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Mag die hohe Politik der Kabinete andere Ziel« verfolgen; mag auch dieser «ejn erneuerter Antrag ohne Unterstützung in rem hohen Hause bleiben: er ist Unterstützt durch den t ausendfachen Ruf der Völker: Abrüstung I -eine Tr« Höhung der Geld- und Menschensteuer! Frieden!

' Von der Ostseeküste. 28. Febr., schreibt man derAllg. Ztg.": LS iit in den letzten Tagen von Seiten der obersten Marinebehörde ent schieden worden, daß keine weiteren Versuche zur Hebung des bei Folkestone »eriunkenen Panzerschiffe«der Große Kurfürst" mehr angestellt werden sollen, da man sich von der Unmöglichkeit überzeugt hat, ein so große« und schweres Fahrzeug, wie diese Panzerfregatte war, in dem unruhigen und von häufigen Stürmen bewegten Gewässer des englischen Kanals aus der Tiefe an die Oberfläche zu befördern. Da dem Unternehmer de« Hsbungsversuche«, Leut- »er. von der deutschen Admiralität dt« Summe von 1 Mill. Mark nur unter der Erfüllung der glücklichen Hebung des Schiffes bewilligt wurde und er leinen Vorschuß erhalten hatte, so fallen die Kosten der verunglückten Hebung« »ersuche, welche sich bi« jetzt auf etwa 200,000 Mark belaufen sollen, ledig« lick der zu diesem Zweck in London gebildeten Actiengesellschast, keineswegs aber der deutschen Flottenkasse zur Last. Neuere von der englischen Admirali lät angestellle Ermittelungen haben ergeben, daß da« Wrack des »Großen Kurfürst" iu der letzten Zeit noch um 2 Meter tiefer in den weichen Sand He« Meerboden« hinerngesunken ist, in dieser Tiefe der Schifffahrt selbst der tiesstgehenden Schiffe keine Gefahr mehr bringt und somit anch eine Spreng «ng. wie solche anfänglich von Seiten Englands im Interesse der sonst ge fährdeten Schifffahrt gefordert wurde, unnöthig geworden ist, daher solche auch jetzt unterbleiben wird. Der Bau des nun für immer verlorenen »Großen Kurfürst"^ hat 4,858 258 Mk.. die Ausrüstung 357,000 Mk.. die Maschine »nd deren Inventar 1,664,000 Mk., die Bewaffnung 415,770 Mk. gekostet, so daß die Gesammtkostrn sich auf 7,305, l84 Mt. belaufen, welche nun für da» deutsche Reich für immer verloren find. Ob ein neuer Panzerschiff zum Ersatz des verlornen »Kurfürst" gebaut wird, dürfte »enigsteni für die nächsten Jahre wohl noch sehr zweifelhaft sein.

Frankreich

Die Militärk»«mission der Deputirtenkammer besteht kateg,risch auf der Abschaffung de« System» der Einjahrig-Freiwilligen, welcher sich in Frankreich so schlecht bewährt hat.

Pari». 4. März. Laterne und Mot d'Ordre veröffentlichen eine Proklamation des russischen revolutionären Exekutiv.Komitet an das franz. Volk, welche fordert, daß der verhaftete Hartmann nicht an Rußland aus- geltefert werde.

Pari», 5. März. (Senat) Minister Frrry erklärt bei Befürwortung des Gesetzentwurfs, betreffend die Unterrichtssreihert: die Vorlage sei einge­geben durch politische Gesichtspunkte. Die Kongregation der Jesuiten sei eine permanente Verschwörung gegen den Staat, welcher in Bezug auf Moral und Politik nicht indifferent sein könne. Der christliche Unterricht sei nicht bedroht da ja 120 von Priestern geleitete Anstalten und zahlreiche autorisirte Kongre­gationen bestehen. Der Minister legt ferner.dar, daß die Lage der Jesuiten in Frankreich immer eine ungesetzliche gewesen sei.

Belgien.

Brüssel. 7. März. Der Knall, der gestern Abend an der Ecke der Lcuyeistraße vernommen worden ist, als die au« dem Theater zurückkehrende Königin eben vorüdergefahren war, hat die Bevölkerung in eine solche Auf­regung versetzt, daß die abenteuerlichsten Gerüchte einander überbietend die Stadt durchschwirren. Der Telegraph verkündete in alle Welt hinan«, es sei eine Petarde geworfen worden und daraus da» Gericht entstanden, daß Jemand aus die Königin geschossen habe. Der Justizminister hat sich dadurch veranlaßt gesehen, heute iu der Sitzung der Kammer zu erkläre», daß nicht da» mindest« Attentat aus di« Königin stattgefunden habe; der Vorfall beschränk« sich darauf, daß der Wagen, iu welche« der Oberhofmeister Ihrer Majestät, Graf Lannoy gesessen, eine zufällig auf der Straß« liegende Petarde zeriprengt habe. Thaksache ist, daß Graf Lannoy selber nur ein sehr schwaches Geräusch gehört hat. Die au« dem Theater ausströmende Menschenmenge hatte die Straße erfüllt und ließ sich von denen, welche den

Knall gehört, ja. den Feuerschein gesehen haben wollten, berichten. Bis in'« ungeheuerliche vergrößert, wälzte sich nun das Gerücht wie ein Nachtgespenst durch die Stadt.

Nieder lande.

Rotterdam, 29. Febr. Im Jahre 1879 wurden beinahe 500 Deutsche wegen mangelnder Subsistenzmittel über dis Grenze gebracht; fast da» doppelte Kontingent lieferten aber Frankreich und Belgien. Da noch immer von Zeit zu Zeit Deutsche hierher kommen, um sich für den Kolonialdienst anwerden zu lassen, aber seit der Unterwerfung Atchins keine Fremde mehr angenommen werden, so fallen diese natürlich dem äußersten Elend anheim und werde» dann über die Grenze gebracht.

Spanien.

Auf einem Jagdausfluge. welchen der König Alson« von Spanien mit seinem Sekretär, seinem ersten Kämmerer und seinem Stallmeister vergangene Woche in der Nähe von Madrid unternahm, wurde einer dex Treiber an der Seit« de« König« von der Kugel eine« Kameraden getroffen und war, tza ihm das Geschoß aa der linken Seite in den Leib drang und auf der rechte» wieder heraustrat, nach wenigen Minuten eine Leiche. E« ist gerichtliche Untersuchung eingeleitet und find mehrere Heger auf Anordnung de« Richter« verhaftet worden. Man hal begreiflicherweise allerhand Kommen­tare an den Vorfall geknüpft; es mag daher am Platze sein, zu versichern daß hier lediglich ein böser Zufall obwaltete.

Rußland.

St. Petersburg, 4. März. Das erste Verhör de» Verbrecher«, der aus Loris-Melikoff schoß, wurde vsm Stadthauptmann vorgenommen Der Attentäter sagt aus. er sei ein getaufter Israelit au« dem Gouvernement Min«k. wo er da« Gymnasium absoloirte, unv heiße Hippolydt Mlodetzky. Ferner äußerte er u. a.. Loris Melikoff werde durch feine Genossen getödtet; wenn nicht durch ihn, dann durch den zweiten, wenn nicht durch den zweite», dann durch den dritten. Melikoff begab sich bald nach dem Attentate zum Kaiser und empfing sodann zahlreiche Besuche, zunächst (wie bereit« ge­meldet) vom Großsürsten Thronfolger und den anderen Großfürsten. Nach einem Bestätigung bedürfenden Gerüchte hätte heute ein zusammengetretene« Kriegsgericht tun gestrigen Atleuläter zum Tode mittelst Strang verurthetlt. Die Vollziehung würde morgen früh stattfinden.

St. Petersburg, 5. März. Der Verbrecher Mladetzk y, welcher das Attentat gegen Loris-Melikoff verübt hatte, ist heute Vormutag 11 Uhr mittelst Strangs auf dem Semenoff'schen Platze hingerichtet worben. Eine unzählige Menschenmenge war aus de« Platze versammelt. Der Richtplatz war von Militär umstellt. Die Ruhe wurde nirgends gestört.

Amerika

Newyork 6. März DerHerold" meldet au« Honkong: China trifft große Kriegtvorbereitungen und «acht ansehnliche Waffenkäufe. _

Tages-Neuigkeiten.

Stuttgart. 4. März. Im Lause de» vorigen Jahres hatte Herr Prof. Dr. Gustav Jäger anläßlich seiner neusten Forschungen auf dem Gebiete der Gesundheit»pfl-ge und Entwicklung de« menschlichen Körpers in einem besonderen Aufsatz im »N. D. Fam.-Bl." entschieden gegen die seither bei der deutschen Turnerjchaft eingeführte Drilchklerdung sich ausgesprochen, da dieselbe vereitele, daß der abhärtenve Effekt, den der Turner anstreitig habe, zu einem dauernden werde und geradezu eine Gefahr sei. Die» gab dem hiesigen »Tarnerbund" Veranlassung, Herrn Prof. Jäger zu bitten, einen Bortrag über da» betreffende Thema im Verein zu halten, welcher Bitte derselbe am gestrigen Abend aus'« Liebenswürdigste machkam. In höchst klarer Weife besprach er zunächst seine langjährig en Beobachtungen und Erfahrungen al» Zoologe bei den Thiercn, jodann bezüglich de» Einflusses de» Turnen« auf die Gesundheit der Schüler. Er führte den günstigen Einfluß de« Turnen» auf die Entziehung de« Wassergehalt» auf den Körper durch das Schwitzen und die hiedurch bezweckte Festigung desselben zurück. Nun folgten eingehend«, mit größtem Fleche geführte Untersuchungen ,n Bezug auf die LthmungS- fähigteit der Lungen beim Militär uno Berechnungen au» den Abgangslifte«

»Darf ich noch immer nicht auSgehrn?"

Ich erlaube Ihne» eine Promenade im Loitz heute Abend oder bei Rächt, aber unter der Bedingung, daß Sie die Umgegend des See» und di« Avenue de t' Jmperatrice vermeiden. Auf Wiedersehen!"

Bertrand hatte seinen Freund Olivier seit dem Lag« nicht gesehen, an dem er ihm den Brief Mälame's brachte.

Wo könnte ich ihn wohl heute. Abend finden?" fragte er sich, nachdem er Bertha Laugeoin verlassen hatte. »Es ist drei Uhr. Er wird im klub sein."

, -«vier gehörte einem Club junger Leute an, wo man sehr hoch spielte. Er hatte Bertrand dort eingesichrt, und dieser war jeinstimmig ausgenommen worden.

In diesem Club suchte Bertrand jetzt Olivier, »nd er fand ihn dort. Man sagte mir, daß Du «ich fliehst," sagte er lachend zu ihm.

»Ich?"

Willst Du vielleicht Deine Wette zurückziehe» ?"

»Du bist also immer noch derselbe Narr . . ."

»Narr genug, um meine Wette aufrecht zu halten." U« Bertrand« Lippen spielte ein räthselhaste« Lächeln, welche« Olivier Überraschte.

»Du scheinst heute sehr guter Lann« zu sei». Ist vielleicht Dein reicher Onkei in der Bretagne krank?"

»Nein. Ich srene «ich, Dich wiederzuseheu."

»Sehr UebenSmürdig l Doch was hast Du st» den letzte« drei Lagen gemacht?"

»Ich habe Srkuudtgungen eingrzegen."

»Uebrr »,n?"

»Austatt mich zu fragen, gestatte mir «in» Frage."

»Sprich l"

»Hast Du Fräulein de Balbonne wiedergesehe» ?" .Za.".

»Wann?"

»Gestern Abend."

»Du kannst mir also von ihr erzählen?"

»Sehr gern."

»Ist sie noch immer gegen mich aufgebracht?" »Ah l Du bildest Dir zu viel ei«!"

»Glaubst Du?"

(Fortsetzung folgt.)

Au« einer Predigt de» Pfarrer« Spörer zu Recheaberg im Fränkischen anno 1720. »Das Frauenzimmer lieb' lch von Natur, wen« e« schön, galant, complaisant, Honnet. sauber aufgrputzt wie ein schöne» Pferd; da weiß ich schon, wie sie zu respectire« seien, die da recht hou«halte» können, dem Manne Alle« an den Lugen absehen, wa» er will. Ha! da lacht da« Herz, »enn der Man» heim kommt und einen so liebeu«würdigen Engel an- trifft, die ihm mit den schneeweißen Händchen empsäugt, küsset, herzet, ei« Brätlet« und ein Salätlein auf den Tisch trägt. u»d sich zu ihm hinsetzet und spricht: Liebster, wo willst Du heruntergeschnitte« Han? und wa« dergleichen Honig- und zuckersüße Sache» «ehr sind. Wen» man aber eine hasche, basche, rasche I einen Rumpelkasten, »in Martersell i» Hause hat, di« immer brummt, di, eine Thür zu, die andere aufschlägt, die i» Schlot mit der Ofengabel ht»auffährt »nd wieder auf de« Herd her»«terplu«pt, die ein Ge­sicht wie siebe« Tage Regeuwetter oder wie «in Nest voll Eule» «acht, die la»ter Suppe» au» de» Hölliutops« anrichtet »,d wa» de« Teufelzeug» «ehr ist: die lieb Ich nicht, di« mag der Teufel Holm!"