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— Stuttgart, 5. Jan. Schnellzug 1, der um 2 Uhr 47 Min. Morgens fahrplanmäßig hier eintreffen sollte. ist wegen unrichtiger Weichenstellung in Breiten diesen Morgen um öV< Uhr hier angekommen und wurde deßhalb mit Zug 5 (Abgang hier 5 Uhr 25 Min. Morgens) vereinigt weitergeführt. Die unrichtige Weichenstellung geschah von badischer Seite. Die Maschine, einige Wagen und Geleise sind beschädigt. Weiteres Unglück ist nicht zu beklagen.
— Stuttgart, 5. Jan. In verflossener Nacht um 12 Uhr sprang im
Hause Nro. der Blumenstraße ein Rohr an der Wasserleitung. Der
Hausbesitzer wollte den Haupthahuen von Nro. 13 zustsllen, hob den Schacht decke! weg und zündete mit einer Laterne in den Schacht; in demselben Augenblick explodirte das im Schachrloch angesammelte Gas, wodurch dem Hausbesitzer das Gesicht sehr stark und seinen beiden Knechten leicht ver- brannt wurde.
— Stuttgart, 5. Jan. An dem Bau der Gewerbehalle ist schon ernstlich begonnen worden. Noch ist man nicht an die Grabarbeit gelangt; es-handelt sich zunächst um allgemeine Herstellung der Baustelle. Bekanntlich ist sür die Lieferung der eisernen Bestandthetle des Baues eine verhältnißmäßig kurze Frist gesetzt. Kuhn in Berg har den Guß übernommen und die große Maschinenfabrik in Eßlingen wird das Schmiedeisen liefern. Durch eine solche Theilung der allerdings sehr umfangreichen Arbeit unter zwei so leistungsfähige Etablissements wird jede Besorgwß vor einer Verzögerung beseitigt.
E ß li n g e n, 4. Jan. In der letzten Zeit wurde in der hiesigen Maschinenfabrik für die hessische Ludwigrbahn ein sogenannter Dampfwagen gebaut, bei welchem Lokomotive und ein zweistöckiger Personenwagen als ein Ganzes vereinigt sind. Letzterer wurde in Nürnberg gebaut und bat Raum für 62 Personen. Die>e neue Art von Damp-wagen soll für die Sekundäroahnen bestimmt sein. Bei der ersten Probefahrt, welche gestern Bormittag nach Fellbach gemacht wurde, soll sich derselbe vollkommen bewährt haben. Am Erscheinungssest (6. Januar) soll eine größere Probefahrt mir demselben nach Böblingen unternommen werden, an welcher außer den Mitgliedern der Direktion der Maschinenfabrik Se. Exzellenz. Herr Geh. Rath v. Dillenius^ Direktoren anderer Bahnen und einige Bautechmker sich betheiligen sollen.
— Brette», 5. Januar. Als Curiosum theilen wir unfern Lesern mit. daß in dem benachbarten Ort Bahnbrücken kürzlich die Anfertigung eines Anzugs sür den dortigen Polizeidiener, bestehend aus Rock, Hose und Mantel, im Submissionswege um den Preis von 4 Mark 30 Pfennige an einen dortigen Schneider vergeben wurde.
— NeutlingerAlb. 1. Jan. Ein recht bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich kürzlich in der Nähe Stettens. Ein Bürger von Hausen kam von Lleinengstingen. Wegen des Glatteises war er sehr ermüdet und wollte sich deßhalb von Erpfingen aus führen lassen. Er suchte einen ihm bekannten Mann auf. der auch seiner Bitte willfahrte und einfpannte. In Hörschwag trennten sich Beide und der Erpfinger fuhr wieder nach Hause. Allein das Pferd kam mit Schlitten und Peitsche allein an, worauf die Frau und ein Mann sich auf den Weg machten, um den Vermißten zu suchen. Vor Steilen, da die Lauchart ganz nahe an der.Straße vorbeifließt, fanden sie den Gesuchten! als Leiche im Wasser. Er hatte noch beide Hände in den Taschen seines lieber rocks stecken. Es scheint, daß er der Kälte wegen neben dem Schlitten herlief, plötzlich aber auf dem Glatteis ausglitt und ins Wasser fiel. Tas Wasser ist dort übrigens nicht einmal 3 Fuß tief.
— Weingarten, 4. Jan. Der unglückliche Schütze, welcher in der Neujahrsnachl seine ergene Mutter erschoß, ist kein Verbrecher, dmn nur einem unglücklichen Zufall ist es zuzuschreibeu, daß die arme Frau geirossen wurde.! Der heute auf dem hiesigen Friedhof erfolgten Beerdigung derselben wohnte auch der bedauernswerche Sohn bei.
— Pforzheim, 3. Jan. Fast hätte der Fall Britsch gestern an derselben Stelle eine Wiederholung erfahren. Als nämlich der Jagdaufseher Weiß von Bauschlott, der Lei der hiesigen Jagdgesellschaft angestellt ist, gestern Nachmit- tag seinen gewöhnlichen Rundgang machte, traf er auf dem sog. Todtenwiesle auf den berüchtigten Wilderer Joh. Ad. Schickte von Eisingen, dermalen in Dillstein wohnend, mit angeschlagener Flinte. Weiß bat um sein Leben unter!
dem Hinweis auf seine 6 unmündigen Kinder, worauf Schickle die Schußwaffe sinken ließ und sich aus den Heimweg begab. Der Jagdaufseher faßte ihn aber außerhalb de» Waldes ab und bewerkstelligte die Festnahme des Wilderers. Die großh. Staatsanwaltschaft ist bereits mit diesem neuen traurigen Fall beschäftigt.
— Frankfurt, 3o. Dez. Eine große Ueberraschung bereitete ein junger Frankfurter seinem Vater zu Weihnachten. Er schmückte einen ziemlich großen Christbaum mit lauter unbezahlten Rechnungen und hatte das Glück, daß sein Vater den Witz für gut fand und die Rechnungen bezahlte. aber, setzte er hinzu, mein Sohn, man darf nie einen Witz zweimal machen.
— Frankfurt, 3 Jan. Ein bedeutender Viehhändler befindet sich seit geraumer Zeit mit der Polizeiverordnung in Betreff des Viehtriebs am Sonn- tag in Konflikt. Da er sein Geschäft höher achtel als die Verordnung, so läßt er sich seit graumer Zeit per Fall mit 60 strafen, die er auch prompt am Montag abführt.
— Köln. 3. Jan. Dem Oberarzt der chirurgischen Station unseres Bürgerhospitals, Dr. Bardeuheuer, ist vor einiger Zeit eine sehr interessante Operation, die Herausnahme einer Niere gelungen. Der Patient, ein hiesiger Einwohner, konnte dieser Tage als geheilt aus dem Hospital entlassen werden.
— Essen, 25. Dez. Der hiesige Cigarrenabschntlt-Sammelverein beschenkte
gestern 161 Knaben und Mädchen mit vollständigen Anzügen. »
— Bebra, 5. Jan., Abends 5 Uhr. Die hiesigen Bahnhofsgebäude sind theilweise niedergeörannt. Der Schaden ist beträchtlich, der Verkehr aber unbehindert.
Wien. Ein Pfandleiher in der Antonigasse in Wien stand in seinem Laden und wartete auf Kunden. Da kam eine Frau und bot ihm ein Bündel Betten an, die in ein groß-s Leinenluch eingeschlagen waren. Der Mann öffnete das Bündel und machte merkwürdige Augen, und die Frau wurde leichenblaß; denn was sahen sie in den Betten eingewickelt? Einen Säugling. Der Mann packte die Frau: wo haben Sie diese Betten gestohlen? — Ach Goch, bei der Frau Grün in der Förstsrgasse! — Wie kommt das Kind in die Belten? Ich weiß es nicht, es muß in dem Bett gelegen haben, ohne daß ich's bemerkte, als ich die Betlstücke eilig zusammenraffte, in das Luch band und davoneilte. — So war's in der That. Die Frau Grün war einen Augenblick hinausgegangen und hatte ihr schlafendes Kind mit einem leichten Tuche bedeckt. Diesen Augenblick hatte die Spitzbübin benutzt!
Zürich, 3. Jan. Im Gotthardtunnel, wo man auf der Göschener Seite bereits die Sprengungen auf der Airolojeite (über 400 Meter weit) hört, zeigt der Thermometer eine Hitze von Celsius, welche den Menschen schwer, den Pferden aber noch schwerer zusetzt; viele derselben erliegen den Kongestionen. Im März wird der Tunnel durchgetr>eben sein.
Das Neue Jahr hat uns vollständiges Thauwelter gebrächt, so daß der Züricher See, auf dem am Ende Dezember alle Dampfschiffe ihre Fahrten eingestellt hatten, wieder nach allen Richtungen befahren wird. Interessant ist die Art des Zusrierens des Sees. Nachdem die Abkühlung desselben Wochen lang vor sich gegangen war, indem das kalte, schwerere Wasser untersank und das wärmere auf die Oberfläche getrieben hatte, bis endlich die ganze Wassermasse bis auf 2—3 Grad abgekühlt war, gefror das oben liegende ferner abgekühlte Wasser sehr schnell. Dieser Zustand trat am Freitag den 26. Dezember auf dem oberen See ein. An diesem Tage 'fuhr ein Schraubenboot um 10 Uhr 50 Min. von Släfa hinüber nach Richtersweil, wo es unter hartem Kampf mit dem Eis um 12 Uhr ankam. So schnell gefror nun das Wasser, daß um 2 Uhr ein kühner Knabe es wagte, von Richtersweil aus auf Schlittschuhen den Dampfschiffweg nach Stäfa zu mache». Bald folgten andere Knaben nach und schon um 3 Uhr kamen 12—15 Schtitt- schuhläufer von Stäfa in Richtersweil an. Noch am Sonntag den 23., war die Eisdecke so fest, daß Hunderte von Personen zwischen Wädensweil-Männe- dorf-Stäfa.Richtersweit mit und ohne Schlittschuhe von einem Ufer zum andern liefen, und es wird wohl Allen dieser Spaziergang zeitlebens im An- denken bleiben. Am selben Tag wurden in der unmittelbarsten Nähe von Zürich nach einander drei Schwäne unserer Schwanenkolorrre, die mitten im See eingefroren waren, so daß -die armen Thiere weder vorwärts noch rückwärts kamen und sich auch mit den Flügeln nicht heraushelfen konnten,
„Ich hmterlasse diese Zellen, lleoer Papa, für ven Fall, daß Du heute Nacht noch einmal hierherkommst. Wir haben Dich bis zwei Uhr erwartet. Aus Deinem Nichtkommen schließe ich, daß erstens der anonyme Brief eine Verläumdung enthielt, und zweitens, daß Du bei Antonia zum Souper geblieben bist. Morgen mehr.
Dein Sohn und Freund ,
< Henri."
Nachdem Herr de Valbonne diesen Brief gelesen hatte, zog er sich in rin Cabine: un Cafö Anglais zurück, welches zu jener Zeit dis ganze Nacht hin- durch geöffnet war.
Er verlangte Tinte und Fcdsr, und schrieb folgenden Brief an seinen Sohn :
„Mein lieber Sohn!
Ich schlage mich um sieben Uhr Morgens. Wenn ich falle, wird man bei inir diesen Brief sturen; ebenso mein Testament, das Du gewiß getreulich ausführen wirst.
Dein Dich liebender Vater
V. de Valbonne."
Diesem lakonischen Brief fügte Herr de Valbonns in der That sein Testament bei, das er sofort nicderzuschreiben begann.
In diesem Testament bestimmte er Joseph Loriot, den er als seinen natürlichen Sohu anerkannte, zum Erben der Hälfte seines Vermögens.
Er siegelte Las Testament und steckte es in die Rocktasche.
Dann blickte er auf dis Uhr. „Um sieben Uhr soll ich mich schlagen", sagte er zu sich. „Es ist jetzt halb sechs und ich habe noch keine Zeugen."
Er begab sich zu zwei Freunden, auf welche er unbedingt zählen konnte.
Zehn Minuten vor sieben Uhr kam er mit diesen bei der Pforte Maillot an.
(Fortsetzung solgt.)
Toffel wurde Bedienter, da Hörle er oft die Höflichkeiisformel: »Meine
Wenigkeit." Als er einmal am Spieltisch die Lichter putzte und einer der Herren fragte: „Wer spielt aus?" jo ries er, um seine Höflichkeit zu zeigen: „Ihre Wenigkeit mein Herr."
Als einmal der Dichter Heinrich Heine mit seiner jungen Frau im südlichen Frankreich eine Reis« machte, traf er den Violinspieler Ernst. Lieber Heine, sagte dieser. Sie reisen nach Paris zurück und können mir einen Ge- fallen thun. Bringen Sie diese famose Lyoner Wurst meinem Freund, dem homöopathischen Arzt mit. Gern, sagte Heine, und reiste ab. Damals aber gab es noch keine Eisenbahnen und der Weg war lang. Frau Heine bekam während des Weges Appetit und versuchte ein wenig von der betreffenden Wurst, die sie vortrefflich fand. Heine war derselben Meinung. Kurz, diese Wurst machte ihnen ein wahres Vergnügen während ihrer Reise, hatte aber gleichzeitig an Quantität dermaßen abgenommen, daß Heine bei seiner Ankunft in Paris anstandshalber es nicht wagte, das kleine übrig ge- bliebene Stück an den Adressaten zu übermitteln. Nachdem er mit sich selbst zu Rache gegangen, nimmt<er ein Bartmeffer und schneidet ein Stückchen, dünn wie Papier, von dem übrig gebliebenen Leckerbissen ab, wickelte es in einen Briefumschlag ein, mit folgendem Brief: „Herr Doctor! Ihren Ermittelungen gemäß st-ht es für die Wissenschaft fest, daß die millionsten Theilchen die größten Wirkungen Hervorbringen. Empfangen Sie denn beiliegend das millionste Theilchen einer Lyoner Wurst, die Ernst mich beauftragt hat, Ihnen zu übermitteln. Wenn die Homöopathie eine Wahrheit ist, so wird dieser millionste Th-il auf Sie dieselben Wirkungen Hervorbringen wie die ganze Wurst. Genehmigen Sie rc. Heinrich Heine."
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