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Nro. 115
Samstag, den 2. Oktober L88V
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55. Jahrgang,
Auf äas „Cakwer Moc^enökatt"
nehmen noch alle Postä mter und Postboten Bestellungen an. _
Amtliche Kekanntmachungen.
Calw. An die Schultheißen ämter
Die Schultheißenämter, welche die Farrenschauprotokolle von 1879/80 noch nicht zurückgegeb.n haben, werden an deren umg e h e nde Einsendung erinnert.
Den 29. September 1880. K Oberamt.
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Amtliches.
Vermöge Höchster Entschließung vom 8. September haben Seine Königliche Majestät die erledigte Stelle eines evangelischen Dekans und Siadtpfarrers in Ludwigsburg dem Dekan Mezger in E.ilw qnädlgst übertrag,n. _
Politische Nachrichten.
Deutsches Reich.
— Berlin, 27. Sept. Nach der „Nationnlzeiiung" steht von Seiten des preußischen Justizministeriums eine Vorlage an den Bundesralh wegen Herabsetzung der Geiichtrkvst.n nicht in Aufsicht; auch werden von anderer Sette (bekanntlich ist von Württemberg ein solcher Antrag eingebracht worden) ringebrachte Anträge auf die Unterstützung Preußens nicht zu rechnen haben.
— Baden, 27. Sept. Seine Majestät der deutsche Kaiser ist um
II2/4 Uhr in erwünschtestem Wohlsein mit Extrazug von Berlin hier eingetroffen, von der Prinzessin von Fürstenberg, dem Fürsten und der Fürstin Solms, dem diplomatischen Korps und den Spitzen der Behörden empfangen. Die Schuljugend bildete Spalier zur Stadt. Der Kaiser wurde überall mit Jubel begrüßt. Ihre Königlichen Hoheiten der Großhcrzog und- die Großherzogin werden morgen Abend 7 Uhr Him-W i nt r effen. —'
Oesterreich-UnKarn Wien, 28. Sept. Von guter Seile wird bestätigt, daß Riza Pascha in Cettinje erklären ließ, er werde jeden Versuch, gegen Dulcigno vorzugehen, als casus belli betrachten. Dadurch ist die Lage vollständig verändert. Der Vormarsch der Montenegriner, sowie die Flottenabsahrt bleiben vertagt. Die Mächte eröffneten neue Verhandlungen, weil nunmehr nicht blos die albanesische Liga, sondern die Pforte selber in Aktion tritt.
Italic n.
Rom, 29. Septbr. Garibaldi und sein Sohn MenottiGari- baldi legten das Kammermandat nieder, weil Garibaidtts Schwiegersohn Canzio der Gerichtsbefehl. die ihm zuerkannte Freiheitsstrafe anzutreten, zugestellt wurde. Beide erklärten, sie wollten nicht an der Gesetzgebung eines Landes Tyell nehmen, wo man die Freiheit mit Füßen trete und nur Jesuiten und anderen Feinden Italiens Freiheit gewähre. (Canzio ist bekanntlich von den ordentl. Gerichten dem Gesetze gemäß wegen Teilnahme an den bei der G-dächtnißfeier für Mazzini am 10. März zu Genua oorgsfallenen Unruhen zu 2monatl. Haft verurtheilt.)
Belgien.
Brüssel, 27. Sept In Brügge brachen heute gelegentlich der Austreibens der „Brüder von der christl. Lehre" Unruhen aus. Das Gebäude, worin dieselben wohnten, wurde von der Volksmenge umringt; eine große Zahl Frauen befanden sich unter der letzteren. Man stieß Verwünschungen gegen den Gouverneur und den Minister van Humbeek aus und griff die Polizei mit Steinwürfen an Die Ruhe wuroe indeß bald hergestellt. Mehrere Unruhestifter wurden verhaftet, darunter ein Kirchensänger.
Engla nd
London. 27. Sept. Lord MountmorreS wurde am Samstag Abend das Opfer eines brutalen Mordattentats. Während er seiner Besitzung in Clanbur, Grafschaft Galway. Irland, in seiner eigenen Equipage zu- fuhr, wurde er von 6 Kugeln, deren Mehrzahl den Kops traf, hingestreckt. Der Verstorbene stand schon seit längerer Zeit mit seinen Pächtern im Prozesse und wurde bis ganz vor Kurzem beständig von emer Adlhettung Polizei bewacht. Er hatte unmittelbar vor seiner Ermordung einer Versammlung von Friedensrichtern beigewohnt, in der eine Resolution angenommen wurde, weiche die Negierung zur Annahme von Zwangsmaßregeln auff ordert. _
TageS-Neuigkeiten.
— Calw, 1. Okt. DaS im Ganzen >0 wohlgelungene und ohne Unfall abgelausens landw. Fest hätte beinahe ein schlimmes Nachspiel erhalten, indem der Farrenhatter Hamann von Würzbach von seinem sonst gutartigen Farcen auf dem Heimwege in der Nähe von Alrburg zu Boden gedrückt ülid am Kopse verletzt wurde, so daß er 2 Stunden ohnmächtig war. Der Unfall ist glücklicherweise ohne weitere schlimme Folgen geblieben.
— Düsseldorf, 26. Sept. Gestern Abend gegen 11 Uhr brach in dem in Fachwerk gebauten Nestaurationegebäude des Zoologischen Gartens, weiches für die Dauer der Ausstellung gepachtet ist und als Hauptrestau- ration dient, Feuer aus. Im Saale fand ein Kommers alter Korpsstudenten statt, woran sich etwa 200 meistens ältere Korpsstudenten be- theittgten. Während einer Rede wurde von den Anwesenden bemerkt, daß in der durch eine Portiöre von dem Saale abgesperrten, r eden dem Buffet für den Abeno provisorisch eingerichteten Garderobe beschäftigte Frauenzimmer, um jene Rede hören zu können, die Portiere zurückschlugen, die dadurch an einem in der Nähe befindlichen Gatleuchter Feuer fing. Mehrere der Anwesenden sprangen sofort hinzu, rissen die Portiere herunter und traten das Feuer aus, worauf der Kommers seinen Fortgang nahm. Leider hatte man aber nicht bemerkt, daß das Feuer auch drüber der Portiere befindliche:! Guirlanden ergriffen und durch diese das Balkenwerk entzündet hatte. Als dieses bald daraus in Hellen Flammen stand, wurde sofort die im Garten befindliche Feuerwehr Herbeigerusen. Es dauerte jedoch lange, ehe diese zur Stelle war, auch konnte sie in der Verwirrung die Hydranten nicht finden, welche, zwölf an der Zahl, in der Nähe des Rcstaurarionrgebäudes vorhanden sind. Da der Saal ringsum mit Guirlanden geschmückt war, die noch von einer früheren Festlichkeit herrührten. so hatte sich inzwischen das Feuer mir rasender Geschwindigkeit
Feuilleton.
Fünfzehnhundert Thaler.
Nach den Erzählungen einer Polizeibeamten mitgetheitt
von
Karl Chop
(Fortsetzung.)
Eine Weile schritt darauf der Rechtsanwalt schweigend neben mir her, dann aber erfaßte er plötzlich meinen Arm.
„Ich Habs zu Ihnen unbedingtes Vertrauen," sagte er. „Sie sollen wissen, was mir auf dem Herzen liegt; denn es thut so wohl, sich einmal akssprechen zu dürfen. Meiner armen Frau darf ich nichts sagen, denn sie würde sich in Sorgen, die vielleicht unbegründet sind, verzehren."
„Nun, was ist es?" fragte ich, als Wagner wieder schwieg „Wenn nicht meiner Hülfe, so können Sie wenigsten« meines lebhaften Mitgefühls und meines besten Rathe« versichert sein."
„Ich stamme, wie Sie wissen, aus einer unbemittelten Familie." begann nun Wagner zu erzählen. „Meine juristischen Studien habe ich nur mit Hülfe unsäglicher Opfer und Entbehrungen ermöglichen können. Seit zehn Jahren bin ich endlich Advokat und meine Praxis bessert sich Gott sei Dank von Tag zu Tag. Aber ich habe noch nichts zurücklegen können, sondern habe bi« jetzt nur eben mein Auskommen für mich, meine Frau und meine lieben Kleinen gehabt. Wie also soll ich jetzt in wenig Tagen ein Kapital von fünfzehnhundert Thalern aufbringen?"
„Fünfzehnhundert Thaler?" wiederholte, ich etwas erschrocken.
„Ja, das ist die Summe, die mir so viel Sorge macht und dre, wie ich sehe, auch Sie erschreckt. Ich selbst verfüge nicht über ihren dritten Th eil und wer in aller Welt würde mir für den beträchtlichen Rest Kredit geben ?"
„Aber um der Himmels willen, zu welchem Zwecke brauchen Sie so rasch das Kapital?" fragte ich, ohne sein nur allzu begründetes Bedenken zu beantworten.
„Der Kaufmann Maier fordert den Betrag von mir."
„Wie? Sind Sie so unklug gewesen, von diesem hartherzigen Wucherer Geld zu leihen?"
„Nein, bi« zu dieser Unvorsichtigkeit habe ich es Gott sei Dank nicht gebracht," entgegnet« Wagner. „Aber ich habe dem Rentier Selbitz rm ersten Jahre meiner Praxis als Anwalt gedient und für ihn diese Summe eingenommen. Selbitz. der mein besonderer Gönner war, ist inzwischen längst gestorben und seine einzige Tochter und Erbm ist die Frau Maier'S. Sie wissen nun, wie der Kaufmann dazu kommt, die Forderung gegen mich geltend zu machen."
„Allerdings weiß ich das, aber ich verstehe nicht, warum Sie diese Summe nach zehn Jahren noch nicht ausgezahlt haben," ölklärte ich dagegen. Der Rechtsanwalt mochte den Ernst, mit dem ich diese Worte, sprach, aus dem Tone meiner Stimme herausgehört haben; denn zum Sehen war es an diesem Novemberabende in dem wenig belebten und noch spärlicher' erleuchteten Theile unserer Vorstadt weitaur zu finster. Genug, er faßte plötzlich in hoher Aufregung me nen Arm.
(Fortsetzung folgt.)