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Nro 143.
Dienstag, den 7. Dezember L88O
55. Jahrgang.
Amtliche Bekanntmachungen.
Calw. An die Ortsvorsteher, betr. die Ausstellung der Gewerbelegitimationsfcheine pro 1881.
Die Ortsvorsleber erhalten unter Hinweisung auf die Ministerialver- sügungen vom 29. Nov. 1877 (Regbl. S. 247) und vom 26. Okt. 1878 (Regbl. S. 236) den Auftrag, nach vorhergegangener öffentlicher Aufforderung über sämmtliche Personen ihrer Gemeinde, welche für das Jahr 1881 oberamtiiche Legitimationsscheine -um Gewerbebetrieb im Umberziehen wünschen, ein tabellarische« Verzeichniß mit den Rubrik, n l) Fortlaufende Nummer,, 2) Vor- und Zuname de« Hausirenden, 3) Bezeichnung der Hausirwaaren, 4) Bemerkungen, anzufertigen und am Schlüsse desselben durch den Gemeinde,oth bernkunden zu lassen, daß gegen die ausgenommenen Personen kleiner 6er in §. 57. I. 1—4 äer äeotsäica Geweröeoränung be- zeichnetca Bersaguagkgrünäe vorkiegt, sowie äaß äieselbea zur Gewerbesteuer ausgenommen seien
Dieses Verzeichniß ist «ater Anschluß äer Legitimatioasscheine äe8 Vorjahr« spätesten« bi« zum
31 ds Mts.
hieher vorzulegen.
Unter „Bemerkungen" im Verzeichniß ist bei Personen, die bisher noch keine Legitimation besaßen, insbesondere auch ihre Gestaltsbezeichnung und wo ein Begleiter eingetragen werden soll, dessen Name und Gestaltsbe- zeichnung anzugeben.
Nach Einlauf der Verzeichnisse werden die neuen Scheine sofort aus- geiertigl und den Schultheißenämtrrn zur Ausfolgung on die Betheiligten übersandt werden. Bei der Auesolgung sind dieselben aus der zweiten Seile von dem Hausirer und bezw. dessen Begleiter unlei zeichnen zu lassen und on Kosten (welche von hier auk nachgenommen werden) je 70 Pfg. eiuzuzieheu.
Ueber diese Behandlungsweise, deren pünktliche Einhaltung den Ortsvorstehern emgeschärsl wird, sind die Hausirer bei ihrer Aufnahme ins Verzeichniß unter dem ausdrücklichen Hinweis zu belehren, daß hienach ihr persönliches Erscheinen vor Oberamt nicht geboten ist.
Den -t. Dezember 1880. K. Obecamt.
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Amtliches.
In Folge der vom 15. - 27. November abgchaltenen Dienstpiüsung unständiger evangelischer Lehr« ist zu Versetzung von Schuldiensten u. A. für befähigt erklärt worden: j Jau ch, Jakob. SchulamtSverweser in Nenweiler. _ !
Politische Nachrichten I
Deutsches Reich ,
— Das preußische Ab g eord nete nh aUS steht, nachdem es de-j reits einen vollen Monat getagt hat, fast vor lauter unvollendeten Aufgaben Die Prüfung des Etats in zweiter Lesung »och vor den Weihnachtsferien zu beenden, wie die ursprüngliche Absicht war, erscheint kaum möglich, da die Budgelkommission mit ihren Vorarbeiten noch nicht fertig ist. Die Berathung der großen vorgelegten und noch erwarteten Gesetzentwürfe wild daher wohl erst in der zweiten Hälfte des Januar eintre- ten können. Eine Nachsitzung nach der Meichstagssession erscheint daher jetzt schon als nicht unwahrscheinlich.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 1. Dez. Am 30. Nov. hat nach Omonatlicher Unterbrechung das Abgeordnetenhaus des österreich. Reichsraths seine Sitzungen wieder ausgenommen. Die allgemeine Spannung richtete sich auf das erste Auftreten des Finanzministers Dunajewskt, das aber in den Blättern der deutschen Verfaffungspartei sehr abfällig beurtheilt wird Dar Expos« de» Herrn Dunajewski über das Budget, dessen Facit vorerst in einem Deficit von 34 Millionen besteht, entrollt ein Bild der österreich. Finanzlage, wie es trüber kaum gedacht werden kann.
Wien, 3. Dez. Meldung der „Polit. Korresp." aus Baofic: Vizeadmiral Seymour notifizirie heute sämmtlichen Geschwader-Kommandanten die Auflösung der vereinigten Flotte. Da» britische Geschwader segelt morgen früh nach Malta, das französische nach Toulon, das russische nach dem Piräeus, da« italienisckie nach Brindisi, da» deutsche nach Triest.
Frankreich.
Pari«, 29. Nov. Der legitimistisch« Depulirte Baudry d'Asson, der bekanntlich mit Gewalt aus der Kammer entfernt und eingesperrt wurde, verlangt jetzt in einer Zuschrift an den Kammerpräsidenten (Gambetta) von der Kammer die Ermächtigung, den Kammerpräsidenten und die 3 Katnmer-QuLstoren wegen der an ihm verübten Gewalt und wegen seiner Gesangenhaltung gerichtlich verfolgen zu dürfen.
Part«, 3. Dez. Der Senat genehmigte da« Kriegsbudget. Die Kammer kam dann zur Interpellation Dela fasse über auswärtige Politik. Im Laüfe der Debatte erklärte Minister Barthelemy de St. Hilaire,
die Regierung wolle den Frieden; die Aufrechierhaltung des europäischen Concert« unter Theilnahme Frankreichs sei die beste Friedensgarantie. Die Kammer nahm eine Tagesordnung zu Gunsten der Regierung mit 307 gegen 107 Stimmen an _
Taursordnung
des K. Amtsgerichts Calw in der öffentlichen Gerichtssitzung
I. am Mittwoch, den 8. Dezbr. 1880, Nachmittags 2 Uhr:
Strafsache gegen
Johann Mappus, Schneider von Untcrgruppcnbach OA. Heilbronn, wegen Betrugs n. a. V._
Tages Neuigkeiten.
nterreichenbach, 4. Dez. Heute früh 2 Uhr brach hier in einem der größten, höchsigelegenen und äitesftn, von 3 Fan ilien bewohnten Gebäude gegenüber dem Lamm Feuer aus, welches oass.lbe vollständig in Asche legte. Nach Lage und Beschaffenheit des Gebäude« und der herrschenden Luftrichlung war große Gefahr für das Oberdorf nicht ausgeschlossen; doch Dank der ziemlichen Windstille hatten die sofort energisch auSgeführlen Löschmaßregeln den gewünschten Erfolg, und blieb das Feuer auf seinen Herd beschränkt. Auch dießmal zeigte es sich wieder ganz unverkennbar, welch' großen Werth eine gutgeschulte Löschmannschaft mit St>4ger- abtheilung hat, und verstummen allmälig die Gegner dieser zweckmäßigen Einrichtung ; denn ohne die energische und ruhige Arbeit unserer Steiger unter der verständigen Leitung ihres Obmann» Graser, die d'.e vollste Anerkennung verdient, wäre viel größeres Unglück unvermeidbar gewesen. Von den Abgebrannten, welche einen Theil ihrer Habe retten konnten, war nur einer versichert; Einsender glaubt es als eine große, geradezu unverantwortliche Leichtsinnigkeit bezeichnen zu müssen, wenn trotz der täglichen Mahnungen und Warnungen die vielseitig gegebenen Gelegenheiten zur Versicherung der Fahrniß unbenutzt kleben. Ueber die Entstehung des Brandes herrschen bis jetzt nur Vermuthungen, und ist nach ren vorliegenden Verhältnissen an eine absichtliche Brandstiftung kaum zu denken.
— Neuenbürg, 1. Dez. An unseren Landtagsabgeordneten, Schultheißen Beutler in Herrenalb, ist der ehrenvolle Antrag gerichtet worden, um die Stadtschultheißenstelle in Cannstatt als Bewerber auszutreten. Hecren- alb würde als Kurort durch den Wegzug Beutter's einen bedeutenden Verlust erleiden.
— Stuttgart, 26. Nov. Oeffentliche Sitzung der l. Strafkammer des Landgerichts. Strafsache gegen den 27 Jahre aiten Jakob Schnaufer, Wezger von Simmozheim OL. Calw, wegen Ir Betrügereien. Diebstahls und Fälschung einer Pcivaturkunde. Derselbe hat sich theilweise als den Sohn eines reichen Schultheißen, theils als reichen Gäumezger ausgegeben und hat hiedurch von Wirthen und Bauern in den Oberämtern Calw. Cannstatt, Waiblingen und Leonberg theils Lttlehen erhoben, theils Zechen nicht bezahlt und von diesen Leuten im Lause des letzten Halbjahrs zusammen gegen 178 -/L aus theilweise ganz raffinirte Wrise erschwindelt. Derselbe erhielt eine Gesammtstrafe von einem Jahr Gefängniß und wurde zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre verurtheilt.
Agram, 2. Dez. Die Universiiätsvorlesungeu beginnen am 13. Dez.; die Einwohner kebren allmälig wieder zu rück.
Theater in Calw
Nachdem letzten Freitag dis Operette „Ein von lluan der li. Comp." dem Theaterfreund Gelegenheit geboten, sich nicht nur an dem wirklich rühmenswerthen Ensemblespiel der Gesellschaft zu ergötzen, sondern namentlich auch die musikalischen Kräfte derselben, insbesondere Frau Dir. Steinmal d t und Herrn Dötschmann im besten Lichte kennen zu lernen, was wohl eine Wiederholung dieses ohne Frage gelungensten der bisher gegebenen Stücke rechtfertigen dürfte, hat die gestrige Posse mit Gesang „Ein Mädel ohne Geld" gleichfalls reichlichen Stoff zum Lachen gegeben und allgemeinen Beifall gefunden. Der Raum erlaubt leider diesmal keine eingehende Hervorhebung des Einzelnen; wir beschränken uns daher auf die Hauptsachen. Frau Dir. Sternw aldt hat als „Bäckin" wie immer, gleich vorzüglich gespielt und gesungen. Hr. Dir. S ter nw ald t durch sein munteres, ausdrucksvolle« Spiel, namentlich auch pantomimisch, sowohl als Pantoffelheld wie als emsiger Dienstmann alles entzückt; ihnen schließt sich würdig an der kleine Wilhelm, der seine ziemlich große Rolle herzig durchführte. Herr Lindner l. als Maler Merkl hat seine anstrengende Partie mit großer Gewandtheit gespielt, auch mit seinen Couplets recht gefallen (besonders mit dem von der Lanthippenzahmmachungs-, CommiS- brotmitschinkenbelegungS- rc. Maschine). Die Titelrolle war bei Frl. Kot- taun in guten Händen, Herr Dötschmann hat nicht minder als „Sänger" gefallen, ebenso Herr Hermann als Aktuar mit seinen VolkS- zählungrwiderwärtigkeiten. Lobende Erwähnung verdienen zum Schluß auch Frau Lindner als Beamtenwittwe, Herr Donner als General a. D. und Herr Lindner II. als sein Sohn. Kurz, es war ein recht genußreicher Abend.