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Donnerstag, den 22. Juli
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33. Jahrgang.
Amtliche Aekanntmachnngen.
Calw. Amtsschadens-Umlage pro 1880!81.
Der auf 18,000 --A sich belaufende Amtsschadsn für die Zeit vom 1. Npril 1880/31 vertheitt sich aus die einzelnen Gemeinden in der nachstehend ersichtlichen Weise.
Hienach ist die Unkeraustheilung, wie,auch die Gsmeindeschadens-Um- lage innerhalb der Gemeinden vorschriftsmäßig zu besorgen, auch darauf zu achten, daß die S.'euenchuldigkeiten rechtzeitig eingezogen werden-
Len 20. Juli 1880.
Gemeinden
Calw
Äg-nLaH
Mchhaldsn
Mlmlach
Altburg
Althengstett
Bsrgorts
Brsitenberg
Dachtel
Deckenpfronn
Dennjächt
Emberg
Ernstmühl
Gechingen
Hirsau
Holzbroun
Hornberg
Liebenzell
LiebelLberg
Martinsmoos
Monakam
Msttlingen
K. OberamL.
F l a x l a n d.
Gemeinden -46 ^
Uebertrag II,4SI. 68.
Neubulach 309. 1«.
Nsuhengststt 139. 56.
Neuwei'sr 3t0. 39.
344. 56. jObsrhaugstett 234. 24.
808. 58. iOberkollbach 13.). 51.
399. 15. ! Oberkollwangen 252. 42.
314. 53. i Oberreichenbach 281. 24.
350. 55.j Ostelsheim 645. 05.
867. 82.! Ottenbronn 185. 2L.
8t. 68. Röthenbach 192. 04.
139. 09. Schmieh 184. 01.
38. 40. Simmozhsim 575. 15.
913. 35. Sommsnhardt 243. 47.
682. 34. Speßhardt 211. 54.
232-. 43. Stammheim 1328. 70.
147. 50. TeinaH 343. 83.
635. 51. llnterhaugstett 180. 16.
294. 83. Unterreicheubach 231. 88.
205. 92. Würzbach 356. 41.
186. 54. Zavelstsiu 138. 16.
393. 43. Zwerenberg 175. 69.
11,451.
18,000.
Amtliches.
Zwischen Deutschland nnd Frankreich ist unterm 24, März d. I. ein Abkommen, betreffend die Einführung des Postaustcags-Verfahrens im beiderseitigen Verkehr abge» schlossen worden, welches vom 1. August d. I. ab zur Ausführung gebracht werden wird.
Mittelst dieses Verfahrens kann die Einziehung der Beträge von Quittungen, Rechnungen, Anweisungen, Wechseln, sowie überhaupt von allen Handels- und sonstigen Werthpapieren, welche ohne Kosten zahlbar sind, bis zum Betrag von 400 oder 500 Franken im Einzelnen, bewirkt werden.
Die Gebühren für einen solchen Postauftrag zum Geldeinzug find folgende: s) Franko sür den eingeschriebenen Postauftragsbrief, fest ... 20 L.
b) Einzugsgebühr für je 20 . . 10 L. höchstens aber . . 40
o) sür die Rücksendung des eingezogenen Betrages die im Verkehr mit Frankreich bestehende Postanwcijungsgebühr.
Politische Nachrichten.
Deutsches Iterch
— Berlin, 17. Juli. Die Ueberlaffung einer Anzahl von preußischen Beamten an die Türkei, welche auf Wunsch des Sultans erfolgt ist, bez. noch erfolgen soll, gibt besonders der englischen Presse in dieser armen Sommerzeit Stoff zu theilwsis rech! lebhaften, ja bissigen Betrachtungen und kleinen Hieben gegen die deutsche Politik, welche die Verstimmung deutlich anzeigen, die in London gegen die Haltung Deutschlands in der gesammten Orimtfrags augenblicklich die herrschende ist. Was die Sache selbst arrlangt, so ist sie die einfachste von der Weit. Um besonders im Finanz- und im Justizdepartement einige fähige und verläßliche Beamte zu erhalten, die de» dort herrschenden Wirrwar so viel als möglich zur Ordnung zu bringen im Stande sind, hat sich der Sultan, der dem deutschen Botschafter Grafen Hatzseldt ganz besonders gewogen ist, durch dessen Vermittlung nach Berlin gewandt, von wo schon in früherer Zeit mehr als einmal tüchtige Militärs wie Vorwaliungsbeamte nach Konstantlnopel gegangen sind, und neuerdings um tüchtige Kräfte gebeten. Dieser Wunsch ist dem Divan gern gewährt worben. Es handelt sich jetzt um die Durchführung der aus dem Kongreß zu Berlin von den Mächten selbst verlangten Reformen in der Türkei, und es wird Niemand Wunder nehmen oder auj- fallesd erscheinen, wenn der Sultan sich hierzu auch einige erprobte uno geschästsgewavdte deutsche Verwaltungsbeamte erbittet und erhält, zumal bis jetzt unser Verhältniß zur Türkei, welche zum guten Therl der deutschen Vermittlung beim Kongreß ihre Befreiung von den harten Fesseln ves Friedens von San Stefano verdankt, ein ungetrübtes ist.
— München, 18. Juli. Mit den Simultanschulen wird es, wenn das jetzige Tempo in dieser Beziehung beibehalten wird, in München bald zu Ende sein. Von 5 Simultanschulen existiren jetzt nur noch 3; mit einer Stimme Majorität wurde in der vorgestrigen Magistratssitzung der Beschluß gefaßt, die Simultanschule lll aufzuheben.
Frankreich.
Paris, 18. Juli. Die Regierung der Republik hat ihre Vertreter im Auslands dahin instruirt und ermächtigt, bedürftige Amnestirie, welche sich wegen ihrer Rückkehr nach Frankreich an sie wenden, mit dem Röthigen zu versehen.
Paris, 19. Juli. Gestern fand eine Nachfeier des Nationalfestes in den Vororten im 20 (Belleville) Arondissement statt. Es wurde ein Musikfest abgehalten, wobei Gambetta die Preise verteilte. In einer Rede hob er hervor, alle Gesellschaftsklassen seien über die Untrennbarkeit Frankreichs und der Republik einig. Die neuen Institutionen der Republik böten allen Angriffen Trotz, von welcher Seite sie auch immer kämen; die dreifarbige Fahne sei auch jauchzend begrüßt worden, sie sei das Symbol der Gesetzlichkeit. Ohne Gesetzlichkeit gebe er nur Gefahren. Verwicklungen und Umstürze.
England.
London, 17. Juli. Die Berufung mehrerer deutscher Finanzbeamten in Konstantinopel erregt hier unnöthig große« Aussehen. Bourke will übermorgen die Regierung interpelliren, ob es wahr sei, daß Fürst Bismarck
Feuilleton.
Girr Abenteuer.
Novelle von Paul Hsyse.
(Fortsetzung.)
»Ich finde das sehr begreiflich." erwiederte Leonhard und seine Stimme verrieth die Gewalt, die er sich anthun mußte, um noch den Gleichgültigen zu spielen. »Zwar bin ich selbst, wie du weißt, ein ziemlich philiströser Mensch und habe dich immer um die leichte Manier beneidet, mit der du von Abenteuer zu Abenteuer sprangst, wie man sich eine neue Cigarre an der verglimmenden alten auzündet. Aber es muß doch Fälle geben — etwa so ein unschuldiges, liebenswürdiges, gutes Geschöpf — so eine leichtsinnig vom Strauch gebrochene und iu den Staub geworfene Rose —"
Er schleuderte bei diesen Worten die Feder mitten ins Zimmer hinein und stand plötzlich auf. Seine Blicke, die leidenschaftlich flammten, begegneten den erstaunten Augen des Gegners, der ihn sprachlos anstarrte.
»Erlaube mir, dir zu bemerken, Leonhard," sagte er endlich, »daß ich dein Betragen — du verzeihst den commentwidrigen Ausdruck — sehr sonderbar finde. Du verschaffst mir über Jahr und Tag weder die Ehre noch das Vergnügen deines Besuches und trittst dann eines schönen Tages Lei mir ein, bloß um mir in einer unbegreiflichen moralischen Hitze allerlei lyrische Phrasen ins Gesicht zu werfen, von Rosen, die ich gebrochen u. s. w. Was Teufel gehen dich meine Verhältnisse an? Ich bin bisher noch immer ohne Beichtvater fertig geworden und habe meine Hand
lungen vor mir selbst vertreten. Also wünsche ich auch in Zukunft —"
.— Deine noblen Passionen fortzutreiben, ohne daß dir Jemand darein redet; sehr natürlich, und ich bin sonst der Letzte, der sich in Gewissensfragen mischt. Nur giebt es freilich Fälle, wo auch die Interessen Anderer ins Spiel kommen, und da wirst du es eben so natürlich finden, wenn man es dennoch wagt, deine olympische Ruhe zu stören — vorläufig nur mit einer kleinen, ganz bescheidenes Frage."
Er hielt einen Augenblick inne. Beide sahen sich mit feindseliger Kälte dicht in die Augen.
»Eine Frage? Ich hoffe, daß sie wirklich bescheiden ist — sonst —* »Gewiß. Es handelt sich nur darum, wie ich schon angedeutet, ob jenes Mädchen dir irgend einen Grund gegeben hat, dich von ihr zurückzuziehen, ob nur der leiseste Schatten einer Schuld von ihrer Seite —" »Nein!* unterbrach ihn Franz mit seltsamer Heftigkeit, indem er sich, düster zu Boden blickend, von Leonhard abwandte. »Ich ahne nun ungefähr, weßhalb all diese Reden, dies ganze peinliche Verhör, das ich mir wahrhaftig verbitten würde, wenn ich es ihr nicht schuldig wäre, keinen falschen Verdacht auf ihr ruhen zu lassen. Ich will nichts weiter wissen, nicht, wie du zu deiner Inquisitor-Rolle kommst, noch, wie du etwa selbst zu dem armen Kinds stehst. Gegen mich hat sie nichts verbrochen, als etwa, daß sie mich zu sehr geliebt hat — mehr als ich gewohnt bin, mehr als ich verdiene und ertragen kann. Eine tiefe und starke Seele, sag' ich dir, wie es nicht viele gibt, etwas excentrisch, unberechenbar, zuweilen eine Art Inspiration, daß einem dann vor dem sibyllinischen Gesicht fast bange werden könnte, wenn es dabei nicht immer reizend und weiblich bliebe. Aber es hat nicht sein sollen. Es riß mich hin, obwohl ich meinen
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