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Nro 142.
Samstag, den 4. Dezember L88V.
35. Jahrgang.
Amtliche Kekanntmachungen.
Calw An die Ortsvorsteher nnd AZerwaitnngsaktuare.
Durch die Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 22. v. M. (Staatsanzeiger Nr. 280) ist die Umlage de» Gebäudebrandschadens für das Kalenderjahr 1881 in der Weise bestimmt worden, daß bei den Gebäuden der 3. Klaffe, welche die Regel und die Grundlage für die Berechnung de» Beitrags in den höheren und niederen Klaff-n bildet (K. Verordnung vom 14. März !853 §. l2 e), der Beitrag von Einhundert Mark Brandversicherungs-Anschlag
neun Pfennig
zu betrogen hat.
Ferner ist durch genannte Venügung angeordnet worden, daß je die Hälfte der Umlage auf 1. April und 1. August des nächsten Jahres an die Brantverfichenmaskoffe einzuliefern ist. Die betreffenden Beamten werden deßhalb angewiesen, in Gemäßheit der bestehenden Vorschriften für den rechtzeitigen Abschluß der Katasterrevistonsgeschäfte uns der Umlage in den einzelnen Gemeinden zu sorgen und die zu fertigenden Ueberfichten spätestens aus den
21. Februar 188t
hierher einzusenden.
Den 1. Dezember 1880.
K. Oberamt
_ Flaxla n d.
Cal«. An die Ortsvorsteher
Nach den gemachten Wahrnehmungen ist in den Gemeinden des Oberamtsbezirks vielfach der Einzug der Steuerschuldigkeiten wie die Steuerlieferung an die Oberamtspflege nicht auf dem Laufenden, es werden deß- balb, nachdem demnächst drei Viertheile der Steuerschuldigkeiten verfallen sind, die Ortsoorsteher beauftragt, die örtlichen Steuereindringer zu ernstlichem Einzug der Steuerschuldigkeiten und pünktlicher Steuerablieferung anzuhalten.
Mit dem am 1. Januar 188i verfallenen Steuerlieferungsbericht ist gleichzeitig sowohl die Gesammtschuld zur Amtspflege, und der im Ganzen an dieselbe abgelieferte Betrag, als auch der Stand des Steuereinzugs anzuzeigen.
Den 1. Dezember 1880. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw. An die Standesämter.
Die Bekanntmachung vom 10. v. M. (Wochenblatt Nr. 136), in welcher die Standesbeamten beauftragt worden sind, etwaigen Vorraih an älteren Formularen zur Bevölkerungsstatistik hierher zu- rückzugebsn. ist vielfach irrthümlich auf die älteren Formulare zu den standesamtlichen Registern angewandt worden.
Die genannte Bekanntmachung wird daher dahin ergänzt, daß die Standesämter angewiesen werden, zu der für die Zwecke der Bevölkerungsstatistik vorgeschriebencn Verzeichnung der Eheschließungen, Geburt«- und Skerbefälle für da« Jahr 1881 blos die neuen, auch fckon für :880 festgestellten Formulare, die ihnen dieser Tage zugegaugen sind, zu verwenden und, damit Verwechslungen der neuen mit den früher ausgegebenen Formularen von 1879 und früher vermieden weiden, den etwaigen Vorrath an den älteren für dteBevölkerungsstatistik ausgegebenen Formularen, dem Oberamt einzusenden.
Den 2. Dezember 18S0. K. Oberamt.
_ Flaxlan d.
Politische Nachrichten
Deutsches Reich.
— Bremen, 29. Nov. Der Gewerbe-Convent der Hansestadt Bremen hat folg. Beschluß nahezu einstimmig gefaßt: „Der Zollanschluß des bremischen Staatsgebietes ist als im Interesse Bremens sowohl wie im national-wirthschaftlichen Interesse anzustreben. Der Convent schließt sich dem in dem heutigen Berichte der Gewerbekammer ausgesprochenen Bedauern über die Nichtannahme des vr. Wilkensschen Antrages seitens der Bürgerschaft an."
Oesterreich-Ungarn
Wien. 1. Dez. Millionen Oesterreicher feierten am 29. Novbr. das Andenken an ihren Kaiser Joseph ll. Vor 100 Jahren an diesem Tage hat er nach langer Mitregentschast mit Kaiserin Maria Theresia den Thron als Alleinherrscher bestiegen. Er nannte sich einmal: „Schätzer der Menschheit" und dieses Wort ist sein Ehrentitel geblieben bis zur heutigen Stunde und sie haben es ihm auf sein Denkmal geschrieben. Während viele Gewaltige der Erde die Menschen oft verachten, schätzte er mit seinem edlen Herzen und seinem freien Sinne den Menschen, ohne Rücksicht auf seinen besondern Glauben, auf seinen Stand und Beruf. Der grollende Eleru» hat ihm da« niemal« vergessen und eifert sogar heute noch dagegen.
daß sein Andenken gefeiert werde. Die Spötter nannten und nennen ihn den Philosophen auf dem Throne, seine Feinde den „Revolutionär und Stürzer und Umstürzer." Er kannte nur einen Fanatismus: „ich bin vom Fanatismus für das Wohl des Staates erfüllt," schrieb ec. Ja diesem Fanatismus hat er viel geirrt und aus seinem Sterbelager noch viele seiner „Edikte" oder, wie man jetzt sagen würde, Reformen zurückgenommen, weil die Zeit und seine Völker für sie nicht reif waren und das Bestgemeinte Unruhe, Verwirrung und Unheil hervorrief. Das Volk hat ihn aber nie nach dem, was ihm mißlang, beurtheilt, Kaiser Joseph U. blieb ihm immer der Helle Stern, nach dem es aussah und sich seynre in dunkler, schwerer Zeit. Heute noch lebt m ihm fort auch das scheinbar Kleine als ein Abbild seines Wesens, wie ec einst selber die Pflugschaar führte und die Furche im Acker zog. um seine Schätzung des Bauernstandes zu zeigen, und wie er in Wien unerkannt als der Einzige hinter dem Sarge eines Armen herschritt, der so arm war, daß Niemand ihm das Geleite gab. Nur zehn Jahre Hot er regiert und noch die Wetter in Frankreich aufstergen sehen, welche das ganze alte Europa von Grund aus erschütterten Von den vielen zur Feier eingelaufenen Gedichten mag dasjenige von Scheit-' Erwähnung finden:
„Zu früh—zu früh!" so schalten Viele, Was Kaiser Josef kühn geplant,
Als käme Heilung je zu frühe.
Wenn längst das Uebel ward erkannt.
„Zu früh — zu früh!" nur einmal hatte Dies schlimme Wort Sinn u. Verstand: Als rauher Tod zu frühe raubte Sein edles Herz dem Vaterland!
England
London, 29. Nov. Die neuesten Berichte aus Irland lauten noch immer sehr trostlos. Unter den Auspizien der Landliga werden fast täglich Todtschläge. Brandlegungen und andere agrarische Racheakte verübt, Drohbriefe versandt und mir mißliebigen Grundbesitzern und Pächtern ä la öo^oott verfahren. Kapitän B e a m i s h ,tzrin Friedensrichter für Cork und Sligo, verständigte den Staatssekretär für Irland brieflich, daß er einen Brief empfangen, worin er mit dem Tode bedroht wird, im Frlls er eine Farm wieder verpachte , deren früherer Pächter, weil er 3 Jahre seinen Zins nicht bezahlt, exmittirt wurde. Als ein loyaler Unlerthan der Königin ist er der Ansicht, daß er Ansprüche auf Schutz für sein Leben und das seiner Familie besitze. Mehrere andere Grundbesitzer in der Grafschaft Cork haben in Folge erhaltener Drohbriefe ebenfalls polizeilichen Schutz nachgesucht.
Amerika
Nes-Aork, 13. Nov Am 30. Okloder Nachts wurde aus Präsident Hayes in der Bahnstation Howed an der Santa-Fo-Eisenbahn ein Attentat gemacht. Ein Mann, Namens Hooker, der unweit der Station wohnt, machte den Versuch, in den Wagen zu steigen, worin sich der Präsident befand; Hooker wurde jedoch von einem Dritten bei Seite gestoßen und blieb stehen, bi« der Präsident auf die Plattform trat, zog seinen Revolver und'feuerte zwei Schüsse auf Hayes ab, welcher in den Waggon zurücksprang. Hooker entfloh und wurde am zweiten Tage verhaftet.
Tages Neuigkeiten.
— Stuttgart, 1. Dez. Bei der Vorstellung der Familie Stark, die gestern Abend um 7 Uhr begonnen, drohte ein schweres Unglück. Der Seiltänzer Stark, welcher das hohe Seil rückwärts beging, fing, als er fast die höchste Stelle erreicht, plötzlich zu schwanken an — vielleicht weil das Seil nicht straff genug gespannt wurde — und verlor vollständig das Gleichgewicht. Mit dem Rufe: „Festhalten I" ließ er die Balancierstange fallen und drohte ihr nachzustürzen; doch gelang es ihm noch, mit einer Hand das Seil zu ersoffen, worauf er, an einer der zum Spannen des Hauptseils dienenden Leinen herabgleitend, glücklich auf sicherem Boden wieder anlangte.
— Tübingen. 30. Noo. Im Namen des Vereins zur Unterstützung armer Reisender richtet Stadtschultheiß Gös in der „Tüb. Chr." eine Mittheilung an die Einwohnerschaft Tübingens, wonach der Verein zur Unterstützung armer Reisender die Abgabe von Geldspenden mit dem 28. Nov. eingestellt hat, und nunmehr an deren Stelle Anweisungen auf Lruppe und Abends auf ein Nachtquartier gibt. Die Einwohner werden gebeten, es als eine sittliche Pflicht zu betrachten. jeden Bettler an den Verein zu weisen, da nur unter dieser Voraussetzung die Tyätigkeit des letzteren von Erfolg sein könne.
— An der K. Universität Tübingen befinden sich im laufenden Winterhalbjahr 1074 Studirende, worunter 824 Württembergs! und 250 Nicht- württemberger. Diese Frequenz übertrifft die des vorjährigen Wintersemesters (994) um 80 Studirende, und ist überhaupt die höchste bis jetzt jn einem Winterhalbjahr erreichte Frequenz.
Berichtigung.
Jn dem Conzert-Berichte lese man statt 4s-0ur Sonate — k-vur, und statt im Scherzt — im Setierro.