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nichts bekannt; alles, war darüber mitzetheilt wird, ist bloße Vermuthunz. Die einzelnen Stücks des zersprungenen Mörsers sind von der Polizei resp. Staatsanwaltschaft in Verwahrung genommen. ^ ^ ^

Die Preisvertheilung wurve durch eins Ansprache des Vor­sitzenden der deutschen Turnerschast, Georgü-Tßlingen. eröffnet, in wrlcher er einen Rückblick auf die festlich-n Tage warf uad der Stadt Frankfurt und insbesondere den Turnern dieser Stadt den wärmsten Dank aussprach. Betreffs der gemeinsamen und der Einzslübungen konstatirte der Redner, sie haben den Beweis geliefert, daß ein Fortschritt in der deutschen Turn­sache sei daß die Turner Deutschlands bestrebt seien, nach allen Seiten und in jeder Beziehung sich weiter zu bilden und weiter zu arbeiten. Zum Resultat des Wettkampfs übergehend sagte schließlich Gsorgii:Wenn ich nun die Sieger verkünde, so mag es auffällig sein, daß die Zahl so klein ist; allein ich muß er hier aussprechen: es ist das erste Mil, daß zwei Gebiete des Turnens zusammen sich maßen, bezw. gemeinsam bewerthst wurden, es sind die Geräthübungen, die lange schon geübt worden sind, und die sogenannten oolksthümlichsn Uebungen, die noch nicht allgemein von Jedem zu seinem Eigenthum gemacht worden sind. Und so kam e«, daß einerseits treffliche Geräthturnsr keinen Preis bekommen, und anderer­seits ein blos volksthümlicher Turner eben auch keinen Preis erringen konnte. Die Zahl der Sieger war 22. Den ersten Preis erhielt Christian Meller aus Frankfurt, der einen silbernen Lorbeerkranz bekam, die übrigen 21 Preise vertheilten sich wie folgt: Milwaukee 6, München 5, Frankfurt 2, Hanau 1, Idar 1, Leipzig 1. Rsichenberg (Böhmen) 1, Wiesbaden 1, Mannheim 1. Birmingham 1, Nürnberg 1. Die Preise bestanden in einer Ehrenurkunde, wozu die ersten 11 noch einen Eichenkranz mit weiß-rother Schleife bekamen.

Frankfurt, 30. Juli. Den Feuerwerker Düugss hat man, leicht am Vorderarm verwundet, im Heiliggeist-Hospital aufgefunden. Nach seiner Aussage sind ihm die Mörser mit den übrigen Sachen unterwegs naß geworden und habe er deßhalb einige derselben nach seiner Ankunst hier probirt und sie in Ordnung gefunden. Möglicherweise habe aber gerade der Unglücksmörser in Folge des Regens dennoch Noth gelitten und so die Katastrophe herbeigeführt. Diese Erklärung ist kaum dazu angethan, irgendwie Licht in die Sache zu bringen. Bis jetzt sind außer den 20 Ge­nannten weitere 14 Personen bekannt geworden, welche bei dem Feuec- werksunglück verletzt wurden, dieselben sind meist leicht verletzt. An seiner Leibwunde verstarb indessen der freiwillige Feuerwehrmann Schreiner Hoch. Ferner verschied im Christ'schen Kinderspital das Kind Schenk und Frau Pfeiffer. Das ärztliche Journal auf der Station des Festplatzes zählt im Ganzen mit Zurechnung der Verunglückten der Explosion 387 Nummern. Am Vormittag vermehrte sich die Zahl um eine. Ein Münchener Turner erlitt nämlich einen Sonnenstich an der Nase.

Straß bürg, 28. Juli. Unter der Ueberschrifl: »Eine großartige Vergiftung" bringt dieUnion - Elsaß-Lothringens" folgende Nachricht: Seit beinahe 10 Monaten herrscht in einigen Ortschaften in der Nähe Straßburg's eins sonderbare, den Nerzten räthselhafte, aber schmerzliche und gefährliche Krankheit. Die Hauptsymptome der Krankheit sind: ent­setzliche Schmerzen im Unterleib, schmerzliches Erbrechen. .Krämpfe und voll­ständige Unfähigkeit zu jeglicher Arbeit. In den meisten Fällen mußten alle Mitglieder der nämlichen Familie die Krankheit durchmachen. Einige Kinder sind daran gestorben, und von den Erwachsenen sind einige, welche die Krankheit 10 bis 12 Mal durchgemacht haben, nach Angabe der Aerzte, der Auszehrung verfallen. Um der Krankheit einen Namen zu geben, nannte man dieselbe Cholsrine, und anfangs schrieb man sie dem strengen Winter zu. Doch bald konnte es den Aerzten nicht entgehen, daß eine Ver­fälschung der Nahrungsmittel, also eine Vergiftung im. Spiele sein muß. Die Kaffeebohnen und anders Nahrungsstoffe wurden von den Aerzten chemisch untersucht. Endlich soll es sich herausgestellt haben, daß die Ver­giftung im Brode liegt. Ist ein Verbrechen vorhanden oder blos Saum­seligkeit? Dies wird hoffentlich Denjenigen nicht entgehen, die angestellt sind, um ähnliche unsere Gesundheit bedrohende Gefahren abzuwenden."

Straßburg, 29. Juli. Die hies. Staatsanwaltschaft geht der Lebensmittetverfälschung, dieser modernen Landplage, energisch zu Leibe. Neulich wurde ein Spezereihändler wegen Verkaufs von Pfeffer verur- theilt, weichem Mehl beigemischt war, und bald darauf zwei Konditoren, welche sich beigehen ließen, Zuckerbohnen, welche hauptsächlich für Kinder gekauft werden, mit Gyps, einem geradezu gesundheitsschädlichen Stoffe zu verfälschen. Das ist geradezu eine Barbarei. Wie schwungvoll von diesen Herren dasGeschäft" betrieben wurde, geht daraus hervor, daß dieselben allein in der zweiten Hälfte des verflossenen Jahres mindestens 3500 Kilo Gyps verarbeiteten. Die Strafe bestand in 14 Tagen Ge- fängniß, 300 Geldstrafe und Einziehung der Maaren.

Köln, 27. Juli. Der Rechtsanwalt beim hiesigen Oberlandesgericht Otto Weiter ist bei einer Überschreitung des bei Täufers in Tyrol belegenen Neveser Gletschers vorgestern in eine Gletscherspalte so unglücklich herab- geflürzt, daß ein am Seile zu ihm herabgelassener Führer ihn nicht mehr zu befreien vermochte. Er hat in dieser Spalte seinen Tod gefunden, und

erst am gestrigen Tags ist es nach großen Anstrengungen gelungen, die. Leichs zu bergen.

In Naumburg traf ein Mann, der ein verendetes Schwein ver­scharren wollte, auf einen uralten und verwitterten Reltecstiefel und fand in dem Stiefel viele Goldstücke. Der Stiefel soll s. Z. zu einem französischen Offizier gehört haben.

In Dteppe (Seebad) hat die Badepolizei folgende mit lobenswerthsr Diskretion abzefaßte Vecorsnung erlassen:Den Badewäctern wird hier­mit anbefohlen, wenn eine Dame in Gefahr des Ertrinkens geräth, dieselbe am Kleids zu erfassen und nicht an den Haaren, weil diese gewöhnlich in der Hand de» danach Greifenden Zurückbleiben."

Kiel, 23. Jüi. Heute hatten wir in Anwesenheit des Kronprinzen das großartige SHrnspiel eins- S ch if f s spr en g ung. Das große alte Schiff Barbarossa war dem Tode durch Torpedos geweiht, und dar TorpsdoschiffZielen" hat seine Aufgabe glänzend gelöst. 1200 Fuß war der Zielen noch vom Barbarossa entfernt, als die lautlose Stille, in welcher Aller Augen an dem wunderbaren Schauspiel hingen, plötzlich von einem furchtbaren Getöse, das wie ein gewaltiges fernes Erdbeben des Meeres­grundes tönte, erschüttert wurde; eine dicke Wolke steigt im Augenblick dieses Gekcachr, wie aus einem Feuerschlund, von dem Barbarossa empor, eine Wolke von Wasser-nassen, in welche sich der Rauch der Schieß­baumwolle des Torpedos und die losgsriffenen Schiffstheile in Form hand­großer Stücke bis zu ganzen Balken mischen und bis zu einer Höhe von 40 bis 50 Fuß getrieben werden. Dies war der furchtbare Effekt der unsichtbar wirkenden geheimnißoollsn Masse, das groß; Fahrzeug, auf seiner Steuerbordssite vorn amBnz vollständig zerrissen, sank in wenigen Augenblicken bis zu den Reslizen. Di- Tragfähigkeit seines Materials und die Vorsicht, alle Eissntheile von ihm entfernt zu haben. bewahrt es vor seinem sonst gänzlich einzetretenen Untergang. Die Großartigkeit dieses furchtbaren Schauspiels wirkte lähmend auf die Zuschauer, einige Augenblicke der Samm­lung konnten erst das Vsrständn'ß dieser kolossalen Wirkung ermöglichen.

Aus Kasch au wird gemeldet, daß, als nach der stattgehabten Heb­ung die Artillerie im Abfahren begriffen war, aus bisher unbekannter , Ursache der letzte Munitionswagen, in welchem sich 50 Stück blinde Pat­ronen (25 Schießpulver) befanden, plötzlich explodicte. Von der hinter dem Wagen reitenden Mannschaft wurden 6 Mann, darunter 2 schwer, ferner 3 Pferde erheblich verwunde'.

Niederländische Blätter erzählen, daß im Haag eins Frau, dis ihrem Mann einem unverbesserlichen Säufer eins empfindliche Lektion geben wollte, kein vernünftigerer Mittel wußte, als ihn mit Petroleum zu übergießen und ihn dann mit einem Zündhölzchen anzuzünden. Auf das Geschrei des Unglücklichen eilten Nachbarn herbei, die ihn ins Spital brach ten, wo ec nach kurzer Zeit starb. Die Frau ist verhaftet. _

Handel und Verkehr.

Seit dis Kettenschleppschifffahrt auf dem Neckar, die vorzugs­weise ein Verdienst des Hr. Oberbürgermeister Wüht in Heilbronn ist, so gün­stige Resultate liefert, wird die Einrichtung dieser Verkehrsmittel auch auf an­deren Flüssen lebhaft besprochen. Für die Donau von Ulm bis Wien be­steht bereits ein größeres Comitö, und neuerdings wird dis Sache für den Neckar zwischen Cannstatt und Heilbronn durch den Cannstattsr Gewsrbs- verein angeregt, in dessen Auftrag Hc. Baumeister Otto Klett ein Gut­achten ausgsarbeitet hat. Von besonderer Wichtigkeit wäre die bessere Ausnützung dieser Wasserstraße, dis natürlich manchen Verbesserungen durch Schleusen, Kanäle uno dgl. unterzogen werden müßte, für den Ver­kehr mit Steinkohlen, und wird berechnet, daß die Fracht für Srarkohlen bis Cannstatt zwar ziemlich gleich bleiben, für Rnhrkohlen aber um 16 L pr. Ctr. billiger werden würde. Schon dieser eins Unstans läßt dem Projekt bei dem stets wachsenden Verbrauch von Rnhrkohlen eine günstige Aufnahme wünschen.

Nottsnburg, 25. Juli. Der Reps lieferte im Obsramtsbezirke eine gute Ernte, doch ist bis jetzt noch nicht viel verkauft worsen, weil die Produzenten höhere Preise erzielen möchten. Bis jetzt wurden Käufe von 11 bis 13 -.16 abgeschlossen. Viel Reps wird hier und in der Umgegend auch zu eigenem Gebrauch verwendet und daraus Osl geschlagen. Unsere Oelmiiller haben feit 14 Tagen vollauf damit zu thun.

Gerabronn, 29. Juli. Der eingeheimste Reps ist nun zum größten Thsil verkauft; Preise rsguliren sich je nach Qualität vonki 12 bis -.k 13 pr. Ctr. Dis Ernte ist in vollem Ganze und die Witterung dazu nicht ungünstig, wenn auch behufs rascheren Einheimsens heißere Temperatur erwünscht wäre; bezüglich der Schoberzahl spricht man sich allgemein sehr befriedigt aus und es darf wohl auch hinsichtlich der Körner ein gleiches Resultat erwartet werden.

Biberach, 28. Juli. Gesammtbetrag 1503 Ztr. Reps, heutiger Ver­kauf 1503 Ztr. Durchschnittspreise höchster 12 Mk. 31 Pfg., mittlerer 12 Mk.

11 Pfg., niederster 11 Mk. 97 Pfg. Verkaufssumme 18,301 Mk. 80 Pfg.

Laupheim, 28. Juli. 983 Ztr. Reps kamen zu Markt und wurden mit einem Erlöse von 12,009 Mk. verkauft, der Ztr. Mk. 11. 50 bi» Mk. 12. 40 Pfg. Aufschlag 20 Pfg.

Amtliche Dekanntmachungen.

Konkursverfahren.

' Das Konkursverfahren über das -Vermögen des Gustav Glaser, Drechslers in Calw wird nach er­folgter Abhaltung des Schlußter­mins hierdurch aufgehoben.

Calw, den 29. Juli 1680. Königliches Amtsgericht. OberamtSrichter Schuon.

Konkursverfahren.

Da» Konkursverfahren über das Vermögen des Johann Martin Kü­ste rer, Bäckers in Unterreichenbach wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermin« hierdurch aufgehoben.

Calw, den 30. Juli 1880.

Königliches Amtsgericht.

Oberamtsrichter Sch non.

Calw.

Verkauf eines Wohn­haus- und Steinbruch- Antheils.

Au« dem Nachlaß des Johannes Kirchherr, Fuhrmann» von hier, kommt unter Ausschluß von

Nachgeboten am

Freitag, den 6. August 1880, Vormittags 11 Uhr, auf dem Rathhaus dessen Antheil an einem dreistockigten Wohnhaus in der Bischosstraße und einem Stetnbruch auf dem Muckberg zum letzten Mal zur Versteigerung. Sngekauft sind diese Objekte zu 1100 .

Rathsfchreiberei.

Haffner.