604

desselben ist schon früher nach Sibirien verbannt, ein anderer nach dieser A ffaire verschwunden. _

Tages Neuigkeiten.

Calw, 23. Dez. Heute früh V«8 Uhr ist ein Mann von Altburg bei dem Kaufm. Mülle r'schen Hause in einem Ansalle von Epilepsie auf der Straße zu Boden gestürzt, hak sich aber nach kurzer Zeit der Ruhe auf einem Strohlager wieder erholt. Derselbe soll im letzten Kriege als Offiziers- Bedienter von einem Pferde auf die Stirne geschlagen worden sein und seither mit dieser Krankheit behaftet sein.

Stuttgart, 21 De». Auf die von einem Komite der Bierbrauer

Württembergs ergangene Einladung an die Bierbrauer behufs Stellung­nahme zu der von der K Regierung beantragten Erhöhung der Malzsteuer hatten sich etwa 400 Bierbrauer aus dem ganzen Lande gestern Nachmit­tag iw Schützenhose versammelt. Die Anwesenden nahmen einstimmig eine Petition an die Sländeoersammlunq an:Hochdieselbe wolle der von der K. Staatsregierung in Antrag gebrachten Erhöhung der Malzsteuer von 3 60 L auf 5 pro Centn ec ihre Zustimmung versagen.

- Cannstatt, 21. Dez. Die hiesige S t a d ts chu lt heiß e nw a h l ist, wie derNeckarbote" vernimmt, auf den 3. und 4. Januar anderaumt. > Die hauptsächlichsten Bewerber sind bi« jetzt: Steuerverwalter Hofer, Stuttgart. Polizeikommissär Unkel, Stuttgart, Rechtsanwalt Fr ick. Hall, Amtmann N a st. Heilbronn, Amtmann Simon von der Stadtdirektion Stuttgart, derzeit bei der Kreisregierung in Ludwigrburg, Stadtschultheiß Eisele, Balingen.

Herren alb. 20. Dez. In der nahen badischen Stadt Ettlingen hat sich gestern ein bedamrnswerthes Unglück ereignet. Der Kaufmann Karl Haag wollte ein Erdölfaß anzapfen; er scheint bei diesem Geschäft ziemlich viel Erdöl an leine Kleider gebracht zu haben und dann mit einem in der Nähe stehenden Licht in Berührung gekommen zu sein Die Kleider fingen Feuer und der Unglückliche verbrannte sich derart, daß er unter den fürchterlichsten Schmerzen darniederliegt. Wie gewaltig die Macht des Feuers war, geht daraus hervor, daß. als der Verzweifelnde brennend auf der Straße zuw Brunnen lief, die Flamme ungefähr einen Meter hoch über ihn hinausschlug. Am Brunnen wälzte er sich aus der Straße um­her und wurde ihm hier die nöihige Hilfe sogleich zu Theil. jedoch waren ihm dir Kleider am Körper fast vollständig verbrannt und ist der Unglück­liche heute seinen schrecklichen Verletzungen erlegen.

Von Geislingen wird dem am 17. Dez. dort verstorbenen Prof. La ich inger ein ehrenvoller Nachruf gewidmet. Derselbe hat auch in Calw, wo er in den Fünfziger Jahren als Oberpräzeptor wirkte, sich als ausgezeichneter Lehrer ein gutes Andenken erhalten.

Von der Jag st, 21. Dez. Zwischen Groß- und Kleinaltdorf befinden sich zwei jüngere gegenwärtig in schöner Blüthe stehende Pflaumenbäume.

Biberach, 15. Dez. Die Besitzerin einer Posamentierwaaren- Geschäftes hier saß vor etwa 5 Wochen am Mittagstische, als dieselbe beim Essen plötzlich einen heftigen Schmerz in der Speiseröhre fühlte. In der Meinung. einen Knochensplitter im Halse zu haben, begab sie sich sogleich zu einem Wundarzte, welcher den Versuch machte, den verschluckten Gegen­stand, der sich nicht entdecken ließ, hinabzustoßen. Der Schmerz ließ jedoch nicht nach, sondern wurde von Tag zu Tag heftiger. Nach drei Wochen bildete sich unter dem linken Obr der Verunglückten eine Geschwulst, die täglich größer wurde. Nach weiteren zehn Tagen spitzte dort eine Nadel, wie solche zur Perlenstickerei verwendet werden, heraus, die nun von der Verletzten ersaßt und vollends herausgezogen wurde. Wie die Nadel vom Schlunde aus den Weg bi« unter da« Ohr gefunden, bleibt ein Räthsel. Sie scheint s. Zt. beim Kochen in das Essen gerathen und von der Frau verschluckt worden zu sein.

Karlsruhe, 22. Dez. Auf der Unglücksstätte in Grünwinkel wurden die Woche über Nachgrabungen nach den Verschütteten vorgenommen. Trotz aller Vorsicht stürzte am letzten Dienstag ein weiteres Stück des Gewölbes «in und verletzte zwei Arbeiter. Am Freitag besuchte der Großherzog die verhängnißvolle Stätte und die Schwerverwundeten in den Nachbardörfern.

Bis gestern Abend waren drei Leichen zu Tage gefördert, die alle schwere Verletzungen auswiesen. Die übrigen drei werden morgen ausgegraben. Seit langer Zeit ist ein Unglücksfall von solchem Umfang nicht mehr in ^ Baden vorgekommen.

Frankfurt, 20. Dezbr. Der gestern 11 Uhc Abends von hier nach Kassel abgegangene Personenzug ist in Folge eines Erdrutsches (mehrere Felsenstücke sollen auf das Geleise gefallen sein) bei Gunters­hausen verunglückt. Er sind mehrere Personen getödtet und schwer ver­letzt worden Das Geleise war heute noch gesperrt.

In Frie stand ist vor einiger Zeit ein reicher Grundbesitzer kinder­los gestorben, dessen Nachlaffenschaft an Seitenverwandte fällt, welche zu­sammen dafür eine Erbschaftssteuer von mehr als einer halben Million Gulde» an den Staat bezahlen müssen.

Berlin, 20. Dez. In den Armin-Hallen fand heute Mittag eine von etwa 100 Personen besuchte Versammlung von Junggesellen statt, bet welcher der Schriftsteller F. Meyer den Vorsitz führte. Derselbe leitete die Diskussion mit folgenden Worten ein: «Ich setze nicht voraus, daß alle Anwesenden die Aussicht auf die sanften und süßen Fesseln der Ehe ausgegeben haben, aber um den Junggesellen vor allen durch seine Unerfahren­heit und Unpraxis veranlaßten üblen Erfahrungen zu bewahren, ist es nöthig, sich in einer Weise zu vereinigen, wie es in England durch das Klubwesen so gut gelungen ist rc. Schließlich wurde die Gründung eines Junggesellenvereins zur Erreichung des Zweck» wahrer Geselligkeit und Freundschaft und innigen Zusammenhaltens beschlossen und die Sache einer Kommission von 7 Mitgliedern übergeben.

Brüssel, 22. Dez. Die Ueberschwemmungen beginnen an mehreren Orten Belgiens einen gefahrdrohenden Charakter anzunehmen. Die Stadt Hup steht größtentheils unter Wasser. Die Eisenbahn Lüttich- Mastrich ist unterbrochen. Zwischen Lüttich und Namur sind mehrere Stationen überschwemmt. Aus Verviers, Charleroi, Namur, Mons und Mastrich gingen Meldungen über Schaden ein

Schonung den Natten! hieß es kürzlich inPariS als der Er­finder eines neuen RattenoertilgungSmittels, das ein in einem städtischen Gefängnisse angestellter Versuch glänzend bewährt hatte, sich verbindlich machte, gegen eine entsprechende Summe binnen kürzester Frist Paris voll­ständig von den Ratten zu säubern. Man lehnte den Ankauf des Mittels ab, nicht etwa aus Pietät. weil während der Belagerung die Natten gar Manchem das Leben erhalten hatten, indem sie ihm als Braten dienten, sondern in Würdigung des Umstandes, daß sie die Auswurfstoffe der Küche verzehren, die sonst in den Kanälen verfaulen, und die Lust der Stadt ver­pesten würden.

New-Dork, 21. Dez. Eine große Gctreidehändler - Firma in Chicago hat ihre Zahlungen eingestellt. Die Passiva betragen 000,000 Dollars. Dieses Falliment wird der Baisse der Weizenpreise zugesckrieben. Die Firma soll gestern noch über eine Million Bushels auf den Markt gebracht haben. Einige klei nere Fallimente folgen _

Handel und Verkehr

Ulm, 18. Dez. Mittelpreise pr. Zollctr. Kernen 10 60

Walzen 10 95 Roggen 10 50 L, Gerste 8 vIL 9 Haber

6 42

Ravensburg, 18. Dez. Korn 11 28 L, Neukorn

Walzen 11 5 L, Roggen 10 55 L, Gerste 8 16 L,

Haber 6 vfL 40 L. _

Die Generalversammlung des landw. Bezirksvereins

am Thomasfeiertag, den 2i. Dez., war des schneidenden Schnee- und Regensturmes wegen, der über die Höhen segle, zwar nicht in dem Maße besucht, wie es hätte erwartet werden können; der Gang der Verhand­lungen erlitt jedoch dadurch keine Einbuße und es erstattete, nachdem der Vorstand, Herr Oberamtmann Flaxland die Versammlung mit freund­lichen Worten begrüßt hatte,

1) Secr. Hör lach er den Rechenschaftsbericht über die Thätigkeit

Befehlen Sie. daß ich Sie in ein Nebenzimmer führe?' fragte rasch der Stutzer.ES herrscht in der Thal eine glühende Hitze in dem Saale."

Robert trat rasch zu der Dame.

Wie, Helene, Sie fühlen sich unwohl?" fragte er hastig.

Es wird vorübergehen, Herr Simoni, wenn ich mich erholen kann!" antwortete sie in einem Tone, der ihre Ueberraschung. aber auch das Be­mühen verrieth, die sorgliche Aufmerksamkeit des jungen Mannes von sich abzulenken.

Ich führe Sie zu meiner Mutter, Helene!" sagte Robert, indem er ihr mit der Dienstferligkeit den Arm bot. die seine große Besorgniß um die junge Dame verrieth.Herr Petersen," wandte er sich zu dem bunten Stutzer,wird mir erlauben, daß ich ihm seine Tänzerin auf kurze Zeit entführe."

Herr Petersen trat ehrerbietig vor dem reichen Manne zurück z er hatte auf die Bitte desselben keine andere Antwort als ein schmerzlich de­vote» Lächeln, das er halb an Helene, halb an Robert richtete. Mit eifer­süchtigen Blicken verfolgte er das junge Paar, das Arm in Arm in der Lhüre eine« Seitenzimmers verschwand. Dann zog er sein duftendes Taschentuch hervor, trocknete sich die schweißbedeckte Stirn und trat zu dem Büffet, um durch ein Glas Limonade sein aufgeregte« Blut ein wenig zu beruhigen.

Ich danke Ihnen, Herr Robertflüsterte Helene,daß Sie mich von der peinlichen Gesellschaft diese» Herrn befreit haben. Ich wäre vor Utberdruß umgekommen, hätte ich den Tanz mit ihm beendigen müssen."

Es bedurfte wenig Scharfsinns, Ihre Absicht zu errathen; aber

Helene, Sie verzeihen meiner Besorgniß um Sie die Bemerkung, daß der Ball nicht die gehoffte Wirkung auf Sie ausübt"

Wie. Herr Robert?" fragte rasch die junge Dame, die in der Thal so erschöpft war, daß sie sich unwillkürlich in dem Sopha niederließ, zu dem ihr Begleiter sie geführt hatte. Tie Phrase von dem Ueberdrusse an der Unterhaltung war nur erfunden, um Roberts Gefälligkeit zurückzu­weisen.

Der junge Mann, der in dem Zimmer keine Gäste sah. setzte sich ihr zur Seite.

tzelene," flüsterte er,mit innigem Bedauern habe ich Ihr stiller, schüchterne« Wesen bemerkt, das ich für eine Folge Ihrer Stellung hier im Hause halte; so darf es nicht länger bleiben, und nicht daS Mitleid, sondern die Achtung vor Ihnen hat in mir den Entschluß gestaltet, Ihnen di« Anerkennung zu verschaffen, die Ihnen mein Herz bei dem ersten Er­blicken zollen mußte. Sie wissen, daß ich die Veranlassung zu diesem Feste gegeben habe, daß er Mühe gekostet, meiner Mutter gegenüber. die ge­räuschvollen Vergnügungen abhold ist. den Plan durchzusetzen: es ist mir gelungen, und jetzt bekenne ich, von meinem Herzen gedrängt, daß da« Fest veranstaltet ist, um eine Abwechselung in Ihr einförmiges Leben zu bringen, mehr aber noch, um Ihnen darzuthun, daß Ihr Verweilen bei meiner Mutter von der höchsten Bedeutung für mich ist. Helene, Sie sind die Königin des Festes und meines Herzens! O zweifeln Sie nicht an ! der Wahrheit dieser Worte ich werde sie meiner Mutter wiederholen, ! damit sie weiß, daß Helene mehr ist, als die einfache Gesellschaftsdame, ! damit sie erfährt, ihre» einzigen Sohnes Glück hängt von Ihnen ab."

> (Fortsetzung folgt.)