Da- Tokio» H o t» riott erscheint Pi-»ß«r, Konnerfta- u. Kamo- tar. AbonnemenK- preis halbjährlich 1 -L SOL, durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 L, sonst in ganz Württembg. 2-t 70 L.
unä Intekklgenzbkatt für äen Kezir^.
. Kür Cal« adonntrt
M, man bei der Redaktion,
auswärts bei den Bo» W ten «der der nächstgr»
> legenen Poststelle. Die EinrückungSgr- bühr beträgt 9 L für die vierspaltige Zeile oder deren Raum.
Calw. A« die Gernemderäthe.
Von dem Direktor der K. Pfleganstalt Zwiefalten, Dr. Koch, ist neuesten« eine Schrift »psychiatrische Win!» für Laien* im Verlage der Paul Neffschen Buchhandlung in Stuttgart zu« Preis »on 1 20 ^ erschienen, welche in
leicht faßlicher populärer Weise über Geisteskrankheiten und Geisteskranke, in«-, besondere über den Verkehr mit letzteren und über deren Behandlung belehrt und damit nach dem Urtheile des K. Medicinalkollegiums eine« wirklichen Bedürfnisse entspricht.
In Folge Erlasses de» K. Ministerium« des Inner» vom LS. v. Mt«, werden deßhalb die Gemeindebehörden, für welche die Beachtung de« In« Halts dieser Druckschrift besondere Bedeutung hat, hiersnf aufmerksam ge- macht, sowie zur Anschaffung und möglichsten Verbreitung der Koch'schen Schrift ausgefordert.
Das Oberamt wird für jede der Gemeinden de« Bezirks ein Exemplar bestellen lassen, und ist bereit, weitere Bestellungen auf dieselbe, soweit solche binnen 8 Tagen einkommen, zu vermitteln.
Den 18.. Mai 1880.
K. Oberamt. K. Oberamtsphyfikat.
. _ Flaxland. _B si tter. _
Calw Bekanntmachung betreffend das Verhalten bei der öffentlichen Impfung
Die nachstehenden, von K. Medicinal-Collegium zu möglichster Vermeidung von Gefahren für die Gesundheit der Impflinge bei der öffentliches Schutzpockenimpfung verfaßten Verhaltungsmaßregeln für das Publikum werden hiemit zur allgemeinen Kerrntniß gebracht.
Den 18. Mai 1880.
K. Oberamt. K. Obernmtsphysikat.
Flaxland. Beitter.
Belehrung des Medizinal-Kollegiums über die Verhaltnugsregeln bei der
öffentlichen Impfung.
1) Aus Familien und Häusern, in denen ansteckend« Krankheiten, wie
Masern, Keuchhusten, Scharlach, Diphtheritis, Nothlauf Herrschern, dürfen kein« Kinder zur öffentlichen Impfung gebracht werden. ^ §
Von dem Zutreffen solcher HinderungSgründe ist de« Jmpfarzt spätestens am Tags der auberaumten Impfung von de» Elter» oder Vertretern der Kinder Anzeige zu machen.
2) Die Kinder, welche zur öffentlichen Impfung gebracht werden, sind zuvor durch ein Bad oder eine gründliche Waschung zu reinigen, und bei der Impfung, wenn die Reihe an sie kommt, dem Arzt behufs der Prüfung ihres Gesundheitszustands mit völlig entkleidetem Oberkörper vorzustellen.
8) Kranke und schwächliche Kinder, insbesondere solche mit Hautausschlä gen und Drüsenleiden, find von dem Jmpfarzt zur nächstjährigen Impfung zu verweisen; die Elter« oder die sonstigen Vertreter solcher Kinder haben den Jmpfarzt auf deren Leiden sowie auf etwaige frühere Krankheiten derselben ausdrücklich aufwerksam zu machen.
4) An den gesund erfundenen Kindern geschieht die Impfung mittelst kleiner Schnittchen ober Stiche, wovon 3 bi« 5 auf jedem Arm angebracht
werde«.
Zu der frühesten« sechs, spätestens acht Tage «ach der Impfung statt- findenden Nachschau, womit die AuStheilung der Impfscheine verbunden wird, u«d deren Zeitpunkt bei der Impfung bekannt gegeben wird, sind die Impf» linge zu der bestimmten Zeit dem Arzte wieder vorzustellen.
5) In der Zwischenzeit soll an der bisherigen Behandlung«- und Er« nährungsweise der Kinder möglichst wenig geändert werden. Der Impfling darf in den ersten fünf Tagen nach der Impfung noch gebadet und bei günstigem Wetter, ausgenommen die heißesten Tagesstunden, ins Freie gebracht werden.
6) An de» Impfstellen find schon am vierten Tags kleine perlenartige Bläschen zu bemerken, welche sich bis zum neunten Tag« unter mäßigem Fieber vergrößeru und zu erhabenen, vor, einem rothen Entzünduugshofe umgebenen Schutzpocken entwickeln. Dieselben enthalten einen klaren Saft sdie Jmpf- lymphe), welcher sich aber in der Regel schon am achten Tage zu trüben beginnt und dann nicht mehr zur Weiterimpfung eignet.
7) Die Elter» der bei der öffentliche« Impfung geimpften Kinder sind verbunden, von letztere» auf Verlangen des Jmpfarztes Jmpflymphe abnehmea zu lassen.
Di« Lbimpfung ist schmerzlos und bringt dem betreffenden Kinde keinen Nachtheil; wenn kein Impfstoff abgenommen wird, so läuft die Lymphe an« den gespannten Pusteln gewöhnlich von selbst aus.
8) Vom zehnten Tage ab fangen die Pocken an einzutrocknen, die Spannung und Röthe der Haut läßt »ach und es bleiben an den Impfstellen schließ» lich nur noch braune Borken zurück, welche nach 3-4 Wochen abfallen und eine trockese Narbe hinterlassen.
Er ist nicht nöthig, Pflaster oder Verbandmittel zur Heilung der entzündeten Pusteln aufzulegen, im Gsgentheil kann die« unter Umständen schädlich sein.
9) Mit Sorgfalt ist bei geimpfte» Kindern die Anlegung zu enger, steifer oder nicht völlig rein gewaschener Hemdärmel zu vermeiden; die Hemd» chen find öfters zu wechseln und die Jmpfstsllen sorgfältig gegen Reiben und Zerkratze» zu schützen.
10) Wenn die ZntzündungSröthe einen hohen Grad und zu großen Um- fang gewinnt, so sind bis zum Nachlaß dieser Erscheinungen feuchtkalte Umschläge äufzulegen und jede halbe Stunde zu wechseln.
11) Sollten die Pocken zu frühe aufgebrochen sein und längere Zeit fließen, so sind sie täglich mit einem reinen, dünn mit Oel oder Fett bestrichenen L-inwandläppchen zu bedecken und außerdem ist der Arm mit einer Schichte Wundbaumwolle zu «mwickeln.
12) Wenn außergewöhnliche Kraskheitserscheinungen an eisem geimpften Kinde bemerkt werden, so ist sofort der Jmpfarzt zu benachrichtigen oder an« de rweitiger är ztliche r Rath z u suchen.
Amtliches. ""
In Folge der an den Seminaren zu Nürtingen und Eßlingen vorgcnommenen ersten Dienftprnfung sind u. A. folgende evangelische Kandidaten zur Verschling von unständigen Lehrstellen an Volksschulen für befähigt erllärt wardm: Eisen hart, Gottlieb von Dachtel, Wacker. Georg von Holzbronn.
In Folge der im Monat April in Nürtingen vorgenommencn Präparandenprüfung
Nro. 58.
Samstag, den 22. Mai L88O
55. Jahrgang.
Amtliche Aekanntmachungen.
Feuilleton.
Roman von Po ns o n d u Te r ra il.
Freie deutsche Bearbeitung von Hermann Roskoschny.
(Fortsetzung.)
,O, Verzeihung! . . . Verzeihung I* stammelte Olivier.
Melanie schüttelte das Haupt.
»Mein armer Olivier", sagte sie. „Ich habe mich getäuscht, indem ich glaubte, daß ich Sie liebe ... Sie haben an mir gezweifelt und man muß sich dem Schicksal füge» ... ich werde stets nur Ihre Schwester sein!'*
Um acht Uhr am nächsten Morgen war Bertrand noch zu Hause, aber er war vollständig angekleidet, und sein Diener war fortgegangen, einen Wagen zu hole«.
Die Leichesbläss« seiner Wangen verrieth, daß er eine schlaflose Nacht gehabt.
Er hatte einen lange» Brief geschrieben, den er fünf Mal siegelte.
Dieser Brief trug die Adresse:
An Herrn Josef Loriot,
Juwelier,
Rue de la Chaussee d'Antin.
»Wenn ich am Leben bleibe*, sagte Bektrand, „werde ich ein Mittel finden, um mich zu rächen; wenn ich falle, wird mein Wert fortgeführ^
werden.*
Er hatte um Mitternacht von Gaston einen Brief erhalten, der nicht» als folgende Worte enthielt:
„Morgen um 7 Uhr bei der Cascade im Boulogner Hölzchen. Sie habe« die Wahl der Waffen."
Darauf hatte er an seine beiden Zeugen beim Duell mit Olivier geschrieben, nicht minder laconisch als Gaston an ihn.
Er bezeichnte ihnen die Cascade als Redenz-vour und theilte ihnen mit, daß sich die Affaire nicht beilegen lasse.
Der Fiaker kam, Bertrand ließ seine Degen und seine Pistolen hinein« tragen, und fuhr nach dem Wäldchen.
Seine Zeugen und die Zeugen Gaston's waren schon zur Stelle.
Gaston war, als er Olivier Beauchvne verließ, in die Rue Saiut'Lazare zurückgekehrk, hatte sich aber nicht zu Bertrand, sondern in die Fechtschnle begeben, wo bis Mitternacht Unterricht ertheilt wurde.
Er theilte dort zwei Schülern des Fechtlehrers, mit denen er befreundet war, mit, daß er am nächsten Morgen sein erstes Duell habe, und die Beiden folgten jener Aufforderung, die man nicht ablehnen kan».
„Mein Herr," sagte Bertrand, aut Gaston zutretend, „obwohl e» nicht Sitte ist, daß Duellanten vor dem Duell noch mit einander sprechen, so werden Sie sich doch nicht weigern, mich anzuhören, da ich Ihnen eine Miltheilung von großer Wichtigkeit zu machen habe."
„Ich höre." erwiderte Gaston.
„Meine Zeugen kennen nicht die Ursache unseres Duells."
„Auch die meinen nicht", antwortete Gaston.
„Sie wissen doch, daß es sich zwischen uns um Tod und Leben handelt?*