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Nro. 94
Samstag, den 14. August L88O
35. Jahrgang.
Amtliche Dekanntmachungen.
Aufforderung
betreffend die Vorbereitungen zur Bildung der Schöften- und Schwurgerichte.
Unter Hinweisung auf die Justizministerial-Veisügung vom 16. Juni d. J.:(Reg.-Vl. S. 156) werden die Orlsvorsteher aufgefordert, die Urlisten für die Auswahl der Schöffen und Geschworenen rechtzeitig anzulegen, vom 1. Oklbr. ab unter gleichzeitiger öffentlicher Bekanntmachung eine Woche lang auf dem Nathhaus zu Jedermanns Einsicht auszulegen und spätestens bis zum 15. Oktober mit der vorgeschriebenen Beurkundung an den Unterzeichneten zu übersenden.
Für Schöffen und Geschworene ist nur noch ein e Liste erforderlich; die älteren Formuiarien können nicht mehr verwendet werden.
Calw. 12. August 1880. K. AmiSgenchO
Oberamtsrichler Sch von. ^
Politische Nachrichten.
Deutsches Reich. ,
— Berlin, 10. Aug. Die „Nordd. Allg, Ztg.", einen Artikel des Blattes .Export" über die Freihafenstellung der Hansestädte besprechend, sagt: .Deutschland habe nicht ein Interesse daran, daß Hamburg und Bremen Weltmärkte seien, sondern daran, daß es durch Hamburg und Bremen einen Weltmarkt besitze. Nur diesem Ziele, im Falls dasselbe unter der sreiwilligtn Mitarbeit der Hansestädte zu erreichen sei. könne das Reich allenfalls auch Opfer bringen, das heißt, das Reich könnte sür den Fall des Verzichtes von Hamburg und Bremen aus die Freihafenstellung sich an den Kosten der Erbauung zollfreier Entrepöts betheiligen. Die Beibehaltung der Freihasenstellung und dennoch Reichsbauten — das sei eine Forderung, die am Besten die Einseitigkeit der in dem fraglichen Artikel erhobenen Ansprüche kennzeichne."
— Berlin, Io. Aug. Die in neuerer Zeit mehrfach zu Tage getretenen Mißhandlungen von Soldaten, wie sie uns z. B. der jüngste Würzburger Miluärprvzeß vorsübrte, haben zur Folge gehabt, daß man es jetzt mehrfach rn höheren militärischen Kreisen für zweckmäßig erachtet, eine Verordnung zu erlassen, wonach jede körperliche Mißhandlung eines Soldaten bei dem nächsten Vorgesetzten zur Anzeige gebracht werden muß.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 8. Aug. In maßgebenden Kreisen legt man der Mobilistrung der griechischen Armee keine große Bedeutung bei. Die 60,000 Mann Linie und Reserve und die 100,000 Mann Miiiz, mit denen die athenien- stschen Blätter täglich drohen, sind Uebertreibung. Man glaubt, daß die griechische Armee nicht den vierten Theil der angegebenen Stärke erreichen werde. Auch spricht es nicht für den Kampssanalismus der Griechen, daß seit Monaten die griechischen Wehrpflichtigen in Maßen ihr Vaterland verlassen und die italienischen, französischen und österrelchisä-ungarischen Dampfer überfüllt sind mit solchen Wehrpflichtigen.
Eugla nd
London, 10. Aug. Da« Neuler'sche Bureau meldet aus Konstan- tinopel von gestern: Der britische Botschafter Göschen erklärte Abeddin Pascha, die Mächte würden einer Abänderung der von der Konferenz gezogenen türkisch-griechischen Grenzlinie nicht beistimmen.
Die Lords im en glischen Oberhause haben vorige Woche etwas gethan, was schwerlich gesund und gut war. Sie haben eine Bill d. h. einen Gesetzentwurf abgelehnt, welcher bestimmt war, dem vieljährigen und immer wieder zu Mord und Todtschlag führenden Elend der Pächter in Irland ein Ende zu machen. Die hefr. Bill sprach dem Pächter ein beschränktes Recht an seinem Pachtgu.'- zu, er sollte nicht mehr, wie bisher, durch den Gutsherrn ohne Kündigung und gerichtliches Verfahren vertrieben werden können, wenn er s-stren Pacht nicht gleich zahlen konnte oder Zinsen schuldig blieb. Die Austreibung sollte nur auf Grund eines Urtheils des Grasschastrgerichtes erfolpen und nur gegen eine festgestellte Entschädigung sür den Antheil des Pächters durch Arbeit und ausgc- wendetes Kapital an Grund und Boden, Im Falle, daß das Pachtverhältniß vertragsmäßig seinem Ende nahte, sollte der Grundbesitzer nicht ohne weiteres angemessene Anträge auf Fortsetzung der Pacht abweisen dürfen, sondern sich mit dem Pächter über eine entsprechende Abfindungssumme verständigen. Diese in andern Ländern (z. B. bei uns) längst bestehenden Rechts sollten in England und Irland besonders den kleinen Pächtern zu gute kommen, deren Pachtzins nicht über 30 Pf. St. — 600 Mk. jährlich beträgt. — Die Lords lehnten die Bill ab. Luch künftig kann der englische Grundbesitzer ohne Urtheil und Recht den Pächter aus seiner Pachtung werfen. wenn ihm derselbe in Folge einer Mißernte oder einer Viehseuche einen Theil des Pachtschillings schuldig bleibr. Zur vollen Würdigung gehört die Kenntniß der Verhältnisse in Irland. Von den nicht ganz 23 I
Millionen Morgen bebauten Landes besitzen 10,000 Personen nahezu lM/z Millionen'und zwar drei Grundbesitzer je mehr als 100,OOo Morgen, 14 Grundherren je 50,000—100,000, 2716 Personen je 500—1000 Morgen. Die noch übrigen 2'/s Mill. Morgen sind unter 72,000 Grundbesitzer vertheilt, so daß also die groß« Masse der Bevölkerung von 5 Mill. Einwohnern gar keinen Grundbesitz hat.
Türkei.
Konstantinopel. Dem Standard wird von hier gemeldet: Die deutschen Beamten, welche von der Pforte engagirt worden, um bei der Regeneration des ottomaruschen Reiches beh ilflich zu sein, sollen solgenoe Posten bekleiden: den eines höheren Marineoffiziere, sechs höhere Offiziere in der Armee (nämlich drei bei der Infanterie, einer bei der Kavallerie, einer bei der Artillerie und ein Genieoffizier) und ein Oberingenieur für Brücken, Chausseen und Eisenbahnen. Die drei verbleibenden Beamten werden mit der Reorganisation der Gerichtshöfe, sowie der Ministerien des Handels »nd der Finanzen betraut werden. _
Die Waage im Dienste der Landwirthschast.
(Fortsetzung.)
Da jedoch weitaus nicht alles Schlachtvieh auf dem Markts zum Verkaufe kommt, sondern der Händler und Metzger dasselbe das ganze Jahr hindurch auch im Stalle aufsucht, so sollte nothwendig in jeder Gemeinde eine Viehwaage sein, und wo die Gemeinde eine solche nicht an- schaffen kann oder will, da sollten die Landwirthe selbst ihrer 4 oder 6 zu- sammenstehen und auf gemeinsame Kosten diesen unentbehrlichen Rardgeber sich beilegen. A» einem Plätzchen zur Ausstellung an der Seite eines Hauses oder einer Scheuer, od^r in einem Schuppen, und dgl wird es wohl nirgends fehlen und die Kosten sind so gering, daß es Keinen viel trifft. Man kann kleinere zedntheilige Waagen schon von 120 -.-6 an (ohne Gewicht) bekommen, bessere und größere kosten von 150—250 -.16, je nach der Tragfähigkeit, die nicht unter 30 Clr. heruntergehen sollte*). Der Ertrag einer solchen Waage durch das Waaggeld deckt aber reichlich dis Zinsen des Anlagekapitals, ja es läßt sich sogar ein gutes Geschäft damit machen, wie z. B. die in Calw auf Aktien gegründete Bodsr:u:aage, die 1,100 fl. gekostet hat, sich längst bezahlt gemacht hat. Und n.o kein Consortium von Landwirthen zur Ausstellung einer Viehwaage zruammsn- zubringen ist, da sollte sich wenigstens ein intelligenter Mann finden lassen, der kurz entschlossen zunächst im eigenen Vortheil eine solche Waage aufstellt. Ist es doch jetzt schon Thatsache, daß sich bald keine lsseuten- dere Oekonomie mehr ohne Viehwaage finden wird, die namenlich da, wo die Mästung rationell betrieben wird, geradezu unentbehrlich ist, da die täglichen oder wenigstens wöchentlichen Wägungen der Masithiere allein sichern Ausschluß darüber geben, ob die Mästung noch länger mit Vortheil fortgesetzt werden kann, oder ob sich das Kraftfutter fernerhin nicht mehr vortherlhast verwerthet. Es sind dieß Beobachtungen und Berechnungen, denen sich der denk-nde und umsichtige Landwirth nicht entziehen darf.
Ist aber einmal eine Viehwaage, sei es auf öffentliche oder Privak- kosten, in einer Gemeinde vorhanden, so ist es selbstverständlich, daß nicht nur die Schlachtthiere, sondern eine Menge von andern landwinhschasl- lichen Erzeugnissen zur Wägung kommen, zunächst alle diejenigen, sie aufs Gewicht gehandelt werden, wie Heu, Stroh. Hopfen, alle Fruchtgatrungen, Reps, Zuckerrüben, Kartoffeln rc. Aber auch, wenn es sich nicht gerade um Kauf und Verkauf handelt, empfiehlt es sich, seine Erzeugnisse zu wägen, um sofort eine genaue Uebersicht über die Größe Her Ernste zu haben, um danach einen genauen Futteretat aufstellen zu können und um sofort zu erfahren, wie viel von diesen Erzeugnissen nach Befriedigung des eigenen Bedürfnisses verkäuflich ist. (Schluß folgt,)
*) Gute Adressen für Viehwaagen sind: Fabrikant Mack in Vaibinge», Goitl. Mo hr i n Calw. _
Tages-Steuigkeiten.
— Merklingen, 9. Aug. Ein beklagenswerther Unfall ist gestern früh unserem geschätzten Arzte, Herrn Dr. Josenhans hier, zugestoßen dadurch, daß er. aus einer Berufsfahrt nach Heimsheim begriffen, in der Nähe von hier in Folge Scheuens seines Pferdes aus dem Gefährt geschleudert wurde und einen gefährlichen Beinbruch, verbunden mit einer vollkommenen Lvxstion am Knöchel, erlitt.
— Stuttgart, 11. Aug. Die Innsbrucker Liedertafel, 45-50 Mann stark, auf einer Sängerfahrt noch Köln begriffen, traf heute Vormittag 9 Uhr 15 Min. mit der Bahn hier ein und wurde auf dem Perron des Bahnhofes durch den Stuttgarter Liederkranz mit Gesang und Begrüßungsrede empfangen. Nach einem ca. bstündigen Aufenthalt hier, welcher oer Besichtigung Stuttgarts dient, wird die Reise mit dem um 2 Uhr 5 Min. Nachmittag» abgehenden Bahnzug nach Köln fortgesetzt.
— München, 10. Aug. In Landshut hat sich ein Schüler des dortigen Gymnasiums erschossen, weil ihm eine Nachprüfung auferlegl worden war.