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Nro 133
Samstag, den 13. November L88O
35. Jahrgang.
Amtliches.
Vermöge Höchster Entschließung vom 2l. Oktober haben Seine Königliche Majestät die erledigte evangel. Pfarrei Rielingshausen, Dekanats Marbach, dem Pfarrer Schweizer in Siinmozheim, Dekanats Calw, gnädigst übertragen. _
Politische Nachrichten.
Deutsche- Reich.
— Berlin, 7. Nov. In Gemäßheit de» Bundesrachsbeschlusses vom 3. Mai 1879, nach welchem für 50 Millionen Mark Kronen (Zehnmarkstücke) ausgeprägt werden sollen, sind bis zum Beginn de» Etarsjahres 1880/81 rund 20>/e Mill. Mark und im ersten Halbjahr de» Etatsjahres weitere rund 7>/r Millionen ausgeprägt worden, während die Ausprägung im zweiten Halbjahr sich voraussichtlich nicht höder als aus 8 Millionen belausen wird. Es wird hiernach für das Etatsjahr 1881/82 noch die Herstellung von rund 14 Millionen erübrigen.
— Berlin 9. Nov. In liberalen Blättern wird als feststehend angenommen, daß der Ausschluß des Centrums aus dem Präsidium des preußischen Abgeordnetenhauses auf Betreiben de» Fürsten Bismarck erfolgt sei. der sich seit dem Kölner Fest mehr als je vom Centrum abgewendet habe.
— Der Abgeordnete Eugen Richter^ und eine Anzahl Fortschritksmtt- glieder haben im preuß. Abgeordnetenhaus einen Antrag eingebracht, wonach ein für allemal der auf 42 Mill. vk festgestellte Jahresbetrag der Solleinnahmen der Kiassensteuer von 42 auf 31 Vz Mill. Mark herabgesetzt, ferner die fünf untersten Stufen der kiasfifizirten Einkommensteuer um ein- Viertel ermäßigt werden sollen. Hiermit soll der Eventualität vorgc- beugt werden, daß später einmal der jetzt gemachte Steuererlaß wieder zurückgenommen wird. Erklärt die Regierung, daß sie finanziell in der Lage ist, bestimmten Steuerstusen für drei Monate dauernd die Steuern zu erlassen, ja sogar in der nächsten Zukunft mit höheren und weiteren Steuererlassen vorzugehen, dann könnte sie, meint Richter, auf die Regelung der Sache auf legislativem Wege eingehen. Im anderen Fall, wenn diese Steuererlasse nicht nachhaltig sich durchführen lassen, will die Fortschrittspartei sich nicht darauf einlassen.
— Von den am 10. Nov. vorgenommencn 3Abgeordnetenwahlen ist folgendes Resultat bekannt: Reutlingen (Stadt): Stadtschultheiß Benz 118t St. Rechtsanwalt PayerIt. 850 St. — Nagold: O.Reg- Rath Lutz gewählt. Von 4861 Wählern haben 2459 abgestimmt. — Ravensburg: Wahlberechtigte 5607. Abgcstimmt haben 2761. Da hienach nicht die Hälfte der Wähler abgestimmt hat, ist eine Ergänzungswahl auf den 17. Nov. angeordnet.
— Bremen, 9. Nov. Der „Fr. Ztg/ wird gemeldet: Eine allgemeine Volksversammlung nahm mit allen Stimmen gegen sechs die Resolution zu Gunsten der Freihafenstellung an.
Frankreich.
Paris, 10. Nov. Nachdem heute die Kammern wieder zusammengetreten. lehnte die Kammer der Abg mit 200 gegen 166 Stimmen den Antrag der Regierung ab, das Unterrichlsgesetz an die erste Stelle der Tagesordnung zu stellen; sie beschloß mit 28t gegen 106 Stimmen, das Gesetz über die Reform des Richterstandes zuerst zu beralhen. In Folge dessen gaben die Minister und UnterstaatSsekreläre nach vorgängigec Bc-
rathung ihre Kollektivdemission. Ferry zeigte solches Greoy an. Um 9 Uhr ist Kabinetrrath, man spricht von einem Ministerium Briss on. (Henri Brisson. früher Journalist, dermalen Vorstand der Finanzkommission, Mitglied der republikanischen Linken.)
England
London, 10. Nov. Die Rede Gladstone's bei dem gestrigen Lordmayors-Bankett bezeichnet die irischen Angelegenheiten als die Hauptsorge der Negierung seit dem Session sichluß Trotz der reichen Ernte sei Unordnung entstanden; so sehr die Reform und Verbesserung des Landgesetzes nothwendig sein möge, so stehe doch die Pflicht, die Ordnung auf- rechtzuerhailen. noch höher. Er werde, wenn nöthig, was er aber nicht hoffe, um Verleihung größerer Gewalten nachsuchen. In der Orientfrage konnte die Regierung die Ziele de« vorigen Kabinets aufnehmen. Sie suchte die Erfüllung des Berliner Vertrags durch das europäische Konzert zu erreichen. Wir wünschen keine Separai-Aklion und Hillen es nicht für wünschenswerth. uns von dem europäischen Konzert zu trennen. Wir verzweifeln nicht gänzlich, wenigstens etwas durch das europäische Konzert zu gewinnen. In den letzten 12 Stunden erhielten wir mehrere aus speziellen Befehl des Sultans abgesandte Telegramme, daß der Sultan gute Hoffnung habe, heute oder morgen würden ganz befriedigende Nachrichten von Dulcigno eingehen. In den letzten 2 Stunden ging ein Telegramm ein, konstatirend. der Sultan glaube, die Nachricht werde darin bestehen, daß die Uebergobe Dulcignos dnrchgeführt werde.
Nord-Amerika.
Das Ergebniß der P räs id enten w a h l ist jetzt genau bekannt und noch günstiger für die Republikaner ausgefallen, als die bisherigen Nachrichten vermulhen ließen. Während Anfangs gemeldet wurde, Kalifornien sei diesmal mit den Demokraten gegangen, haben die revidirten Ausweise jetzt ergeben, daß dort eine Mehrheit, wenn auch eine verschwindend kleine, sür Garfield vorhanden ist. Demnach hat Garfield von 20 Staaten 219, Hancock von 18 Staaten 150 Stimmen erhalten.
Tagesordnung des K. Amtsgerichts Calw in der öffentlichen Gerichtssitzung
aw. Dienstag, den 16. Novbr. 1880, Nachmittags 3 Uyr, über F o r st st r a f s a ch e n.
I d. Namen der beschädigten Wald-Eigenthümer
». Namen der Angeklagten:
1) Anna Maiia Wacker, Meberslochler von Unterhaugstcll.
2) Christian Gann, Fuhrmann von Unter- haugstelt.
3) Benjamin Kapplee, Taglöhner von Ottenbronn.
4) Johannes Schuster. Schäfer vonDachtel.
5) Georg Seeger, Schafknecht von da.
Nachmittags
6) Johann Friedrich Talmon-Grvs, 39 I. all von Neuhengstett.
7) Wilhelm Bockhorni led. Taglöhner,
8) Johannes Dingler, led. Taglöhner,
beide in Calw.
9) Jakob Friedr. Stickel, Taglöhner von Rcubulach.
bezw. Ort der Thal:
Staatswald ober Monakamcrberg, Revier Liebenzell.
Unterhaugstetler Gemeindewald, Maikung Unlerhaugstclt.
Privatwald des Johannes Nonnenmann von Ottenbronn.
Gechinger Gemcindewald, Markung Gech- ingen.
4 Uhr.
Althengstetter Gemeindewald, Markung Althengstclt.
Calwcr Stadtwald, Eichhalde, Markung Calw.
Neubulacher
Effeingen.
Gcmeindewald, Markung
Feuilleton.
Der Schuldbrief,
eine rheinische Dorfgeschichte von vr. W. B.
II. In der Schmiede.
(Fortsetzung.)
Al» nun die Schmiede das ganze Schauspiel genossen hatten, ermahnte der Meister seine Leute, wieder hinein an die Arbeit zu gehen. Franz, der jüngere Geselle, und der Lehrbursche folgten dieser Weisung, der Altgesell aber blieb noch auf der Straße stehen und schaute hinunter, bis der ganze Zug aus seinen Augen verschwunden war. Aber zuweilen glitten seine Augen auch hinüber nach dem blumenverzierten Fenster seiner holden Nachbarin; — und siehe. jetzt regte es sich wieder zwischen den Zweigen; einige von den Blumen zitterten, als ob ein leiser Wind darin spielte, und das Blatt einer Rose fiel langsam von dem Gesimse auf den Estrich herab. Will wandte nun kein Auge mehr von den Blumen hinweg. Hinter einigen Nelkenstöcken schimmerte etwas Weißes; ja, wahrhaftig , das war ein Brusttuch, darüber ein fast eben so Weißes Gesicht, und nun blinkten ein Paar blaue Augen ängstlich verstohlen hindurch und hinab auf die Straße.
Aber da unten war Nichts mehr zu sehen.
Nun fielen die Angen auf Will, der starr, mit einem säst vorwurss- «ollen Ausdrucke, nach den bewußten Zügen hinaufschaute.-Ein
leiser Stoß, ein Zucken, gleichsam durch ein Erschrecken hervorgerufen, machte sich an den Blumen bemerkbar, die Blätter der Rose fielen in Unzahl herab-und die Augen waren verschwunden. Will ging lang
sam wieder in die Schmiede zurück.
Dem Meister, sowie seinem Mitgesellen Franz fiel sein verstörtes Wesen auf, aber sie ließen sich Nichts merken, sondern begnügten sich damit , bezeichnende Blicke zu wechseln I selbst der Lehrbursche fand für gut, die erhaltene Kopfnuß zu vergessen, denn Will sah ihm gar zu unwirsch drein. So oft er den Hammer zum Schlage erhob, war e«, als könne der Amboß dieser Wucht nicht widerstehen; dann sprühten die Funken wie toll umher und seine Brust arbeitete dabei, als wenn sie mehr, als die Arme, bei der Arbeit zu thun hätte. Es schien, als ob der schlanke, aber herkulische Mensch einen innern Groll, einen heißen Unmuth auf diese Weise austoben wollte.
Der Meister machte heute früher Feierabend. Er mußte ja hinüber zu den drei Linden; da gab es Etwas zu hören und zu sprechen, und da8 war schon lange nicht mehr vorgekommen. Seine Gesellen begieitelen ihn natürlich. Die Stube war schon ganz angefüllt mit Bauern und Bäuerinnen , die in wildem Durcheinander disputirten. um sich die Sache deutlich zu machen. Will setzte sich abseits auf eine Bank; seine Augen sahen unablässig nach der Thüre. aber was er suchte, mochte er nicht finden, denn er sprang mehrere Male ungeduldig auf, drängte sich durch die Stehenden und schaute durch ein kleines Fenster in das Wohnzimmer der Linden- wirthin hinein Aber immer kehrte er unbefriedigt wieder zurück. Endlich faßte er sich ein Herz und rief die aufwartende Magd an: „Lene/ fragte er, „ist die Marie nicht da?'