der beiden Männer stehen.-

Sieh nach, ob die Straffe rein ist/' sagt« «< leise zu de«'Asien?

Ec sprach in einem etwa» befehlenden, beinahe hochmüthigen Tone.

Der Alte ging gehorsam auf die Straße hinaus. Er kehrte nach einer halben Minute zurück.-

Alles rein," sagte er, mit seiner heißernen. Stimme, gleichfalls leise.

Der junge Mann wollte auf die Straße hinaustrete.c. Der Alte hielt ihn zurück.

,,Da scheint etwas zu machen sein;" sagte er, nach der Droschke hin­zeigend, aus welcher so eben die beidrn Offiziere herausgestiegen waren, während der Kutscher dem herangetretenen Burschen den Koffer vom Bocke zureichte.

Dort," erwiederte der junge Mann in dem zu kurzen Kamisol verächtlich.

Run, ja."

Bei zwei Lieutenants, die nicht einmal von der Garde sind?"

Sieh Dir den Koffer an. Er ist schwer. Der plumpe Commißbengel kann kaum mit ihm die Tteppe hinauf."

Was wird darin sein? Abgetragene Uniformen, abgerissene Stiefeln, zerrissene Hemden. Ich kenne das."

Er trat in die Straße. Der Alft folffle ihm, noch immer nach der Droschke und nach dem Häuft sich umblickend, in welchem gleich nachher die beiden Offiziere verschwunden waren!

- Sie hätten nur wenige Schritte gemacht,, als der'Schein einet ferney Laterne ihren stets' lauernden Augen eintn herannahenden GenSd'arNieN zeigte. Sie' sprvn^en räsch'hinter eine breite,Pmlipt neben dem Trottoir.

Der GenSd'arm ging würöeüsll vorüber, ohne fit zu sehen!

(Fortsetzung folgt.)

und die Nächte bringen keine Kühlung. Zu alledem ist nun die Stadt auch noch von Wassermangel bedroht. Ein Alarmruf der Seinepräfektur setztg heute Abend die Gemüther in Schrecken; die Hausfrauen werden in dieser Note dringend aufgefordert, mit dem Wasser sparsam umzugehen, denn wenn der Hausverbrauch in der bisherigen Weift fortdauere, werden die Reser­voirs in 48 Stunden versiegen. Schon muß die Verwaltung auf die Wasch­ung und Bespritzung der Straßen verzichten, man merkt es leider an den schlechten Gerüchen, die sich in einem großen Theil der Stadt entwickeln. Die Hitze fährt fort in ganz Frankreich unleidlich zu sein; in den Flüssen sterben die Fische. Die Erndte leidet, der Hitzschlag ist bei den Feidar- beitern häufig. Aehnliches liest man aus England, woselbst in mehreren Bezirken die Arbeit in den Schmelzhülten eingestellt werden mußte und^alle in den Garnisonsstädten anberaumt gewesenen Truppenübungen abgesagt wurden. Köln. 19. Juli: Nachm. 2Vz Uhr zeigte das Normalthenno- meter der Wetterwarte -j- 36.^ 6., so daff die heutige MaximaltemperaiU die höchste ist, die an einem zuverlässigen Instrumente jemals hier beobachtet wurde. Tuttlingen. Die Hitze hat die Donau beinahe ausgetrocknet. An vielen Stellen kann man dieselbe passtren, ohne einen nassen Fuß zu erhalten; wenn sich nicht die Ella und der Faulenbach barmherzig zeigten, so wären wir vollständig trocken gelegt.

Donnerstag bei Tagesanbruch überraschte uns hier ein bewölkter Himmel, der kurz nach 4 Uhr früh einen wenn auch nicht anhaltenden doch ziemlich ergiebigen und sehr erquickenden Regen spendete, eine Wohlthak, welche uns momentan in keinerlei Richtung kaum größer hätte zu Theil werden können.

Gegen 8 Uhr begann der Regen neuerdings mehr nachhaltig und hat uns jetzt G. s. D. eine recht angenehme frische Temperatur geschaffen.

Der Personenzug 2>.5 von Stuttgart nach Hall. Abfahrtszeit 3 Uhr 13 Minuten, fuhr gestern Nachmittag vor dem*Bahnhofe in Cannstatt auf Güterzog 323 auf welcher in Folge der Entgleisung einer Rangir- waschine nicht vollständig in den dortigen Bahnhof hatte einfahren können. Die Maschine des Personenzugs, ebenso 3 Wagen des Güterzugs wurden stark beschädigt. Personen sind nicht verletzt worden. In Folge des Un­falls waren dis beiden Geleise während 2'/? Stunden gesperrt; nach dieser Zeit konnte der einspurige Betrieb wieder ausgenommen werden und nach weiteren 3 Stunden waren beide Geleise wieder frei. Untersuchung ist eingeleitet.

Während der Dauer der württembergischen Landesgewerbeansstellung sind sämmlliche Sammlungen des württembergischen Musterlagers (Lsgionr- kaserne) von jetzt ab jeden Sonnnag Vormittags von 8 bis 12 Uhr für Jedermann zum freien Eintritt geöffnet.

Stuttgart, 19. Juli. Das Schützenmeisteramt der hiesigen Gilde macht bekannt, daß der für die Besucher des Münchener Schützenfests pro- jektirt gewesene Extrazug wegen der von der bayer. Elsenbahnverwaltung beanspruchten Zahl von 300 Theilnehmern voraussichtlich nicht zu Stands kommen wird, daß aber dis Stuttgarter Schützen am nächsten Samstag abreisen werden.

Cannstatt, 13. Juli. Heute früh wurden am Neckaruser bei Hofen und Mühlhausen eine Menge todter Fische der verschiedensten Größe ge­sunden. Man erklärt sich dies durch die große Hitze.

Aus der Markung Weitbruch (Hagenau) sind vom 18. Juni, bis 15. Juli

35000 Feldmäuse vertilgt und abgeiiefert worden. Die Vergütung beträgt pro 100 Stück 60 Prg._-

(Ein Säugling als Angeklagter.) Vor dem Polizelrichter Sus sexstand" kürzlich eine reizende, volle 8 Monate alte Angeklagte, Namens Zoö Mansfield, wegen boshafter Beschädigung fremden Eigenthums. Die Angeklagte hatte sich eben vollgetrunken" und wälzte sich behaglich auf dem Rasen im Gärtchen einer benachbarten Wäscherin, auf welchen sie von ihrer älteren Schwester gelegt worden war. So kam sie dem Zaun nahe, an dem ein der Schauspielerin Miß Annie Matthew gehöriges, mit prachtvollen Spitzen garnirtes Peignoir hing, dar der Wäscherin zur Be­handlung anvertraut worden war. Ungeachtet ihres zarten Alters wurde Miß Zoö von dem eleganten Toilettenstück so angezogen, daß sie es herab­zog, um es näher zu besichtigen; leider endete die intime Bekanntschaft

Dieser wandte