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da» an und für sich sehr gute Gewehr auf die höchste Stufe seiner Leistungsfähigkeit gebracht. Die hiesigen Regimenter werden demnächst mit in solcher Gestalt abgeänderlen Gewehren versehen.
Am 6. d». Morgens verließ Jean Jerrmann von Prag, Kellner im Kurhause, mit einem Bergstock versehen. St. Moritz, um den Piz Rosatsch M besteigen. Er kam nicht wieder. Nach zweitägigem Suchen wurde ec lobt mit zerschmetterten Gliedern am Fuße eine« 1000 Fuß hohen Felsabhanges unterhalb des Gletschers aufgefunden. — Letzten Samstag hat ein blinder Engländer Namens Campbell mit seinem Sohne. 3 Führern und einem Träger den Mont-Blanc bestiegen; — ein seltsames Vergnügen für einen Blinden.
London, 9. Sept. Ueber das Grubenunglück im Kohlenbergwerk Seaham, unweit Sunderland, wird folgendes Nähere berichtet: Zur Zeit der Explosion befanden sich 230 Männer und Jungen in der Tiefe, wenige Stunden vorher waren sogar 400 bis 500 Bergleute in den Zechen beschäftigt gewesen. Rettungsmannschaften, die sofort in den einzigen offen gebliebenen Schacht hinunterstiegen, gelang es. 65 Verunglückte lebend an's Tageslicht zu fördern. Man hoffl, noch 20—25 retten zu können, aber die übrigen 140 gelten als verloren. — Ein Bericht vom Donnerstag Nachmittag lautet: Es ist keine Hoffnung auf Rettung weiterer Menschenleben vorhanden, denn nachdem das Feuer zuerst die Ställe ergriffen hatte (es befanden sich darin nicht weniger als 240 Ponny»,) befürchtet man jetzt mit Recht, daß das ganze Bergwerk in Brand geräth. Die Zahl der Rettungsmannschaften, die sich in den Gängen befinden, ist sehr groß, und man hegt ihretwegen ernstliche Befürchtungen. Sie haben keine Spur von schädlichen Gasen mehr aufgefunden, wohl aber überall die entsetzlichsten Anzeichen der Zerstörung. Fast in allen Gängen ist das Holzwerk ganz und gar zersplittert, so daß man sich schwer vorstellen kann, wie menschliche Körper dieser Gewalt hätten widerstehen können. Zu beiden Seiten der Gänge liegen dis Leichen der Männer und Knaben herum, meist ihrer Kleidung beraubt und derart zermalmt, daß die Jdentisizirung nur in wenigen Fällen möglich sein wird. Die Zahl der gefundenen Leichen ist sehr groß, doch hat man noch keine einzige an's Tageslicht gebracht, weil man es vorzieht, für dieses schauerliche Werk den Anbruch der Nacht abzuwarten. Die Möglichkeit, daß sich in den entferntesten Gängen noch Ueberlebende befinden, ist nicht ausgeschlossen, die Möglichkeit, zu ihnen durchzudringen. wird jedoch seit dem Ausbruch des Feuers nicht bloß bezweifelt, sondern überhaupt in Aarede gestellt. Einige Minen-Ingenieure find der Ansicht, es müßten mmdestens noch Duzende von Menschen zur Zeit mit dem qualvollsten Tode ringen.
London, 11. Sept. Unweit Bushey, Station der Nordwestbahn, 16 Meilen von London, fanden die Bahnwärter gestern in der Nähe der Schienen Packele mit Dynamit. Man glaubt, daß der Versuch geplant war, den von London kommenden Eilzug in die Luft zu sprengen. Näheres darüber noch nicht bekannt.
Madrid, 11. Sept. Die Königin ist von einer Prinzessin entbunden worden.
Große Aufregung ist in ganz Australien durch die Entdeckung des in der Nähe von Sydney gelegenen Temoragoldfeldes verursacht worden. Der Andrang von Goldsuchern, schreibt der Sydney Morning Herald, nimmt mit jedem Tage zu und es kommen sogar Leute von Viktoria an. Das große Hinderniß für die Entw.ckelung des Feldes ist Mangel an Wasser für Puddelzwecke. Gold wird in sehr reichlicher Menge gefunden. Die Vorkehrungen für die Goldgräber«! gehen rasch von Statten und Hüllen und Zelle wachsen allenthalben längs der Straße wie Pilze aus der Erde.
Philadelphia, 25 Aug. Aus Bradford, einem Städtchen in Pennsylvanien, wird unter dem 21. August gemeldet: Während eines gestern hier wüthenden Gewitters schlug der Blitz Nachmittags 5 Ugr in einen eisernen 50,0o0 Fässer Oel enthaltenden Behälter in der zwei Stunden von hier entfernten Ortschaft Dallos City. Das Oel gerielh in Feuer und brennt noch, doch ist weder die Ortschaft noch andere Oelbehältec gssährd-t.
Handel und Verkehr.
— Stuttgart, 13. Sept. Landesproduktenbörse. Börsenbericht vom 13. Sept. Auch tn der vorigen Woche blieb die Witterung schön und heiß und es hat in Folge dwser anhaltenden Trockenheit das Faulen der Kartoffel keine weitere Fortschritte gemacht. Der gestern eingetretene Regen ist für die Feldarbeiten günstig, dagegen für die begonnene Hopfenernte störend. Der Verkehr im Goreivehandel war fast überall schleppend und die Stimmung matt, jedoch hat eine erhebliche Preisänderung nirgends stattgefunden. Die heutige Börse verlief ebenfalls in ruhiger Haltung und das Geschäft beschränke sich auf den laufenden Bedarf. Wir notiren per 100 Kilogr.: Waizen bayc. 23 bis 23 OL SO Waizen ungar. 24 -,/L 25 Z bis 25 OL. Waizen amerikan. 23 OL bis 23 75 Kernen 23 OL bis 23 Ot 7 5 Din kel 14
Mehlpreise pro 103 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung. Mehl Nr. 1 r 36 OL bis 37 OL; Mehl Nr. 2: 3t OL bis 35 OL ; Mehl Nr. 3: 31 OL bis 32 OL; Mehl Nc. 4: 28 OL bis 29 OL.
— Stuttgart. 14. Sept. Leonhardsplatz: 500 Säcke Kartoffeln ä 3 M. 30 Pfg. bi» 3 M. 80 Pfg. pr. Ztc., noch Vorrath. — Wib- heImsplatz: 200 Säcke Mostobst ä 6 M. 50 Pfg. bis 7 M. — Pfg. pr. Ztr., Verkauf langsam. —
— Leonberg, 13. Septbr. Jetzt ist man vollständig mit dem Hopfen beschäftigt. Der Ertrag ist mitunter ein außerordentlicher, an allen Anlagen erntet man 4—5, von meinen Beständen 7—3 Ztc. Im ganzen Bezirk hofft man 10,000 Ztr. Hopfen zu erhalten. Vom Preis spricht man von 70—80 M.
— Tübingen, 10. Sept. 10 Ztr. Frühhopfen, der durch Hagelschlag etwas Noth gelitten, wurden von der Stadt i> 40 OL pr. Ztr. verkauft.
— Brackenheim. 10. Sept. Gefallene» Obst 1 OL 20 ^ per Simri.
— Backnang, 11. Sept. Obstpreiszettel. Käufe in der Umgegend 7 OL bi» 7 OL 20 L pr. Ztr. Verkäufer halten noch zurück.
— Laup heim, 10. Sept. Städtischer Frühhopfen im öffentlichen Ausstceich zu 80 OL der Ztr. verkauft.
— Wachendorf. 11. -Sept. HopfsnpceiSzettsl. Frhrl. v. Ow'schs» Rentamt: Verschiedene Partien zu 100, 80 und 75 OL Durchschnittspreis 80 pr. Ztr.
— Nürnberg. 9. Sept. (Hopfenbericht.) Der heutige Markt war in Folge lebhaften Einkaufs für Export schon besentend zu nennen; die Landzufuhr betrug allein ca. 1000 Ballen, die Bahnzuluhr 3—400 Lallen; elftere fanden wegen entsprechender Farbe bei den Exporteuren um so bessere Aufnahme, als auch der niedrige Preisstand das Geschäft erleichtert. Man bezahlte für gute trockene Markthopfen 70—30 «IL, für Mittel 55—68 OL, für geringe uni halbtrocksne 41—50 OL Tadellose Waare ist überhaupt nicht zu finden, bestoorhandene wird zwischen 100 und 110 OL bezahlt.
Au« Witterda b. Erfurt schreibt ein prakl. Landwirth: Eine Kartoffelsorte, welche der Kartoffelkrankheit fast gänzlich widersteht, wird hier von mir und allen Einwohnern des Orts seit längerer Zeit angebaut und verdient allgemeine Empfehlung. Sie ist unter dem Namen W it terdaer blaue Kartoffel bekannt und hat alle Eigenschaften einer guten Kartoffel. die nach meinen Beobachtungen von keiner andern Kartoffelsorte übertroffen wird. Sie ist blau und ovalrund, wird im Kochen mehlig, gedeiht auf jedem Boden, feuchtem ober trockenem und wird im Ertrage von keiner anderen Sorte übertroffen. Was ihr aber den größten Werth verleiht, ist, daß sie sich bis zum Juli des nächsten Jahres aufbewahcen läßt und dann noh so schön und frisch wie aus dem Land ist, während andere Sorten schon im Frühjahr schwarzfleckig und unschmackyaft werden. In unserer Gegend ist bisher auch die weiße Holländer Kartoffel oder Blaublüthe in Masse gebaut und von hollänoer Handelsleuten der Centner mit 6 bis 7 M. bezahlt worden. Dieses Jahr ist aber diese Sorte so von der Fäule befallen, daß durchschnittlich der Margen kaum 5 Ce ilner gute Kartoffeln gibt, während die „Blaue Witterdaer Kartoffel" selten ein krankes Exemplar aufweist.
Vermischtes.
Zur Nachachtung für alle Geschäftsleute, welche in die Lage kommen, ihren Arbeitern Zeugnisse auszustellen, theilea wir den naystsh-ndeu Fall aus Dresden mit. Ein Geschäft, das einen großen Detailveckauf hat, engagirte auf Empfehlung eines Kaufmannes einen jungen Mmn aus höhst anständige: Familie und übertrug ihm die Verwaltung der Kasse des Detaitverkaufes. Die hier eingehenden Gelder wurden gewohnhertSgemäß nicht gebucht, sonoeru nur des Absndr insge- sammt zur Hauptkasse abzeliefert. Daß ein solcher Usus jür manchen jungen Mann der Stein des Anstoßes werden kann, liegt auf der Hand. Auch der Jüngling in Rede vermochte der Versuchung nicht zu widerstehen. Die Verkäuferinnen hatten mehrfach bemerkt, daß der neue Delailkassirer Geldschein-, die sie ihm zubrachten, nicht in Kaffe, sondern in seine Tasche steckte. Eine gut gemeinte Warnung des bejahrten Buchhalters half nichts» der junge Mann stahl weiter und wurde, nachdem er einzestanden, daß er nach und nach mindestens 1600 Mk entwendet, von dem Chef ohne Zeug- niß entlassen. Der Letztere nahm von einer criminellen Anzeige Abstand, forderte aber von dem früheren Principal des Diebes unter Betonung des Umstandes, daß derselbe nur auf Grund des mitgedrachten, seine Ehrlichkeit ausdrücklich außer Zweifel stellenden Zeugnisses von ihm enzazirt worden sei, volle Entschädigung für den ihm zuzefügten Verlust. Der frühere Principal weigerte sich, zu zahlen, ist aber gerichtlich dazu verurtheilt worden, weil nachgewiesen wurde, daß auch er den jungen Mann wegen Unehrlichkeit entlassen und das Zeugniß nur aus Mitleid wieder besseres Wissen ausgestellt hatte.
Amtliche Aekanntmachungeli.
Der zur Disposition der Ersatz- Behörden entlassene Füsilier Adolph Stahl, Ztmmermann, geboren am 19. März 1857 zu Hirsau, Oberamt Calw, SchwarzwaidkceiS, in Württemberg, welcher sich der militärischen Controls entzogen, wird hierdurch aufgefordert, sich bis zum
I Januar L881
Leidem UnterzeichnetenCommando. — Kohlhöfen 22 in Hamburg,—entweder persönlich oder schriftlich zu melden.
Bet Unterlassung dieser Meldung
muß sems Auswanderung ohne Con-
sens angenommen und wider ihn das DesertionSversahren eingeleitetwerden. Hamburg, den 10. Sept. 1880. Königliches Bezirks-Commondo.
Revier Enzklösterle.
Stammholz-Verkauf
am Mittwoch, den 22. Septbx., Vormittags 1 t Uhr, auf dem Rathhaus in Wildbad aus den Staatrwald- ungen Wanne 14, Langehardt 8 und
9 und Kälber«)ald 11:
36 Eichen mit 13 Fm., 1 Birke mit 0,31 Fm., 3180 St. Nadelholz. Lang-und Sägholz mit 3409 Fm.
Konkursverfahren.
Da» Konkursverfahren über das Vermögen des Gottlieb Oelschlä- ger, Bäckers von Unterreichenbach, wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben.
Calw, den 13. September 1880. Königliche« Amtsgericht, stv. Amtsrichter De Singer.
Zavelstem.
Steinbeifuhr-Akkord.
Am nächsten
Dienstag, den 21. d. M, Nachmittags 2 Uhr, wird auf dem Rathhause hier die Beifuhr von
ca. 70 Roßlasten Kalksteine auf die Röthenbach-Teinacher Staigs hiesiger Markung
im öffentlichen Abstreich verakkordirt, wozu Liebhaber eingeladen werden. Den 14. September 1889. Schultheißenamt. Wiedenmayer.