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müdlichen Bestrebungen des Ktrchengesangvereins diejenige erfreuliche Anerkennung, die für ihn eine so wohlthuende Aufmunterung ist, mit der vollsten Ueberz eugung, da ß Niemand unbefriedigt von dannen geh en wird.
Tages Neuigkeiten.
— 6 . 4 . 1881. Rach einer zuverlässigen Mitteilung soll das Postamt in Teinach — entsprechend den bedeutenden Verkehrsverhältmffen während der Saison — namhaft vergrößert werden, wobei mit Rücksicht auf die jüngster. Vorkommnisse für die Sicherheit in ausgiebigster Weise gesorgt wird. Durch diese in Aussicht stehenden größeren baulichen Veränderungen. sowie anderweitige Reparaturen im Badhotel wird auch in das Geschäflsleben wieder größere Thätigkeit kommen, was wir bei den gegenwärtigen Zeitverhältnissen den dortigen Handwerkern von Herzen gönnen. Möge nun der kommende Wonnemonat seinem Namen Ehre machen und Teinach recht viele Gäste zuführen.
— Stuttgart. 6 April. Ein unheimliches Vorkommniß beschäftigt gegenwärtig die hiesige Staatsanwaltschaft. Seit etwa 10 Tagen wird der Handelsmann Wertheimer von Breiten, ein alter gebrechlicher Mann, der auf den Fildern vielfach Geschäfte trieb, unter verdachterregenden Umständen vermißt. Derselbe wurde zuletzt in Vaihingen und Kaltenthal gesehen, an welch' letzterem Orte er mit dem Bauern Jakob Götz in Geschäftsverbindung steht und an jenem Tag verkehrt hat. Nachforschungen nach dem Vermißten die sowohl seitens der Behörden, als seitens seiner Verwandten angestellt wurden, blieben erfolglos, indeß richtete sich der Verdacht eines Verbrechens gegen den ebengcnannten Götz; derselbe entwich gestern, ist aber bereit» verhaftet worden. Wertheimer soll, wie wir hören, durch ein Schreiben, das ihm zuging, des Inhalts: Man wolle nach Amerika auswandern und zu billigem Preise Jnventargegenstände verkaufen; er möchte sich daher mit Geld versehen an näher bezeichnetem Ort einfinden — zu jener Reise veranlaßt worden sein. Ob dieses Schreiben im Zusammenhang steht mit feinem Handel mit Götz wissen wir nicht. Bis jetzt ist von dem Vermißten noch keine Spur entdeckt.
— Eßlingen, 30. März. Die Fr. Teubner'sche Familie hier wurde auf der Ueberfahrt nach Amerika von schwerem Leid betroffen, indem der 50jährige Sohn Viktor, als er sich in Liverpool Morgens aus's Schiff begeben wollte, auf dem geländerlosen Zugang ausrulschte, in's Wasser fiel und ertrank. Mit ihm war ein anderer junger Württemberger, Namens Sixt, in's Wasser gestürzt, konnte aber von der Schiffsmannschaft noch gerettet werden.
— Reutlingen, 3. April. Am Freitag Abend stürzte wie die „Krsztg". erzählt, ein Knabe, welcher in der Bierbrauerei ,zum Paradies" Milch holen wollte, in einen ca 35 Fuß tiefen Brunnen, welcher, da er eben gereinigt wurde, offen stund und in welchem sich zu diesem Zwecke ein Arbeiter befand. Voll Aufopferung sprang der dabei stehende ältere Bruder sofort nach, um den jüngeren zu retten. Es befand sich glücklicherweise soviel Wasser im Brunnen, um den Sturz der Brüder zu mildern, und Beide konnten, da sofortige Hilfe bei der Hand war, gerettet werden, ohne daß sie bedeutendere Verletzungen erhielten.
— Laupheim, 3. April. Am Samstag den 2. d. M. in der Frühe um 6 Uhr marschirten eine Abthe.lung Steuerausseher in Reih und Glied auf und cernirten einige Häuser. Später kamen dann der Amtsrichter, der Kapitalsteuer-Untersuchungskommissär mit Gehilfen, nahmen Haussuchungen vor und legten aus Handelsbücher und Gkschäftspapiere Beschlag. Das ist das sechste Mal, daß derartige unvorhergesehene Einfälle in die Häuser von Solchen, die verdächtig sind, Kapitalsteuer defraudirt zu haben, gemacht werden.
— In Mannheim warf in der Nacht zum 21. März ein Maurer Namens Hoffmann seine Ehefrau, mit welcher er seit längerer Zeit im Unfrieden lebte, zu» Fenster hinaus auf den Hof, wo dieselbe todt aufgefunden wurde. Dieselbe war nur mit einem Hemd bekleidet. Der Verbrecher ist verschwunden.
— Aus Nürnber g wird berichtet: Seit Einführung der obligatorischen
Trichinenschau — also im Zeitraum von 16 Monaten — find 40 trichinöse Schweine aufgefunben worden. Hievon waren 2t bayerischer Race. Da mehrfach die irrige Ansicht besteht, daß die Trichinosi« nur bei älteren Schweinen vorkommt, wollen wir bemerken, daß von dm obigen 40 Schweinen 37 unter 1 Jahr waren.
Athen, 5. April. Die Zahl der durch das Erdbeben auf ChioS Getödteten und Verwundeten wird auf 3000 angegeben. Die Erderschütterungen dauern fort.
Einer Spezialmeldung aus Chios zufolge wurden auf der Insel gegen 4000 Personen durch das Erdbeben getödtet. In der Stadt ChioS wurden bisher 1400 Leichen aufgefunben. 30 Ortschaften sind zerstört. Die Erdstöße dauern fort; 40,000 Personen sind obdachlos und nahrungs- loS> Depeschen aus Chior bitten um Brod und appelliren an das Mitleid Europa«.
Amerika. Die Verluste, von welchem die Viehzüchter im Westen in Folge der äußerst ungünstigen Witterung während dieses Winters betroffen worden, werden in einer Korrespondenz an die .Chicago Times" auf i/z Million Stück Rindvieh veranschlagt Ganz furchtbar war die Kälte diesen Winter in Montana. Der Thermometer fiel bis auf 59 Grad unter Null (— 500 Cels. oder 40° R) und ungeheure Schneemossen bedecken das Gras der dortigen Ebcnm, so daß die Viehzüchter den Verlust von 40 bis 60 Prozent ihrer Rinder- und Schafherden durch Hunger und Kälte zu beklagen haben.
Handel und Verkehr
— H eikb ronn, 30. März. (Ledermarkt.) Dis Zufuhren waren, wie jedes Jahr um diese Zeit — wegen der herannahenden Frankfurter Messe — schwächer, als man es sonst von den hiesigen Märkten gewöhnt ist. Trotz der aus dem oben angeführten Grunde mäßigen Frequenz kann die Stimmung im Allgemeinen als eine nicht ungünstige bezeichnet werden, war schon daraus hervorgeht, daß bereits vor Beginn des Marktes sehr Vieles verkauft war und am Schluß desselben nur ein verschwindend kleines Quantum unverkauft blieb. Die besseren Qualitäten von Kalb- und Wildoberleder haben eine kleine Erhöhung der Preise auszuweisen, während mittlere Sorten keine Veränderung erlitten. Geringere Waare fand raschen Absatz und war ziemlich billig erhältlich. Schafleder war sehr wenig am Markte und der Umsatz daher unbedeutend. Die Preise gestalteten sich ungefähr wie folgt:
-4L 1. 30. bi« 1. 40. für Sohlleder, vsrk. 32.004 Pfd.
» 1. 50. „ „ 2. 25. „ Wildoberleder „ 90,436 „
. 1. 30. , „ 1. 45. . Zeugleder „ 13 629 „
. 2. 50. „ . 2 85. . Kalbleder „ 10.373 .
140.442 P,d.
— Ulm, 2. April. Mittelpreise per Zollctr. Kernen 11 Mk. 74 Pfg., Weizen 12 Mk. 52 Psg.. Roggen 12 Mk. 17 Psg., Gerste 8 Mk. 75 Pfg., Haber 7 Mt. 10 Pfg.
— Ravensburg, 2. April. Korn 11 -4L 81 ^. Roggen 9 -4L 67 L, Gerste 8 -4L 65 Haber 6 -4» 99
— Rottweil, 2. April. Kernen 11 -4L 70 Weizen 12 -4L 71 Gerste 9 -4L 3 Dinkel 7 ^L 96 Haber 7-^2^.
K. Standesamt Calw.
Vom 1. bis 8. April 1881.
Geborene.
2. April. Antonir Jeanette, Tochter des Gustav Carl Paul Flaxland, Oberamt-
mannS hier.
3. , Carl Friedrich, Sohn des Gottlieb Leopold, Schuhmachers von Leonberg,
hier wohnhaft.
4. , Carl Gottlob, Sohn des Christian Sailer, HilfSwärterS auf dem Bahn
hof ^ ^
Gestorbene.
4. , Anna Maria geb. Schaub, Wittwe des Michael Volz, Leineweber« in Alt
bulach, 72 Jahre alt.
d. » Charlotte Hutzel, ledig von hier, 70 Jahre alt.
Amtliche Bekanntmachungen.
Revier Hirsau.
Brennholz-Verkauf
Dienstag, den 12. April, Vormittags 9Uhr, bei Bauer zum Kloster Hirsau, Scheidholz au« Ot- tenbronnerberg (insbes. Et-igwand) Altburgerberg und Lntzenhardt:
447 Rm. Nadelholz-Lcheiter und Prügel.
Mittwoch, den 13 April,
Vormittags 9 Uhr, bei Kugele zum Löwen in Oberreichenbach aus Weckenhardt, Abth. oberer Bockstall mit günstiger Abfuhr ins Enz- und Nagoldthal: 71 Rm. buchene Scheiter und Prügel, 63 Rm. tannene Scheiter und Prügel, 5100 buchene Durchsorstungswellen und 19 Loose Nadelreisig.
Calw
Brennholz - Verkauf
am Montag, den 11. April, ms den Stadt- > Waldungen Vordere- und Hintere-Stahläcker, Tannenbusch, Sulzwald und Eichhalde:
24 Rm. Nadelholz-Scheiter und Prügel.
4880 gebundene und 360 ungebundene Nadelholzwellen. Zusammenkunft Vormittags 9 Uhr, in den Vorderen Stahläckern beim sog. Wölflesbrunnen.
Gemeinderath.
Aufruf
Der in Stuttgart verstorbene Kaufmann Carl August Bock, Sohn de« Schlossers Johannes Bock von hier, hat testamentarisch eine Summe von 4277 -4L
bestimmt, welche unter seine bedürf
tige Verwandte väterlicher Seits bis zum 5. Grad unter Berücksichtigung des Grads ihrer Bedürftigkeit durch die Armenbehörde nach freiem Ermessen vertheilt werden soll. Es werden demgemäß die Bo ck'schen Verwandten väterlicher Seits bis zum 5. Grad aufgefordert, unter Vorlegung von Vermögensnachweisen bis zum 2V dS.
sich schriftlich zu melden, widrigenfalls dieses Legat ohne Rücksicht auf diejenigen Verwandten, welche diesen Nachweis nicht geliefert haben, vsr- theilt würde.
Calw, 5. April 1881.
Ortsarmenbehörde Vorstand Sck> uld 1.
Calw.
Das K. Amtsgericht Calw hat am 7. März 1881 die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen de« Carl Wolpoldt, Rolh- gerberS in Calw, angeordnet und den
Gcmrinderath hier als Vollstreckungsbehörde mit dem Vollzüge beauftragt. Als Verwalter ist bestellt Gemeinderath H. Lorch hier, Mitglieder der Verkaufskommission sind Rathsschreiber Hoffner und Gemeinderath Schnaufer und in deren Verhinderung Gemeinderath Federhaff hier.
Demgemäß kommt die hienach be- ! schrieben« Liegenschaft am
Montag, den 11. April 1881, Vormittags 11 Uhr. auf hiesigem Rathhause zum erstenmal« zur öffentlichen Versteigerung:
Geb. Nr. 364.
-- a 52 qm Ein zweistockigteS Wohnhaus,
1 „ 74 , H ofraum dabei,
2 u 26 qm in der Badgasse.
Anschlag 2000 -4L
Unbekannte Kaufslustige haben vor der Versteigerung amtlich beglaubigte Vermögenszeugniffe vorzulegen.
Den 10. März 1881.
Gemeinderath als Vollstreckungsbehörde.
UW
WM