570
UL. «.
Heute Samstag Abstimmung
Der Vorstand.
Eine schöne
Auffatzkommode
verkauft; wer? sagt die Exped. d. Bl.
Stadtgarten-Beobachter.
Das Jahr 1879, in welchem der Stadtgarten durch eine große Zahl werthvoller Nadelhölzer bereichert worden ist, schien, abgesehen von dem Diebstahl an 6 St. Kobelia carclinalis, erfreulicherweise zu Ende gehen zu «ollen, ohne daß irgend welche Klagen wegen Beschädigungen zu erheben gewesen wären. Die Freude hierüber ist jedoch eine verfrühte gewesen, indem wahrscheinlich Anfangs der vorigen Woche 3 St. der im Frühjahr gepflanzten edleren Nadelholzpflanzen auSgerissrn gefunden wurden. Zwei derselben fanden sich weggeworfen iu einiger Entfernung von de« Pflanzorte, die dritte aber ist nicht «ehr auszusindeu grivesr». Die Psiul.zcu ftaudea unu-ictribar beim SuSgang au« de« Garten de« Georgenäum« link« an dem Wege zum untern Brückchen und hatten einen Werth von ca. 10 Wenn irgend Jemand Mittheiluugen machen kann, die zur Lenntniß des ThäterS führen können, so wollen dieselben an mich gerichtet werden.
E. Horlacher,
_ Vorstand des VerschöncrungSvereinS.
— Stuttgart, 2. Dez. Die von den »Ausschüssen der vereinigten Handels, und Gewerbetreibenden* auSgegeberlen Wahlzettel find gestern Vormittag, weil sie in ungesetzlicher Weise ihrer Kandi- datenltste eine Empfehlung, dagegen nicht den Namen der Druckerei und des Berlage» beigefügt batten, konfiszirt worden. Natürlich werden die betreffenden Wahlzettel bet der Stimmzählung für ungiltig erklärt werden.
— Kirchheim u T., 29. November. Eine seltsame Annonce veröffentlicht der »Teckbote-. Sie lautet: »Zur gefl. Notiz. Am Sonntag Nachmittag wurde in meinem Laden 1 Packet Schnupftabak »Pariser Nr. 2 von Gebr. Bernhard in Offenbach- von einem Herrn gtkauft. Als derselbe das wohlverschloffcne Packet in einem hiesigen Wnthslokal öffnete, fand sich statt des Tabaks der pure Fegsand vor. Ich erstaunte über diese Thatssche nicht wenig, da ich diesen Tabak mit vielen anderen Waaren von meinem Vorgänger, Herrn Weinhardt, käuflich übernommen habe. Wo diese Fälschung begangen, ob iu der Fabrik oder hier, darüber Aufklärung zu erhalten, wäre mir angenehm, um so mehr, als sich beim Nachsehen einiger weiterer Päckchen die gleiche Füllung von Fegsandh eraussteüte. Ich bringe dieses zur Kenntniß meiner werthen Kunden und bitte, dieses mir höchst unliebsame Vorkommniß nicht mit «einem auf solider Basis beruhenden Geschäftsbetrieb In Beziehung bringen zu wollen. I. Link, zur Post, vormal« C. A. Weinhordt."
— Reutlingrr Alb, 1. Dez. Ende voriger Woche passirte dem von Undingen abziehendea Schwanenwirth in Pfullingen auf der Durchreise ein eigenthümliches Mißgeschick. Er restcmrirte sich dort in einer Wirihschast. Als er sich von da entfernte, ließ er seine Handschuhe liegen. Auf dem Rückwege von Reutlingen wollte er diese in jener Wirthschaft wieder abholev. Er wurde jedoch von der Wirihin lange hingehalten und endlich rückten Polizei und Landjäger an und nahmen ihn wegen Verdachts des Diebstahls in Haft. Er mußte seinen Geldoorrath weisen. Als die WirlhSleute seine Fünfmarkscheine und Thaler sahen, betheuerten sie sofort, das sei ihr Geld. Man nahm nun den vermeintlichen Dieb auf's Rathhaus, proiokollirte und wollte ihn, obwohl er seine Unschuld betheuerte, nach Reutlingen tranS- portireu. Da im letzten Augenblicke kamen die WirlhSleute und zeigten an, sie haben ihr Geld wieder gefunden. Hiebei stellte cs sich anch heraus, daß sie sich sogar in den Mürzlorlen geirrt hatten. Der so schwer Gekränkte will nun Klage führen.
— Hetdenheim, 2. Dez. Letzten Sonntag Abend kam in Dettingen a/Alb ein erschütternder Todesfall vor. Der Fruchthänüler Nikolaus Bcntler mußte während des Nachtessens Etwas in die Luftröhre gebracht haben; er erhob sich plötzlich, kämpfte aber schon mit dem Erstickungstod, und binnen einiger Minuten war er eine Leiche. Der alsbald herbeigeholte Wundarzt konnte nur den eingetretenen Tod konstatiren.
Wiesbaden, 1. Dez. (Selbstmord.) In der Nacht vom Samstag auf Sonntag vergiftete sich in emem hiesigen bekannten Badehause ein in der Mitte der zwanziger Jahre stehendes Fräulein Pape aus Dresden, welche die Tochter eines höheren Beamten der sächsischen Hauptstadt sein soll. Um ihres Tode« ganz sicher zu sein, jagte sie sich alsbald nach Einnahme des Giftstoffes noch eine Kugel in'S Herz, welche da« sofortige Hinscheiden der Unglücklichen zur Folge halte.
— Berlin, 1. Dez. Noch einmal das Thema vom Küssen der Hunde. Hunde soll man nicht küssen und wenn sie noch so sieben«.
Gottesdienst am 7. Dezember 1879. vorm. (Pred.) Hr. Helfer Häring. Kinderlxbre mit den SSbne».
Abends ü Uhr Missionsstunde im VereinShauS:
Hr. Dr. <8 rindert.
würdig find. Es gibt Menschen genug, die küssen und sich küsse» taffen. In Berlin wurde durch das Küssen eine« Hundes der Blasenamrm auf ein 9jähriges Mädchen übertragen. Der Wurm setzte sich in der Leber fest und trieb diese und den Brustkasten furchtbar auf. Der berühmte Arzt vr. Wilm» unternahm eine Operation auf Leben und Tod und fand einen Blasrnwuem in der Leber, der 1200 Gramm (1>/, Liter) Wasser enthielt.
— Berlin, 2. Dez. Man meidet der „Fr. Ztg.-: Bei den Besprechungen zwischen dem Kaiser, dem Kronprinzen und dem König von Dänemark wurde diesem eröffnet, daß Preußen mit einem Antrag aus Einverleibung des We'fsnMdS in das preußische Strarss-'r'nögen vor de» Landtag trete» müßte, falls der Herzog von Cumberland nicht auf den Hannoverschen Thron und die Succcssion in Braunschweig verzichte. Die größte Bereitwilligkeit wurde dagegen zur Herausgabe des WelfcnfondS an den Herzog von Cumberland ausgesprochen, falls beide Bedingungen erfüllt seien. Dana würde dem Landtage eine Vorlage wegen Aufhebung des Sequesters aus das Vermögen deS Königs Georg sofort zugehe».
— Berlin, 3. Dez. Nach einem Privattelegramm der »N. A. Ztg.- wäre konstatirt, daß in Warschau und übeihaupt iu Russisch- Polen die Rinderpest sich immer mehr verbreite. Man glaube demgemäß, militäiische Grenzsperre seiten« Preußen erwart,» zu müssen.
London, 1. Dez. Bei einem Zusammenstöße auf der London- and South-Western Eisenbahn am 9. Dezember 1878 wurde auch eiu Londoner Arzt, Dr. Phillips, in solcher Weise verletzt, daß er seildem völlig erwerbsunfähig ist und allem Berumlhm nach auch wohl bleiben wird. Auf cihobene Anklage ist jetzt vom Genchic in zweiter Instanz die Eisenbahngesellschaft zur Zahlung einer Entschädigung von 16,000 Pfund Sterling — 32>>,000 vsL ün den Verletzten ver-^ urtheilk worden.
In Rußland richtet, die DiphteritiS enorme Verheerungen an. Vor 5 bi« 6 Jahren tauchte sie zuerst im Süden Rußlands epidemisch auf, verbreitete sich dann immer weiter nordwärts, htt nunmehr bereits 15 Gouverniments ergriffen, in einzelnen Gegendcn den ganzen Nachwuchs der Bevöik-rung dahingeraffl und rst zu einer öffentlichen Calamrtät geworden. „GoloS" erklärt, es seien nicht nur die nn- mülhigen Anstrengungen aller Landschaften, soide-n auch die actioe Bctheilignng der Regierung an der Bekämpfung dieser Epidemie durchaus nolhw ndig, da die Diphleritis, die in den Ku d-ru die zukünftige Ar'-euer Generation vernichte, zu einem staatlichen Unglück geworden sei.
Moskau, 3. Dez. Am Montag Abe.rd 9 Uhr, als der Kaiser sich bereu« hier befand, verunglückte ein zweiter noch unterwegs befindlicher kaiserlicher Zug durch Explosion. Ein Bagagewagen wurde in die Luft gesprengt, sieben Waggons entgleisten. Menschen wurden nicht verletzt. L
Moskau, 4. Dez. Die »Mo-kauer Zeitung- veröffentüM den Bericht eines Augcnzrugen in dem kaiserlichen Bsgagezuze über die Katastrophe. Derselbe bestätigt d,e bereits bekannten Details. Der Berichterstatter eilte m die nächste Kaserne, um zu telegraphiren, fand aber die Telegraphenleitung zerrissen, drc Telegraphinpfosten «mgefiürzt. Nahestehende Weichensteller und Gorodowoj (Polizsideener) schienen stark verletzt. Der Staatsanwalt und der Untersuchungsrichter trafen nach zwei Uhr Nachts am Orte der Katastrophe ein. Die Spuren führten in daS nächste Haus, welches leerstehend getroffen wurde. Der Untersuchungsrichter fand unter dem Schnee des Hofes Drähte aus, durch diese wurde man auch aus eine galvanische Batterie u> der Scheune geführt, von wo leicht oorübrrsahiende Züge beachtet werden konnten. Lin junger Mann, angeblich ein Bürger aus Samara, kaufte im September daS Haus. Unter dem Vorwand, Sand aus dem Keller auszuführen, wurde die Erde aus dem Kanal, der für die Mine bestimmt war, «msgesührt. Letztere ist 22 Faden (1 Faden — 0,7 m) lang und in drei Faden'Tiefe gelegt. Znrückgeiasseue Kleider beweisen, daß mehrere Personen gearbeitet haben.
K o n sta n til, o vel, 30. Nov. Die Pforte hat ein Telegramm an den Fürsten Alexander von Bulgarien gerichtet, in welchem sie darüber Beschwerde fuhrt, daß den nach Bulgarien zurückkchrcnd-n mohrrnedanischen Flüchtlingen unter nichtigen Vorwänden der Eintritt in Bulgarien verweigert wild (Nach einer Meldung aus Philipoppel sterben die von der türkischen Regierung nach Bulgarien zukückgeschickn» und an »er bulgarischen Grenze zurück-ewieseuen «oiM«s»»nlschen Flücht linge h aufenweise aus den Straßen.) _
Vergesset die hungernden Vögelein nicht!
(Herzu Rro. 49 de« UnierhaliungSblatts.)
Redaktion Druck mrü Vertag von Ä. Orisch Niger ur cLaiw.