DaS Äakwtr UM erscheint am
Dienst«,,Donnerstag u. Kam,tag. Abonnementspreis halbjährlich 1 80 ^
durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 ^ . sonst in ganz Württemberg 2 Ui 70 «Z.
CalwerWolhenblaU
Für E, k» abonnir «an bei der Redaktion, auswärts bei den Boten oder der nächstgelegene» Poststelle.
Die EinrückungS- . gebühr beträgt 9 L ^ für die vierspaltize Zeile oder deren Raum.
Amts- unä Intekkigenzbkatt sür äen Aezirk.
Calw.
Staatsbeiträge für die Arbeitsschulen.
Vermöge Erlasses des evangelischen Consistorium« vom 16. ds. Mls. Nr. 10,677 sind für die Arbeitsschulen nachstehender Gemeinden die beige- fetz^en Staatsbeiträge auf das Etatsjahr 1680/81 verwilligt und zur Ausbezahlung an die betreffenden Gemeindepfleger angewiesen worden, was mit dem Anfügen zur Kenntniß der bethriligten Ortsbehörden gebracht wird, daß in den Rechnungsbüchern auf das gegenwärtige Ausschreiben, welches die Stelle eines Beleges vertritt, Bezug zu nehmen ist.
Apenbach
30
Oberkolldach
20
Altbulach
10 „
Oberreichenbach
20 .
Altburg
20 „
Ottenbronn
15 „
Hottbronn
12 „
Sommenhardt
12 „
Möttlingen
15 „
Temach
4» ,
Monakam
25 „
Unterhaugstett
^4 „
Neubulach
15 .
Unterreichenbach
20 .
Neuhengstett
15 „
Zaoelstein
40 .
Den 20.
Oktober 1880.
K. gemeinsch
Oberamt.
Flaxland.
Häring A,-
Politische Nachrichten.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 17. Okt. Der österreichische Kaiser befindet sich auf einer Reise durch Schlesien. Den Wiener Blättern wird berichtet, daß der Kaiser überall mit großer Begeisterung empfangen wird.
Wien, 18. Okt. Die morgen beginnende Session der Delegationen dürfte sich zu einer sehr interessanten gestalten. Baron Haymerle wird diesmal in seinen Miltheilungen ziemlich weit gehen, denn er soll «»schlossen sein, seine Politik klar zu beleuchtenLurid über seine Ziele die möglichst deutlichen Aufschlüffe zu geben. Es wird sich dad»»>MMen, ob und in weit dis neulichen Gerüchte begründet waren, welche behMMten, Haymerle habe sich von der Andrassy'schen Politik entfernt, erfahren,
ob Andrassy gegen Haymerle Front gemacht Die
Delegationen tagen Heuer in in der
ungarischen Hauptstadt, da sie im vor. Müg^aben.
Wien, 18. Okt. Die Delegation
haben heute die Reise nach Pesth angeWm. Mit der Eröffnung der Delegationssitzungen beginnt ein neuer Felozug der konstitutionellen Vertretungskörper in Oesterreich, denn unmittelbar nach Schluß der Delegationen wird auch der Reichsrath zusammenberusen.
Wien, 20. Okt. Sämmtliche Mächte erklären die von der Pforte an Montenegro gestellten Bedingungen in Betreff Dulcignor als ein Abweichen von dem in der jüngsten Note der Pforte gemachten Versprechen bedingungsloser Uebergabe. Graf Hatzfeld und Baron Calice machten dieserhalb in Konstantinopel energische Vorstellungen.
Griechenland.
Athen. 17. Okt. Die Rückkehr des Königs und der Königin von
ihrer großen Rundreise zu den meisten europäischen Höfen hat Veranlassung zu einer großen patriotischen Demonstration gegeben. Die Ankunft erfolgte etwas spät, allein das Volk blieb geduldig und das schöne Wetter begün-- ^ stigle die Feier. Die Straßen waren gedrängt voll; es wurden Feuerwerke abgebrannt, öffentliche und Privatgedäude hatten beleuchtet. Das Nationalgesühl ist so kriegerisch, daß Griechenland entweder die von den Mächten ihm zugesprochenen Provinzen erlangen oder wissen muß, warum nicht.
Türkei.
Die „N. Fr. Pr.', welche sich sonst stets bemüht, die Haltung der Türkei korrekt zu finden, läßt sich aus Cattaro berichten: Gewiß ist, daß die Montenegriner ohne Garantien zur Besetzung Dulcignvs nicht schreiten wollen und daß der in Cettinjs bereits eingetroffene türkische Bevollmächtigte die llebergabe Dulcignvs abermals an Bedingungen knüpfte. Hiedurch drohen neuerdings ernstliche Komplikationen, welche die friedliche Lösung der Affaire in Frage stellen. _
Tages-Neuigkeiten.
— Stuttgart, 20. Okt. Seit gestern verkünden 3 Maien, auf dm beiden Giebeln und auf der Kuppel aufgesteckl. daß die Gewerbehalle im Rohbau vollendet ist. Gleichzeitig ist dieses Stadium bei dem von Hm. Hangleiter aurgesührten ReftaurationSgebäude der Fall; der Bau der Maschinenhalle wird in Angriff genommen.
— Degerloch, 21. Okt. Gestern früh wurde auf der Kühner'schen Ziegelei der 18 Jahrs alte Arbeiter Melchior Bodmer von Hossingen, OA. Balingen, mit fürchterlichen Wunden bedeckt in seiner Wohnung gefunden. Nase, Wangen und Ohren waren völlig zerfleischt und von der Hirnschale lagen Knochensplitter umher. Die Wunden find 1—2 Zoll tief und rühren von einer Haue her. Das Portemonnaie in welchem Bodmer noch ziemlich viel Geld haben mußte, fehlt, während 174 Erspartes sich noch im Koffer vorfinden. Der Verwundete, ein überaus braver und sparsamer Mensch, ist in der Nacht gestorben. Dem Gerichte fehlen alle Anhaltspunkte zur Ermittlung des Verbrechers.
— Tübingen, 18. Okt. Der Hauptmann unserer freiwilligen Feuerwehr, Werkmeister Haller, der diese Stelle seit Gründung der Feuerwehr im Jahr 1847 bekleidete, hat seine Stelle wegen hohen Alters nievergelegt.
— Rottweil, 19. Okt. Heute Vormittag 11^ Uhr sind die zwei von de^^AMMentfsrntest gelegenen Werke der Pulverfabrik durch eine Explo-
> ston^WM».worden. Der in einem derselben beschäftigte verheirarhete Arbeiter Dolo ist getödtel; er hinterläßt eine Wittwe und ein Kind.
— Ravensburg, 19. Okt. Als Kuriosum verdient erwähnt zu werden, daß ein hiesiger Rebendesitzer heute den Ertrag von 3 Morgen Weinberg verhandelte — gegen einen Regenschirm.
— Aus dem Fränkischen, 18. Okt. Ein empörendes Bubenstück wurde laut „H. T." vor wenigen Tagen in nächster Nähe des Bühler- Viaduktes bei Buch verübt. Mehrere Knaben, die in der Nähe Vieh afterweideten, belegten die eine Seite des Eisenbahnschienengeleises vor der Ankunft des Bietlgheim-Nürnberger Schnellzuges in einer Länge von zwei Meter mit größeren und kleineren Steinen. Die Gauner sollen ihre Frech--
Nro. 184.
Samstag, den 23. Oktober L88O
85. Jahrgang.
Amtliche Kekanntmachungen.
Feuilleton.
Fünfzehnhundert Thaler.
Nach den Erzählungen eines Polizeibeamten mitgetheilt
von
Karl Chop.
(Fortsetzung.)
Ich weiß selbst nicht mehr, welche dunkle Gedanken bei diesen Worten mein Hirn durchkreuzt haben mögen. Doch fürchte ich sehr, daß sie nicht im vollen Einklänge mit den Versprechungen standen, die ich noch an demselben Morgen dem Staatsanwalts gegeben hatte.
Der Rechtsanwalt wenigstens sah mich mit einem eigenthümlich schmerzlichen, halb scheuen, halb entschlossenen Gesichtsausdrucke an.
„Ich verstehe Sie leider und will Ihnen folgen,' sagte er dann, indem er meine Hand mit eisernem Drucke erfaßte. „Aber halten wenigstens Sie den Glauben an meine Unschuld fest; mag nun kommen, was kommen will."
„Emil, was sinnst Du?" rief die kleine Frau, die uns Beide mit einem verständnißvollen Blicke betrachtet hatte. ,O mein Himmel, soll ich Wirklich wünschen müssen, daß man Dich verhaftet?"
Wagner erwiederte nichts und wandte sich ab. Ein schmerzliches Schluchzen begann seinen ganzen Körper zu erschüttern, und bittere Thränen rannen über seine Wangen, während er seine Frau umarmte.
Ich selbst trat an das Fenster und sah mit lrüben Gedanken in djk Straße hinab. Ade, du stilles Glück, da« diese bescheidenen Räume bisher geborgen hatten. Vorüber» vorüber! Das fröhliche Lachen der Kinder, die in der Nebenstube ahnungslos weiter spielten, wollte mir fast das Herz zersprengen.
Da blieb mein Blick plötzlich auf einer Frauengestalt haften, die nun schon zum dritten Male auf dem jenseitigen Trottoir vorübergehuscht war und dabei stets scheue Blicke zu mir heraufgeworfen hatte.
Bei Gott, das ist Frau Maier, dachte ich. Was kann sie hier wollen? Unzweifelhaft bezieht sich ihre Anwesenheit auf die Sache, dis auch uns beschäftigt. Sollte sie wichtige Entdeckungen gemacht haben und au» Schüchternheit nicht wagen, zu uns herauf zu kommen?
Schnell entschlossen winkte ich die bleiche Frau heran. Sie nahte auch sofort dem Hause, blieb aber dann wieder stehen und schien in ihren Entschlüssen wankend zu werden. Endlich trat sie entschlossen in das Haus ein und stieg zu uns herauf.
„Was um des Himmels willen bringen Sie?' rief ich ihr zu, als sie nach schüchternem Klopsen eintrat. „Haben Sie einen rettenden Ausweg gefunden? Haben Sie-"
Frau Maier schnitt mir jedes weitere Wort ab, indem sie sich dem Rechtsanwalts zu Füßen stürzte.
„Verzeihen, o verzeihen Sie mir," rief sie dann in leidenschaftlichem Tone und mit gerungenen Händen. „Ich, ich allein bin die Ursache de» Unglücks, welches über Sie kommt. Ich hätte die unglücklichen Akten meines Vaters längst, schon vor der Verheirathung, vernichten sollen.