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so wissenschaftlich gebildeten Förster. Hohl- Antrag, der Verlegung de- forstlichen Unterrichts nach Tübingen zuzustimmen und den Mehraufwand von 9,980 zu »«willigen, wird mit 44 gegen 94 S t. angenommen.
Tages Neuigkeiten.
— Tein ach, 24. Febr. Der um 6 Uhr 40 M. Nachmittags von der Station Teinach nach Teinach Ort abgehende Postwagen ist in der Nähe der A d e'schen Sägmühle angefallen worden. Der Postillon hörte ein Geräusch a« Ladroum de« Wagen«, stieg sofort vom Bock und während er die Pferde im Schritte gehen ließ begab er sich nach der Rückseite. Hier sah er, daß Jemand im Begriffe war, einen Hieb nach ihm zu führen, bückte sich um demselben auezuweichen, so daß nur noch der Hut getroffen werden konnte. Auf sein Rufen stieg der im Innern des Wagen» befindliche Passagier heraus und der Angreifer floh nun eilig davon. Es darf als Glück hiebei angesehen «erden, daß der Postwagen nicht unbesetzt war, denn wer weiß ob der Attentäter nicht sonst den Postillon überwältigt hätte. Die am Ladraum des Postwagens befindliche Schlempe war mit einem eisernen Instrumente erbrochen, wahrscheinlich dasselbe, mit welchem der gewuchlige Schlag gegen den Kopf de« Postillon» geführt worden ist, und der glücklicher Weise nur ein Loch in dm starken Wachstuchhut verursachte. Der Räuber vermulhete, daß in dem Ladraum sich Geldbeutel befinden aus welche es un,weifeihast abgesehen war. Es sind nun gegen solche Angriffe energische Maßregeln getroffen worden. E» liegt die Ver- rnulhung nahe, daß der vor ca. 4 Wochen stattgefundene Einbruch im hir- sigen Postamt mit diesem Raubanfall in Verbindung steht. Möchte es unfein Sicherheits-Organen gelingen, bald dem oder den Verbrechern auf die Spur zu kommen.
— Heilbronn. 22. Febr. Der wegen dringenden Verdachts de« Meineids vor etwa 10 Tagen hier verhaftete Stadtpfleger Remppel von Hall, der sich im hiesigen landgerichtlichen Gesängniß befand, hat heute Nacht versucht, sich mittelst Glasscherben die Pulsadern zu durchschneiden. Sein Zustand scheint, obwohl der Blutverlust ein starker ist. bis jetzt nicht lebensgefährlich zu sein.
— München, 2t. Febr. Die Südd. Pr. theilt nachträglich mit, daß die Künstler die Stoffs zu ihrem verhängnißvollen Kostüme bei einem Seilermeister gekauft hatten, welcher sie auf die Feuergefährlichkeit de« Wergs aufmerksam machte und sich erbot, dasselbe vorher in Salzwasser absieden oder mit Wasserglas behandeln zu lassen, was aber abgelehnt wurde. Ein übrig gebliebenes Eskimokostüm wurde gestern zur Probe in Brand gesteckt. In 5 Sekunden stand es in Flammen, in 15 brannte e« durch und durch und in 35 Sekunden war es verzehrt. Hinsichtlich der Thäligkeit der Feuerwehr ist ebenfalls Untersuchung ongestellt und dabet gefunden worden, daß allerdings in einer der Sprizen kein Wasser war. ES war die« aber eine transportable Handspriz«, welche nie vorher gefüllt wird In der Eskimohütte selbst befand sich übrigen« ein Wosserschaff. an da» aber in der Bestürzung Niemand dachte. Von den bisher Ueberlebsn- den soll Spring aus Libau in beständigen Weinkrämpien liegen; er hat die Kunst- und Schicksalsgenossen neben sich wegsterben und dann fort- tragen sehen.
— München, 22. Febr. Nachdem gestern die 2 ersten Begräbnisse unter der Theilnahme von 12—15,000 Menschen stattgefunden, fand heute Nachmittag auf dem südlichen Friedhofe die Beerdigung der weiteren 6 im Kolosseum aus so gräßliche Weise Verunglückten statt, welche in der Nacht vom 16. auf 10. u. am 21. ds. Ml«, unter schrecklichen Leiden ihren Verletzungen erlegen sind. Es war ein mächtig ergreifender Anblick, als die 0 mit Kränzen geschmückten Särge, welche von den Schülern der Akademie und Freunden der Verblichenen getragen wurden, unter den Klängen des Trauermarsche« von Beethoven, die dichten Menschenreihen passirten. Sein Auge blieb trocken! Voran gingen die Angehörigen der Künstlergenossenschaft mit ihrer Fahne, alle mit schwarzen Florschärpen bekleidet. Diesen folgten zu beiden Seiten der Särge der Eleven der Akademie, hinter den Särgen laut klagend die Verwandten der Verstorbenen, welchen sich wiederum die Gönner und Freunde derselben anschloffen. Nach den Grabreden der beiden Geistlichen, welche da» schreckliche Unglück und den namenlosen Schmerz der Hinterbliebenen schilderten, schloß rin erhebender Grabgesang des Künstler - Gesangverein» den tieferschütternden Akt de» Massenbe- gräbnisset.
— Thüringen. Eine komische Geschichte ist kürzlich in einem Dorfe beiSangerhausen passirt. Der Sohn einer Vollbauern, sog. Vierspänner, ist im Begriff-, die Tochter eines ebensolchen Einwohners zu freien. Wird auch die eigentliche Hochzeit im Hause der Braut abgehalten» so bringt e» doch die Sitte und StonveSehre mit sich, daß auch im Hause de« Bräutigams besonder« reichlich Kuchen gebacken wird. Da» Mehl von zwei Scheffel unautgewachsenem Weizen «ird mit den nöthigen Zuthaten in einen großen, langen Trog de« Abends eingemengt und von der vorsichtigen Hausfrau mrt einigen Bettstücken zugedeckt, damit der Teig auch gut gehe. Am selben Abeno sind die jungen Brautleute in der „letzten Spinnstube," da sie als Verheirathete davon fortan ausgeschloffen sind; der besonderen Feier halber werden ein paar Gläser mehr getrunken, der Bräutigam muß nach Hause gebracht werden — kaum findet er da« Bett und sinkt halb ausgekleldet in den tiefsten Schlaf. Gegen Morgen findet ihn die Mutter, die im Begriffe ist, die Kuchen ouszumachen, statt im Bette, in dem in der Nähe stehenden Teig liegen, warm und weich, mit den Betlstücken zugedeckt.
— Neu stell in, 23. Febr. Die „Norddeutsche Presse" dringt eine Bekanntmachung des Staatsanwalt« mit der Bitte um wettere Mittheilungen über den Brand der Synagoge Hinzugesügt ist die Bemerkung: Zu der vielfach verbreiteten Annahme, daß der Brand von einer der streitenden Parteien vorsätzlich veranlaßt sei, liegt bisher und hoffentlich überhaupt keinerlei thalsächlicher Anhalt vor."
Wien, 22. Febr. Au« dem Umstande, daß Kronprinz Rudolf
sich mit seinem Kaisers. Vater im Mai auf die Hirschjagden nach Ungarn begibt und dem «eiteren, daß Hossekretär Rauch in Wien dem Bürger- meister Newald erklärte, es habe noch keine Eile mit den Vorbereitungen zu dem längst erwarteten Fest, ist zu schließen, daß die Vermählung des Kronprinzen abermals einen Aufschub erleidet und dieselbe in der besseren Jahreszeit stattsinden soll, aber noch ganz unbestimmt wann.
Brandfälle.
— Letzten Sonntag den 20. ds Mts., Abends 9Vi Uhr ist in dem mit Scheuer verbundenen Wohnhause dsS Zimmermanns Adam Friedrich Schlecht in Neuweiier Feuer ausgebrochen und dasselbe bi« auf den Grund niedergebrannt. Weitere Gebäude wurden nicht beschädigt. Der Beschädigte, welcher außer dem Vieh wenig gerettet hat, ist versichert. Ueber die EntstehungSmsache konnte bis jetzt nichts ermittelt werden.
Handel und Verkehr
— Eßli ngen, 22. Febr. Zu denjenigen Ländern, welche un« in Fehljahren mit Oost versorgen, tritt nun auch Amerika. Der Viktualienhändler Hr. CH. Letter hier hat 100 Fässer Aepfel aus Philadelphia bezogen, welche in guter saftiger Waare eingeiroffsn find.
Paris, 18. Febr. Das Journal osficiell veröffentlicht ein Dekret wonach die Einfuhr von gesalzenem Schweinefleisch aus den Ver. Staaten verboten wird.
Ueber den Einkauf des Kleesamens.
EineWarnung.
Seit die Kleeseide mit ihren verderblichen Wirkungen in wahrhaft erschreckendem Maße sich verbreitet hat und die Klecernble häufig zu einem großen Theile vernichtet, so daß in einzelnen Gemeinden des Landes sogar der ganze Kleebau in Frage gestellt ist, gibt es im Frühjahre für den sorgsamen Landwirth keine wichtigere Frage, als diejenige, wie er sich gegen diese seine ganze Wirthschaft beorohende Calamitäc wirksam schütze. Die Antwort aus diese Frage ist außerordentlich einfach: „Man kaufe nur solchen Samen, dessen Verkäufer für die Reinheit seiner Waare garantirt, d. h. dem Läufer es frei stellt, den von ihm gekauften Samen bei der vom Staate in Hohenheim eingerichteten Samenprüfungsanstalt untersuchen zu lassen und denselben zurück- zunehmeir, wenn er nicht als rein erfunden werden sollte. Für Mitglieder des landw. Vereins wird diese Untersuchung unentgelolich vorgenommen, wenn 100 Fr des Samens durch den Vorstand oder Sekretär des Verein« eingeschickt werden. Noch einfacher ist es. wenn die Vereinsmitglieder ihren Bedarf bei dem Vereine anmeiden, der dann nur amtlich geprüften Samen kaufen «ird, für besten Reinheit und Keimfähigkeit der Verkäufer Garantie leistet. Total verwerflich aber ist es — und hievor kann nicht eindringlich genug gewarnt werden —, den Kleesamen von herumziehenden Händlern oder von Händlern auf dem Wochenmarktr zu kaufen, weil diese ihren Samen meist in kleinen Quantitäten da und dorr zujam- menkaufen, ohne aus die Reinheit zu sehen und ohne also auch für die Reinheit desselben garantiren zu können. Sie wollen nur billigen Samen haben, weil et leider immer noch Landwirthe gibt, die bei ihrem Einkauf nur einen möglichst billigen Preis im Auge haben. Der billig st e K le es a m e n k ann aber geradezu der theuerste werden, wenn der Käufer in Beziehung auf Reinheit und Keimfähigkeit sich getäuscht steht. Wie bei allen Sämereien, so gilt natürlich auch für den Kleesamen der alte Grundsatz, daß man nur das Beste, was auszutreiben ist, zur Saal verwenden soll. Wer diesem Grundsätze zuwiderhandelt, der fügt sich selbst wissentlich einen Schaden zu, bei dem die Reue viel zu spät kommt. Möchten doch die Landwirthe diese wohlgemeinte Warnung allseitig beachten und sich durch rechtzeitige Vorsicht vor Nachtheilen schützen, di«, wenn sie einmal eingetreten sind, nur mit schweren Opfern wieder gut gemackt we rden können I _
Calw.
Landwirthschastlicher Pezirksverein. Grassamen und Kleefamen betr.
Die Vereinsmilglieder werden darauf aufmerksam gemacht, daß der Termin zur Bestellung von garantirt seidesreiem Kleesamen am 1. März und zur Bestellung des GraSsam ens am 5. März ablaust, und daß im Interesse der rechtzeitigen Beschaffung des Samens eine Verlängerung des M-Idungstermins nicht möglich ist. Später eingehende Bestellungen werden also nicht berücksichtigt.
Calw. 25. Febr. 1881.
Der Vereinssecretär
_ E. Hortacher.
K. Standesamt Calw.
Vom 18. bis 24. Februar 1881.
Geborene.
19. Februar. Karl Martin, Sohn des Matth仫 Lörcher, Cigarrenmacher« hier.
IS „ Anna Maria, Tochter de« Friedrich Wetzet, Schneider« hicr.
21 , Louise Karoline, Tochter de« Jakob Schwenker, Schreinermeisters hier.
24. , Christian Friedrich, Sohn de« Christian Männer, Slrumpsweber« hier.
Getraute.
24. , Jakob Andrea« Reichert, Wittwcr und Bierbrauer hier, und «nna Lisette
Gutrus von hier.
Gestorbene.
17. » Christiane Fiiedrike geb. Essig. Ehesrau de« Johann Georg Holzapfel Bier.
brauer« hier, 47 Jahre alt.
18. » Rosine Jakobine geb. Keller, Wittwe de« Jakob Charrier, Fabrikarbeiter« hier,
67 Jahre alt.
IS. , Katharine Wilhelminr geb. Köhler, Wittwe de« Christian Wöhrle, gewes.
Messerschmied« hier, 64 Jahre alt.