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und Beschimpfungen stützen müsse. Al« Republikaner der jüngeren Schule erhoben sich Lockrop , Perm und namentlich C emenceau entschieden gegen diese Idee und erklärten, daß die Republik stark genug sei, um die Schimpf­reden ihrer Gegner verachten zu können. Marcou's Antrag wurde denn auch adgrrviesen. Glücklicher war vardoux, welcher gegen den Wunsch der Kommission die Ansicht zur Geltung brachte, daß in Sachen der Ver­leumdung, wenn es sich um Vorgänge des Privatlebens handelt, der Be­weis der Thatsachen absolut verboten ist. Die Kammer hat damit eine Vorlage bewältigt, welche, wenn sie nicht das Ideal eines Preßge- setzes verwirklicht, doch unzweifelhaft liberaler ist. als di« Gesetze, dis ihr vorhergegangen.

Paris, 3. Fedr. Die mit so großer Spannung erwartete Inter­pellation Proust hat einen sehr friedlichen Abschluß gesunden. Die langathmigen Entwicklungen des Interpellanten vermochten die Kammer wenig zu fesseln, und der Lärm der Privatgespräche übertönte die Stimme des Redners. Er führte au», daß, wiewohl die französische Politik eine Niedliche sei. das republikanische Frankreich sich nicht den auswärtigen Angelegenheiten obivenden dürfe. Er tadelte das Schiedsgerichtsprvjekt und erklärte, Europa dürfe die griechische Frage nicht zurückziehm, nachdem es den Brand gelegt. Europa müsse den Frieden herbeisühren. Der Minister des Aeußern, Barthelemy Sainl-Hilaire: es liegt keine kriegerische Politik Frankreichs vor. im Gegenteil, die französische Regierung betrieb die Politik des Friedens mit einem Nachdrucke, der rucht ermüden wird. Dieser Friede muß der Nation würdig siin, Frankreich will nicht den Frieden um jeden Preis. aber auch nicht den Krieg um jeden Preis. Die Kammer nimmt »olgende Tagesordnung an :Die Kam­mer geht, indem sie den Erklärungen des Ministers der auswärtigen An­gelegenheiten und der von der Regierung eingeschlag-nm Politik des Friedens zustimmt zur Tagesordnung über."

Stuttgart, 1. Februar. (32. Sitzung brr Kammer der Abgeordneten.) Fortsetz­ung. Kap. 93. Kunstgewerbcschule: 40,200 Damit tritt dieselbe zum ersten­mal als selbstständige Anstalt auf und die Komm, beantragt Zustimmung unter der Vor­aussetzung, daß dieselbe in den Räumlichkeiten des Polytechnikum« , und bczw. der Bau­gewerkeschule unt.rgcbracht werden kann. Diese Räumlichkcitöfragc crschrint jedoch als noch nicht gehörig geklärt und wird dctzhalb an die Fin.-Komm. zurückgewiescn. Kap. 9t. Konservatorium, 2700 Mk. Kap. 9b. Staatssammlung der valerländischcu Kunst- und AlkcrthumSdenkrnalc 20,449 Mk. Kap. 96. Beiträge an wissenschaftliche und Kunst- Vereine. 12,170 Mk.

Kap. 108. Landständische Su sten 1a t ionök asse: 351,066 Mk. Netter spricht gegen die langen Pausen, man solle die Kommissionen früher einbcrufcn, damit die Kammer ununterbrochen zu arbeiten habe. Kap. 109. Reservefonds: 10b,000 Mk. Hievon werden die bis jetzt aussichtslosen Bohrversuche aus Braunkohlen bei Ochsenhausen, Li- bis jetzt 152,300 Mk. gekostet haben, bestritte». Bei der Aussichtslosigkeit dieser Ver­suche beantragt die Komm., 35,000 Mk. zu streichen, was angenommen wird. Wenn in Oedsenhausen wenigstens ein wissenschaftliches Resultat erreicht ist, soll dort aufgehört und anderswo gebohrt werden, wozu Oberndorf und Lasse,rau vorgeschlagen werden. Kap. HO. Leistungen an das deutsche Reich: 6,944,195 Mk. Vcrwilligt mit der ange­nehmen Aussicht, daß noch eine Nachexrgenz von Million kommt. Kap. 119/120. Post- und Telegraphenverw altnng. Sie Kammer nimmt den Antrag der Komm, an, die Regierung zu ersuchen, eine nähere Prüfung darüber anzustrücn, welchen öffent­lichen und milden Stiftungen und Anstalten auö Gründen der Billigkeit für die aufzu- hebcnde Portofrcihcit Geldbeträge zuzuwendcn sein dürften und eine hieraus bezügliche Vorlage z u mache n._

Neuigkeiten.

X Gechingen. Die hiesige Gemeinde hatte am Lichtmeß-Feiertag die traurige Pflicht, ihren Seelsorger zum Grabe zu geleiten.

Eine zahlreiche Versammlung, namentlich auch von Auswärts, hatte sich eingefunden, um dem biedern, leutseligen Mann die letzte Ehre zu er­weisen. Neun Jahre wirkte er mit einem Takte hier, der ihm alle Herzen eroberte, und manche Störung, die sein längeres Unwohlsein in die ge­wohnte kirchliche Ordnung mit sich brachte, vergessen machte.

Mit scharfem Verstand autgestottet, wußte er überall und in allen Lagen seines Amier, das richtige Wort zu finden, und die Seelsorge im Geiste seiner Vorfahren fortzujühren. Möge es uns vergönnt sein, die Stelle mit einer vollen Manneskrast besetzt zu sehen, der im Stande ist, i>en kirchlichen Frieden der hier herrscht und in zahlreichem Kirchenbesuch sich von jeher kund gibt, zu erhallen.

Ueber die BevölkerungSausnahme in Württemberg noch der Zählung vom 1. Dezember 1k80 sind wir in der Lage, die Nachstehenden vorläufigen Ergebnisse mitzulheilen.

Bei der am 1. Dezember 1880 stattgehabten Aufnahme der Bevölkerung sind 1,970,132 Ortsanwesende gezählt worden, 88,627 Personen oder 4.71 Prozent mehr als bei der Zählung vom 1. Dezember 1875. Die Bevölkerung vertheilt sich auf 951,464 (48,29 Prozent) männliche und 1,018,668 (51,71 Prozent) weibliche Personen.

Gegenüber der Volkszählung vom 1. Dezember 1875 hat die Be­völkerung zugenommen in dem Neckarkrei» um 34,524 (5.87 Proz.). in dem Schwarzwaldkrei« um 17,709 (3,89 Proz), in dem Jagstkrei« um 16,776 (4,28 Proz.) und in dem Donaukcei« um 19,618 (4.37 Proz.) Köpfe.

Die Zählung ergab für den Sladldirektionrbezirk Stuttgart eine Be­völkerung von 117,02t Einwohnern und im Vergleiche mit der Zahlung vom l. Dezember 1875 einen Bevölkerungszuwachs von 9,748 Köpfen oder 9,07 Prozent.

Leonbsrg, 2. Fedr. Vergangene Nacht erfolgte an dem Eisen­bahneinschnitt zwischen hier und Höfingen ein Erdrutsch. Der Frühzug von Stuttgart nach Calw mußte, bi» da« Geleise durch die hcrbeigeeilte Ar- beitrmannschast wieder bloß gelegt war, in Ditzingen, wo er noch telegraphisch von der Verschüttung de» Geleise« denachrlchtigt werden konnte, anyalten und erhielt dadurch eine starke Stunde Verspätung.

Düsseldorf, 4. Febr. Ein eigenlhümltcher Vorfall hat unsere Stadt in Aufregung und die Polizei und Odecstaatsanwaltschast in fieber­hafte Thätigkeir versetzt. Einer unserer 3 sigmaringen'schen Prinzen, der 12 Jahre atte Prinz Wilhelm (nach einer andern Lesart der zum Thron­folger in Rumänien bestimmte 16jährige Prinz Ferdinand) war nach seiner eigenen Aussage am Mittwoch Morgen um 6 Uhr aus dem Garten de« Schlosse« Jägerhos gewaltsam entsührl, in einen bereit stehenden Wagen gebracht und bei Volmersheim über den Rhein gesetzt worden. Nachmit­tags kam er mit abgeschnittenen Haaren zurück. Diese Sensalionsgeschichle stellt sich jetzt als eine Erfindung de« Prinzen heraus, dem ein menschliche» Malheur passtet sein soll und der sich deßhald im Rheine waschen wollte. Die Haare habe er sich selbst abg-schniiten. Trotz dieser Aufklärung ist doch noch Einige« räthselhaft und et »st nur so viel gewiß, daß ein prinz- licher Knabe einen halben Tag lang alle Welt genasführt hat.

Die Wanderverfammlung des landw. Vereins in Möttiingett.

Dis auf den 2. Febr. nach MölUingm ausgeschriebene Wanderver­sammlung des landw. Vereins war so zahlreich besucht, daß dis Zuhörer kaum alle Platz fanden. Außer von Möttlingen selbst waren Gäste von vielen umliegenden Orlen da , nemlich von Alt- und Neuhengstett, Unttr- haugstett, Sunmozheim. Gechingen. Münklingen, Merklingen, Liebenzell, Calw und bad. Neuhausen. Die Versammlung wurde wegen Verhinderung des Hrn. Vorstandes von dem Vereinssekrrtär E. Ho rl a ch er geleitet, der nach einigen Worten der Begrüßung das Wort dem Hrn. Pomolog Fritzgärtner aus Reutlingen gab, den die K Centraiftelle aus Ansuchen des Vereins in freundlicher Weise zum Zwecke eines Vortrags über Obst­bau und die Behandlung der durch den Frost beschädigten Obstbäume ab­geschickt hatte.

Im Laufe des Vormittag« hatte Hr. Fritzgärtner, von einer großen Zahl von Bürgern begleitet, einen Rundgang auf der Markung gemacht. Die hiebei gemachten Wahrnehmungen verwsrthete er däftn in seinem Vortrage. Möttlingen sei noch glücklich gegen andere Gegenden, meinte er, da nur 3 -4o/g der Bäume zu Grunde gegangen seien gegen 3040<>/g in andern Landestheilen. Der ganze Landesschaden betrage über 20 Millionen Mark, die Zahl der verdorbenen Bäume mehrere Hunderttausende. Früher habe man da« Erfrieren der Bäume durch da« Erfrieren des Zellensaftes erklärt; wenn dieß richtig wäre, so wären im vorigen Winter alle Bäume erfroren. Jetzt aber wisse man. daß nur das ausgetretene Zellenwasser zwischen der Rinde das Erfrieren verursache; die Bäume haben im Herbste 1879 ihre Vegetationsperiode noch nicht ab­geschlossen, gehabt, und seien in der besten Saftbewegung vom Froste über­rascht worden. Die Folge hievon sei das totale Erfrieren von vielen Tausenden von Bäumen gewesen, wie er er gerade in den besseren Gegen­den des Landes vom Besigheim an bis Hellbraun, Neckarsulm und Möck- mühl gefunden habe. Andere seien nur theilwsise am Stamme oder in der Krone erfroren, haben wieder aurgetrieben. seien aber dann später

vorübergehen!"

Die Wittwe zuckte heftig zusammen. Dicke Schweißtropfen erschienen auf ihrer gerunzelten Stirn.

»Mein Gott! Mein Gott l" hauchte sie. »Was ist das? Was ist da« ?' l

Die arme Helene ward von einer wahren Todesangst ergriffen.

Ich will Robert rufen I"

Zuvor hören Sie mich an l Setzen Sie sich näher heran I" sagte le,se und ängstlich die Kranke. O, wein Kopf, er wird von fürchter­lichen Schmerzen zerrissen!" jammerte sie.Ich fühle, daß mein Ende naht I Helene, ich achte und liebe Sie von Ihnen verlange ich den letzten Dienst!"

Was fordern Sie, Madame? Sie sind meine Wohlthäterin ich verspreche Ihnen, Aller zu erfüllen."

Athemlo» lauschend bog sich Helene über das Bett. Sie sah das gräßlich entstellte Gesicht der Kranken nicht. sie war nur darauf bedacht, jede« Wort zu erhaschen, da« den bleichen, bebenden Lippen entquoll

Helene, schwören Sie mir, meinen Willen zu thunl"

Ich schwöre es!" sagte sie rasch.

Mein Sohn ist ein schwacher. leidenschaftlicher Mensch! Erhalten Sie ihm sein Vermögen , da» auch da« Ihrige ist! Ich will e«, ich will e» I" rief sie wie im Delirium.Es muß geschehen, «eil ich e« will l Mein Wille hat da» Vermögen erworben er wird e» auch zu erhal­

ten wissen!"

Eie sehen mich bereit, Madame!" hauchte Helene.

Zünden Sie Feuer in dem Kamine an."

Helene sachte das dem Erlöschen nahe Feuer an, daß es ausprasselte, j Die Kranke hatte sich mit fieberhafter Anstrengung emporgerichtet. Al« sie die Flammen der Feuers sah, verzog sich ihr Gesicht zu einem grinsen­den Lächeln.

Zu mir! Zu mir!" stammelte sie dann.

Helene, zitternd am ganzen Körper, unterstützte die Kranke, die sie fest an sich drückte. Dann zog sie ein weiße» Tuch hervor, an dem ein Schlüssel angeknotel war.

Oeffnen Sie jenen Secretär, Helene! In dem mittelsten Fache liegt ein Buch hier ist der Schlüssel."

Helene flog zu dem Secretär, öffnete ihn, und holte ein schwarze«, ziemlich starke» Oktavbuch hervor. Das Gefühl, das sich ihrer bei dem Anblicke diese« Gegenstandes bemächtigte, läßt sich nicht beschreiben. Der Athem stockte einen Augenblick in ihrer Brust, und leise schluchzend preßte sie da» Buch an ihre Lippen. Madame Simoni bemerkte diese Beweg­ung nicht, denn sie war in die Kissen zurückgesunken; aber sie erhob sich w eder mit übermenschlicher Anstrengung und stammelte:

Werfen Sie da» Buch in da» Feuer in da« Feuer! Helene vernichten Eie da« Buch e« ist «ein letzter Wille I"

(Fortsetzung folgt.)