Das L»kwtr »,<»«- U,u erschnut am Dienstag,Donnerstag u. Kamstag. Abon- nementSpreiS halb- Wrlich 1 80 L
durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 L, sonst in Nanz Württemberg 2 ^t. 70
CalwerWoihendlAtt
Amt8- unä Intekklgenzbkktt für äen Kezir^.
Für L, k» abonnirt man bet der Redaktion, auSwSrtS bei den Boten «der der nSchstgelegenen Poststelle.
Die EinrückungS- . gebühr betrügt 9 «j V für die vierspaltige Zeile oder deren Raum.
Nro. 63.
Samstag, den 4. Juni L88Z
S«. Jahrgang
Bestellungen auf das
„Cakwer Wocklenökatt"
für den Monat Juni nehmen noch sämmtliche Poststellen und Postboten entgegen und ladet zu solchen freundlich ein
Die Redaktion und Expedition des „Caiwer Wochenblatts. ^
amtliche Drkanntmachungen.
Calw. Bekanntmachung betr. drs Kosten der letzten Volkszählung.
Zu Folge Erlasses des K. statistisch-topographischen Bureaus vom 23. v. M. weiden den Gemeinden des Bezirks die hicnach aufgesührten Entschädigungen für ihren Auswand bei der letzten Volkszählung von K Ka- meralamt ausbezahlt werden. Die Entschädigungen sind nach dem Satz von 1 vtL auf 104 Seelen berechnet und hiebei 50 und mehr für ein volles Hundert, weniger als 50 aber nicht angerechnet worden.
Die Gemeindebehörden werden hievon mit dem Ansügen in Kenntnlß
gesetzt, daß in den Nechnungsbüchern auf gegenwärtiges Äusschreiben als
Beleg Bezug zu nehmen ist.
Es erhalten die Gemeinden:
1. Calw
47
Uebertrag 156
-.L
2. Agenbach
2
23. Neubulach
6
3. Aichbalden
3
24. Neuhengstett
4
„
4. Allbulach
ö
25. Neuwciler
6
*
5 Altburg
8
D
26. Oberhaugstett
4
6. Althengstett
10
27. Oberkollbach
4
7- Bergorte
4
28. Oberkollwangen
2
,/
8. Breitenberg
5
29. Oberrcichenbach
4
9. Dachtel
5
30. Ostelsheim
7
10. Deckenpfrorm
12
31. Oltenbronn
4
„
1t. Dennjächt
2
32. Röthenbach
2
12. Emberg
2
V
»33. Schmieh
1
13. Ernstmühl
1
34. Simmozheim
10
14. Gechingen
12
35. Sommsnhardt
5
V
15. Hirsau
7
„
36. Spsßhardt
4
V
16. Holzbronn
4
37. Stammhetm
15
17. Hornberg
2
,/
38. Teinach
4
16. Liedelsberg
4
39. Unterhaugstett
3
19. Liebenzell
10
40. Unterreichenbach
5
20. Martinsmoor
3
41. Würzbach u. Naislach
4
21. Monakam
3
42. Zavelstein
3
22. Möttlingen
5
„
43. Zwerenberg
3
„
156
Summe 256
Den 1. Juni 1881.
K. Oberamt.
Flaxland.
Politische Nachrichten
Deutsches Reich.
— Berlin, 81. Mai. Die gestrige (53) Abendsitzung des Reichstags begann um 71/2 Uhr. Die Nachmittags abgebrochene Debatte über Erhöhung des Mehlzolles wurde fortgesetzt. Dem Reichstage sind mehrere Petitionen von Mühlenintereffenten zugegangen, welche eine Herabsetzung des Ausbeuteverhältnisses und die Einführung einer Zollrückvergütung auf exportirtes Mehl verlangen. Frhr. v. Heeremann und v. Kard 0 rfs beantragen : Diese Petitionen dem Reichskanzler mit dem Ersuchen zu überweisen, den § 7 Nr. 3 des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879 dahin abzuäudern, daß unter Ausrechihaltung des Identitäts-Nachweises nur für die Person und die Fabrikarionsstelle bei der Ausfuhr von Mehl der Zoll einer entsprechenden Quantität von importirtem, ausländischem Getreide, unter Berechnung des Ausbeuteverhäitnisses. nachgelassen werre. Die Erhöhung des Mehlzolls wird nach der Vorlage angenommen, ebenso der Antrag Heeremann.
— Aus den nunmehr beendigten statistischen Erhebungen über die Grenzen I des deutschen und französischen Sprachgebiets in Elsaß- l Lothringen ergibt sich, daß der Bezirk Lothringen 34 t ausschließlich
französische und 370 rein deutsche, 41 gemischte, im Ganzen 752 Gemeinden besitzt, während Elsaß unter 944 Gemeinden nur 44 rein französische, 7 vorherrschend französische, 33 vorherrschend deutsche, dagegen 855 rein deutsche zählt.
— In der gegenwärtig versammelten Berliner Stadtsynode wurde der Antrag gestellt: „Die Synode richtet an den Syn. Hosprediger
^ Stöcker die brüderliche Ermahnung, von seiner agitatorischen Thätigkeit in der Judenfrage, als dem Amte eines ev. Geistlichen nicht angemessen, ablassen zu wollen." Nach lebhafter Debatte wurde mit 25 gegen 20 St. beschlossen, über den Antrag zur T.-O. überzugehen.
— Berlin. 1. Juni. Der Schluß der Reichstag ?-S essi 0 n ist auf den 22. oder 23 Juni in Aussicht genommen. — Von Seiten Bremens werden behufs Bremens Zollanschluß Vorschläge auS- gearbeitet.
— Berlin, 1. Juni. Der Reichstag setzte heute die zweite Berathung des Unfallversicherungsgesctzes fort. Staatssekretär v. Bötticher erklärte zu dem von der Kommission eingeschobene» §. 2 », welcher Landessersicher- ungsanstalten an Stelle der ReiLsversicherungsanstalt setzt: Die Regierung sei in erster Linie für eine Reichsanstalt, welches auch der billigste Weg sei, sie werde aber eventuell auch Anstalten der Einzelstaaten, wie sie die» Kommission im Sinns habe, acceptiren. Dagegen lehne der Bundesrath entschieden die Zulassung der Privatversicherungsgesellschaften ab. Lasker erklärt sich für Zulassung der Privatgesellschaften, W indthorstundFrege sprechen sich für Landes-An- stalten aus. Bei der Abstimmung wird der Antrag Buhl auf Errichtung einer Reichsvsrsicherungsanstalt abgelehnt, ebenso alle anderen zum §. 2 s. gestellten Anträge und der Paragraph schließlich nach den Beschlüssen der
Feuilleton.
Eine seltene Frau.
Von A. S.
(Fortsetzung.)
IV.
Am nächsten Morgen verließ er schon früh seine Wohnung. Es schlug zehn Uhr als er die Treppe zu der Dachwohnung des Magisters Hinanstieg. Der Besuch, den er dem allen Herrn von Bornstedt abstatten wollte, war das Resultat seiner gestern mit Josephinen gepflogenen Unterredung ; er sollte dazu dienen, die ersten direkten Einleitungen zu treffen Auf dem kleinen Vorsaale trat ihm derselbe junge Mann entgegen, dem er Abends zuvor die Wohnung Jofephinen's bezeichnet hatte. Das blühende Gesicht mit dem blonden Barte erkannte er auf den ersten Blick wieder. Ohne zu grüßen, eilte er hastig die Stufen hinab.
„Gut," dachte Philipp, „vielleicht kann ich hier etwa« von ihm erfahren."
Elias, der den letzten Besuch entlassen hatte, stand des zweiten harrend an der schmutzigen Gitterthür.
„Zu wem wollen Sie?" fragte des kleinen Mannes dünne Stimme durch die Stäbe.
„Finde ich den Herrn von Bornstedt zu Hause?"
„Thut mir leid, mein Herr, er ist mit seiner Tochter ausgegangen. Der junge Mann. der Ihnen auf der Treppe begegnete, fragte ebenfalls nach ihm. Ich vermuthe, der Gesuchte wird bald heimkehren — wenn Sie ein wenig warten wollen —"
Diese Aufforderung kam Philipp gelegen; er folgte dem Magister in das Stübchen. Kaum traf da» Helle Licht die Gestalt des Besuchers, als Elia» freudig überrascht ausrief:
„Ah, mein Herr, Sie sind es! Nicht wahr, ich hatte schon einmal dis Ehre, Sie bei mir zu sehen? Ihr Besuch hatte die wohlthätige Folge für meinen Miethsmann — und ich konnte ihm so wenig Auskunft geben — ach, wie lieb ist es mir, daß ich Sie wiedersehe! Hätte ich Ihre Adresse gewußt, ich würde Sie ausgesucht haben."
„Sie sind Magister?"
„Magister, Novellist und Correktor einiger unserer weitverbreitesten Blätter."
„So habe ich es mit dem gebildeten Manne zu thun, der meine Schritte nicht mißdeuten und die nöthige Discretion beobachten wird."
Elias wickelte sich fester in seinen alten Schlafrock und verneigte sich.
,,Die Familie Bornstedt ist Ihnen befreundet?" fuhr Philipp fort.
„Ich theile Freud' und Leid mit ihr. Alles , war sie betrifft, ist für mich von großem Interesse. Ich umspinne sie gewissermaßen mit den geheimen Fäden meiner Freundschaft, und wirke im Stillen so viel ich kann, um die Dankbarkeit der armen guten Menschen nicht zu provociren. So suche ich mich denn mit denen zu verbinden, die einen gleichen Zweck verfolgen; hinwieder aber auch die fern zu halten, die sich in feindlicher Absicht nahen. Ich habe einen köstlichen Schatz zu bewachen. Glauben Sie mir, ich bin Kenner — Anna ist eine seltene Perle. Sie vereinigt Jugend, Schönheit, Herzensgüte und Tugend in hohem Grade. Ich habe in dem Kinde schon einen vortrefflichen Grund gelegt. Freilich ist Anna nicht reich, sie besitzt nur ein Vermögen von dreihundert Thalern; aber sie bringt ihrem künftigen Gatten andere, größere Schätze — haben Sie dis junge Dame schon gesehen?"
„Nein," antwortete Philipp, der seine Beziehung zu Josephine, wo er Anna gesehen hatte, nicht verrathen wollte.
„Doch, Verzeihung, lieber Herr," flüsterte der Magister mit einem Lächeln , der Verlegenheit, „ich preise Ihnen da ein junges Mädchen an, und weiß nicht
Wegen der Pfingstfeiertage erscheint nächsten Dienstag kein Blatt.