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Griechenland nicht von den Mächten zur Besitzergreifung der ihm zuge­sprochenen Gebiete aufgefordert wird. Die Einberufung der Kammer ist für Ende September in Aus sicht genommen.

TageS-dteuigkeiten.

(Einqesendet.)

Auf den Erndtebencht von Gechingen vom 20.Juli W-Bl. Nr. 83 ist zu bemerken, daß man sich allgemein der guten Aussichten erfreut Doch ist nicht alles Gold, was glänzt in Betreff des Futters. Dieß ist am besten zu ermessen nach den vielen Heuwägen, die über die Heuerndte von Calw nach Gechmgen geführt worden find.

In Unterreichenbach ist wieder eine Ferienkolonie eingezogeu. Ter Berichterstatter derselben schreibt an dar N. Tagbl. einen begeisterten Bericht über die herrliche Gegend und über den Empfang. Als wir, sagt er. am Freitag wohlbehalten anaelangt, empfingen uns Herr Schultheiß Sch., Lehrer S. und Waldhornwirty K.; auch einige Kurgäste aus Stuttgart hatten sich eingefunden, Herr Reallehrer G. mit Familie und zwei junge Damen, Fräulein L. und S. Auf eine« Leiterwagen hielten wir fröhlich Einzug und seitdem herrscht i« Waldhorn rege« Leben. Die Verpflegung läßt in keiner Beziehung etwas zu wünschen übrig, Eßlust und Wohlbefinden halten mit ihr gleichen Schritt. Sowohl die Einwohnerschaft, als auch besonders die Kurgäste nehmen an dem Wohl und Wehe der Kolonie warmen, rrohlthuenden Anrheil. Möge Unterreichenbach alt trefflicher Luftkurort rüche Früchte seiner Anstrengungen und Bemühungen genießen dürfen.

Nagold, 20. Jnli. In dem nahen Jselrhausen wurde in einer der letzten Nächte ein heimkehrender Müllerbursche von einem nicht in das Haus gehörigen ledigen Schreiner und zwei anderen Spießgesellen desselben mit Messerstichen in Gesicht, Schulter und Hand übel traktirt, weil er dieselben sesthalten und dem Mühlebesitzer überliefern wollte. Die Thäter flohen, wurden aber noch in der Nacht dingfest gemacht und sehen ihrer verdienten Strafe entgegen.

Tübingen, 20. Juli. Eine ältere Dame, die hier zu Gaste ist, befiel heute Vormittag in der Haller'schen Badeanstalt nach genommenem Bad beim Ankleiden eine Ohnmacht. Sie fiel die Treppe hinab und wurde von dem Wasser ins nächste Badhäuschen geschwemmt, wo zwei dort badende Damen mit Aufwendung aller Kräfte den anscheinend leblosen Körper aus dem Wasser brachten. Die dem Ertrinken nahe gewesme Frau erholte sich ebenso rasch von ihrer Ohnmacht, als die beiden Lebensretterinnen von ihrem nicht geringen Schrecken.

In Neinerz ou bei Freudenstadt Halle Schultheiß Armbruster auf der Jagd das Unglück, seinen Jagdgenossen, den 30jähr. Bauern Heinzrl- wann. den er seiner mit einem R-Hfell verzierten Jagdtasche wegen in der Entfernung für einen Rehbock gehalten hatte, mit einem aus das vermeint­liche Wild adgefeuerten Schuß gefährlich zu verletzen.

Schorndorf, 21. Juli. Durch ein am letzten Sonntag Mittag ausgebrochenes Hagelwetter ist der Felderlrag verschiedener Markungen des Bezirks mehr oder minder beschädigt, derjenige der armen Gemeinde Hegenlohe aber vollständig vernichtet worden.

Ulm, 20. Juli. Heute früh 5 Uhr 10 Min. kam mit dem Paris-, Wiener Schnellzug I Maj. die deutsche Kaiserin auf hiesigem Bahnhof cn. Das Gefolge bestand aus 22 Personen. Nach halbstündigem Aufent­halt wurde per Extrazug auf der Donaubahn die Reise nach Krauchenwies fortgesetzt. Um 7 Uhr 20 Min. traf dann eine auf einer größeren Rundreise begriffene Gesellschaft von 300 Personen aus Leipzig hier ein, speiste auf dem Perron und setzte demnächst die Fahrt nach Friedrichs­hafen fort.

Leutkirch, 19. Juli. Soeben passirte ein gräßliches Unglück. Beim Ablader! eines mit Reps beladenen Wagens schlüpfte ein Sack im ungefähren Gewicht von ca. 3 Ztr. aus der Schlinge des Aufzugseiles, und fi l in ziemlicher Höhe auf den darunter stehenden Gehilfen Kirchner hier so unglücklich, daß die gebrochenen Rippen den Brustkasten durchstießen und ihm außerdem noch der eine Fuß abgeschlagen wurde. Sein Tod ist höchst

wahrscheinlich. Ein Kind und eine junge zweite Frau beweinen diese» Unglückssall.

Wien, 20 Juli. In der Schützenfesthalle hat gestern Abend ei» heftiger Gewittersturm große Verminung durch herabfallendes Gebälk «n- gerichtet. 4 Persone« wurden verletzt. Ein von Frohnmüller (Fürth) im Namen de« deutsche« Schützenbunde« bei dem Echützenbankett auf die Allianz Oestreichs und Deutschlands ausgebrachter Toast wurde mit stürmischen endlosen Jubelrufen ausgenommen.

In P e st gingen zwei Herren eine Wette ein; der eine behauptete, alle Pester Polizisten wären grob, der andere leugnete dies. Sie einigten sich dahin, zehn an verschiedenen Orten postirte Konstabler zu fragen, wo eine gewisse Gaffe sei. Sie interpellirten aber blor vier; mehr Grobheiten wollte der Opponent nicht einstecken. er halte genug und erklärte sich für besiegt. So erzähltMagyarorszag/

Graubünden. LautBündn. Tagbl/ hat der Brand in Nemü» entsetzliche Dimensionen angenommen; von den 113 Gebäuden, welche der Ort zählt, find 93, darunter Kirche, Schule und Posthaus abgebrannt. Die Gemeinde zählt 600 Einwohner. Das Dorf Remüs (romanisch Ramosch) wurde 1622 von den Oesterreichern in Asche gelegt. Zweihundert Jahre spät r 1822 brannte die Ortschaft neuerdings nieder und schon nach kaum 60 Jahren trifft nun RrmüS dasselbe Schicksal.

Paris ist in Aufregung über einen Mord, der am Freitag am Hellen Tage auf offener Straße begangen wurde. Der Polizist Roxin machte seinen gewöhnlichen Gang in der Rue Montmartre, als er von einem Vor­übergehenden darauf aufmerksam gemacht wurde, daß ein Mensch mit ge­zücktem Messer durch die Straße laufe. Roxin rannte dem Menschen nach und erreichte ihn an der Ecke der Rue d'rtboukir. In dem Augenblicke, als er sich ihm näherte, um ihn zu zwingen, das Messer einzustecken, dreht der Verfolgte sich um und mit den Worten:Im Namen der Republik tödte ich dich!" bohrt er dem Polizisten dar Messer in die Brust. Roxin war auf der Stelle todt. Der Mörder suchte zu entfliehen, wurde indeß verhaftet. Er heißt Emile DesmontierS und ist Lumpensammler. Man weiß noch nicht, ob man es mit einem Verrückten oder einem Verbrecher zu thun hat.

Handel und Verkehr

Calw. 21. Juli. Der am 21. Juli abgehaltene Viehmarkt war außerordentlich stark befahren, sowohl von Ochsen, als Kühen und Rindern. Von Ochsen waren Prachtexemplare zu sehen. Der höchste Preis für

1 Paar Ochsen geschätzt zu 33 Ctr. leb. Gewicht, betrug SO'/e Louisd'or.

Um II Uhr waren 500 Stück Kühe und Rinder, 350 Stück Ochsen und Stiere aufgestellt. Fette Ochsen und sonstige guigenährte Schlacht- thiere fanden raschen Absatz; weniger belebt war der Handel mit Kühen und Rindern.

Pferde waren ca. 100 Stück auf dem Markt, meist Arbeitspferde mittlerer Qualität, aber auch viele geringeren Schlages. Such Fohlen von

2 Jahr. 1 Jahr und dießjährige waren ausgestellt. Die meisten Viehbe- sitzer fügten sich dießmal leichter in die reihenweise Ausstellung ihrer Thiers und konnte dis Ordnung auf dem Aufstelluugsplatz für Kühe und Rmder ziemlich gut durchgesührt werden, was bei der Ausstellung von Ochsen nicht möglich war. da weit mehr Thiere, als voraurzusehen, zugetrieden wurden, und deßhalb nicht genügend Raum an den Stangen vorhanden war.

Niedling en, 19. Juli. R-pSprei-zettel. Grsammtbetrag 502-/2 Ztr., heutiger Verkauf 471 Vs Ztr. Preise: höchster 12 Mk. 20 Pfg. niederster 10 Mk. 60 Pfg.

Ebingen, 21. Juli. Der gestern hier abgehaltene Jahrmarkt be­friedigte außer den Wintzen, denen die Hitze die Durstigen schaarenwsife in die Arme führte, Niemand. Der Viehmarkt war zwar ziemlich stark befahren, allein es wurde nur wenig und zu rückgängigen Preisen gehandelt; Jungvieh, welches noch eher Käufer gefunden hätte, war nicht viel am Platz, dagegen Kalbeln in Masse, aber ohne Begehr.

Amtliche Dekanntmachungen.

K. Amtsgericht Calw.

Aufforderung.

In der Strafsache gegen Sophie Huber von Altstadt- Rottweil u. Gen. wegen schwe­ren Diebstahls u. a. V. zum Nachtheil der Firma Schill L i Wagner hier, ergeht an Jeder­mann, der Seife, Wolldecken, Flanell u. dergl. von der An- gesch. Huber oder Marie Pal­mer getauft oder sonst erhalten hat, die dringende Aufforder­ung, dies unverweilt dem Unterzeichneten anzuzeigen Dabei wird daraus hin-! gewiesen, daß alle diejenigen,! welche solche Gegenstände

haben, dies verschweigen und anderweitig ermittelt werden, sich strafrechtlicher Verfolgung aussetzen.

Den 19. Juli 1880. Der Untersuchungsrichter: _ Deckinger.

Revier Enzklösterle,

Stamm- und'

Brennholzverkauf

Donnerstag, -9. Juli, ^Vormittags 10 Wald- Enz-

lösterlt' ';us den Staatswald- 19, Schöngarn

^ühr, im Mohorn in

ungen Wanne 9 und 6 und Langchardt 9:

1 Birke und 3 Buchen mit 0,61 Fm., 75 Rm. buchene Scheiter, 55 Rm. dto. Prügel und Anbruchholz, 9 Rm. birkene Scheiter, 24 Rm. dto. Prügel und Anbruchholz,

144 Rm. Nadelholz - Scheiter. 471 Rm. dto. Prügel und An­bruchholz, 50 Rm. Tanneminde, 2 Rm. buchene und 61 Rm. Nadelholzreispi ügel. _

Konkursverfahren.

Ueber das Vermögen des Julius Brenner, Schloffermeister» in Calw ist das Konkursverfahren eröffnet.

Die Eröffnung ist am 19. Juli I 82 O, Vormittags 9 Uhr, erfolgt und Herr immatr. Notar Haffner in Calw zum Konkurs-Verwalter ernannt worden.

Konkursforderunge« sind bis zum 16. August 1880 bei dem Gerichte anzumelden.

Zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, so« wie über die Bestellung eines Gläüb- igerausschuffes und eintretenden Fall» über die in 8 - 120 der Konkurs­ordnung bezeichnet«» Gegenstände werden die Betheiligte« aus Freitag, de» 6 . August 1c8o, Vormittag» 8 >/, Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten

Forderung auf

Freitag, den 17. September 1680, Nachmittags 4 Uhr, in das Gerichlszimmer im Rath­haus vorgeladen.

Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Be­sitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Be­sitze der Sache und von den Forder­ungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in An­spruch nehmen, dem Konkursver­walter bis zum 1. August 1880, Anzeige zu machen.

Königliches Amtsgericht Caiw. Zur Beglaubigung dieses Auszugs:

Gerichtsschreiber Wandel.

Gefunden

wurde ein goldenes Medaillon.

Abholungstermin 14 Tage. >

Calw. 23. Juli 1880. Stadtschultheißenamt.

S ch u l d t.